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Sola fide?


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#1
Wanderer

Wanderer

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Hallo zusammen

Was meint ihr zu diesem Artikel? Ist er berechtigt? Und wenn nicht, kann mir jemand konstruktiv darauf antwort geben und diesen Artikel widerlegen?




„Grundlegend ist für ihn hierbei der Gedanke, dass der Jude das Gesetz aufrichtet (Röm 3,31), in der Bindung an seinen ungekündigten Gottesbund (Röm. 9,4 und 11,29); der Christ hingegen wird in und durch den Glauben an Jesus Christus gerettet (Röm.10,9)

Erst mehr als 300 Jahre nach Paulus fand sich derjenige, der zu sehen glaubte, was Paulus zu bewegen schien – womit er als Herzstück Paulinischen Wirkens, die „Rechtfertigung aus dem Glauben“ entdeckte. Unter dem Einfluss eben dieses Mannes , Augustin, und dann bei Martin Luther, der nicht zufällig ein Augustiner-Chorherr war, wurde die Henne mit dem Ei verwechselt: Der Mittelpunkt Paulinischen Denkens wurde substantiell verschoben – und die „Rechtfertigungslehre“ wurde zum Kern des „evangelium paulinum“ erhoben. Sobald aber dann das Motto „sola fide“ zum einzigen Heilsweg durch Luther monopolisiert wurde – im Widerspruch zu Jesus und Paulus zugleich -, konnte das Judentum samt seiner Torah- Treue als überholte , antiquierte Irrlehre verketzert werden, nur um die Heidenkirche in jener Selbstgerechtigkeit zu bestärken, gegen die Pauls schon im Römerbrief (11, 17-32) genau so mutig wie vergeblich ins Feld gezogen war.

Paulus war nicht der „Gründer“ des Sola –Fide-Prinzips , das die Reformation auf ihre Fahnen geschrieben hat. Die Schlüsselstelle ist Röm 3, 28 , die Martin Luther folgendermaßen übersetzt: „So halten wir dafür, dass der Mensch gerecht wird, ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“
Die Zürcher-Bibel : „Der Mensch wird gerecht gesprochen durch den Glauben ohne Werke des Gesetzes.“

Weder im griechischen Text noch im lateinischen steht also das Wort
sola = allein!!

In diesem Zusammenhang sei auf Genesis 15, 6 hingewiesen: “Abraham glaubte dem Herrn, und das rechnete ER ihm zur Gerechtigkeit an.“

Hier übersetzte Luther wieder einmal falsch , indem er nämlich Zedaka viel mehr als „Gerechtigkeit“ darstellt, und von „anrechnen“ bei Gott nicht die Rede sein kann. Buber übersetzt denselben Vers: “Abraham aber vertraute IHM; das achtete Er ihm als Bewährung.“
Der beste Widerleger ist wiederum Jakobus, der da sagt: “So ist der Glaube , wenn er nicht Werke hat, in sich selbst tot.“ (Jak.2,17)“...Ist nicht Abraham unser Vater, durch Werke gerecht geworden, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar opferte? Da siehst du , dass der Glaube zusammengewirkt hat mit seinen Werken..“ (Jak. 2,21-22).
„So sehet Ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch Glauben allein.“ (Jak.2,24)

Zusammenfassend muss betont werden, dass die Lutherische Betonung des sola (fide) sein eigenes Sondergut ist. Paulus von Tarsus bleibt hier im Rahmen des jüdischen Denkens, „dass der Glaube (Abraham) ihm von Gott zur Bewährung erachtet wurde“, wobei von der Zweitrangigkeit von Taten und Werken keineswegs die Rede ist. Gerade bei Abraham ist von Zedaka , also von der besagten falsch übersetzten Gerechtigkeit, besonders viel zu berichten: Obwohl er vor- sinaitisch in diese Welt kam, war er in der Tat der erste Mono-Theist, der auf Geheiß Gottes aus seiner heidnischen Umwelt ausgebrochen war. Sein ganzes Leben, von diesem Exodus an, ist eine Kette von Glaubens-Taten um Gottes willen.
Hier sei noch bemerkt, dass Luthers Übersetzung „des Anrechnens“ seitens Gottes ebenfalls bibelwidrig ist. Diese Fehlübersetzung führte zu den bis heute den Juden angedichteten „Werksgerechtigkeit“ und ein „Verrechnen der Taten mit Gott.“
Wobei die hebräische Tradition des BECHIHAM konstitutiv war und bleibt, das heißt , dass jeder Torah- treue , die Gebote erfüllende Mensch im Bereich der geschenkten Gnade Gottes ist, diese aber natürlich sein Geheimnis bleibt und von niemanden auf Erden verdient oder gepachtet werden kann: ALSO NUR DURCH GNADE!

Paulus hat dies nie widerlegt. Er geht in den Fußstapfen des Propheten Habakuk, der verkündet hat: “Der Gerechte wird aus seinem Glauben leben“ (Hab 2,4 auch in Röm 1,17). Paulus hat nie zitiert, behauptet oder übersetzt, dass Habakuk gesagt habe: „Der Gerechte wird nur aus seinem Glauben leben.“

Ohne diesen gräzisierenden Bedeutungswandel würde der Paulinische Dualismus von Gesetz und Gnade, von „Leben aus Werken“ und „Leben aus Gnade“, seiner wichtigsten begrifflichen Voraussetzung entbehren.

Quelle: ( Pinchas Lapide : Paulus zwischen Damaskus und Qumran)


Gruss, Wanderer
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