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ARD-Reportage: »Die Hardliner des Herrn«


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4 Antworten in diesem Thema

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ARD-Reportage: »Die Hardliner des Herrn«



Eine Reportage unter dem Titel »Die Hardliner des Herrn – Christliche Fundamentalisten in Deutschland« wird am Mittwoch (11. Juli) um 22:45 Uhr im Ersten (ARD) ausgestrahlt. Der Beitrag, den der Hessische Rundfunk (HR) in Frankfurt/Main produziert hat, wird von dem Sender als »Streifzug durch die neue und anwachsende Szene des christlichen Fundamentalismus« angekündigt.

08.07.2007

(PRO) - Eine Reportage unter dem Titel "Die Hardliner des Herrn – Christliche Fundamentalisten in Deutschland" wird in der kommenden Woche im Ersten (ARD) ausgestrahlt. Der Beitrag, den der Hessische Rundfunk (HR) in Frankfurt/Main produziert hat, wird von dem Sender als "Streifzug durch die neue und anwachsende Szene des christlichen Fundamentalismus" angekündigt.

Gesendet wird der Beitrag am Mittwoch (11. Juli) um 22:45 Uhr im Ersten. Autor Tilman Jens befasst sich in dem 45-minütigen Film mit zahlreichen Aspekten evangelikalen Glaubens, dem er ein einprägsames Motto gibt: "Schluss mit lustig - zurück zur reinen, bibeltreuen Lehre!" Darum soll es laut einer vagen Ankündigung des Hessischen Rundfunks gehen: Um Christen "vor allem aus dem evangelikalen Spektrum", die für ein deutlicheres Profil ihres Glaubens "kämpfen". Die biblische Botschaft dürfe für sie "nicht länger der Beliebigkeit ausgeliefert" bleiben, heißt es in der Ankündigung zum Film.

"Schulverweigerer im Namen des Herrn"

Doch es wird auch konkreter. Tilman Jens, Filmemacher und Sohn des bekannten Schriftstellers und ehemaligen Tübinger Rhetorikprofessors Walter Jens, widmet sich in seiner Dokumentation etwa Eltern, die ihre Kinder zuhause unterrichten, statt sie auf öffentliche Schulen zu schicken. Um das Thema "Homeschooling" geht es und der Sender schreibt dazu, dass Christen aus dem evangelikalen Spektrum "im Extremfall" sogar bereit seien, "ihre Kinder nicht mehr in öffentliche Schulen gehen zu lassen, weil dort Sexualkunde und Evolutionslehre unterrichtet werden. Beides widerspricht in ihren Augen dem Geist der Heiligen Schrift. Inzwischen stehen immer häufiger diese Schulverweigerer im Namen des Herrn vor den Schranken des Gerichts."

Weiteres dazu teilt der HR nicht mit, uns bleiben nur Spekulationen. Tilman Jens wird wohl über Familien berichten, die tatsächlich aus Glaubensgründen ihre Kinder nicht mehr auf staatliche Schulen schicken. Dass sie damit gegen die Gesetze in Deutschland verstoßen, ist klar und dieses Vorgehen wird von den wenigsten Evangelikalen befürwortet. Würde sich der Film einzig auf diese Beispiele beschränken, wäre das jedoch eine verpasste Chance, über das Thema "Homeschooling" ausgewogen zu berichten. Denn längst geht es immer mehr Eltern – und darunter sind die meisten keine Christen - im Kern der Debatte um die Frage, aus welchem Grund in Deutschland Schulpflicht, und nicht, wie in den meisten europäischen Staaten, Bildungspflicht gesetzlich vorgeschrieben wird. Auch in den USA ist "Homeschooling" kein explizites Thema konservativer Christen. Im Gegenteil: Immer mehr Eltern unterschiedlicher Glaubensrichtungen und Gesellschaftsschichten unterrichten dort mit staatlich anerkanntem Unterrichtsmaterial ihre Kinder selbst.

"Sex vor der Ehe verpönt"

Tilman Jens befasst sich jedoch nicht ausschließlich mit "Homeschooling", sondern auch mit Ansichten von wertkonservativen Christen zu gesellschaftlichen Themen. "Fundamentalismus ist schon länger kein Thema allein für die islamische Religion", heißt es in der Ankündigung. "Christliche Fundamentalisten - was in den USA seit Jahrzehnten seine Blüten treibt, ist nun auch in Deutschland zunehmend häufiger anzutreffen. Diesen überzeugten Christen gilt Schwulsein als Sünde, Sex vor der Ehe ist ihnen verpönt. Vor allem aber: Sie wähnen sich im Besitz des einzig wahren Glaubens." Woraus der Autor seine Schlüsse zieht: "Ein Dialog ist kaum möglich und Muslime ebenso wie Liberale stellen für sie eine Gefahr dar, gegen die es zu missionieren gilt."

Außerdem werden, so der Sender weiter, auch Führungskräfte aus großen Wirtschaftsunternehmen in Deutschland interviewt, die in dem Film "ungeachtet des geltenden Antidiskriminierungsrechts freimütig bekennen, nur noch Christen einstellen zu wollen".

Ein Pfarrer und seine Scheidung

Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur "teleschau", die bereits über die HR-Reportage geschrieben hat, geht es auch um einen Vorgang aus der Evangelischen Kirche, genauer der Sächsischen Landeskirche. Berichtet werde über Pfarrer Stephan Fritz, der im vergangenen Jahr seine Pfarrstelle an der Dresdner Frauenkirche räumen musste. Grund war die Trennung von seiner Frau, der Fall hatte im Sommer 2006 für heftige Diskussionen gesorgt. Die Entscheidung des Landeskirchenamtes wurde schon damals, etwa von dem Intendanten des Dresdner Staatsschauspiels, Holk Freytag, als eine "Nachricht aus einer anderen Zeit" kritisiert. Der Sächsische Landesbischof Jochen Bohl hingegen hatte laut der kirchlichen Wochenzeitung "Der Sonntag" auf die Regel verwiesen, dass Pfarrer nach dem Zerbrechen ihrer Ehe die Stelle wechseln müssten. Pfarrer stünden mit ihrer ganzen Person für den Auftrag der Kirche. Wenn es zu einer "einschneidenden Veränderung" im privaten Leben komme, sei ein neuer Abschnitt im Berufsleben unumgänglich. Für einen Pfarrer an einer herausgehobenen Stelle wie der Frauenkirche dürfe keine Ausnahme gemacht werden, fordert Bohl damals. Das Beispiel könnte in "Die Hardliner des Herrn" wohl dazu dienen, um zu zeigen, wie die Bibel bis heute Einfluss auf Kirchen, die Vorstellungen von Ehe oder gesellschaftliche Moralvorstellungen haben kann.

Es wird sich also zeigen, ob in dem Film etwa die Wertmaßstäbe der Bibel, evangelikale Christen und deren Glaube oder auch die Befürworter von "Homeschooling" als Gefahr für die Gesellschaft dargestellt werden, wie dies schon häufiger getan wurde. Autor Tilman Jens jedenfalls will nach eigener Aussage mit seinem TV-Beitrag aus unterschiedlichen Glaubensfacetten ein neues "Glaubensgemälde" entstehen lassen. Anprangern will er nicht, sein Film "will nicht skandalisieren", sagt Jens laut "teleschau". Also nur darstellen, was ist. Wir dürfen gespannt sein.


"Die Hardliner des Herrn – Christliche Fundamentalisten in Deutschland", Mittwoch, 11. Juli 2007, 22:45 Uhr, Erstes Programm (ARD), 45 Minuten
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#2
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»TV-Skandal! ARD verbrennt Bibel«



»TV-Skandal! ARD verbrennt Bibel« - Unter dieser Überschrift berichtet die »Bild«-Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe über Szenen aus dem Film »Die Hardliner des Herrn«, in denen wiederholt eine brennende Bibel gezeigt wurde.

14.07.2007

(PRO) - "TV-Skandal! ARD verbrennt Bibel" - Unter dieser Überschrift berichtet die "Bild"-Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe über Szenen aus dem Film "Die Hardliner des Herrn", in denen wiederholt eine brennende Bibel gezeigt wurde. Die Darstellung stieß bei vielen Christen auf massive Kritik - der sich die "Bild"-Zeitung anschließt.

"Darf man das?", fragen die beiden "Bild"-Redakteure Dieter Schlüter und Jan Meyer in ihrem Bericht einige Vertreter aus Kirche und Politik über die Szenen in dem Film, der am vergangenen Mittwoch um 22:45 Uhr im Ersten gezeigt wurde. "Die Heilige Schrift in einem Film über 'christliche Fundamentalisten' mehrfach in Flammen – für viele Gläubige ein Skandal!", so "Bild".

Kritik aus Kirche und Politik

Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke etwa kritisierte die Darstellung scharf: "Man soll keine Bücher verbrennen – erst recht nicht die Bibel." Und auch Bischof Gebhard Fürst, Vorsitzender der Medienkommission der deutschen Bischofskonferenz kommentierte laut "Bild": "Eine Bibel zu verbrennen, bedeutet, die Heilige Schrift der Christen und Juden zu verhöhnen."

Antje Blumenthal (CDU), Mitglied im Landesrundfunkrat Hamburg, schloss sich der Kritik an: "So etwas dürfen wir auf keinen Fall dulden!" Und Wolfgang Bosbach, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-raktion, sagte der "Bild": "Was wäre wohl in Deutschland los, wenn die ARD einen brennenden Koran gezeigt hätte?"

Filmautor und HR-Chefredakteur weisen Kritik zurück

Sowohl Filmautor Tilman Jens als auch der Chefredakteur von HR-Fernsehen, Alois Theisen, wiesen gegenüber "Bild" die Kritik zurück. "Es geht darum, die Bibel als drohendes, als Angst machendes Instrument und gleichzeitig als Feuerschwert Gottes darzustellen", sagte Tilman Jens über die Szenen. Und HR-Chefredakteur Alois Theisen sagte: "Ich bin verantwortlich. Die brennende Bibel war ein ganz zugespitztes stilistisches Mittel, um im Film die einzelnen Teile zu trennen. Dazu stehe ich."
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EKD-Rundfunkbeauftragter kritisiert ARD-Film «Hardliner des Herrn»



"Es geht darum, die Bibel als drohendes, als Angst machendes Instrument und gleichzeitig als Feuerschwert Gottes darzustellen", sagt Tilman Jens, Autor der Dokumenation «Die Hardliner des Herrn» zur szenischen Bibelverbrennung.

17.07.2007

(epd) - Der Rundfunkbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bernd Merz, hat den ARD-Film «Die Hardliner des Herrn» kritisiert. Wenn der verantwortliche Hessische Rundfunk und der Filmautor Tilman Jens das in dem Beitrag gezeigte «Verbrennen von Bibelseiten als Stilmittel» zu rechtfertigen suchten, hätten sie sich damit aus mehreren Gründen «komplett vergriffen», erklärte Merz am Montag in Hamburg. In dem Film über «christliche Fundamentalisten in Deutschland», den das Erste am vergangenen Mittwoch ausstrahlte, war mehrfach das Bild einer brennenden Bibel zu sehen gewesen.

Merz sagte weiter, mit Recht würde es kein deutscher Sender wagen, aus dramaturgischen Gründen einen Koran zu verbrennen. Es brauche nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie Muslime auf eine solche Provokation reagieren würden. Eine Bibelverbrennung sei zudem eine skandalöse doppelte Religionsbeleidigung, denn das Alte Testament sei den Juden so heilig wie den Christen. Merz fragte zudem: «Was mag in Moslems vorgehen, die uns Bibeln verbrennen sehen (und sie halten uns alle für Christen)?»

Die brennenden Bibelseiten und die verbrannte Bibel als Ascherest in dem ARD-Film sind für Merz «durch kein Argument gerechtfertigt». Dies gelte, zumal der gesamte Film durch seine Machart, seine Vielzahl von angerissenen Themen und seinen nicht durchgehaltenen Themenbezug den Zuschauer sowieso schon «mehr irritiert als aufgeklärt» habe. Der EKD-Rundfunkbeauftragte schloss seine Erklärung mit der Bemerkung: «Tilman Jens liebt Provokationen, doch ganz persönlich frage ich mich, ob ich nicht für meine Gebühren gut gemachten Journalismus im öffentlich-rechtlichen Rundfunk erwarten kann.»

Der Film hatte bei Politikern und in den Kirchen Empörung ausgelöst. Autor Jens hatte die Kritik am Wochenende zurückgewiesen. Ihm sei es darum gegangen, «die Bibel als drohendes, als Angst machendes Instrument und gleichzeitig als Feuerschwert Gottes darzustellen». Der Fernseh-Chefredakteur des Hessischen Rundfunks, Alois Theisen, erklärte, das mehrfach eingeblendete Bild der brennenden Bibel sei ein zugespitztes Mittel gewesen, um im Film die einzelnen Teile zu trennen. «Dazu stehe ich», sagte Theisen.
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ARD-Film «Die Hardliner des Herrn» wird nach Protesten überarbeitet



Jesus.de-

18.07.2007

(epd) - Die umstrittene ARD-Dokumentation «Die Hardliner des Herrn» wird in der bisherigen Form nicht mehr ausgestrahlt. Das kündigte der Chefredakteur des Hessischen Rundfunks (HR), Alois Theisen, in einem Brief an die Mitglieder des HR-Verwaltungs- und Rundfunkrates an. Der Film über christliche Fundamentalisten in Deutschland, ausgestrahlt am 11. Juli im Ersten, hatte mehrfach das Bild einer brennenden Bibel gezeigt.

Theisen zufolge war das Bild von vielen als eine Verhöhnung der Heiligen Schrift «missverstanden» worden. Der HR, der den Film in das Gemeinschaftsprogramm der ARD eingebracht hatte, habe jedoch «keinesfalls die religiösen Gefühle unserer Zuschauer verletzen wollen», schrieb der HR-Chefredakteur in seinem am 17. Juli datierten Brief, der dem epd vorliegt. Bei dem Sender waren knapp 500 E-Mails und Briefe eingetroffen. Bei 80 Prozent habe es sich um Beschwerden gehandelt, während sich 20 Prozent der Schreiber lobend geäußert hätten, teilte der Sender auf Anfrage mit.

Das Bild der brennenden Bibel sei «ein zugespitztes stilistisches Mittel» gewesen, räumte Theisen ein. Dem Autor Tilman Jens und der HR-Redaktion sei es aber keineswegs um eine Provokation gegangen. Vielmehr habe das Bild ein Wort des Propheten Jesaja illustrieren sollen.

Dem Chefredakteur zufolge sollte das symbolhafte Bild das Feuer des Glaubens zeigen, der durch die Bibel entfacht werde. Das Feuer habe auch als Zeichen verstanden werden sollen, in dem sich Gott und seine göttliche Kraft offenbarten. Schließlich habe das Feuerbild in der ARD-Fernsehdokumentation für «geistige Reinigung» gestanden. Viele Zuschauer hätten es aber «eher mit Bücherverbrennung» in Verbindung gebracht, bedauerte Theisen in seinem Brief an die Aufsichtsorgane des Senders.

Bei Wiederholungen solle das umstrittene Zwischenbild, das die Aspekte der Dokumentation sichtbar getrennt hatte, durch «symbolische Bilder» ersetzt werden, die der Kritik Rechnung trügen und den wahren Absichten des Autors und der Redaktion gleichermaßen gerecht würden.
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#5
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Die Bibel hätte nicht brennen dürfen




Jesus.de-

Von Andreas Dippel


28.07.2007

(PRO) - Der Film "Die Hardliner des Herrn - Christliche Fundamentalisten in Deutschland" hat für erhebliche Diskussionen gesorgt. In Medien und unter Christen wird bis heute über den Film debattiert. Gesendet wurde der Beitrag von Autor Tilman Jens am 11. Juli im Ersten, die Verantwortung für die Produktion lag beim Hessischen Rundfunk (HR). Wir haben mit Alois Theisen, Chefredakteur HR Fernsehen (Frankfurt/Main), und Ilyas Mec, Redakteur im Ressort Politik und Gesellschaft des HR, über den Film gesprochen - insbesondere über die umstrittensten Szenen und die Kritik.

Herr Theisen, Herr Mec, wie viele Zuschauerbriefe und E-Mails haben Sie inzwischen aufgrund der Sendung "Hardliner des Herrn – Christliche Fundamentalisten in Deutschland" gelesen?

Alois Theisen: Gesehen habe ich mehr als 500 Zuschriften, davon gelesen habe ich rund 50. Der überwiegende Teil der Lesermeinungen ist kritisch, bezieht sich aber weniger auf den Inhalt, sondern mehr auf die heftig umstrittene Bildsequenz mit der "brennenden Bibel". Leider konnten wir natürlich nicht auf jede Zuschrift detailliert antworten. Etwa fünf Prozent der Zuschriften waren positiv, in denen Zuschauer signalisiert haben, dass sie zwar nicht mit allem einverstanden sind, was in dem Beitrag gezeigt und geäußert wurde, aber es grundsätzlich begrüßen, dass über das Thema öffentlich berichtet wurde und darüber diskutiert wird.

Ilyas Mec: Aus all den Zuschriften haben wir jedenfalls einen großen Ordner angelegt…

Theisen: …wobei ich es richtig finde, dass wir uns der Zuschauerkritik auch stellen, gerade als gebührenfinanzierter Sender. Probleme habe ich nur mit Kritik, die in Polemik ausartet oder einen drohenden Unterton annimmt. Wenn also etwa ein Zuschauer schreibt, wir sollten doch einmal in einem Beitrag den Koran verbrennen, dann werde sich das Problem mit uns und unserer Redaktion bald erledigt haben. Das ist für mich keine angemessene Kritik, auch bei aller erhitzten Diskussion nicht. Doch das sind nur wenige und die gehen sicher nicht von einem christlichen Standpunkt an das Thema heran.

Ausgestrahlt wurde der Beitrag im Ersten, die Verantwortung in der Produktion lag bei Ihnen, dem Hessischen Rundfunk. Autor Tilman Jens hatte vor der Ausstrahlung noch gesagt: "Der Film will nicht skandalisieren." Dennoch ist doch genau das Gegenteil eingetroffen.

Theisen: In dieser Frage müssen wir zwischen Inhalt und Form unterscheiden. Wenn ich die Diskussion nach der Ausstrahlung richtig beurteile, halten nur Wenige den Inhalt für skandalös, die überwiegende Mehrheit stört sich an der einen, bestimmten Filmsequenz, nämlich der "brennenden Bibel", die mehrfach zwischen den Kapiteln wiederholt wurde. Zuschauer fühlten sich in ihren religiösen Gefühlen verletzt. Dazu ganz klar: Es war nie unsere Absicht, irgendwelche religiösen Gefühle zu verletzen, und das sage ich nicht nur als Journalist, sondern auch aus persönlicher Überzeugung. In der Vorbereitung zu dem Beitrag haben wir in der Redaktion sicher gut 30 Minuten über eben diese Sequenz diskutiert – und über den Inhalt ebensolange. Als ich die Bildsequenz zum ersten Mal sah, habe ich mich sehr wohl gefragt, was diese "brennende Bibel" aussagen soll. Ich dachte auch an die Bücherverbrennung in der Nazizeit, was ich in der Sitzung auch vorgebracht habe. Doch das Bild sollte etwas anderes aussagen, es sollte aufrütteln und auch das Feuer als in der Bibel immer wiederkehrendes Symbol für die Kraft des Göttlichen, für Gott selbst darstellen – wie im brennenden Dornbusch bei Mose – oder im Bericht über den Heiligen Geist an Pfingsten darstellen.

Dennoch, die Kritik war heftig, und das nicht nur aus evangelikalen Kreisen. Selbst die "Bild"-Zeitung hat sich des Themas angenommen und getitelt: "TV-Skandal! ARD verbrennt Bibel". Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke etwa kritisierte die Darstellung: "Man soll keine Bücher verbrennen – erst recht nicht die Bibel." Und auch Bischof Gebhard Fürst, Vorsitzender der Medienkommission der deutschen Bischofskonferenz, kommentierte laut "Bild": "Eine Bibel zu verbrennen, bedeutet, die Heilige Schrift der Christen und Juden zu verhöhnen." Und Wolfgang Bosbach, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion, sagte der "Bild": "Was wäre wohl in Deutschland los, wenn die ARD einen brennenden Koran gezeigt hätte?" Eine berechtige Frage?

Mec: Jede Frage ist berechtigt und einige Zuschauer haben ja genau das so geschrieben. Doch wir wollten mit der Sequenz eben nicht darstellen, dass die Heilige Schrift zerstört wird, sondern das Thema Feuer aufgreifen. Wenn wir einen Film über islamischen Fundamentalismus machen würden, müsste man auf eine andere Symbolik zurückgreifen, etwa auf das Schwert. Wir planen jedoch keinen Beitrag über islamischen Fundamentalismus. Doch die Frage geht an unserer Intention vorbei: Wir wollten die Bibel nicht "verbrennen", um das nochmals klar zu sagen.

Theisen: Dennoch gebe ich zu, dass wir einen handwerklichen Fehler gemacht haben, das sage ich ganz offen. Wenn man genau hinschaut, sieht es so aus, als ob die Bibel tatsächlich brennt. Doch die Bibel hätte eben nicht brennen dürfen, sondern vielleicht nur vor dem Hintergrund eines angedeuteten Feuers dargestellt werden sollen. Wir haben die Wirkung dieses Bildes auf die Zuschauer falsch eingeschätzt, das müssen wir hinnehmen. Als überzeugter Katholik habe ich mich in der dem Film vorangegangenen Diskussion auch sehr schwer damit getan und musste, wie gesagt, überzeugt werden. Doch würden wir, was jedoch nicht geplant ist, einen Film über islamischen Fundamentalismus machen, würden wir auch darin klar die Strukturen und Praxis des Islamismus benennen. Wenn es notwendig ist, würden wir uns mit allen Religionen kritisch betrachten, erst recht mit solchen Strömungen, die fundamentalistisches Gedankengut in die Gesellschaft bringen.

Hintergrund der Frage, was wohl geschehen wäre, wenn statt der Bibel der Koran "vernichtet" worden wäre, waren vielmehr die Reaktionen von Muslimen, die weltweit nach dem Abdruck von angeblichen Mohammed-Karikaturen gewaltsam protestiert haben.

Theisen: Eine Korrektur: Wir haben die Bibel nicht "vernichtet"! Der Autor Tilman Jens hat ja gerade im Schlusssatz des Beitrages betont, dass es positiv ist, dass ein altes Buch wie die Bibel noch heute viel Aufmerksamkeit erregt. Zudem ist es mir übrigens unverständlich, dass einerseits der Streit um die so genannten Mohammed-Karikaturen in den Forderungen mündete, eine Religion wie der Islam müsse so etwas "aushalten", und in unserem Fall eine "brennende Bibel" massiv kritisiert wird. Auch das müssen Christen vielleicht "aushalten" können. Wir wollen, dass fundamentalistische Grundsätze nicht der oberste Wertmaßstab für die Gesamtgesellschaft sind.

In dem Fernsehbeitrag ging es um allerlei Themen und Gruppierungen: Eine Gemeinde in Blaubeuren, eine Familie, die ihre Kinder aus religiösen Gründen zu Hause unterrichtet oder um das Streitthema Kreationismus. Vielfach wurde kritisiert, dass das nicht die Haupthemen sind, die evangelikale Christen ausmachen. Hat der Beitrag seine Zielsetzung überhaupt getroffen?

Ilyas Mec: Natürlich hat der Beitrag seine Zielsetzung getroffen. Wenn mehr als 1,4 Millionen Zuschauer den Film gesehen haben und viele davon auch in Zuschriften - in der Mehrheit kritische, aber auch viele zustimmende - oder öffentlich Stellung beziehen, hat der Beitrag ein wichtiges Thema angesprochen. Man kann sicher im Nachhinein darüber diskutieren, ob ein, zwei Aspekte weniger dem Film gut getan hätten und zum besseren Verständnis bei Zuschauern geführt hätten, die sich in dieser Thematik nicht gut auskennen. Doch der Film war ja keine Dokumentation über evangelikale Christen allgemein. Es sollte das Thema christlicher Fundamentalismus aufgegriffen und dabei natürlich auch unterschieden werden, welche Strömungen fundamentalistisch sind und was gelebter Glaube ist. Insofern war der Film ein Versuch, christlichen Fundamentalismus zu thematisieren, den es nun einmal auch im evangelikalen Bereich gibt. Für manche Zuschauer hat der Film sicher Aspekte erläutert und dargestellt, die bislang nicht so bekannt waren.

Alois Theisen: Die Dokumentation beginnt ja mit einer Szene über eine christliche Gemeinschaft in Blaubeuren, die durchaus als fundamentalistisch bezeichnet werden kann. Unser Autor ist dann der Frage nachgegangen, wie diese und ähnliche Glaubensüberzeugungen weitere Kreise bis in die evangelische Kirche hinein ziehen, denken Sie an die Aussagen des EKD-Ratsvorsitzenden, Bischof Wolfgang Huber. Dabei bestimmten die negativen Aspekte fundamentalistischer Glaubensüberzeugungen aus meiner Sicht nicht den Film, sondern vielmehr positive Formen gelebten Glaubens. Der Film wollte auch zeigen, wie die religiöse Haltung von bislang eher mutlosen Christen durch engagierte Evangelikale verändert wird. Die Veränderung sieht so aus, dass sich Christen wieder deutlicher zu ihrem Glauben bekennen, was gut ist. Bis vor wenigen Jahren waren religiöse Äußerungen nahezu vollständig aus dem öffentlichen Leben verbannt. Durch den Bekennermut engagierter Christen werden andere nachhaltig geprägt. Das ist ein positiver Aspekt, den der Film auch dargestellt hat.

Nun ist die evangelikale Bewegung weltweit und auch in Deutschland sehr unterschiedlich geprägt. Manche gehören charismatischen Gemeinden an, andere sind aktive Mitglieder der evangelischen Landeskirche. Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Jürgen Werth, kritisierte daher doch zu Recht, dass in dem Film überwiegend Randgruppen gezeigt wurden – doch eine Differenzierung nicht stattfand.

Theisen: Die Gruppierung in Blaubeuren sind doch eindeutig christliche Fundamentalisten. Das sind die Extreme, mit denen der Autor seinen Beitrag begonnen hat. Es gibt eben auch Eltern, die ihre Kinder aus religiösen Überzeugungen zu Hause unterrichten. Wogegen der Beitrag nicht grundsätzlich argumentiert, nur die gezeigte Familie ist ebenfalls ein Extrem. Tilman Jens hat im Zuge seiner Recherchen zu dem Beitrag durchaus sein Bild über konservative Christen geändert und er war durchaus überrascht, wie weltoffen und tolerant der größte Teil der Evangelikalen ist. Es waren daher die Extreme, mit denen der Film begann.

Doch ist nicht der gesamte, unterschwellige Tenor des Beitrages, evangelikale Christen schürten Angst vor dem Höllenfeuer, nutzten die Bibel dazu, um andere zu richten oder hätten eine "tiefe Angst vor Sodom und Gomorrha", wie das gesagt wurde? Zurück bleibt der Eindruck, Evangelikale wollten ihren Mitmenschen ihre Sicht des Glaubens aufzwingen. Hat der Film eine unbegründete Angst geschürt?

Mec: Der Film zeigte nicht die Bandbreite der evangelikalen Bewegung. Das war auch nicht die Intention. Hätte der Titel des Filmes gelautet: "Evangelikale Christen in Deutschland", dann hätten wir mit anderen Beispielen aufmachen und andere Schwerpunkte setzen müssen. Aber es war ein Film über christlichen Fundamentalismus, der eben auch in einem Teil des evangelikalen Spektrums vorkommt. Insofern sehe ich das etwas anders als Sie.

Theisen: Es ist auch so, dass das Denken einiger radikalerer christlicher Gruppen auch Auswirkungen hat auf das Denken anderer. Etwa in der Form, dass wieder schärfer zwischen Gut und Böse, Wert und Unwert unterschieden wird. Dies zeigen Meinungsäußerungen im Film etwa über Fragen der Homosexualität oder Ehescheidung. Gleichzeitig führt die Wahrnehmung einer großen oder größer werdenden fundamentalistischen Bewegung dazu, dass andere Christen ihre Glaubensüberzeugungen und -praxis wieder mehr reflektieren und vielleicht schärfen. Dazu gehört etwa die Ansicht, dass geschiedene Pfarrerinnen und Pfarrer in der sächsischen Kirche die Gemeinde wechseln müssen. Der zuständige Landesbischof Jochen Bohl hat das in dem Beitrag dargelegt. Aus meiner Sicht ist diese Praxis nicht anstößig, die Kirche kann dies für sich selbst entscheiden, aber das ist meine private Meinung. Es ist aber auch nicht anstößig, wenn diese Einstellung zur Diskussion gestellt und kritisch beleuchtet wird. Autor Tilman Jens wollte auch zeigen, dass die Meinungen zwischen christlichen Fundamentalisten, Evangelikalen und den Amtskirchen nicht immer klar zu unterscheiden sind.

Ihr Fazit über "Die Hardliner des Herrn" - und das der erhitzten Debatte?

Theisen: Ich fand den Beitrag überzeugend. Es war kein Film für Evangelikale oder Experten, sondern für einen ganz normalen Zuschauer, der Fernsehen neben anderen Tätigkeiten vielfach nebenbei konsumiert. Dabei muss der Zuschauer einem Beitrag folgen können. Das zeigt die Quote, die der Film erreicht hat, immerhin sahen mehr als 1,4 Millionen Zuschauer den Film. Das, und nur das zeigt die Quote, die kein Qualitätszeichen an sich ist, aber ein Zeichen, dass viele Zuschauer dem Beitrag folgen konnten und sich mit ihm auseinander gesetzt haben. Wenn wir den Zuschauern Denkanstöße gegeben haben, dann war die Sendung aus meiner Sicht qualitativ gut und erfolgreich. Dass wir die Evangelikalen nicht alle überzeugen konnten oder jede Facette diskutiert haben - mit dieser Kritik können wir leben.

pro: Planen Sie, sich erneut mit dem Thema zu befassen?

Theisen: Ja, wir planen eine Diskussionssendung, die im HR-Fernsehen live ausgestrahlt wird. Zudem wird die Dokumentation - ohne die anstößige Sequenz der "brennenden Bibel" - nochmals ausgestrahlt. Meinhard Schmidt-Degenhardt, Leiter des zuständigen Ressorts, wird die Diskussionsleitung übernehmen und mit seinen Kollegen die Sendung wie immer intensiv vorbereiten. Geplanter Sendetermin ist im September oder Oktober. Wir werden darauf achten, die Talkrunde angemessen zu besetzen und sicher einige, die sich jetzt an der Diskussion beteiligt haben, einladen.

Herr Theisen, Herr Mec, vielen Dank für das Gespräch!
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