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Geistlicher Missbrauch


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2 Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

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Geistlicher Missbrauch





Durch den Beitrag “Wie blöd muss man eigentlich sein…” von Bento habe ich zum ersten Mal von der christlichen (charismatischen) Glaubensgemeinschaft Wort und Geist (im Folgenden mit “W+G” abgekürzt) erfahren (von der ich mich gleich zu Beginn ausdrücklich distanzieren möchte; dazu aber weiter unten mehr…).

Don Ralfo hat in der anschließenden Diskussion einen Link zu einem W+G-kritischen YouTube-Video angegeben, in dem Ausschnitte aus einer Predigt eines W+G-Leiters zu hören waren. Der Inhalt und die Art und Weise dieser Predigt waren für mich regelrecht erschütternd. Vor allem, weil ich als Deutscher für totalitäre Systeme besonders sensibilisiert bin (abgesehen von meiner eigenen persönlichen Erfahrung in einer teilweise totalitären christlichen Gemeinde).

Auf YouTube finden sich noch andere (mit dem genannten Video verknüpfte) kritische Videos und auch einen Radiobeitrag vom NDR über W+G, die m.E. jeden einigermaßen aufgeklärten Menschen (und Christen) erschrecken und warnen müssten.

Dies alles nehme ich zum Anlass, um hier mal einen grundlegenderen Artikel über das Thema “Geistlicher Missbrauch” zu schreiben (ich beschränke mich übrigens im Folgenden hauptsächlich auf Missbrauch in christlichen Gemeinschaften, auch wenn dieses Problem sicherlich in jeder Religion auftreten kann und wird) .

Wie oben bereits angedeutet habe ich geistlichen Missbrauch selbst schon einmal in einer christlichen Gemeinschaft erlebt hat. Das heißt aber nicht, dass ich mich jetzt für einen Experten auf diesem Gebiet halte oder dass meine Meinungen zu diesem Thema unumstößlich richtig sein müssen.

Es heißt aber, dass ich tiefer gehende Einblicke in missbräuchliche religiöse Systeme gewonnen habe, die ich als Hilfe und Warnung für andere (gläubige) Menschen und deren Angehörige weitergeben möchte in der Hoffnung, dass diese von solchen schlimmen Erlebnissen verschont bleiben werden.

Was ist eigentlich “geistlicher Missbrauch”?
Zunächst einmal möchte ich erklären, was ich unter “geistlichem Missbrauch” verstehe. Da gibt es sicherlich verschiedene Definitionen. Wichtig sind jedoch nicht die Begriffe, die wir verwenden, sondern das klar wird, was das Charakteristische und Gefährliche am “geistlichen Missbrauch” ist (und was “geistlicher Missbrauch” nicht ist).

Hier mal ein Versuch einer Definition:

Geistlicher Missbrauch ist das systematische Ausüben von Macht mittels der Autorität einer Person oder Gruppe (bzw. Gemeinschaft) gegenüber einer religiösen (d.h. gläubigen) Person oder Gruppe (bzw. Gemeinschaft) in einer missbräuchlichen Art und Weise, d.h. einer Weise, die zu geistlichen (d.h. dem Glauben betreffend), psychischen (d.h. der Seele betreffend), physischen (d.h. des Körpers betreffend) bzw. materiellen (d.h. des Eigentums betreffend) Schaden führt.

Damit von geistlichem Missbrauch gesprochen werden kann, müssen m.E. also folgende Bedingungen erfüllt sein:

1.Systematischer Missbrauch von Macht (die Motive hierfür, ob bewusst/unbewusst, absichtlich/unabsichtlich spielen dabei keine ausschlaggebende Rolle, da erstmal nur der angerichtete Schaden selbst relevant ist)
2.Ausübung von geistlicher Autorität (d.h. Machtausübung, die erst durch einen Glauben/Religion möglich wird)
3.Verursachung von Schäden (die Art von Schäden, ob geistliche, psychisch oder/und materiell, spielt dabei keine ausschlaggebende Rolle; relevant ist erstmal nur, dass ein Schaden überhaupt entsteht)
Damit unterscheide ich z.B. folgende Fällen, die ich nicht als geistlichen Missbrauch betrachte (deswegen aber nicht weniger gravierend sein müssen und genauso einer entsprechenden “Behandlung” bedürfen):

1.vereinzeltes sündhaftes Verhalten von geistlichen Leitern (das wäre nicht systematisch, sondern “normales” menschliches Versagen)
2.missbräuchliche Machtausübung aufgrund von nicht-religiöser Autorität (z.B. politische, materiell-begründete oder familiäre Macht)
3.Verbreitung von falschen (z.B. christlichen) Lehren, insofern keine manipulierenden und macht-missbräuchlichen Techniken angewandt werden und somit der Empfänger eine faire Möglichkeit hat, die Lehren auf den Wahrheitsgehalt zu überprüfen und sie ggf. (für sich) abzulehnen (diese Einschränkung macht damit auch die – meist nutzlosen – Diskussionen darüber, was die “wahre Lehre” ist überflüssig)
Missbrauch ist m.E. ganz allgemein nur dann möglich, wenn es jemand (bzw. eine Gruppe von Menschen) gibt, der (bzw. die) in irgendeiner Form Macht über einen anderen Menschen bzw. Gruppe ausübt. Wie genau das passiert, welche Motive dahinter stehen oder ob dies bewusst und absichtlich geschieht ist erstmal zweitrangig und nicht wesentlich für das Feststellen eines Missbrauchs.

Wichtig ist herbei klar zu stellen, dass Machtausübung und Autorität nicht grundsätzlich schlecht sein muss (oder gar grundsätzlich abzulehnen wäre). In der Kindererziehung z.B. ist m.E. eine gesunde Autorität der Eltern nicht nur erlaubt, sondern sogar zwingend erforderlich, um überhaupt erziehen zu können.

Was ich aber sagen will ist, dass Missbrauch eigentlich nicht entstehen kann, wenn nicht in irgendeiner Form Macht (mittels der eigenen, ggf. selbst angemaßten Autorität) auf andere ausgeübt wird und der man sich auch nicht wirklich entziehen kann (Letzteres ist übrigens ein sehr wichtiger Punkt).

Techniken des geistlichen Missbrauchs
Wie kann es aber überhaupt zu geistlichem Missbrauch kommen?

Bei Kindern ist das Ganze ja (schrecklicherweise) relativ einfach (da sie aufgrund ihrer kindlichen Naivität einfach zu manipulieren und zudem leicht unter Druck zu setzen sind).

Aber bei Erwachsenen?

Sind erwachsene Menschen nicht selber Schuld, wenn sie sich missbrauchen lassen? Sie könnten doch beispielsweise einfach die (christliche bzw. religiöse) Gemeinschaft verlassen?

Manche Menschen sind vermutlich tatsächlich selbst schuld, da sie zu leichtsinnig bzw. zu leichtgläubig sind. Viele – die allermeisten wahrscheinlich – geraten in Gruppen mit geistlichem Missbrauch (zunächst) großteils unverschuldet (aufgrund mangelnder Aufklärung etc.).

Später, wenn sie den Missbrauch selbst erkennen könnten, sind sie dann leider oft kaum noch in der Lage, die Gruppe zu verlassen. Die Gründe hierzu können vielfältig sein. Einer davon ist sicherlich die bereits eingesetzte Indoktrination der Gruppe (beständiges Eintrichtern von speziellen Lehren, die ein Ablehnen der Gruppe bzw. der Leiter rein logisch – wenn es mal tief geglaubt wurde – praktisch unmöglich macht; z.B. die – schwer widerlegbare – Behauptung, dass einer der Leiter ein von Gott eingesetzter “Gesalbter” oder “Apostel” sei). Ein weitere Grund kann die mittlerweile stark angewachsene Anziehungskraft der Gruppe bzw. die starken sozialen Bindungen, d.h. Freundschaften sein.

Welche Techniken werden also angewandt bzw. welche Umstände werden geschaffen, um Menschen in Gruppen mit geistlichem Missbrauch hineinziehen und halten zu können?

Hier mal eine (sicherlich unvollständige) Liste:

1.Charismatische Leiter, die die Fähigkeit haben, Menschen in ihren Bann oder den ihrer Ideen zu ziehen
2.Manipulation des Denkens (z.B. subtiles Verdrehen von Wahrheiten bzw. der moralischen Bewertung von Ereignissen in Vorträgen/Predigten und persönlichen Gesprächen)
3.Starke Gruppendynamik (sich Mitreißen lassen von begeisterten Gruppen bzw. der Aufbau eines Gruppendrucks, der zur Gruppenkonformität führt)
4.Subtile oder offene Drohungen (z.B. Androhung, dass man bei Verlassen der Gruppe in die Hölle kommen oder etwas ganz Schlimmes passieren würde etc.; drohender Ton in Predigten bzw. Erzwingen von Zustimmung durch ein eingefordertes “Amen” etc.)
5.System von Belohnung und Bestrafung (Gruppenkonformes Verhalten wird durch Lob und anderweitigen Belohnungen gefördert, “Abweichler” getadelt, oft in sehr demütigender Art und Weise)
6.“Beschäftigungstherapie” (der Wochenplan der Gemeinschaft ist z.B. mit so vielen Treffen und Veranstaltungen gefüllt, dass die Gruppenmitglieder kaum noch Zeit für sich allein und zum Nachdenken und Reflektieren haben; die Stimme des Gewissens kann damit teilweise unterdrückt werden)
7.Lehre vom “Zweck heiligt die Mittel” (es wird z.B. einem glaubhaft gemacht, dass es besser wäre, nicht ganz ehrlich zu sein, um z.B. andere Menschen “retten” zu können etc.)
8.Informationskontrolle (es werden dem Gruppenmitglied z.B. wichtige Informationen/Hintergründe zur Gruppe bzw. deren Entstehung, der geübten Kritik etc. vorenthalten bzw. verdreht; das Gruppenmitglied ist damit nicht in der Lage, die für sie selbst richtigen bzw. vorteilhaften Entscheidungen zu treffen)
9.Soziale Isolation (sehr tiefe und zumindest echt erscheinende Freundschaften innerhalb der Gruppe einerseits und immer weniger und oft zwanghaft abgebrochenen Beziehungen zu Menschen außerhalb der Gruppe andererseits können zu einer starken Bindung an die betreffende Gruppe führen, die aus psycho-sozialen Gründen kaum noch aufzubrechen ist, selbst wenn es eigentlich gewünscht wird)
Es gibt zu diesem Thema eine Reihe von Büchern, die diese Techniken und Phänome ausführlich und sicherlich noch viel besser beschreiben als ich das hier (in aller Kürze) tun kann (siehe z.B. meine Bücherliste zum Thema “Geistlicher Missbrauch”).

Beispiele geistlichen Missbrauchs
Wie sieht geistlicher Missbrauch in der Praxis aus?

Ich persönlich habe z.B. erlebt wie man Andersdenkende und Kritiker meiner damaligen christlichen Gemeinschaft systematisch schlecht machte bzw. diskreditierte (unglaubwürdig machte). Das Lesen von kritischen Websites im Internet wurde teilweise als “geistliche Pornographie” bezeichnet.

Uns wurde gelehrt, dass wir praktisch die einzige christliche Gemeinschaft seien, die die “wahre” christliche Lehre verbreiten und leben würde. Alle anderen wären praktisch “verloren” (bis auf wenige Ausnahmen vielleicht).

Bevor man bei uns damals getauft wurde, prüfte man z.B., ob man wirklich “tiefe Überzeugungen” hatte: Auf die Frage, ob man glaube, dass z.B. die eigenen Eltern aufgrund ihres “lauen” christlichen Lebens oder ihrer “ungültigen” Taufe verloren seien, erwartete man eine positive Antwort. Andernfalls schob man die Taufe auf.

Man erwartete weiterhin, dass man an jeder Veranstaltung der Gemeinschaft teilnahm. Fehlte man, wurde nachgefragt.

Ein starker Fokus auf die eigene Sündhaftigkeit unter Vernachlässigung einer Ausgewogenheit zur Gnade Gottes, führte bei Vielen zu starken Schuldgefühlen und machte sie damit auch leichter durch die Leiter “formbar” und damit letztendlich “gruppenkonform”.

Ich selbst hatte in meiner damaligen Gemeinde übrigens auch Leitungsverantwortung. Dadurch kannte ich die Mechanismen aus “erster Hand” und machte mich zudem teilweise mitschuldig.

Ich weiß aber auch, dass die meisten Leute in der Gemeinde “guten Herzens” waren und nicht absichtlich anderen Schaden zufügen wollten. Ganz im Gegenteil. Man dachte, dass man dem Anderen dadurch wirklich (geistlich) helfe.

Und das ist genau das Gefährliche daran. Das Ganze war so subtil, dass man die Manipulation des eigenen Denkens gar nicht wahrnahm. Die Gruppendynamik tat ein Übriges (nach dem Motto: “Wenn es alle so machen, wie kann es dann falsch sein?”)

Es gab noch eine Menge anderer Dinge, die “sektenhaft” waren wie z.B., dass das Spenden für die Gemeindearbeit in der Praxis gar nicht so freiwillig war wie immer vorgegeben wurde oder dass der Leitungsstil in der Gemeinde oft sehr autoritär und teilweise sogar totalitär war.

Ich kann und will hier jetzt auch gar nicht alle missbräuchlichen Praktiken aufzählen (wer mehr dazu erfahren will, kann das übrigens auf meiner Website tun, z.B. hier). Mir geht es auch nicht darum, eine christliche Gemeinschaft einfach nur schlecht zu machen (es gab auch eine Menge wirklich guter und sehr vorbildlicher Dinge dort; sonst wäre ja auch kaum jemand “freiwillig” Mitglied geworden…), sondern um einen Eindruck zu vermitteln wie geistlicher Missbrauch in der Praxis aussehen kann. Und nur wenn man das weiß, kann man sich vor diesem dann auch schützen und andere warnen.

Wie gesagt, viele der “Opfer” kommen guten Herzens in eine Gruppe mit geistlichem Missbrauch, werden dann später selbst – meist ohne es selbst zu wollen – zu “Tätern”. Und es entsteht ein echter “Teufelskreis”. Die besten Freunde können dann auf einmal genau die werden, die einem in einer solchen Gruppe halten und verhindern, dass man rechtzeitig “aussteigt”.

Was begünstigt geistlichem Missbrauch?
Ich denke, dass einer der Hauptursachen für den “Erfolg” und das Vermehren von Sekten und Gruppen mit geistlichem Missbrauch in unserer heutigen Gesellschaft zu finden sind (auch wenn es sicherlich auch eine geistliche Sichtweise gibt, die mehr oder weniger unabhängig von gesellschaftlichen Entwicklungen ist, vgl. Mt 7,13-24).

Wir leben mehr und mehr anonym und ohne feste (soziale) Bindungen. Es gibt immer weniger allgemein anerkannte klare und feste Werte (z.B. was gut und böse ist; was gesellschaftlich “erlaubt” und “nicht erlaubt” ist). Wir tendieren zum Relativieren. Auch im christlichen Glauben. Wir können andere nicht mehr (zu Recht) kritisieren, da ja “niemand die Wahrheit hat”. Jeder kann und darf in Glaubensfragen so ziemlich alles lehren was er will. Auch wenn der Missbrauch eigentlich ganz offensichtlich ist. Das finde ich erschreckend.

Wir haben viel zu viel christliche Gemeinden, die für die Menschen “langweilig” und “nichtssagend” sind. Wo es weder tiefe Überzeugungen, noch Begeisterung für den Glauben, noch praktische Hilfe im Leben gibt.

Aufklärung über “wahre” und “falsche” christlichen Lehren und Praktiken gibt es kaum noch bzw. ist verpönt. Weil sich kaum noch jemand traut, absolute Wahrheiten zu verkünden (außer einigen eher “fundamentalistischen” Gruppierungen, die sich leider oft selbst an der Grenze zum Sektentum bewegen).

Ist denn Jesus Christus nicht DIE Wahrheit (und nicht nur eine von vielen)? Kann es außerhalb seiner Lehre und der Lehre der Apostel noch widersprechende Wahrheiten geben?

Ich kritisiere hier nicht einfach nur die “anderen”. Ich selbst muss natürlich auch was dafür tun und bin deshalb mitverantwortlich für unsere allgemeine Lage.

Was kann bzw. muss man gegen geistlichen Missbrauch tun?
Was können bzw. müssen wir also konkret tun?

Alternativen zu Gemeinschaften mit geistlichem Missbrauch anbieten!

Meist greifen sektenhafte Gruppierungen ja tatsächlich Misstände bzw. Defizite in den konventionellen christlichen Gemeinden auf. Die Frage ist nur: Reagieren wir darauf? Oder belassen wir es bei der (Gegen-)Kritik an den anderen?

Weiterhin müssen wir sicherlich mutiger werden! Kritik, sofern sie berechtigt und konstruktiv gemeint ist, muss (laut) geäußert werden (dürfen). Auch innerhalb und zwischen christlichen Gruppierungen.

Das sollte natürlich nicht in einer pharisäischen bzw. selbstherrlichen Kritiksucht geschehen, sondern in Liebe und echter Sorge um den anderen.

Und was mir besonders am Herzen liegt: wir brauchen mehr gesunde christliche Lehre mit Tiefgang!

Wer kennt heute denn noch die Schriften der Kirchenväter, die eigentlich ein Garant für eine rechtgläubige christliche Lehre sind bzw. sein könnten (die Kirchenväter waren entgegen landläufiger Meinung hervorragender Kenner und Ausleger der Bibel. Sie verteidigten den apostolischen Glauben gegen alle möglichen falsche Lehren. Ich selbst habe z.B. schon Unmengen von den Einsichten des Johannes Chrysostomus‘ zu den verschiedenen biblischen Schriften profitiert, siehe die Bibliothek der Kirchenväter).

Wer lehrt heute noch Kirchengeschichte, damit wir aus den Fehlern der Vergangenheit (und den guten Dingen) lernen können?

Und wo bleibt die Solidarität unter den Gläubigen? Oder soll sich jeder selbst um seinen eigenen “Mist” kümmern?

In unserer heutigen zersplitterten und teilweise zerstrittenen Christenheit ist es für Sekten jeder Art ein Leichtes ihr Unwesen zu treiben. Schließlich gibt es ja keine von allen Christen allgemein anerkannte Autorität(en) mehr.

Wir haben heute mehr Freiheit im Glauben, aber dadurch gibt es vielleicht auch mehr Gefahren, da niemand mehr uns schützt bzw. schützen kann vor den “Wölfen im Schafspelz”.

Ich denke, dass wir uns (nicht nur) in dieser Sache den Apostel Paulus als Vorbild nehmen sollten:

“Darum bezeuge ich euch am heutigen Tag: Ich bin unschuldig, wenn einer von euch allen verloren geht. Denn ich habe mich der Pflicht nicht entzogen, euch den ganzen Willen Gottes zu verkünden. Gebt Acht auf euch und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist zu Bischöfen bestellt hat, damit ihr als Hirten für die Kirche Gottes sorgt, die er sich durch das Blut seines eigenen Sohnes erworben hat.

Ich weiß: Nach meinem Weggang werden reißende Wölfe bei euch eindringen und die Herde nicht schonen. Und selbst aus eurer Mitte werden Männer auftreten, die mit ihren falschen Reden die Jünger auf ihre Seite ziehen. Seid also wachsam und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht aufgehört habe, unter Tränen jeden einzelnen zu ermahnen. Und jetzt vertraue ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade an, das die Kraft hat, aufzubauen und das Erbe in der Gemeinschaft der Geheiligten zu verleihen.” (Apg 20,26-32/EÜ)

Wenn wir Christen alle unseren kleinen Beitrag im Leib Christi leisten würden (jeder nach seinen Gaben und seinem Dienst in der Kirche), dann hätten es so fragwürdige christliche Gemeinschaften wie W+G sicherlich um einiges schwerer, Anhänger zu gewinnen und aufrichtigen Gläubigen (und deren Kinder!) Schaden zuzufügen…
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#2
Rolf

Rolf

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Zum vorhergehenden Beitrag folgender Kommentar:


...Aber, was mir auffällt ist, dass in den Selbstaussagen schon einiges dabei ist, was fragwürdig ist. z.B.: Wie Krankheit gesehen wir und wie sie in Hinblick auf die Inkarnation gedeuet wird. Das mag Freikirchlern nicht auffallen, aber sehr viel eindeutiger kann Häresie eigentlich nicht sein. Typisch ist für mich, dass man einen Satz aus der Bilbel nimmt und ihn so deutet, dass er auf die eigene Linie passt. Andere Deutungsmöglichkeiten, werden garnicht erst erwähnt.
Wenn der selbst ernannte Chefausleger behauptet, dass die Fülle der Offenbarung noch nicht erreicht wurde, weil die Selbstoffenbarung Gottes ein voranschreitender Prozess ist, katapultiert er sich selber aus der christilichen Gemeinschaft. Wenn er seinen Zuhörern erklärt, dass Jesus nicht wie ein Mensch gelitten hat und gestorben ist, muss man mal nachhaken, wie er das denn jetzt meint. Auch hier stellt er sich ganz klar gegen den christlichen Glauben, der wahrer Mensch und wahrer Gott, gelitten, gekreuzigt, gestorben als unverrückbare Glaubensinhalte bekennt.
Was mich erstaunt ist, warum es in den Beiträgen, die ich gelesen habe eher um die Art der Darbietung und Auswirkungen geht, als um die grundsätzliche Lehre. Ist es wirklich so schwierig das Glaubensbekenntnis neben die Selbstaussagen einer Guppe zu legen und zu sehen, wo es Widersprüche gibt?
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#3
Scaevola

Scaevola

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  • 86 Beiträge
Grundsätzlich aber ein ganz guter Artikel zum Thema "geistlicher Mißbrauch".

Zudem legt er auch den Finger in die offenen Wunden unserer Gemeinde/Kirchenlandschaft.

Z.B.: Die kritische Selbsthinterfragung der Gemeinden, warum die Leute zu den Sekten rennen,
oder die Tatsache, dass wir uns zu wenig mit der Kirchengeschichte beschäftigen und daraus die Lehren ziehen! Vor allem der Abschnitt mit den Kirchenvätern und deren Auseinandersetzung mit geistlichen Stömungen ist sehr gut. Ich bemerke hier, v. a. als Pfingstler, wirklich ein massives Defizit, da Geschichte, und auch die theologische, sich immer wieder wiederholt.
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