Zum Inhalt wechseln

Welcome to Irrglaube und Wahrheit
Register now to gain access to all of our features. Once registered and logged in, you will be able to create topics, post replies to existing threads, give reputation to your fellow members, get your own private messenger, post status updates, manage your profile and so much more. If you already have an account, login here - otherwise create an account for free today!
Foto

Baptistischer Theologe gegen „bibeltreue“ Exegese


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
Keine Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

Rolf

    Administrator

  • Administrator

  • PIPPIPPIP
  • 34224 Beiträge
  • Land: Country Flag

Please Login HERE or Register HERE to see this link!







Baptistischer Theologe gegen „bibeltreue“ Exegese





Prof. Strübind: Fundamentalismus steht dem Aberglauben näher als der Theologie


O l d e n b u r g (idea) – Scharfe Kritik an einer „bibeltreuen“ Auslegung der Heiligen Schrift hat
der baptistische Theologe Prof. Kim Strübind (Oldenburg) geübt. Sie sei dialogunfähig und
scheide als ernsthafter Gesprächpartner für „den alle paar Jahre aufbrechenden Streit um das
Schriftverständnis“ aus, schreibt der an der Universität Oldenburg lehrende Theologe in einem
Aufsatz unter der Überschrift „Warum die Bibel (nicht immer) Recht hat“. Er erscheint Anfang
Mai in der „Zeitschrift für Theologie und Gemeinde“. Sie wird von der Gesellschaft für
Freikirchliche Theologie und Publizistik herausgegeben, die Strübind leitet. Nach seiner Ansicht
lässt die Bibel kein einheitliches Bild der Glaubensgeschichte Israels und des frühen
Christentums erkennen. Sie korrigiere sich selbst immer wieder und revidiere dabei auch ihre
Erkenntnisse über Gott. Das könne eine „fundamentalistische Bibelauslegung“ nicht
nachvollziehen. Deshalb vertrete sie einen „prinzipiell unwissenschaftlichen Standpunkt“, der
gerade nicht „bibeltreu“ sei. Sie widersetze sich einem historischen Textverständnis und
versuche zu harmonisieren, „was“ – so Strübind – „nicht harmonisierbar ist“. Der
Fundamentalismus sei seinem Wesen nach eine „Theorie intellektueller Verstocktheit“ und
stehe dem Aberglauben näher als der Theologie. In Strübinds Freikirche, dem Bund
Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden), wird derzeit eine
Debatte um das Schriftverständnis geführt.

„Chicagoer Erklärung“ ist „geistliche Gängelung“

Schwere Vorwürfe erhebt Strübind gegen die „Chicagoer Erklärung zur Irrtumslosigkeit und
Inspiration der Schrift“ von 1978. Ihre Thesen seien „geistliche Gängelung“. Anders als dort
behauptet könne die Bibel ihre Aussagen über Gott und die Welt korrigieren und zeige dabei
eine bemerkenswerte dialogische Freiheit. Die Vielstimmigkeit und Widersprüchlichkeit der
biblischen Zeugen lade zu eigenem Nach- und Weiterdenken ein, „weil alle Erkenntnis, eben
auch die der Bibel, Stückwerk ist“.
Mauern von Jericho nie eingestürzt
Strübind präsentiert zahlreiche Erkenntnisse der Archäologie und Religionsgeschichte, die das
Bild der Geschichte Israels grundlegend verändert hätten. So seien etwa die im Alten
Testament geschilderten von den Israeliten vollzogenen Vernichtungsorgien an den
Kanaanäern (Josua 1-11) gar nicht geschehen. Diese Texte seien erst in der Zeit nach dem
babylonischen Exil geschrieben worden, „mit denen das Judentum seine Erfahrung bitterer
Unterdrückung kompensiert“ habe. Eine Landnahme von zwölf Stämmen habe es nie gegeben,
weil die Israeliten und die Kanaanäer gar nicht streng zu trennen seien. Auch hätten die Mauern
von Jericho nicht einstürzen können, weil es in der Stadt keine Mauern gegeben habe. Städte
wie Jericho oder Ai seien zum Zeitpunkt der vermeintlichen Eroberung durch die Israeliten
längst Ruinen gewesen.

„Tyrannis der Unkundigen“

Nach Strübinds Ansicht dürfen Theologen die Auslegung der Bibel nicht allein den
theologischen Laien überlassen. Deren manchmal schlichte Schrifterkenntnis öffne auch „einer
Ideologisierung der Bibel Tür und Tor“ und münde gelegentlich in die „Tyrannis der
Unkundigen“. Schon das Urchristentum habe seine Lehre nicht demokratisiert, sondern die
Verantwortung dafür den Aposteln, Propheten und Lehrern übertragen. Strübind räumt ein,
dass es Grenzen der wissenschaftlichen Schriftauslegung gebe: „Zwar vermag sie vor Fehldeutungen des Glauben zu schützen, kann aber selbst keinen Glauben stiften. Dies aber ist
das Grundanliegen der biblischen Texte.“
(21.04.2008/14:45)
  • 0