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Mann und Frau


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Rolf

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Mann und Frau




Adam und Eva als Paar
Mann und Frau

Wenn wir in der Bibel von Adam und Eva im Garten Eden lesen, so ist, bezogen auf unser heutiges Thema vor allem interessant, wovon in 1Mo 1+2 NICHT gesprochen wird. Innerhalb des Garten Eden wird nicht gesagt, ob die beiden eigentlich verheiratet waren. Ist die Ehe hier stillschweigend vorausgesetzt oder tatsächlich nicht der Fall gewesen? Interessant zu lesen ist dazu Jesu Aussage über das Leben in der Auferstehung in Mt 22,30: Denn in der Auferstehung werden sie weder heiraten noch sich heiraten lassen, sondern sie sind wie Engel im Himmel. Wir hören auch nichts von einer Über- bzw. Unterordnung in dieser Beziehung. Laut 1Mo 1,27 wurde der Mensch gleichzeitig als Mann und Frau geschaffen, ohne das man ermitteln könnte, dass einer über den anderen herrscht oder von Gott bevorrangigt wäre.
1Mo 2,22 erzählt, dass die Frau aus dem Mann, also auch nach ihm geschaffen wurde. Immer noch hören wir nichts von einer innerehelichen Hierarchie. Sie sind hier zueinander geschaffen, weil einer allein nicht gut leben kann (1Mo 2,18): Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.
1Mo 2,24 beschreibt sogar das Gegenteil dessen, was wir über den Usus zur Zeit der Vätergeschichte bei Abraham lesen: Der Mann verlässt seine Familie, um seiner Frau anzuhängen.

Ehe: Ordnung in einer gebrochenen Welt

Mit dem großen Sündenfall, dem Bruch des Gottes- und Menschenverhältnisses und der Vertreibung aus dem Garten Eden setzen also Entwicklungen ein, die die Beziehung zwischen Mann und Frau neu regeln. Die Ehe ist kein ewiges Gut. Sie ist nicht von Anfang an geplant, sondern eine Einrichtung für die Welt unter der Sünde. Sie soll die Familie vor dem Zerbrechen schützen. Die Gefährdung der Treue ist erst durch die Sünde möglich geworden.
Der Bruch zwischen den Verhältnissen im Garten Eden und denen in der gefallenen Welt enthält auch etwas Sozialkritisches: Hier wird berichtet, wie es zur Herrschaft in der Ehe und zur patriarchalischen Gesellschaft kam (1Mo 3,16): Und zur Frau sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein.

Diese Wendung zur Herrschaft zeigt, dass der Verfasser sehr wohl erkannte, woher diese Herrschaft kommt: Aus der Sünde. Die altisraelitische Ehe- und Familienordnung mit dem Mann an der Spitze versteht sich also nicht als Schöpfungs- sondern als Sündenordnung, was ich für beachtliche Leistung halte. Bedenken wir: Die Bibel spielt sich in patriarchalischen Strukturen ab und sie ist beinahe ausschließlich von Männern geschrieben.
Herrschaft übereinander ist also die Folge gebrochener Gemeinschaft.

Schauen wir uns nun einmal an, wie die Ehe und das Verhältnis von Mann und Frau zueinander im Alten Testament aussahen:

Mann und Frau im Alten Testament

Wenn wir uns mit dem alttestamentlichen Eheverständnis beschäftigen, müssen wir uns zunächst einmal von den heutigen Vorstellungen und Konventionen lösen. Wir sprechen von anderen Zeiten, anderen Ländern.

Zunächst einmal dürfte es uns einigermaßen überraschen, dass wir im Alten Testament das Wort Ehe, so wie wir es gebrauchen, gar nicht finden. Natürlich finden wir im deutschen Bibeltext dieses Wort vor, aber es ist dann oft eine begriffliche Eindeutschung, damit wir verstehen, wovon eigentlich die Rede ist.

Familie über alles

Die Familie stand obenan und mit ihr der Erhalt des Vaterhauses. Es geht um eine Fortführung der männlichen Linie und um den Erhalt des Besitzes. So war es üblich, dass die Frau in die Wohngemeinschaft des Mannes einzog. So sind die Eheleute also zuvorderst eingeordnet in den Familienverband. Es lebten i.d.R. vier Generationen unter einem Dach.

Ehe als Besitzrecht?

Rechtlich galt der Mann tatsächlich als Besitzer der Frau und die Frau als Besitz des Mannes.
Zu diesem Rechtsverhältnis kam es durch Zahlung des Braut- oder Heiratspreises, der 50 Schekel Betrug (5Mo 22,29). Anstelle der Silberzahlung konnten auch Dienstleistung am hause des Brautvaters erbracht werden, wie z.B. bei Jakob der Fall (1Mo 29,15-30). David musste Saul für Michal 100 Philistervorhäute bringen (1Sam 18,25).
Mit der Zahlung des Heiratspreises war die Verlobung besiegelt und der Rechtsanspruch des Bräutigams in Kraft. Das hebräische Wort für Verlobung meint daher >rechtlich zu eigen gewinnen<. Damit ist also die biblische Verlobung erheblich mehr als das heutige Versprechen >Ich werde dich heiraten.<

Die Heirat als nächster Schritt war in biblischer Zeit der Tag der „Heimführung“ oder „Heimholung“ der Braut (5Mo 20,7). Ein anderer Begriff ist das „Nehmen“ oder auch „in Besitz nehmen“ der Frau an der Hochzeit (5Mo 21,10-13). Dementsprechend bedeutet Hochzeit für die Frau „dem Mann zuteil werden“.
Für unsere Ohren ist das sehr befremdlich. „Wo bleibt denn da die Liebe?“ fragen wir. Wo bleibt überhaupt der Wert der Ehefrau? Ist sie nur dazu da, Kinder zu bekommen dun da vornehmlich Söhne? Und ist sie des Weiteren nur für Kindererziehung und Haushaltsführung da? Heirat als Zweckbündnis und dann auch noch mit einer „gekauften Braut“?

… und die Liebe?

Nein, die Liebe spielte durchaus eine große Rolle. Ebenso auch die Verpflichtungen des Mannes gegenüber seiner Frau 2Mo 21,7-11: Verkauft jemand seine Tochter als Sklavin, so darf sie nicht freigelassen werden wie die Sklaven. 8 Hat ihr Herr sie für sich genommen (also eine Sklavin geheiratet) und sie gefällt ihm nicht, so soll er sie auslösen lassen. Er hat aber nicht Macht, sie unter ein fremdes Volk zu verkaufen, nachdem er sie verschmäht hat. 9 Hat er sie aber für seinen Sohn bestimmt, so soll er nach dem Recht der Töchter an ihr tun (nicht nach dem recht der Sklavinnen). 10 Nimmt er sich aber noch eine andere, so soll er der ersten an Nahrung, Kleidung und ehelichem Recht nichts abbrechen. 11 Erfüllt er an ihr diese drei Pflichten nicht, so soll sie umsonst freigelassen werden, ohne Lösegeld.
Das in V. 10 erwähnte eheliche Recht ist der Beischlaf, auf den die Ehefrau also ein gesetzliches Recht hat, was übrigens bis heute sogar in Deutschland der Fall ist.

Liebe kann man natürlich nicht gesetzlich befehlen. Wir lesen aber durchaus von brennenden Liebesgeschichten, beispielsweise von Jakob und Rahel in1Mo 29,16-20: Laban aber hatte zwei Töchter; die ältere hieß Lea, die jüngere Rahel. 17 Aber Leas Augen waren ohne Glanz, Rahel dagegen war schön von Gestalt und von Angesicht. 18 Und Jakob gewann Rahel lieb und sprach: Ich will dir sieben Jahre um Rahel, deine jüngere Tochter, dienen. 19 Laban antwortete: Es ist besser, ich gebe sie dir als einem andern; bleib bei mir. 20 So diente Jakob um Rahel sieben Jahre, und es kam ihm vor, als wären's einzelne Tage, so lieb hatte er sie.

Von Elkana lesen wir in 1Sam 1,8, wie er seine kinderlose Frau Hanna tröstet: Elkana aber, ihr Mann, sprach zu ihr: Hanna, warum weinst du und warum isst du nichts? Und warum ist dein Herz so traurig? Bin ich dir nicht mehr wert als zehn Söhne?
Die Liebe kann auch durchaus von einer Frau ausgehen. So z.B. bei Sauls Tochter Michal gegenüber David in 1Sam 18,20: Aber Michal, Sauls Tochter, hatte David lieb (verliebte sich in ihn). Als das Saul angesagt wurde, war es ihm recht.
In den Wirrungen der Geschichte zwischen Saul und David wurde die schon mit David verlobte Michal einem anderen gegeben. Nach Sauls Tod fordert David seine Frau jedoch zurück, was wiederum eine herzzerreißende Szene voller Liebeskummer nach sich zieht (2Sam 3,14-16): Auch sandte David Boten zu Isch-Boschet, dem Sohn Sauls, und ließ ihm sagen: Gib mir meine Frau Michal, die ich mir gewonnen habe mit hundert Vorhäuten der Philister. 15 Isch-Boschet sandte hin und ließ sie wegnehmen ihrem Mann Paltiël, dem Sohn des Lajisch. 16 Und ihr Mann ging mit ihr und weinte hinter ihr her bis Bahurim. Da sprach Abner zu ihm: Kehre um und geh heim! Und er kehrte um.

Das Hohelied Salomos beschreibt die Liebe zwischen Mann und Frau in den schönsten Farben. Und zwar sowohl das Liebesgefühl, als auch die körperliche Liebe. Beispielhaft lesen wir Hoheslied 4,9-11: Du hast mir das Herz genommen, meine Schwester, liebe Braut, du hast mir das Herz genommen mit einem einzigen Blick deiner Augen, mit einer einzigen Kette an deinem Hals. 10 Wie schön ist deine Liebe, meine Schwester, liebe Braut! Deine Liebe ist lieblicher als Wein, und der Geruch deiner Salben übertrifft alle Gewürze. 11 Von deinen Lippen, meine Braut, träufelt Honigseim. Honig und Milch sind unter deiner Zunge, und der Duft deiner Kleider ist wie der Duft des Libanon.

Eheliche Treue

Von Jakob, Elkana, David und Salomo, um nur einige zu nennen, wissen wir, dass es durchaus Männer mit mehreren Ehefrauen gab. Dies war jedoch nicht die Regel. Weder die Eine- noch die Mehrehe sind ein biblisches Gebot. Wohl aber die Ehe an sich. Mehrehe ist also nicht mit Hurerei oder Ehebruch zu verwechseln.
Dennoch ist eine eindeutige Tendenz zur Einehe zu erkennen. Der Grund dafür ist vor allem die Einzigartigkeit und Unteilbarkeit der Liebe. Z.B. war es Jakob und Elkana nicht möglich ihre jeweils zwei Frauen gleichermaßen zu lieben. Das Buch der Sprüche ermahnt in Spr 5,18-20: Dein Born sei gesegnet, und freue dich der Frau deiner Jugend. 19 Sie ist lieblich wie eine Gazelle und holdselig wie ein Reh. Lass dich von ihrer Anmut allezeit sättigen und ergötze dich allewege an ihrer Liebe. 20 Mein Sohn, warum willst du dich an der Fremden ergötzen und herzest eine andere?

Spr 31,10-31 beschwört die lange Ehe mit einer Frau. Dies geschah besonders vor dem Hintergrund, dass Männer dazu neigten, sich als Zweitfrau eine Jüngere zu nehmen. Hier werden die Qualitäten der EINEN gelobt, die über Schönheit und Jugend erhaben sind.
Dazu Pred 9,9: Genieße das Leben mit deiner Frau, die du lieb hast, solange du das eitle Leben hast, das dir Gott unter der Sonne gegeben hat; denn das ist dein Teil am Leben und bei deiner Mühe, mit der du dich mühst unter der Sonne.

Ehebruch

Die unbedingte eheliche Treue unterschied Israel beträchtlich von den Nachbarvölkern. Schon im AT war diese Treue gekoppelt an das Bild der Treue Gottes zu seinem Volk und umgekehrt. Dies wird beim Propheten Hosea gezeigt, dessen Botschaft in seine Ehe mit einer Hure eingebettet war. Lesen wir Hosea 2,21+22: Ich will mich mit dir verloben für alle Ewigkeit, ich will mich mit dir verloben in Gerechtigkeit und Recht, in Gnade und Barmherzigkeit. 22 Ja, in Treue will ich mich mit dir verloben und du wirst den HERRN erkennen. Dies sagt Gott zu seinem Volk. Während in den Nachbarvölkern die Tempelprostitution Konjunktur hatte, schied dies in Israel völlig aus.

Die Bibel findet durchaus auch Worte für die Scham des zum Ehebruch Verführten. Lesen wir Spr 7,4-27: Sprich zur Weisheit: Du bist meine Schwester, und nenne die Klugheit deine Freundin, 5 dass sie dich behüte vor der Frau des andern, vor der Fremden, die glatte Worte gibt. 6 Denn am Fenster meines Hauses guckte ich durchs Gitter 7 und sah einen unter den Unverständigen und erblickte unter den jungen Leuten einen törichten Jüngling. 8 Der ging über die Gasse zu ihrer Ecke und schritt daher auf dem Wege zu ihrem Hause 9 in der Dämmerung, am Abend des Tages, als es Nacht wurde und dunkel war. 10 Und siehe, da begegnete ihm eine Frau im Hurengewand, listig, 11 wild und unbändig, dass ihre Füße nicht in ihrem Hause bleiben können. 12 Jetzt ist sie draußen, jetzt auf der Gasse und lauert an allen Ecken. 13 Und sie erwischt ihn und küsst ihn, wird dreist und spricht: 14 »Ich hatte Dankopfer zu bringen, heute habe ich meine Gelübde erfüllt. 15 Darum bin ich ausgegangen, dir entgegen, um nach dir zu suchen, und habe dich gefunden. 16 Ich habe mein Bett schön geschmückt mit bunten Decken aus Ägypten. 17 Ich habe mein Lager mit Myrrhe besprengt, mit Aloe und Zimt. 18 Komm, lass uns kosen bis an den Morgen und lass uns die Liebe genießen. 19 Denn der Mann ist nicht daheim, er ist auf eine weite Reise gegangen. 20 Er hat den Geldbeutel mit sich genommen; er wird erst zum Vollmond wieder heimkommen.« 21 Sie überredet ihn mit vielen Worten und gewinnt ihn mit ihrem glatten Munde. 22 Er folgt ihr alsbald nach, wie ein Stier zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Hirsch, der ins Netz rennt, 23 bis ihm der Pfeil die Leber spaltet; wie ein Vogel zur Schlinge eilt und weiß nicht, dass es das Leben gilt. 24 So hört nun auf mich, meine Söhne, und merkt auf die Rede meines Mundes. 25 Lass dein Herz nicht abweichen auf ihren Weg und irre nicht ab auf ihre Bahn. 26 Denn zahlreich sind die Erschlagenen, die sie gefällt hat, und viele sind, die sie getötet hat. 27 Ihr Haus ist der Weg ins Totenreich, da man hinunterfährt in des Todes Kammern.

Aber auch die männliche Triebhaftigkeit wird in ihrer Zerrissenheit gezeigt. Dazu 2Sam 13,1-15: Und es begab sich danach: Absalom, der Sohn Davids, hatte eine schöne Schwester, die Tamar hieß; und Amnon, der Sohn Davids, gewann sie lieb. 2 Und Amnon grämte sich, sodass er fast krank wurde, um seiner Schwester Tamar willen; denn sie war eine Jungfrau, und es schien Amnon unmöglich zu sein, ihr etwas anzutun. 3 Amnon aber hatte einen Freund, der hieß Jonadab, ein Sohn von Davids Bruder Schamma, und dieser Jonadab war ein sehr erfahrener Mann. 4 Der sprach zu ihm: Warum wirst du so mager von Tag zu Tag, du Königssohn? Willst du mir's nicht sagen? Da sprach Amnon zu ihm: Ich habe Tamar, die Schwester meines Bruders Absalom, lieb gewonnen. 5 Jonadab sprach zu ihm: Lege dich auf dein Bett und stelle dich krank. Wenn dann dein Vater kommt, dich zu besuchen, so sprich zu ihm: Lass doch meine Schwester Tamar kommen, damit sie mir Krankenkost gebe und vor meinen Augen das Essen bereite, dass ich zusehe und von ihrer Hand nehme und esse. 6 So legte sich Amnon hin und stellte sich krank. Als nun der König kam, ihn zu besuchen, sprach Amnon zum König: Lass doch meine Schwester Tamar kommen, dass sie vor meinen Augen einen Kuchen oder zwei mache und ich von ihrer Hand nehme und esse. 7 Da sandte David zu Tamar ins Haus und ließ ihr sagen: Geh hin ins Haus deines Bruders Amnon und mache ihm eine Krankenspeise. 8 Tamar ging hin ins Haus ihres Bruders Amnon; er aber lag zu Bett. Und sie nahm den Teig und knetete ihn und bereitete ihn vor seinen Augen und backte die Kuchen. 9 Und sie nahm die Pfanne und schüttete sie vor ihm aus; aber er weigerte sich zu essen. Und Amnon sprach: Lasst jedermann von mir hinausgehen. Und es ging jedermann von ihm hinaus. 10 Da sprach Amnon zu Tamar: Bringe die Krankenspeise in die Kammer, damit ich von deiner Hand nehme und esse. Da nahm Tamar die Kuchen, die sie gemacht hatte, und brachte sie zu Amnon, ihrem Bruder, in die Kammer. 11 Und als sie diese zu ihm brachte, damit er esse, ergriff er Tamar und sprach zu ihr: Komm, meine Schwester, lege dich zu mir! 12 Sie aber sprach zu ihm: Nicht doch, mein Bruder, schände mich nicht; denn so tut man nicht in Israel. Tu nicht solch eine Schandtat! 13 Wo soll ich mit meiner Schande hin? Und du wirst in Israel sein wie ein Ruchloser. Rede aber mit dem König, der wird mich dir nicht versagen. 14 Aber er wollte nicht auf sie hören und ergriff sie und überwältigte sie und wohnte ihr bei. 15 Und Amnon wurde ihrer überdrüssig, sodass sein Widerwille größer war als vorher seine Liebe. Und Amnon sprach zu ihr: Auf, geh deiner Wege!

Hier wird beschrieben, dass Amnon von rein körperlichem Verlangen zu Tamar gezogen ist.
Hans Walter Wolff schreibt dazu: „Meisterhaft wird der Umschwung von unbändiger Lust zum Ekel beschrieben … Begehren und Widerwillen liegen in der unbeherrschten Lust unmittelbar nebeneinander. Der Widerwille stellt das falsche Begehren als solches bloß. So geschieht es, wenn der Liebe die Ganzheit fehlt, wenn nur etwas am Mann und etwas an der Frau, aber nicht der Mann selbst und die Frau selbst eins werden, wenn die volle Partnerschaft fehlt, die als solche immer auch ausschließlich ist. >>Koitus ohne Koexistenz ist eine dämonische Angelegenheit.<< (Karl Barth III/4, S.148). Im kanaanäischen Kult war solcher Dämonismus eine feste Einrichtung … In der gebotenen Ausschließlichkeit der Liebe steht nicht weniger als das Schöpfungsgeschenk der Ganzheit der Liebe auf dem Spiel.“



Mann und Frau im Neuen Testament



Unterordnung - Wer unter wen und wie?

Vergleicht das Alte Testament die eheliche Treue mit dem Gottesverhältnis, so geschieht die im Neuen Testament in sehr ähnlicher Weise. Der Vergleichspunkt hat sich ein wenig verschoben.
Einerseits vergleicht sich Christus mit dem Bräutigam und nennt die Gemeinde seine Braut. Hinzukommt hier noch der Brautpreis: Die Braut ist dem Widersacher abgerungen worden. Der Preis war das Leben des Gottessohns, wie es Paulus in Eph 5,21-32 sagt: Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi. 22 Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn. 23 Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist, die er als seinen Leib erlöst hat. 24 Aber wie nun die Gemeinde sich Christus unterordnet, so sollen sich auch die Frauen ihren Männern unterordnen in allen Dingen. Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben, 26 um sie zu heiligen. Er hat sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort, damit er 27 sie vor sich stelle als eine Gemeinde, die herrlich sei und keinen Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern die heilig und untadelig sei. 28 So sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, der liebt sich selbst. 29 Denn niemand hat je sein eigenes Fleisch gehasst; sondern er nährt und pflegt es wie auch Christus die Gemeinde. 30 Denn wir sind Glieder seines Leibes. 31 »Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden "ein" Fleisch sein« (1.Mose 2,24). 32 Dies Geheimnis ist groß; ich deute es aber auf Christus und die Gemeinde. 33 Darum auch ihr: ein jeder habe lieb seine Frau wie sich selbst; die Frau aber ehre den Mann.

Entgegen vieler Unterstellungen, Paulus sei frauenfeindlich, muss hier gesagt werden, dass Paulus einen gewaltigen Schritt gegenüber dem Alten Testament vollzieht. Zwar hebt auch er das Patriarchat nicht auf, aber er schlägt völlig neue Töne an. Gemeinde und Ehe bekommen frappierende Ähnlichkeit. V. 21 verblüfft uns: „Ordnet euch einander unter.“ Auch wenn der Eheschluss nach wie vor per Heiratspreis üblich war, sehen wir hier keine Spuren mehr davon, dass der Mann die Frau besitzt. Er wird zwar zum Haupt der Frau erklärt, wie Christus das Haupt der Gemeinde ist. Bedenken wir aber, was Christus zum Haupt machte: Die Lebenshingabe. Der Ehemann wird hier also in eine gewaltige Pflicht genommen, weit jenseits aller Machtgedanken übereinander.

Auch in der Ehe bricht also mit dem Neuen Testament eine neue Zeit an. Sie kommt einerseits dem Schöpfungsgedanken wieder näher, dass die beiden FÜReinander sind und nicht übereinander. Sie stellt Mann und Frau in diesem Füreinander wieder partnerschaftlicher nebeneinander. Unterordnung im NT bedeutet nicht, sich der Macht des anderen beugen, sondern meint immer den gegenseitigen Dienst, auch dessen, der das Haupt ist. Das Hauptsein des Mannes erlaubt ihm keinerlei Willkür und selbstherrlichen Alleingang – so wie auch Christus es nie tat.

Tendenz zur Gemeinschaft der Geschlechter

Obwohl die Frau im Judentum höhere Würde besaß als in den Nachbarvölkern, war ihr Stand doch sehr niedrig. Wir sahen, dass sie als Besitz galt, wenngleich ihr der Haushalt unterstand.
Eine Frau zu lehren galt auch im Judentum als Perlen vor die Säue werfen und war verpönt.
Auch hier hören wir Neues aus der christlichen Gemeinde. Zwar wird der Frau das Lehren untersagt, aber das Lernen ausdrücklich erlaubt (1Tim 2,11-15) Eine Frau lerne in der Stille mit aller Unterordnung. 12 Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann Herr sei, sondern sie sei still. 13 Denn Adam wurde zuerst gemacht, danach Eva. 14 Und Adam wurde nicht verführt, die Frau aber hat sich zur Übertretung verführen lassen. 15 Sie wird aber selig werden dadurch, dass sie Kinder zur Welt bringt, wenn sie bleiben mit Besonnenheit im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung.

Die Gemeinde Jesu geht auf die Vollendung zu. Die „Braut“ Christi, wie sie genannt wird, ist ja nicht seine Frau, sondern seine Verlobte. Am Tag der Wiederkunft Christi werden Hochzeit und Vollendung geschehen. Dort ist auch das Ende aller Herrschaft und Willkür gekommen. Die Gemeinschaftsfähigkeit aller wird im Himmel nicht durch Gebote geregelt sein, sondern sie wird einfach geschenkt. Bis dahin sind wir angehalten, diesen Weg des Paulus, Frauen und Männer einander immer mehr anzunähern, fortzusetzen.

Sollte Paulus diese Vorschrift, die den Frauen mehr also vorher ermöglichte, als letztes Wort für alle Zeiten verstanden haben? Wenn ja, wie sollte dann Joel 3 Wirklichkeit werden: Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen. 2 Auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen.

Wo Ehe in Partnerschaft gelebt wird, ist man also dem gewollten Ziel näher, als dort, wo man an einer einmal befohlenen Form von Hierarchie festhält. Hierarchie ist immer Zeichen gestörter Gemeinschaft. Gleichheit jedoch kann nicht einfach proklamiert werden. Die Gemeinde wird sich nicht per se einig, wird nicht gleichgemacht, sondern sie wird eins in Christus. So auch die Ehe.

Wir sehen die Ehe also auf dem Weg.
1. Treue ohne Trauschein bei Adam und Eva
2. Ehe als Besitzrecht im AT
3. Ehe als Dienstgemeinschaft im NT
4. Keine Ehe mehr in der Auferstehung


Und in alledem: Liebe

LKG Verden, Gerd Voß,. 30.11.2006



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