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[Rolf]

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Mittwoch, 10. März 2010





Kerstin Hack, Patricia King und das JAHR DER STILLE


Wird es bald auch "extrem übernatürliche Erfahrungen" im Jahr der Stille 2010 geben? Über mintgrüne Engel, Ekstase-Anbetung, und warum und für wen es ein Segen ist, wenn Engel Federn lassen.



Das „Jahr der Stille 2010“ entwickelt sich immer mehr zu einem Türöffner für mystische und charismatische Erfahrungen. Kerstin Hack ist ein „Jahr der Stille“-Partner (siehe Ideenheft - Anregungen für Mitmacher und Multiplikatoren, S.28,30). Ihr Beitrag im Ideenheft ist harmlos im Vergleich zu den beiden Büchern von Patricia King Den Himmel offen sehen und Gottes Herrlichkeit erfahren, die sie Anfang 2010 in ihrem Verlag Down to Earth als Neuerscheinung herausbrachte.

Auf der Webseite von Down to Earth wird das Buch Den Himmel offen sehen sowie die Autorin Patricia King vorgestellt. Hier kann man Folgendes lesen:

"Die gesunde Mischung aus anschaulichen Erfahrungsberichten, biblisch fundierter Lehre und intensiver praktischer Anleitung macht dieses Buch zu einem Standardwerk für alle, die sich nach intensiveren geistlichen Erfahrungen sehnen, dabei aber im sicheren Rahmen der biblischen Lehre bleiben wollen.
Lassen Sie sich durch dieses Buch an die Hand nehmen, um selbst Erfahrungen mit der himmlischen Dimension zu machen." (Fettdruck durch den Autor)

Weiter schreibt Kerstin Hack über Patricia King:

"Seit meiner ersten Begegnung mit Pat vor mehreren Jahren, als sie mit einem Gebetsteam in Berlin war und mich Löcher in den Bauch fragte, um die Geschichte dieser Stadt zu verstehen, ist eine herzliche Freundschaft zwischen uns gewachsen, die über die Jahre gehalten hat. Wir haben Gott zusammen in Gebetstreffen und bei Konferenzen erlebt, aber auch miteinander gegessen, gelacht und einfach die Zeiten, die Gott uns miteinander gab, genossen.
Ich schätze es, dass Pat ein Mensch ist, der einerseits tiefe geistliche Erfahrungen macht, andererseits aber nicht 'abgehoben', sondern sehr bodenständig ist. Als Pat mir bei ihrem letzen Besuch in Berlin das Manuskript ihres Buches zeigte, war mir sofort klar: 'Das Buch will ich auf Deutsch publizieren.' Die Zeit, die ich mit dem Übersetzen des Manuskriptes und der Vorbereitung auf die Publikation verbrachte, hat dies noch mal bestätigt: Pat ist biblisch so fundiert, dass auch extreme übernatürliche Erfahrungen, die sie macht, an den Aussagen der Bibel gemessen und erklärt werden. Es ist ganz natürlich übernatürlich." (Fettdruck durch den Autor)

Auch im charismatischen Frühjahrkatalog 2010 von ASAPH (S.10) werden unter der Rubrik Nachfolge drei neue Bücher von Patricia King aus dem charismatischen Adullam Verlag vorgestellt: (1) Revolution! Es ist Zeit, wieder übernatürlich zu leben (2) Halte nicht an, bevor du am Ziel bist! Wie die zweite Hälfte deines Lebens besser wird als die erste und (3) Das Licht muss in die Finsternis - Entdecke die Rolle der Geistesgaben in der Evangelisation. Damit schwappt das Gedankengut der US-amerikanischen Prophetin endgültig nach Deutschland.

Die der charismatischen Bewegung angehörende Prophetin Patricia King ist Gründerin von Extrem Prophetic – zu Deutsch Extrem Prophetisch. Und in der Tat ist das, was sie tut, extrem - extremcharismatisch. Vor ihrer Bekehrung war Pat Cocking, so ihr "weltlicher Name", tief im New Age verstrickt. Schon sehr bald nach ihrer Bekehrung begann sie ihren prophetischen Dienst. Sie unterhält gute Kontakte zu Rick Joyner, Mike Bickle und Kansas City Propheten Paul Cain und Bob Jones. Und natürlich war auch Todd Bentley schon Gast in ihrer prophetischen Show (Patricia King gilt als geistliche Mutter von Todd). Der extravagante Musiker Caleb Brundidge, der seine charismatischen Zuhörer mit seiner Techno/Rave-Musik, die er als Ecstasis Worship (Ekstase-Anbetung) bezeichnet, begeistert, gehört ebenfalls zum Team von Patricia King.

Selbst unter gemäßigten Pfingstlern und Charismatikern ist Patricia King mit ihren Erfahrungen und Lehren umstritten. Patricia King lobte beispielsweise den kanadischen Prediger Todd Bentley in höchsten Tönen, während die Assemblies of God (größte Pfingstdenomination in den USA) vor seinem Dienst und der Lakeland Erweckung 2008 warnte und ihren Mitgliedern riet, sich von den Veranstaltungen fernzuhalten ("should be avoided"). Eines dürfte bei einer so umstrittenen Prophetin deutlich werden: Von einer "gesunden Mischung", "biblisch fundierter Lehre" und Erfahrungen, die sich "an der Bibel messen lassen", zu sprechen, wie Kerstin Hack es tut, ist eine sehr einseitige Darstellung des Dienstes von Patricia King.

Engelbegegnungen gehören ebenso zu den mystischen Erfahrungen der Prophetin wie Reisen in den dritten Himmel. Letzteres hat sie von Bob Jones erlernt. Sie berichtet, wie eine Gruppe von Charismatikern unter Leitung von Bob Jones sich an den Händen fassten und in den "dritten Himmel" gelangten. Was für die Charismatiker eine "himmlische" Erfahrung ist, gilt dem ehemaligen Pfingstler Bob DeWaay als okkulte Astralprojektion. Folgen Sie nicht dem Rat von Kerstin Hack und lassen Sie sich auf keinen Fall "durch das Buch von Patricia King an die Hand nehmen, um selbst Erfahrungen mit der himmlischen Dimension" zu machen.

Um ein Kurzvideo von Patricia King mit einem Bericht über ihre Begegnung mit einem „mintgrünen Engel“ zu sehen, folgen Sie diesem Link. Die Farbe Mintgrün, so King, steht für Prosperität – Wohlstand und Überfluss an Geld, Kraft und Freude. Der Herr teilte Patricia King mit, dass er von nun an ihren Dienst mit Königreich-Prosperität (kingdom prosperity) segnen würde. Unmittelbar nach ihrer Begegnung mit dem mintgrünen Engel konnte sie bereits einem Pastor in Not mit Finanzen helfen, berichtet King. Der Dienst des Pastors konnte weitergeführt werden und Gott sandte die Prophetin zu einem weiteren Dienst, der in Problemen steckte. Auch dort konnte sie dank des mintgrünen Engels alle Probleme beseitigen.

Als sie wieder nach Hause zurückgekehrt war, fand sie eine mintgrüne Feder in ihrer Wohnung vor – Sie vermuten richtig: es war eine mintgrüne Feder des mintgrünen Engels. Zu einem Bild der Feder: hier. Patricia King war vor ihrer Bekehrung tief in der New Age Bewegung verstrickt. Offensichtlich ist Patricia King nie vollkommen frei geworden von diesem New Age Geist. Die Farbe Grün hat für die New Ager die gleiche Bedeutung wie für die „christliche“ Prophetin King: Glück, Wohlstand, Fruchtbarkeit, Gesundheit und natürlich Finanzen.

An Letzteres muss King wohl vor allem gedacht haben, als sie sich entschloss mit Joshua Mills und Matt Sorger zusammen ein Joint Venture zu beginnen, um Kissen zu verkaufen, die die Charismatiker nutzen können, wenn sie sich in Erweckungsveranstaltungen dem „soaking“ hingeben wollen. Unter „soaking“ verstehen Charismatiker eine Art „Ruhen im Geist.“ Man liegt auf dem Boden und lässt sich von der Gegenwart Gottes durchdringen und saugt diese wie ein Schwamm auf, eine Praxis, die mit dem Toronto-Segen in den 1990er Jahren Eingang in die charismatische Bewegung fand. Patricia King und ihre Geschäftspartner verkaufen natürlich keine normalen Kissen, sondern diese besondere Art von Kissen enthalten mindestens eine Feder von einem Engel, die während einer Veranstaltung der drei „Propheten Gottes“ vom Himmel gefallen ist.

Patricia King ist sich sicher: Gott schenkte King und ihren Geschäftspartnern Federn, die vom Himmel herabfallen, weil er ein bestimmtes Ziel damit verfolgt. „Er [Gott] will, dass wir sie für den Leib Christi zugänglich machen, damit die Salbung des Engels auf jenen bleibt, die so nach Gott hungern, dass sie ein Kissen mit einer Feder eines Engels kaufen. Was für eine wunderbare Möglichkeit für den Leib Christi, jetzt von den Engeln Prosperity, Swift und Revival (Wohlstand, Schnelligkeit und Erweckung, so deren Namen) und anderen, die uns mit ihrer heiligen Gegenwart gesegnet haben, etwas zu empfangen.“ (hier)

Die Kissen sind in drei Größen erhältlich – klein, mittel und groß – und werden zu einem Preis von 99,99 $ bis 599 $ angeboten! Wie gesagt, was Patricia King tut, ist extrem. Weiter heißt es in der Produktbeschreibung der himmlischen Kissen: „Die Kissen allerdings, die eine mintgrüne Feder des mintgrünen Engels namens Prosperity (Wohlstand) enthalten, kosten 999,99 $ aufgrund ihrer speziell übertragbaren Salbung des Wohlstands für alle, die sie verwenden.“

999,99$ entsprechen derzeit ca. 740 € (3/2010). Das ist extrem viel Geld für ein Kissen, dessen Materialwert mit Sicherheit nur ein Bruchteil des Verkaufspreises ausmacht. Finden sich nur 100 leichtgläubige Charismatiker (was kein Problem sein dürfte), hat das Joint Venture bereits einen Umsatz von fast 100.000 $ resp. 74.000 € gemacht! Die einzigen, die einen Nutzen von der Salbung des Wohlstands haben, werden nicht die Käufer, sondern die Verkäufer sein. Erfahrungsgemäß ist zu erwarten, dass sehr bald Zeugnisse kursieren werden, die von wunderbaren Erfahrungen, Heilungen und finanziellen Zuwendungen berichten, was den Verkauf der Kissen weiter anheizen dürfte.

Im Jahr 2004 soll sich der HERR selbst der Prophetin Patricia King offenbart haben. Patricia King schildert ihr Erlebnis: „In einer mächtigen Heimsuchung des Herrn im Juni 2004 hat der Herr Extreme Prophetic finanzielle Partner verheißen, die durch ihren Dienst das Reich Gottes vorantreiben. … Er hat deutlich gezeigt, dass seine Durchbruch-Salbung (breaker anointing) durch diese Personen und ihre Gaben wirksam werden... Wenn du eine Partnerschaft (darunter versteht man regelmäßige Spenden) mit Extreme Prophetic eingehst, wirst du eine Zunahme der prophetischen Salbung und der Ernte-Salbung (engl. prophetic and harvesting anointing) erfahren. Dies ist ein biblisches Prinzip. Wenn du in den prophetischen Dienst säst (=spendest), wirst du eine prophetische Salbung ernten. Extreme Prophetic ist reich an prophetischer Salbung und an Ernte-Salbung."

Am Ende ihrer Sendungen warb Patricia King für den Kauf von Büchern, Kassetten, Videos und bot an, Mitglied im Durchbruch-Team (Breaker Team) zu werden, um so die Durchbruch-Salbung (breaker anointing) zu empfangen. Dem Zuhörer wird suggeriert, er könne durch die Teilhabe an der Gemeinschaft mit den gleichgesinnten Anhängern dieser Prophetin eine Salbung empfangen, die zu ebenso wunderbaren Erfahrungen und charismatischer Vollmacht führen soll. Die Salbung ist natürlich nur gegen eine Gabe von 30 US-Dollar im Monat in Form einer „geistlichen Partnerschaft“ zu haben.

Aus biblischer Sicht gibt es nur eine Salbung: die Salbung des Heiligen Geistes. Menschen gelangen auch nicht in das Reich Gottes durch eine spezielle „prophetische Salbung“ oder eine „Ernte-Salbung“, sondern durch die gesalbte Verkündigung des Evangeliums. Und schließlich, man nennt das Erstehen von geistlicher Kraft gegen Geld Simonie. Jesus verkauft seine Salbung nicht! Der Ausdruck Simonie geht auf die Begebenheit mit Simon dem Zauberer in Apostelgeschichte (8,9-24) zurück. Simon brachte den Aposteln Geld, weil er geistliche Vollmacht erstehen wollte. Petrus tadelte Simon scharf und sagte zu ihm: „Dein Geld fahre mit dir ins Verderben, weil du gemeint hast, dass die Gabe Gottes durch Geld zu erlangen sei! Du hast weder Teil noch Recht an dieser Sache, denn dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott. Tu nun Buße über diese deine Bosheit“ (Apg 8,20-22).

Im Jahre 2007 berichtete Patricia King in ihren TV-Sendungen über das Phänomen von Edelsteinen, die vom Himmel herabfielen oder von Engeln überbracht wurden. Bis heute kursieren viele Berichte über himmlische Edelsteine in charismatischen Gemeinden.

Der letzte charismatische Schrei im Jahr 2008 war ein Video-Clip auf der Webseite Extreme Prophetic über die "Ekstase-Anbetung" des charismatischen DJ Caleb Brundidge. Mark Dinsmore kommentiert das Auftreten von Brundidge kritisch: „Brundidge ist ein wandernder, ›prophetischer‹ DJ, der seine Show ›Club Mysterio‹ nennt. Sich wiederholender ›Rave‹ oder ›Trance‹-Musik wurde so genannt, weil Nachtclubs auf der ganzen Welt sie verwenden, damit Stammgäste euphorisch veränderte Bewusstseinszustände – mit oder ohne Unterstützung von Drogen wie zum Beispiel ›Ecstasy‹ – durch ausgedehnten Freestyle und sinnliche Bewegungen zu sich ständig wiederholenden Rhythmen erreichen können."

Nachdem Brundidge auf Extreme Prophetic den letzten charismatischen Schrei vorgestellt hat, folgt ein Ausschnitt aus einer seiner Shows, in der zumeist junge Christen ekstatisch zu dem eintönigen Techno-Rhythmus tanzten (Techno- und Trance-Tanz). Ein Unterschied zu einer nichtchristlichen Veranstaltung war nicht auszumachen. Trotz der Beteuerung von Patricia King, Gott sei hier am Wirken, kann wohl nur der Eingeweihte erkennen oder „fühlen“, dass Gott hier anwesend sein soll. Patricia King war auf dem Video ebenfalls unter den Tanzenden zu sehen.

Der monotone, rhythmusbetonte Musikstil mit den immer wiederkehrenden gleichartigen Musiksequenzen sowie die rhythmischen Bewegungen über längere Zeit kann Menschen in Trance versetzen. Trance dient im Okkultismus zur Kontaktaufnahme mit der jenseitigen Welt und ermöglicht paranormale Erfahrungen. Monotone Rhythmen wurden daher schon immer eingesetzt, um Menschen in andere Bewusstseinszustände zu versetzen. Der weitaus größte Teil der in der Antike gebräuchlichen Schlaginstrumente diente nahezu ausschließlich der rhythmischen Untermalung des orgiastisch-religiösen Treibens der verschiedenen Kulte, wie beispielsweise des Dionysus-Kultes.

Wenn Paulus die Korinther daran erinnert, dass sie von den stummen Götzen „hingerissen, ja fortgerissen wurden“ (1Kor 12,2) oder sie ermahnt, „alles geschehe anständig und in Ordnung“ (1Kor 14,40; vgl. auch V. 33), dann spielt er auf die Ekstase des Dionysos-Kultes an. Er will den Korinthern zeigen, dass das ekstatische Geisteswirken, das sie aus ihrer heidnischen Vergangenheit kannten, in einem völligen Gegensatz zu dem göttlichen Wirken des Heiligen Geistes steht.

Die sakrale Musik der heidnischen Tempel wurde „grundsätzlich in sexuell freizügiger Atmosphäre gespielt. … Verstärkt wurde dieser Effekt mittels aufreizenden Äußerlichkeiten der (vornehmlich) weiblichen Musikanten wie Nacktheit bzw. durchsichtige Gewänder, Perücken, Schminke und Schmuck. Die ›Umsetzung‹ der Religionen selbst wie übermäßiger Alkoholkonsum beim Dionysoskult als Mittel, von Göttlichkeit erfüllt und bestimmt zu werden, oder bei der Kybele-Verehrung die blutige Selbstverstümmelung tat das Ihrige, um den Verlust der Selbstkontrolle durch rauschartige Zustände der Anhänger hervrzurufen" (Michael Sieber, Musik in der Bibel, S. 31-32, Diplomarbeit Bibelschule Beatenberg, April 2006). Priester der heidnischen Tempel glaubten, dass sie ihre Anhänger durch die Musik und ihr kultisches Verhalten in die Gegenwart der Götter führen konnten.

Obgleich die Israeliten oftmals die gleichen Instrumente wie ihre heidnischen Nachbarn verwendeten, war ihre gottesdienstliche Ordnung im Tempeldienst von den götzendienerischen Kulten völlig verschieden. In der Kleiderordnung vermied man Freizügigkeit, die Texte und Lieder waren den Schriften des Alten Testaments entnommen, und im Zentrum des gottesdienstlichen Lebens stand Israels Bundesgott Jahwe. Vieles, was heute in der charismatischen Lobpreisszene zu beobachten ist, hat sich weit vom biblischen Geist der Anbetung entfernt. Bei der Betrachtung des Videos einer Veranstaltung von Caleb Brundidge, der glaubt, er könne die Menschen mit seiner Musik in die Gegenwart Gottes bringen, drängt sich die Mutmaßung auf, dass hier längst eine Grenze in Richtung neuheidnischer Anbetung überschritten wurde. Erfahrungen und Gefühle ersetzen Gottes Wort. Der Mensch steht im Mittelpunkt. Geistgewirkte Anständigkeit und Ordnung, wie sie Paulus anmahnt, werden auf dem Altar eines ekstatischen Irrgeistes geopfert. Die Priester des antiken Kybele- und Dionysos-Kultes gehören der Vergangenheit an; heute ist der „prophetische DJ“ mit seinem Trance- und Techno-Kult an deren Stelle getreten.

Was sowohl die gesamte charismatische Literatur als auch die charismatischen Praktiken der letzten Jahre angeht, zeigt es sich immer drastischer, dass die charismatische Bewegung mittlerweile von einer Neuerungssucht nie da gewesenen Ausmaßes betroffen ist. Goldzähne, Goldstaub, Visionen, Edelsteine, die sich auf übernatürliche Weise in Gottesdiensten materialisieren, Engelerscheinungen, Seelenreisen in den dritten Himmel, Federn von Engeln oder vom Heiligen Geist, die auf Versammlungen herabregnen, himmlische Wohlgerüche, die sich während des Gottesdienstes verbreiten, mit himmlischem Öl gesalbte Hände und Bibeln sowie viele andere übernatürliche Manifestationen nehmen immer mehr zu und werden in Form von Predigten, Büchern und Videoclips offensiv verbreitet. Es fällt schwer, angesichts dieser Tatsachen noch von einem "sicheren Rahmen biblischer Lehre" zu sprechen.

Zum Schluss soll ein bekannter US-amerikanischer Charismatiker zu Wort kommen, der vielfach auf die unbiblischen Lehren und Praktiken seiner eigenen Bewegung hingewiesen hat. Es ist J. Lee Grady, Chefredakteur des sehr bekannten US-Magazins Charisma, der sich in einem Artikel unter dem Titel Strange Fire in the House of the Lord (Fremdes Feuer im Haus des Herrn) im Februar 2009 zu den derzeitigen Trends unter Charismatikern zu Wort gemeldet hat. J. Lee Grady schrieb:

"1. Besucher aus dem Reich des Jenseits. In einigen charismatischen Kreisen von heute behaupten Personen, dass sie geistliche Erfahrungen machen, indem sie mit Toten kommunizieren (siehe: hier)... es gibt eine Reihe von Personen in der prophetischen Bewegung, die erklären, dass ihnen Aimee Semple McPherson, William Branham, John Wimber oder andere biblische Gestalten erschienen seien. Und es wird von uns erwartet, dass wir beeindruckt sind und sagen: 'Das ist so tiefgründig' - und dass wir dann unsere eigenen mystischen Erfahrungen mit derartigen Erscheinungen der Totenwelt suchen. Das lässt mich erschaudern... Die Kontaktaufnahme mit Toten war im Alten Testament strikt verboten (5.Mo.18:11), und nichts im Neuen Testament weist darauf hin, dass die Regeln geändert wurden. Alle, die einen Rat von Toten suchen, sei es durch ein Medium oder Séancen oder in „prophetischen Visionen” sind auf dem besten Weg, dämonisiert zu werden.
2. Ekstatische Verzückung. Kurz nachdem Ecstasy als Freizeitdroge bekannt wurde, kam eine Person unserer charismatischen Bewegung auf die glänzende Idee, geistliche Ekstase als eine legitime Form von Anbetung – „Ekstase-Anbetung“ - einzuführen. Die Vorstellung entwickelte sich aus der „geistlichen Trunkenheit” bis zu einer gegenwärtigen Modeerscheinung... Kürzlich teilte ich einem Freund in Pennsylvania mit, dass es nicht mehr lange geht, bis einige Christen vor dem Altar Sex miteinander haben werden, wenn sie erst einmal von dieser Welle der „geistlichen Drogen“ genug haben. „Das geschieht schon,” sagte mein Freund. Er erzählte mir von einem „Anbetungskonzert”, das erst kürzlich stattgefunden hatte; einer der Musiker simulierte Sex, während er das Mikrophon streichelte und sinnliche Worte an Jesus richtete. Kommt nach „Ekstase-Anbetung“ als nächstes „Orgasmus-Anbetung“? Möge Gott uns helfen.
3. Engel unter uns. … plötzlich ist es in Teilen unserer Bewegung zu einer überschwänglichen Begeisterung für Engel gekommen. Die Leute behaupten, sie überall zu sehen, und oft sind die Berichte darüber nicht biblisch... Ich weiß von einem Fall, wo ein Mann dabei ertappt wurde, wie er billige Imitate von Edelsteinen auf dem Boden seiner Gemeinde versteckte. Er sagte seinen Freunden, dass er „Samen in den Gemeinderäumen ausstreut“, um den Glauben der Leute zu stärken. Ich weiß von anderen, die erwischt wurden, als sie sich in einem Nebenraum mit Goldstaub bedeckten, um in den Gottesdienst zurückzukehren und zu behaupten, Gott habe ihnen eine besondere Gunst geschenkt. Wo ist die Gottesfurcht, wenn Christen ein Wunder vortäuschen?
Wir können es nicht zulassen, dass dieses fremde Feuer sich weiter ausbreitet.“

Ein klares Wort aus dem Munde eines prominenten Charismatikers! Es ist lohnend, seinen letzten Satz noch einmal zu wiederholen: Wir können es nicht zulassen, dass dieses fremde Feuer sich weiter ausbreitet. Dennoch ist leider zu beobachten, dass die extremcharismatischen Phänomene sich seit Jahren in einem nie da gewesenen Maße ausbreiten und eher an das New Age und den Okkultimus erinnern als an das wahre Wirken des Heiligen Geistes.

Wir brauchen keine Erfahrungen wie Seelenreisen, Visionen oder Trancezustände, wir brauchen keine neuen Offenbarungen und Erfahrungen der Herrlichkeit, und wir brauchen keine Besuche von Engeln oder 740 € teure Kissen mit Federn von Engeln, sondern was wir brauchen, sind christliche Leiter mit geistlichem Unterscheidungsvermögen.

A. W. Tozer brachte es vor über 50 Jahren auf den Punkt: „Gewiss brauchen wir die Taufe mit einer klaren geistlichen Schau, wenn uns nicht das gleiche Schicksal wie Israel widerfahren soll… Wir brauchen unbedingt christliche Leiter, die mit ihrem geistlichen Blick den Nebel durchdringen können. Wenn diese nicht bald kommen, mag es für diese Generation zu spät sein. Aber wenn diese kommen, werden sie sich darauf einstellen müssen, dass sie im Namen einer weltlich gewordenen Rechtgläubigkeit gekreuzigt werden. Indes, das Kreuz ist immer auch Vorbote für unsere Auferstehung… Wir brauchen eine neue Reformation. Es muss zu einem energischen Bruch mit jener unverantwortlichen, vergnügungssüchtigen, heidnischen Pseudoreligion kommen, die heute als Christusglaube verkauft wird und die sich durch ungeistliche Leiter, welche nicht schriftgemäße Methoden verwenden, um ihre Ziele zu erreichen, auf der ganzen Welt ausbreitet.“

Leider muss ich zu dem Schluss kommen, dass ich unter den Veranstaltern und Partnern vom Jahr der Stille 2010 jene Leiter, die mit ihrem geistlichen Blick den Nebel durchdringen können, vergeblich suche.


Anmerkungen

Bitte folgen Sie den einzelnen Links in diesem Artikel mit den vielen Videobeiträgen, um sich einen Einblick in den Dienst von Patricia King und die extremcharismatischen Manifestationen der Charismatik der letzten Jahre zu verschaffen.