Zum Inhalt wechseln

Welcome to Irrglaube und Wahrheit
Register now to gain access to all of our features. Once registered and logged in, you will be able to create topics, post replies to existing threads, give reputation to your fellow members, get your own private messenger, post status updates, manage your profile and so much more. If you already have an account, login here - otherwise create an account for free today!
Foto

Thetanen im Big Business


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
Keine Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

Rolf

    Administrator

  • Administrator

  • PIPPIPPIP
  • 34182 Beiträge
  • Land: Country Flag

Please Login HERE or Register HERE to see this link!







Thetanen im Big Business





Warum sich Scientology bevorzugt auf dem Immobilienmarkt tummelt


Von HANS-W. LOOSE


Der Streit um den Spielfilm "Mission: Impossible" hat zu heftigen
Verstimmungen zwischen Washington und Bonn geführt. Grund:
Hauptdarsteller Tom Cruise ist Anhänger einer Organisation, die nach
deutscher Lesart mit ihrer Heilslehre nicht weniger als die
Weltherrschaft anstrebt.

Bonn - Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) nennt Scientology
"eine verfassungsfeindliche, intolerante, rassistische Organisation, die
unsere Gesellschaft zu einem totalitären Regime umgestalten will". Die
SPD-Sektenexpertin Renate Rennebach will, daß der Rechtsstaat die
"totalitäre und faschistoide Organisation" bekämpft.
Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) ruft nach dem
Verfassungsschutz, "um den Rädelsführern dieses menschenverachtenden
Kartells das Handwerk zu legen". Ein Scientology-Sprecher kontert:
"Politische Maulhelden!"

Die Liste der Scientologen ist illuster, sie reicht von Tom Cruise über
seine Schauspielerkollegen John Travolta und Priscilla Presley über den
Jazzpianisten Chick Corea bis zur Sopranistin Julia Migenes. Kein
Außenstehender kennt Fakten und Zahlen über die Organisation, die im
Sekten-Dorado Amerika als Kirche gilt. Weltweit werden in 74 Ländern
zwischen acht und 25 Millionen Mitglieder vermutet, in Deutschland
zwischen 20 000 und 70 000.

Alles begann im Jahr 1950. Der Science-fiction-Autor Lafayette Ronald
Hubbard schrieb für Laien das Psycho-Buch: "Dianetics: Die Moderne
Wissenschaft der geistigen Gesundheit". Um Leserfragen zu beantworten,
stellte er Helfer ein. So entstand 1954 nach den Aussagen seines Sohnes
Ron de Wolfe aus steuerlichen Gründen die "Church of Scientology". Ihre
Mitglieder begreifen "Dianetik", ein Sammelsurium der Ideen von Buddha
bis Freud, als Heilslehre.

Ursula Caberta, Sektenbeauftragte des Hamburger Senats, hat für die
Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln Hubbards System durchleuchtet.
In jedem Menschen stecke demnach ein "Thetan". Zitat aus dem
Schulungsmaterial: "Vor 35 Milliarden Jahren löste ein böser Fürst
namens Xenn das Problem der Überbevölkerung auf einem anderen Planeten,
indem er zwei Milliarden Thetanen zur Erde brachte, die zu jener Zeit
,Teegeeack' hieß - er stopfte sie in Wasserstoffbomben, die er in einem
Vulkankrater explodieren ließ." Das unsterbliche Geisteswesen "Thetan"
müsse von hemmenden irdischen Verkrustungen befreit werden. Scientologen
sollen mit Hilfe eines "E-Meters", einer Art Lügendetektor, "Engramme"
und "Aberrationen" aufspüren und zerstören. Wer das schafft, gilt als
"Clear". Der nächste Schritt auf dem Weg über die "Brücke zur völligen
Freiheit" beginnt mit dem "Auditing" zum "Operierenden Thetan". Ein "OT"
ist laut Hubbard Herrscher über Materie, Energie, Raum und Zeit - gefeit
gegen Krankheit, atomare Strahlung und Homosexualität. Hubbard hatte 15
"OT"-Grade eingeplant, aber nur neun freigegeben. Für höhere Weihen
fehle es Adepten an geistiger Reife, befand er.

Hubbards Phantasien wurden zur Basis eines weltumspannenden Imperiums
zur Gewinnmaximierung. Das Bundesarbeitsgericht in Kassel urteilte,
Scientology sei ein Wirtschaftsunternehmen, keine Kirche. Das
Bundesverwaltungsgericht Berlin verpflichtete Scientology, für den
Verkauf von Büchern und Kursen mit geschätzten 150 Millionen Mark
Jahresumsatz ein Gewerbe anzumelden.

An der Spitze der Scientology-Zentrale in Kalifornien steht nach
heftigen Führungskämpfen Heber C. Jentzsch als Präsident. Die Kölner IHK
hat in ihrer Zeitschrift "Markt und Wirtschaft" analysiert: Das
"Religious Technology Center" (RTC) hält seit Hubbards Tod 1986 alle
Lizenzen und Vermarktungsrechte. Die Führungsmannschaft gliedert sich in
die Computerabteilung "Incomm", das "Senior Executive Strategic
Committee" und das "Finance Office". Das "Watchdog Committee" als
Überwachungsapparat kontrolliert alle Zweige von Scientology: die
"Church", die "Association for Better Living und Education" (ABLE) und
das "World Institute of Scientologist Enterprises International" (WISE).

WISE hat seine Schwerpunkte in den Bereichen Fortbildung, Software und
Unternehmensberatung. Die Organisation vergibt Lizenzen an Unternehmen,
kassiert die Gebühren und behält sich das Recht vor, jederzeit die
Buchhaltung zu kontrollieren. Hubbard zeigte in seiner
"Führungsanweisung ED 1040" den Weg auf: "Suche Dir ein Geschäft aus,
welches bereits sehr gut arbeitet. Wende Dich an den höchsten Direktor.
Biete ihm an, dafür zu sorgen, daß sein Geschäft ihm mehr Geld
einbringt. Lokalisiere Gegner in der Organisation und wirf sie hinaus.
Zeige den leitenden Angestellten, um was es sich handelt; das wird dann
den Zyklus in Gang setzen: Die leitenden Angestellten werden die
Jungmanager und das andere Personal dazu drängen, Audit-Sitzungen zu
nehmen."

Angelika Christ, Vorsitzende der Sekteninformation und Selbsthilfe
Hessen/Thüringen, schreibt in ihrem Buch "Scientology im Management"
über die Praktiken: "Es entsteht ein ineffizienter
Verwaltungs-Wasserkopf." Die Kölner IHK kennt Fälle, in denen
Unternehmen mit 44 Mitarbeitern in drei Stabsstellen, sieben Abteilungen
und 20 Bereiche auf- und untergliedert worden seien. Unternehmen als
WISE-Lizenznehmer müßten zwischen fünf und 18 Prozent des Umsatzes an
die Zentrale abführen: "Aufgrund des immensen Erfolgsdrucks ist das
Unternehmen praktisch gezwungen, seine Kunden über den Tisch zu ziehen."

Die Wirtschaft versucht sich abzuschotten. Unternehmen pochen vor
Vertragsabschlüssen immer häufiger auf die Klausel, daß der Bewerber
kein Scientologe ist. Der Verband Deutscher Unternehmensberater in Bonn
ist laut Geschäftsführer Wilfried Domke nach einem Abgleich der 462
Mitgliedsgesellschaften mit Namen aus Sekteninfos zumindest sicher, "daß
in den Führungsetaten der Beratergesellschaften keine Scientologen
sitzen". Die Warsteiner Brauerei steckte 200 000 Mark in eine
Anzeigenkampagne - gegen Gerüchte, die sie in die Nähe von Scientology
rückten.

Die Abteilung "Sicherheit" beim Deutschen Industrie- und Handelstag
(DIHT) in Bonn nennt Scientology eine "tickende Zeitbombe", eine
"Organisation, auf Befehl und Gehorsam aufgebaut". Sie schaffe "den
gläsernen Menschen, der sich ohne Mitspracherecht allen Richtlinien
unterwerfen muß" und bilde "ein weltweites Wirtschaftsunternehmen,
militärisch strukturiert, vergleichbar mit der Mafia". Scientology sei
"eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland" und "beliebäugelt
gerade Immobilienmakler".

Der Ring Deutscher Makler (RDM) beschloß 1995: Die Arbeitsweise nach
Hubbard ist mit den Standesregeln nicht vereinbar. Scientology war
längst aktiv. Der Hamburger Makler Peter Landmann klagte, bei jedem
zweiten Umwandlungsgeschäft von Miet- in Eigentumswohnungen streckten
Scientologen Fangarme aus - "mit Methoden, die nicht den Regeln eines
ehrbaren Kaufmanns entsprechen". Im boomenden Berlin wußten Senat und
seriöse Makler von 20 Scientology-Filialen, die Firmenschilder änderten
wie ein Chamäleon die Farbe. Sie kauften bewohnte Mietshäuser von
älteren Eigentümern oder zerstrittenen Erbengemeinschaften, zahlten
einen Teil des Kaufpreises an und versprachen, den Rest nach einem Jahr
zu überweisen. "Berater" drängten die Mieter zum Kauf der Wohnung oder
zum Auszug. Ein Makler: "Lehnen die Mieter ab, werden sie systematisch
vergrault; ältere und rechtsunkundige Bewohner werden oft unter Druck
gesetzt."

Hamburgs Sektenfachfrau Caberta warnt: "Mittels ,Love-bombing' werden
die Menschen Schritt für Schritt an die Organisation herangeführt. Das
erste, was systematisch abgebaut wird, ist die Kritikfähigkeit. Und das
geht verdammt schnell." Wie bei Martin Beyer, Inhaber eines
angeschlagenen Kölner Reparaturdienstes. Ein Nachbar überredete ihn, den
Kurs "Grundlagen der Dianetik" in Düsseldorf zu besuchen. Die Kursleiter
machten "Studienschwierigkeiten" aus und rieten zu einem
Kommunikationskurs; Beyer willigte ein. Er wurde an die
"Qualitätsabteilung" verwiesen, um "Definitionen zu lernen", gewöhnte
sich an das neue Gedankengut und war schließlich überzeugt: "Das ist es,
was ich brauche." Der Geschäftsmann überwies 40 000 Mark für seine
Ausbildung, machte ein paar gute Umsätze, zahlte zehn Prozent Provision
an Scientology und erkannte zu spät, "daß mir das
betriebswirtschaftliche Wissen und die Infrastruktur fehlten".

Als er die Werkstattmiete nicht mehr bezahlen konnte, ging er zum
Konkursrichter. Nun weiß er, daß er nie ein "Clear" oder gar ein
"Operierender Thetan" werden wird - und berät Sektenopfer
  • 0