Zum Inhalt wechseln

Welcome to Irrglaube und Wahrheit
Register now to gain access to all of our features. Once registered and logged in, you will be able to create topics, post replies to existing threads, give reputation to your fellow members, get your own private messenger, post status updates, manage your profile and so much more. If you already have an account, login here - otherwise create an account for free today!
Foto

Gal 2,20: Mein Geist lebt mich?


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
3 Antworten in diesem Thema

#1
Hebräer83

Hebräer83

    Administrator

  • Mitglied
  • PIPPIPPIP
  • 2212 Beiträge
Gal 2,20: Christus lebt mich? - Mein Geist lebt mich?

„19 Denn ich bin durchs Gesetz Gesetz gestorben, damit ich Gott lebe; ich bin mit Christus gekreuzigt,
20 und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben, an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“ (Gal 2,19f.)


Bei WORT+GEIST wird diese Stelle häufig umgeformt zu „Christus lebt mich“. Helmut Bauer bezieht sich in „Die Invasion der Außerirdischen“ mindestens zweimal unmittelbar auf Galater 2,20. Auf Seite 14:

„Galater 2,20 bestätigt es dir:
„Nicht mehr du lebst, sondern Christus lebt in dir“
Jesus war der absolute Wunderwirker des Universums und auch du wurdest dazu geboren. Durch die neue Geburt hast du dich dafür qualifiziert. Die Geist wurde neu erschaffen. Dies war das größte Wunder dieses Universums. Du (dein Geist) bist jetzt AUS GOTT.“


Und ein zweites Mal auf Seite 85:

„Es ist möglich darin [in der Dimension des Geistes] zu wandeln, weil Jesus Christus, der es möglich gemacht hat, ständig in dieser Dimension lebte und jetzt lebt Er in dir und mir. [...] Wenn es dich nicht mehr gibt, sondern Christus dich lebt, (nach Galater 2,20), hat das gewaltige Auswirkungen.“


Man sieht in welche Richtung die Interpretation dieses Teil-Verses geht: Das „in dir“ verschwindet zugunsten eines „Er lebt dich“. Dieser Unterschied ist nicht klein. Denn damit soll diese Stelle als Bestätigung für die Lehre herhalten, daß der menschliche Geist durch den Kontakt mit dem Heiligen Geist mit diese verschmelze und dabei selbst göttlich, sündlos und zu Sünde unfähig werde.

Doch der Vers und der Kontext wehren sich, wie Paulus sich gewehrt hätte.

Der Satz ist asymmetrisch formuliert.
Es heißt nicht: „Nicht mehr ich lebe in mir, sondern Christus lebt in mir“.
Auch heißt es nicht: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt.“

Obwohl hier jemand nicht mehr lebt – nämlich nicht um aus (Gesetzes)Werken gerecht zu werden – löst der Heilige Geist doch weder unser Selbst auf, noch verschmilzt er es mit Gott.
Nicht „Christus lebt mich“, sondern: „ich lebe [für] Gott (als Objekt der Hinwendung)“ schreibt Paulus noch einen Vers zuvor und dreht damit die Marionetten-Interpretation von WORT+GEIST genau um.

Daß dieser Vers überhaupt auf den menschlichen Geist bezogen sei, der - vergöttlicht – nun von Christus gelebt werde und „nur gut“ sei, wird auch mit dem nächsten Versteil begründet:

„was ich aber jetzt im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben"

Nach WORT+GEIST bedeutet dies:
Mein Geist ist sündlos und wird von Gott/aus Gott gelebt. Meine Seele und mein Körper aber können noch sündigen, sind nicht erneuert und bedürfen daher der Gnade, die es im Glauben gibt.

Frage: Ist Fleisch hier Körper und Seele?

In Vers 16 meint Paulus mit Fleisch nicht den Körper:

„Aber da wir wissen, daß der Mensch nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern nur durch den Glauben an Christus Jesus, haben wir auch an Christus Jesus geglaubt, damit wir aus Glauben an Christus gerechtfertigt werden und nicht aus Gesetzeswerken, weil aus Gesetzeswerken kein Fleisch gerechtfertigt wird." (Gal 2, 16)


Könnte Paulus hier sagen:
1 ... daß zwar kein Fleisch (Körper+Seele), aber der Geist aus (Gesetzes)Werken gerecht wird?
oder
2. ... daß der Mensch (als ganzes) aus Gesetzeswerken nicht gerecht wird?

Eindeutig letzteres. Die Lösung ist: Paulus nennt den ganzen Menschen (mit allem drum und dran) „Fleisch“ So tut er es auch in Röm 3,20:

„Darum: aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden; denn durch Gesetz Erkenntnis der Sünde.“


Und so tut Jesus es auch im Evangelium, obwohl ihm hinreichend bekannt sein dürfte, „daß Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht erben können, auch die Vergänglichkeit nicht die Unvergänglichkeit erbt.“ (1. Kor 15,50):

„Und wenn nicht der Herr die Tage verkürzt hätte, würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen, die er auserwählt hat, hat er die Tage verkürzt.“ (Mk 13,20)


Gottes Wort ist dicht und man muß diese beiden Sätze nebeneinander stehen lassen:
1. Der Mensch IST Fleisch (als Geschöpf im Vergleich zum Schöpfer).
2. Der Mensch HAT Fleisch (als einen Leib im Vergleich zu seinem Geist).

Frage: Und was heißt es nun aber „im Fleisch“ zu sein?

Man muß daher sehr genau schauen:
Geht es darum, ob der Mensch sich ausschließlich auf sein geschöpfliches Eigenleben ausrichtet (und nicht auf Gott(es Geist), (nach Satz 1);
oder:
Geht es darum, daß der Mensch in dieser Welt einen fleischernen Körper hat (nach Satz 2)?

Wenn Paulus sagt:

„Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein, denn es ist weit besser; das Bleiben im Fleisch aber ist nötiger um euretwillen.“ (Phi 1,23f.),


geht es um den fleischernen Körper, darum, daß Paulus noch auf dieser Welt lebt. Schreibt er aber:

„Die aber, die im Fleisch sind, können Gott nicht gefallen. {Ihr} aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn wirklich Gottes Geist in euch wohnt. Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.“ (Röm 8,8f.)

,
dann will er damit nicht zur Entleibung (Selbstmord) aufrufen, um Gott zu gefallen, sondern zur Ausrichtung auf Gottes Heiligen Geist.
Paulus könnte daher auch niemals schreiben: „Denn als wir im Fleisch waren...“ (Röm 7,5), wenn er dies nicht etwa auf den Leib, sondern auf die Trennung des Menschen von Gott beziehen würde.

„Denn obwohl wir im Fleisch wandeln, kämpfen wir nicht nach dem Fleisch;“ (2 Kor 10,3).

Wer Galater 2,20 richtig verstehen will, der muß auch Römer 8,8f. richtig verstehen:
Gott möchte uneigensüchtige Nachfolger und Kinder, die nicht sich selbst, sondern Gott(es Heiligen Geist) – in Einheit mit dem von Ihm eingegebenem Wort der Bibel – leben und ihm zu ihrer Erlösung vertrauen. Im-Fleisch-Sein heißt dann genau: Geschöpf ohne Schöpfer sein wollen. Man lese daher:
„Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes.“ (Einheitsübersetzung)
Auch Manfred Haller übersetzt zwar am Wortlaut: „Was ich jetzt noch im Fleische lebe...“, macht aber eine Fußnote und erklärt: „d.h. als Mensch hier auf Erden“.
Was man daher nicht lesen kann ist:
„Was mein Fleisch (= mein Körper (und meine Seele)) jetzt noch lebt, lebe ich im Glauben, (daß ich [ein] Geist bin, nicht mehr sündigen kann und überhaupt kein schlechtes Gewissen zu haben brauche).“

In Gal 3,3 stellt Paulus noch einmal Geist und Fleisch gegenüber. Auch diese Stelle ist nicht losgelöst vom Kontext, sondern klar bezogen auf die Aussage, daß kein Werk des Menschen/Fleisches, sondern nur Gott selbst diesen gerecht macht:

„Nachdem ihr [im] Geist angefangen habt, wollt ihr jetzt [im] Fleisch vollenden ?“*


Seid ihr so unverständig? Nachdem ihr die Rechtfertigung die Gott (Geist) euch durch Sein Werk der Kreuzigung Christi (Gal 3,1) erworben hat angenommen habt, wollt ihr nun noch aus euch selbst (Fleisch) mit eigenen Werken (Gal 2,16) gerecht befunden werden?

Galater 2,20 ist eine weitere Bibel-Stelle die von WORT+GEIST im Sinne ihrer Grund-Lehre vom sündlosen menschlichen Gott-Geist (nach 1. Joh 3,9; 2. Kor 5,17) fehlinterpretiert und instrumentalisiert wird.




*Nebenbei: in Galater 3,3 steht weder „im Geist“ (en pneumati) noch „im Fleisch“ (en sarki). Beide Konjunktionen sind ergänzt.
  • 0

#2
1.Kor.1,30

1.Kor.1,30

    Advanced Member

  • Mitglied
  • PIPPIPPIP
  • 849 Beiträge
Bin ich dankbar, dass Du diese Punkte aufgreifst und so glasklar herausarbeitest. Tatsächlich kann ich nun wieder umdenken (Buße = Metanoia = Umdenken).

Heute musste ich schon laut lachen, als ich die "Predigt" von Hill, Karlsruhe, durchgelesen habe. "Religiöse Breuler und Vögel"!
Breuler wurden/werden doch in den Neuen Bundesländern (wozu Dein Studienort glaube ich gehört) Brathähnchen vom Grill genannt. Die Frau Hill müssen Deine Aufklärungen ja brutal treffen, dass sie so reagieren muss. Ich nehme an, dass das der Zusammenhang für diese eigenartige Wortwahl ist.
  • 0

#3
Hebräer83

Hebräer83

    Administrator

  • Topic Starter
  • Mitglied
  • PIPPIPPIP
  • 2212 Beiträge
"Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht ewig im Menschen bleiben, da er ja auch Fleisch ist. Seine Tage sollen 120 Jahre betragen."

Den Vers hab ich - unter dem Eindruck von W+G - immer so verstanden, daß der Mensch eben nicht nur einen immateriellen Teil hat, sondern eben "auch" einen materiellen, bis mir vor kurzem aufging, daß Gott den ganzen Mensch "Fleisch" nennt, so wie die Tiere in Gen 7,15f. und alle Lebewesen in 6,12.17 und 19, und wie es der Hebräische Satz vorgibt ("gam hu basar" - "auch er (IST) Fleisch" und nicht "hu gam basar" oder "gam basar hu" - was die Übersetzung zuließe: Er ist (u.a.) auch Fleisch).

Entsprechend übersetzt ja auch Luther 84: "Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht immerdar im Menschen walten, denn auch der Mensch ist Fleisch. Ich will ihm als Lebenszeit geben hundertundzwanzig Jahre."

Man kann also auch gut übers Deutsche stolpern. Mit "Geist" ist hier natürlich dann der Lebensodem gemeint. Worte sind eben nicht automatisch identisch mit Begriffen.
  • 0

#4
1.Kor.1,30

1.Kor.1,30

    Advanced Member

  • Mitglied
  • PIPPIPPIP
  • 849 Beiträge
Nachdem ich Ivrith (Neuhebräisch) so lala kann, lerne ich zur Zeit auch Biblisches Hebräisch. Es wird einem manches klar, ich wünschte, ich hätte mehr Zeit dazu.
Es geht halt nicht, dass man sich auf ein Wort verläßt, dass nicht richtig übersetzt ist, bzw. auf Verkündiger, die nicht wissen und kennen, was Gott hat aufschreiben lassen.

Zwar muss man in dem Bereich auch aufpassen, klar, aber es gibt schon viele Erleuchtungen dadurch.
Ein anderes Mal mehr.
  • 0