Zur Anregung der Diskussion (vielleicht lässt sich aus dem Thema ja noch die eine oder andere wertvolle Erkenntnis gewinnen) möchte ich einen Artikel beisteuern, den ich im online-Magazin "ef" (eigentümlich frei) gefunden habe. Es ist eine Auslegen des 13. Römerkapitels. Der Autor heißt Paul Green.
(Damit ist eigentlich auch schon gesagt, dass es sich dabei un die Meinung des Autors handelt, nicht um meine - obwohl ich den Artikel sehr interessiert gelesen habe...)
Freiheit und Christentum: Wahre und falsche Autorität
von Paul Green
Ein neuer Blick auf Römerbrief, Kapitel 13
Seit Jahrhunderten wurde Kapitel 13 des Römerbriefs dazu benutzt, die Flammen der Freiheit auszulöschen. Tatsächlich wurde es dermaßen missbraucht, dass es zum bevorzugten Zitat für Diktatoren wurde.
Als der Staat das frühe Christentum nicht verdrängen konnte, beschloss er, sich ihm anzuschließen. Schon bald trugen die Fußböden der Büros der römischen Steuereintreiber die Inschrift von Römer 13 und es begann das Abschlachten im Namen Christi. Hitler benutzte die Passage ebenfalls, als er verlangte, dass die Kirche sich um göttliche Angelegenheiten kümmern und die weltlichen ihm überlassen solle. Erst kürzlich spielte das totalitäre Mugabe-Regime schamlos die „Römer 13“-Karte.
Die christliche Rechte setzt sie derzeit ein, um den Staat von den Grundgeboten wie „Du sollst nicht töten“ freizustellen, damit es kein Problem ist, die Unschuldigen in Kriegen rund um die Erde abzuschlachten. Gleichzeitig wird sie von der christlichen Linken verwendet, um den Staat von Geboten wie „Du sollst nicht stehlen“ auszunehmen, damit es für den Staat kein Problem ist, alles zu nehmen was er will und Steuervermeider und -flüchtlinge zu Dieben und Betrügern zu erklären.
Gott plus Vaterland, König, Königin, Regierung?
Sobald Königreiche dieser Erde in den Augen von Christen mit dem Königreich Gottes verschmelzen, findet unweigerlich eine Kompromittierung ihres Glaubens zugunsten der Bedingungen und Prinzipien der weltlichen Regierung statt:
Der Glaube an Gottes Fürsorge wird minimiert und der Glaube an des Staates Fürsorge wird maximiert. Der Glaube an die Autorität des Schöpfers wird eingeschränkt, der Glaube an die Autorität des Staates wird gestärkt. Christliche Aktivität wandelt sich in Beeinflussung und Ausweitung staatlicher Aktivität um, anstatt diese zu ersetzen. Ehrfurcht vor den Diensten der Kirche wird mit den Vertretern und Fahnen und Symbolen des Staates geteilt. Regierungen haben sogar ihre eigenen Nationalkirchen errichtet.
Aber das Evangelium des Königreich Gottes – so wie Jesus es gelehrt hat – schließt den Staat absolut aus, und zwar nicht, indem dieser vorübergehend durch äußere Waffengewalt untergraben wird, sondern an seinem Fundament in den Herzen der Menschen. Aus diesem Grunde sind Feinde Jesus’ und der frühen Kirche hauptsächlich die Vertreter, Verbündeten oder Begünstigten des Staates – lokal, national und schließlich das ganze Imperium.
Die ersten Christen waren sich sehr wohl darüber im klaren, dass das alte Israel durch Gott ohne irgendeine irdische Regierung errichtet wurde und 450 Jahre lang diesen Zustand beibehielt – nicht im Chaos, sondern unter bürgerlichem Recht, Richtern und natürlichen Familienältesten. Dementsprechend war Jesus’ Einstellung gegenüber Regierung und Funktionären absolut klar: „Die Könige der Heidenvölker wollen über sie den Herrn spielen; ihre Mächtigen lassen sich ‚Wohltäter’ nennen ... Bei euch soll es aber nicht so sein.“ (Lukas 22:25, 26)
Offensichtlich gefallen derartige Worte keiner Regierung und so haben es deren Verbündete vorgezogen, jene Schriften zu betonen, die sich mit praktischen Instruktionen für ein Leben unter heidnischen Regierungen befassen. Zwangsläufig werden praktische Instruktionen als absolute Unterwerfung und Gehorsam interpretiert – wobei die einzige Einschränkung staatlicher Autorität im Ermessen der Behörden liegt. Andere Schriften wie Römer 13, die wahre Autorität hochhalten, wurden zu einer Glorifizierung der Staatsgewalt umdefiniert.
Ergänzend zum Aufstieg der unverhohlenen säkularen Politikverehrung ruht der moderne Staatsapparat in christlichen Ländern auf der Akzeptanz von anerkannten Interpretationen zweier wichtiger Bibelzitate: „Gebt dem Kaiser“ (Matthäus 22, Markus 12, Lukas 20) und Römer 13.
Ich denke zu den Abgaben für den Kaiser hat Jeffrey F. Barr in seinem jüngsten Artikel präzise und detailliert Stellung genommen – mein eigenes Verständnis möchte ich jedoch hier zusammengefasst hinzufügen:
Es ging darum, Jesus dem Gouverneur zu überstellen – der kaum etwas dagegen einzuwenden gehabt hätte, wenn Jesus eine moralische Verpflichtung zur Zahlung jeder und jeglicher Steuern gelehrt hätte. Jesus hatte nichts dergleichen gelehrt. Stattdessen zeigte Jesus ihnen einen Dinar mit einer Inschrift, die den Kaiser als „theou huios“ - „den Sohn Gottes“ - vergöttert. Die Antwort, wieviel dem Kaiser und wieviel Gott zusteht, hängt daher ausschließlich vom Glauben des Hörenden ab. Jesu Worte waren eine Aufforderung, sich zu entscheiden, wem man folgen wollte. Seinen Jüngern gegenüber gab Jesus im Hinblick auf Steuern schlichte und einfache Anweisungen: „So sind die Söhne demnach frei. Wir aber wollen ihnen [den Königen der Erde] keinen Anstoß geben. ... bezahle dann für mich und dich.“ (Matthäus 17:26, 27)
Die Aussage dieses Artikels ist dieselbe – Kinder des einzig wahren Königs sind frei von jeglicher moralischen Verpflichtung dem Staat gegenüber. Dennoch (und dankenswerterweise) schreibt das Evangelium im Falle von Steueransprüchen keinen offenen physischen Widerstand vor – zahle einfach und lebe, um weiter kämpfen zu können.
Römer 13 – Die totalitäre Version
Einige moderne Bibel-„Übersetzungen“ von Römer 13 lassen wörtliche Genauigkeit komplett vermissen und sagen einfach „gehorche der Regierung“ – und werden durch das gesetzliche Urheberrechtsmonopol gestützt. Andere Übersetzungen sind weniger befangen, jedoch glaube ich nicht an die Unfehlbarkeit der Übersetzer. Lieber mache ich einen Versuch, Römer 13 selbst zu „übersetzen“.
Aber zuerst ist hier meine eigene Interpretation der autoritären Denkweise:
„Unterwerft euch vollständig der Regierung und ihrer Vertreter, da es keinen Vertreter der Obrigkeit gibt, der nicht von Gott berufen wurde um dich zu regieren. Jegliches Zeichen des Widerstandes gegen jeden offiziellen Vertreter ist daher ein Verstoß gegen Gott und wird mit Vernichtung bestraft. Also tue was immer sie entscheiden – dies wird gut sein und Gott wird dich durch seine Beamten belohnen. Jedoch ist Ungehorsam gegen ihre Worte oder Entscheidungen und gegen ihre Gesetze schlecht und du solltest Angst haben, weil die Regierungsvertreter aus gutem Grund Schwerter und Geschütze haben – sie wurden besonders von Gott berufen, diejenigen zu bestrafen, die ungehorsam gegen sie sind, weil dies böse ist. Aber gehorche ihnen nicht nur weil sie dich bedrohen, du solltest dich immer schuldig fühlen wenn du auf irgendeine Weise ungehorsam bist. Du solltest jede von ihnen gewünschte Summe bezahlen, ohne Fragen zu stellen, weil sie Gott dienen, indem sie von dir nehmen und ihre ganz besondere Arbeit verrichten. Also gebt ihnen was sie wollen, ohne Fragen zu stellen: Steuern gehören ihnen, dein ganzes Geld gehört ihnen, es ist ihr Recht, dass du ihnen Respekt erweist und dass du ihnen absoluten Gehorsam leistest.“
Ich denke, dies ist eine ziemlich faire Zusammenfassung der herrschenden Vorstellungen von Römer 13. Wenn dies beim Lesen bei Ihnen keinen inneren Widerstand verursacht, sollte es dies aber. Dass dies eine Verdrehung Gottes Heiliger Schrift ist, wird durch dessen Auswüchse bestätigt – die zum Mord und zur Versklavung von Millionen beitragen. Wie viele Christen sind aufgrund dessen – als Soldaten, die Despoten von Hitler bis zum Pentagon dienen – zur Schlussfolgerung gelangt, dass sie, ob richtig oder falsch, nicht für unschuldige Tote verantwortlich, sondern nur Befehlen gefolgt sind? Dieselbe Auffassung hält einen großen Teil der christlichen Welt in den Dienst einer parasitären Regierung, der eigentlich die Botschaft der Freiheit in Übereinstimmung mit dem enormen Preis, den Christus unser Herr für unsere Freiheit bezahlt hat, verbreiten sollte: „Gefangenen Erlösung, ... Niedergebrochene in die Freiheit zu entlassen.“ (Lukas 4:18)
Die Tür zur Freiheit ist weit geöffnet – aber die Insassen sind zu ängstlich, hinauszutreten.
Römer 13 – Schutz des Privateigentums
Erinnern wir uns, dass der Kontext des Römerbriefes ein feindseliges römisches Imperium mit Leuten wie Nero und Caligula ist, mit bewaffneten religiösen Machteliten auf lokaler und nationaler Ebene.
Für mich ist die weitgehend urheberrechtsfreie Seite Bible.org hilfreich, insbesondere das Feature der Hinzufügung griechischer Worte. Nachdem ich verschiedene Quellen verglichen habe, ist dies meine eigene Übersetzung/Interpretation:
„(1) Jeder sollte der führenden Autorität unterstehen – denn sie ist keine Autorität, wenn sie nicht unter Gott steht und nur wie von Gott verfügt existiert. (2) In welchem Fall der Widerstand gegen eine solche Autorität gegen Gottes Auftrag verstößt – und Widerstand dagegen eine Erzwingung herausfordert. (3) Denn ein Verantwortlicher ist keine Bedrohung bei gutem Betragen sondern bei schlechtem. Betrage dich einfach gut und man wird dich hochschätzen, (4) weil er dein von Gott gegebener Diener ist. Wenn du Böses tust, dann fürchte dich, weil er nicht ohne Grund eine Waffe trägt – und in Zorn wird er eine Strafe vom Missetäter einfordern. (5) Deshalb ist es notwendig, fügsam zu sein, und zwar nicht nur aufgrund seines Zorns, sondern aus Gewissensgründen. (6) Aus diesem speziellen Grund (die Bestrafung der Missetäter) lege man die jährliche Abgabe für öffentliche Bedienstete fest, wenn sie sich diesbezüglich als Gottes Diener verhalten. (7) Gebe jedem, was ihm tatsächlich geschuldet ist: Eine Abgabe wo eine Abgabe angebracht ist, eine Zahlung wo sie angebracht ist, Respekt wo er angebracht ist, zum korrekten Preis und zur korrekten Summe, die angebracht ist. Niemals sollte man eine Zahlung zurückhalten, statt dessen liebt einander, denn wer auch immer seinen Nachbarn liebt, vollbringt das Gesetz.“
Ich glaube, dass dies eine sehr viel bessere und präzisere Übersetzung ist als die meisten anderen. Ich behaupte nicht, dass alle anderen Übersetzungen komplett falsch sind – aber deren Wortwahl wird hauptsächlich durch die zugrunde liegende Annahme geleitet, dass ausschließlich der Staat das Subjekt ist.
Das ist nicht der Fall.
Machtbefugnisse
In Wahrheit entspricht das oft als „Obrigkeit“ oder „Mächte“ in Vers 1 übersetzte Wort nicht dem Staat. Die Bedeutung, gemäß Thayer und Vine, ist in erster Linie die „Freiheit, die Macht, zu tun was einem gefällt,“ die eine Person über ihre eigene Person, ihr Eigentum oder Gebiet hat. Es könnte sogar so übersetzt werden: „Jeder respektiere grundlegende Rechte und Freiheiten...“. Im 1. Korinther 8:9 wird es als „diese eure Freiheit“ übersetzt. Auch ist das häufig als „Herrscher“ übersetzte Wort in Vers 3 nicht die direkte Entsprechung von Staatsbeamten. An anderen Stellen in der Bibel wird es benutzt, um „Herrscher“ einer Synagoge, Richter, Älteste zu bezeichnen – also jeden im Besitz einer gesellschaftlichen Funktion. Die Bibel verweist sogar auf einen „Herrscher des Fests“ und einen „Speisemeister“.
Tatsächlich werden in der Bibel mehrfach rechtmäßige Zentren der Autorität beschrieben, die von Gott berufen und angelegt worden worden sind. Jedes von ihnen wird durch den ungezügelten Staat verletzt, sobald dieser Autorität beansprucht, die er für diese Gebiete nicht besitzt. Zum Beispiel:
Ein Vater soll „sein eigenes Haus ... verwalten“ und darf zu dessen Verteidigung Waffen tragen: „Und wenn ein Starker wohlbewaffnet seinen Hof bewacht, dann ist sein Eigentum in Sicherheit.“ (Lukas 11: 21) Ein Vater hat die Pflicht, zum Wohle seines Haushalts, seiner Gäste und Besucher dienstbar zu sein. Diese Autorität ist eindeutig beschränkt, jedoch im Falle von Eindringlingen und bewaffneten Räubern besitzt der Haushaltsvorstand jedes Recht, Gewalt anzuwenden und Rechtsverletzer sollten große Angst davor haben, seinen Zorn auf sich zu ziehen.
Ein Haus- oder Grundeigentümer besitzt jedes Recht, sein Eigentum mit Gewalt zu führen und zu beschützen. Jesus lehrte das Gleichnis vom Grundeigentümer, der seinen Weinberg an Pächter vermietet hatte, die zuerst die Angestellten des Grundeigentümers und dann dessen Sohn töteten. Jesus fragte die Jünger, was der Eigentümer nun tun solle. Die Antwort, die von Jesus absolut akzeptiert wurde, lautete, dass der Besitzer die Pächter vernichten solle.
Der Leiter einer Kirche wird dazu berufen, der Kirchengemeinde zu dienen, aber auch Kirchenangelegenheiten zu regeln und es sollten Sicherheitsmaßnahmen vorhanden sein. Jedoch gibt es klare Beschränkungen. Sollte ein Kirchenleiter anfangen, Autorität über das Leben, den Haushalt und das Geld seiner Mitglieder zu beanspruchen, wird aus der Kirche ein Kult.
Ein Geschäftsinhaber hat den Zweck, seinen Kunden zu dienen, aber auch das Geschäft zu leiten und sich vor Dieben in Acht zu nehmen. Kunden werden geschätzt und bedient; aber Diebe und Unruhestifter sollten rausgeworfen werden – falls nötig mit Gewalt. Um diese Rechte, Freiheiten und Zentren der Autorität aufrecht zu erhalten, gibt es einen legitimen Ort für eine unabhängige, öffentliche, gerichtliche Möglichkeit zur Klage und erzwungener Bestrafung derjenigen, die Rechtsbruch begehen. Dies ist ausdrücklich im sechsten Vers jener Passage enthalten.
Diese Funktion schließt jedoch nicht die Schöpfung neuer Gesetze oder das Entstehen neuer Autoritätszentren ein; nur die durch Gott bereits Gegebenen sollen respektiert werden. Angeeignete Autorität gibt es einfach nicht – niemand besitzt das Recht, eine neue Autorität oder neue Herrschaftsfelder einzuführen, um über andere Macht auszuüben.
Das gottgewollte Recht von Königen?
So wie er vielfach übersetzt wird, ist der zweite Teil der Römer 13:1 unklar. Die übliche Interpretation lautet: „Es gibt keine Obrigkeit außer von Gott und jene die existieren sind durch ihn ernannt.“ Zusätzlich zu der Annahme, dass der Staat die ausschließliche und allumfassende Macht ist, auf die Bezug genommen wird, besteht die vorherrschende Interpretation darin, dass sämtliche vom Staat mit Autorität ausgestattete Obrigkeit von Gott berufen wurde.
Heute glauben viele Christen, dass eine Behörde eine Nummer auf eine Straßenseite schreiben und eine neue Sünde – Überschreitung der Geschwindigkeitsbeschränkung – mehr oder weniger erfinden kann, egal ob jemand tatsächlich in Gefahr gebracht oder gar verletzt wurde oder nicht.
Viele glauben, dass Gott 10 Prozent beansprucht, dass jedoch die Regierungen einen gottgegebenen Blankoscheck besitzen. Sie mögen gegen die aktuellen 50 bis 60 Prozent des BIP protestieren, die derzeit in den USA und dem Vereinigten Königreich verausgabt werden, denken aber noch immer, dass es in den Augen Gottes Diebstahl wäre, wenn sie nicht zahlten.
Wir sollten wenigstens eine gleichmäßige Fehldeutung erwarten dürfen, aber viele derselben Menschen unterstützen die Invasion und die Niederschlagung anderer „göttlich ernannter“ Regierungen. Wenn der Glaube in „Gott und Vaterland“ besteht – und „Vaterland“ die „Regierung“ bedeutet – scheint es so, dass ihr eigenes Vaterland die Oberhand behalten muss.
Die Schlussfolgerung: Der einzig mögliche Sinn, der mit anderen Stellen der Schrift vereinbar ist, besteht darin, dass Autorität jeglicher Art – zu Hause, geschäftlich, kirchlich, rechtlich – nur insofern existiert, dass sie von Gott kommt und wie in der Schöpfung angeordnet ist. Jeglicher fälschlicherweise angeeigneten Autorität muss widerstanden werden:
„Ob es vor Gott berechtigt ist, mehr auf euch als auf Gott zu hören, darüber urteilt selber.“ (Apostelgeschichte 4: 19) „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ (Apostelgeschichte 5: 29) „Im Glauben ... Moses ... von seinen Eltern ... verborgen gehalten, ... und fürchteten den Befehl des Königs nicht.“ (Hebräerbrief 11: 23) „Im Glauben rangen diese Königreiche nieder“ (Hebräerbrief 11: 33).
Autorität und Gewalt
Römerbrief 13, Vers 4, unterstreicht, dass ordnungsgemäße Autorität rechtmäßig durch Gewalt gestützt wird.
Das Volk Gottes war immer bewaffnet. Dies ist anhand zahlloser Ereignisse erkennbar: Von Abraham, der Plünderer erschlagen hat bis zu David, der Goliath tötete. Das einzige Mal, das sie unbewaffnet waren, war, als sie von den Philistern entwaffnet wurden.
Jesus bekräftigte dies in Lukas 22, als er seinen Jünger gebot, angemessene Vorkehrungen zu treffen, nachdem sie sich zuvor einer besonderen Ausbildung unterzogen, um ausschließlich übernatürlichen Verordnungen zu vertrauen. „Wer aber nichts hat, verkaufe sein Kleid und kaufe ein Schwert.“ (Lukas 22: 36) Wie schon erwähnt, hatte er bereits gesagt, „wenn ein Starker wohlbewaffnet seinen Hof bewacht, dann ist sein Eigentum in Sicherheit“ und bestätigte die Autorität eines Grundeigentümers, Gewalt gegen brutale Diebe anzuwenden. Darüber hinaus hat Jesus persönlich, als rechtmäßiger Vorstand des Tempels in Jerusalem – eine Peitsche aus Stricken benutzt, um die Geldwechsler hinauszutreiben.
Gleichzeitig sind Rache und Vergeltung nicht recht. Jesus lehrte das Hinhalten der anderen Wange bei Beleidigung und Provokation, selbst wenn man dabei unwesentlichen Verlust oder Schmerz erleidet, um Gnade auszuüben und um Ärger zu vermeiden.
Gerichtliche Autorität
Die Verhaftung von Missetätern ist ebenfalls eine legitime Anwendung von Gewalt. Das Rechtssystem wird in Römer 13: 6 erwähnt, jedoch mit der klaren Bedingung, dass es zu einem Zweck besteht – die Anerkennung, Durchsetzung und den Schutz von Rechten, Freiheiten und angemessenen Autoritäten.
Paul hat – im Kontext einer gewalttätigen römischen Diktatur – darauf hingewiesen, dass, sofern ein lokales Rechtssystem vorhanden ist und sofern es tatsächliche Missetäter wie Diebe, Mörder, und so weiter bestraft, Christen mit diesem einhergehen und sogar bereit sein sollten, dafür zu zahlen. Das bedeutet nicht, dass das römische Regierungssystem oder irgendein anderes rechtmäßig oder notwendig ist.
In angelsächsischen Ländern funktionierte bis zur Einführung der Polizei Mitte des 19. Jahrhunderts die Justizverwaltung gut und größtenteils ohne Regierung. Das „Common Law“ wurde – und wird an einigen Orten noch immer – von unbezahlten, lokalen Friedensrichtern und Polizisten verwaltet, die unabhängig waren und sich häufig dem Staat widersetzten. Festnahme durch Private war die häufigste Vollstreckung. Die Durchsetzung des Gesetzes im altertümlichen Israel war ähnlich, mit Richtern und freiwilligen Gerichtsdienern. Man beachte, dass Römer 13: 6 eine jährliche Abgabe oder einen Tribut bescheidenen Umfangs vorsieht – es ist kein Freifahrtschein für alle Steuern aus allen möglichen Gründen.
Allen Menschen Ehre erweisen
Am Ende kehrt Vers 7 zum Thema zurück, grundsätzlich „jedem“ Respekt zu erweisen: Ein Grundeigentümer hat das Recht für die Pacht bezahlt zu werden – pünktlich. Ein Passagier sollte seine Fahrt bezahlen. Rechnungen sollten bei Fälligkeit beglichen werden. Ein „Rasen betreten verboten“-Schild des Eigentümers sollte respektiert werden. Ein Lehrer sollte dem Rektor gegenüber Respekt erweisen. Ein Geschäftsführer sollte dem Firmengründer oder Vorstandsvorsitzenden gegenüber Respekt erweisen.
Die Botschaft von Römer 13 ist, die Rechte anderer, ob finanzielle oder andere, zu beachten, wo immer es geboten ist. Aber den meisten Menschen sind die Grenzen und Einschränkungen der Autorität in jedem dieser Fälle klar. Es ist eine Anomalie, wenn Römer 13 so interpretiert wird, als gäbe es für die Autorität der Regierung keine Grenzen und dass sie mit göttlicher Unterstützung ihre eigenen Gesetze machen und diese mit Gewalt durchsetzen kann.
Vernunft und praktische Anwendbarkeit
Es ist eine Sache, die illegitime Natur des Staates festzustellen (wer noch Restzweifel hat, sollte Samuel 1, Kapitel 8 lesen); es ist eine andere, sich diesem offen zu widersetzen.
Manchmal ist der offene Widerstand angebracht – wenn eine Regierung Soldaten abkommandiert, um unschuldige Menschen zu töten, wenn eine Regierung von schleichender Korruption in offene Konfrontation zum Christentum umschlägt; wenn eine Regierung damit beginnt, Kinder zu vereinnahmen oder zu indoktrinieren; oder wenn sie durch öffentliche Unterstützung gedeckt ist.
Andererseits kann eine ansonsten illegale Regierungshandlung unterstützt werden, wo sie sich selbst auf die angemessene juristische Verfolgung tatsächlicher Missetäter beschränkt – so wie durch die Gesetze Gottes definiert und ohne die Unschuldigen zu verletzen. Einige Passagen der Schrift unterstützen dies:
Erster Petrusbrief, Kapitel 2 stellt klar, dass es „um des Herrn willen“ wichtig ist, dass wir menschlichen Institutionen gehorchen, wenn dadurch die Verbreitung des Evangeliums erleichtert wird. Unser Ziel ist der Wandel von innen, nicht bloß oberflächlicher Ungehorsam. Aber nur die „Bestrafung der Übeltäter“ ist legitimiert, nicht das willkürliche Recht, Gut und Böse neu zu definieren.
Viel Aufhebens wird aus „fürchtet Gott und ehrt den König“ gemacht. Aber warum sollte dies uns nicht an den wahren König, Jesus, erinnern? Auch wenn es zweideutig ist, warum sollte die andere mögliche Bedeutung mehr sein als eine Anweisung, höflich zu sein und auch unsere Feinde zu lieben – dasselbe griechische Wort wird auch im selben Vers benutzt für: „Erweist jedem Achtung“.
Titus 3:1 verwendet exakt dasselbe griechische Wort für „Autoritäten“ oder „Mächtige“ wie Römer 13, definiert zuerst durch Vine, als „Macht durch Auswahl, Freiheit das zu tun, was einem beliebt“, was auch durchaus gerichtliche Autorität einschließt, falls und sofern diese innerhalb ihrer Beschränkungen operiert.
Meistens ist jedoch der Umgang mit der als unangemessen angeeigneten Autorität der Regierung schlicht eine Frage der Praktikabilität und der Vernunft angesichts gewaltsamen Zwangs.
Abschließende Gedanken
Das Begreifen dessen, was die angemessenen gottgegebenen Zentren der Autorität sind, ist der Schlüssel zum Verständnis von Römer 13. Das ist der Grund, warum ich Römer 13 schätze – es stützt unsere eigenen Rechte und Befugnisse zusammen mit den Rechten anderer.
Denken wir über die 95 Prozent täglichen Lebens nach, die die Regierung nicht kontrollieren kann. Warum gibt es kein Chaos? Das Leben ist von natürlichen Autoritäten geordnet, idealerweise drehen sich diese um den Familienhaushalt, der für die sozialen Versorgung zuständig ist, und um freies Unternehmertum, der für die wirtschaftlichen Versorgung zuständig ist.
Darüber gibt es nur einen wahren König, den Spender und Beschützer aller Freiheit.
Es ist Zeit für Christen, die ihnen angemessene Autorität wieder einzunehmen, und damit aufzuhören, sich als „Menschensklaven“ zu fügen und sich für das außerordentliche, höchste Königreich Gottes und gegen die unrechtmäßigen Königreiche und Regierungen dieser Welt auszusprechen.
Information:
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 28. September 2010 in englischer Sprache auf der Webseite lewrockwell.com und wurde von Robert Grözinger für ef-online übersetzt.
18. Oktober 2010