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Leonardo Boff über die Zukunft des charismatischen Christent


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2 Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

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Sozial, transkulturell und herrschaftsfrei - Leonardo Boff über die Zukunft des charismatischen Christentums 13. Dez 2008





Ich sitze an meiner Predigt für den dritten Advent und lese dazu Leonardo Boffs (morgen wird er 70!) Gedanken zur Zukunft des Christentums in einer globalen Kultur. Er hat ein sehr schönes Stück zur Bedeutung des charismatischen Christentums darin, und als ich das las, spürte ich eine wachsende Begeisterung für meine charismatischen Wurzeln:

Seit den siebziger Jahren ist überall auf der Welt ein beeindruckendes Anschwellen der charismatischen Bewegung zu beobachten, zunächst auf ökumenischer und dann auch auf katholischer Ebene. Das Phänomen ist Teil jener aufbrechenden Kultur, dass die Menschen Durst und Hunger nach Spiritualität, nach lebendiger Gotteserfahrung und nach flexiblem Umgang mit Traditionen haben. Millionen und Abermillionen von Charismatikern zeigen, dass es möglich ist, ein anderes Modell von Kirche zu haben, ohne dass dabei die Werte der großen Überlieferung zu Bruch gehen. Natürlich stimmt es, dass diese Bewegung noch kein definitives Profil zu erkennen gibt. Aber es stimmt auch, dass sie eine mächtige Leidenschaft für Gott und für den Geist an den Tag legt, ohne dass es ihr bisher allerdings gelungen wäre, diese mit der Leidenschaft für die Armen und dem Geist als dem pater pauperum, als Vater der Armen in ein rechtes Verhältnis zu bringen. Sobald der charismatischen Bewegung dieses neue Zu- und Miteinander gelungen sein wird, wird sie auch ihre volle evangeliumsgemäße Reife erreicht haben.

Die charismatische Bewegung lebt aus der Erfahrung des Geistes. Deshalb mangelt es ihr auch nicht an einer ausgearbeiteten Theologie. Diese gibt es also, wenn auch in der Form reflektierter Spiritualität, und der liegt freilich nicht sonderlich an Deckungsgleichheit mit der Gesamtarchitektur des religiösen Wissens.

Was für eine Zukunft hat das charismatische Christentum? Die charismatische Dimension am Christentum ist unvergänglich, weil sie zur Struktur des Ganzen gehört, welches per se in Bewegung ist. Aus diesem Grund hatte sie stets Vergangenheit, und aus diesem Grund wird sie auch stets Zukunft haben. In Begegnung mit den vielen spirituellen Wegen, die sich auf dem religiösen Weltmarkt tummeln, ist diese Spielart von Christentum womöglich eines der Modelle, die sich am besten dafür eignen, den inneren Wert der verschiedenen Ausdrucksformen des Geistes in den Kulturen der Völker zu erfassen. Es macht einen freimütigen Dialog zwischen allen möglich, und die Welt kann es akzeptieren, insofern es ein nichtimperialistisches, herrschaftsfreies Christentum darstellt, zugleich aber voller Spiritualität und Treue zum transkulturellen Charakter der Erfahrung Gottes.
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#2
Timm

Timm

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Die KirchenVolksBewegung gratuliert dem weltweit bekannten Befreiungstheologen Prof. Dr. Leonardo Boff

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche gratuliert dem weltweit bekannten Theologen Prof. Dr. Leonardo Boff zu seinem 70. Geburtstag und dankt ihm für seine theologischen, politischen und spirituellen Impulse, die auch die basiskirchlichen Bewegungen in Europa entscheidend geprägt haben und weiterhin prägen.

Leonardo Boff gehört zusammen mit Gustavo Gutierrez (*8. Juni 1928) und Jon Sobrino SJ (*27. Dezember 1938) zu den führenden Vertretern der lateinamerikanischen Theologie der Befreiung - jener prophetischen Bewegung, die seit den 1960er Jahren konsequent Orientierungen und Hoffnungen aus der Sicht der Armen und Unterdrückten aus der Bibel erschloss und aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und Abhängigkeiten in den Blick genommen hat.

Nach einer glänzenden theologischen Karriere als Schüler von Karl Rahner und Joseph Ratzinger vollzog Boff mit seinem Buch "Jesus der Befreier" (1972) -den Schritt von der erlernten Theologie der modernen Welt zu einer Theologie der Welt der Armen. In Deutschland wurde Boff vor allem bekannt durch seine, inzwischen als Taschenbuch in 4. Auflage erschienene "Kleine Sakramentenlehre". Auslöser für den tiefgreifenden Konflikt mit Rom war das 1981 erschienene Buch "Kirche - Charisma und Macht", in dem er der römisch-katholischen Kirche Machtmissbrauch vorhielt und die hierarchische Amts-Struktur als nicht-biblisch kritisierte. Unter Bezug auf die Reformation kritisierte er das paternalistische Sakramentsverständnis und stellte dem die lebendige, prozessuale Kirche der Armen gegenüber: "Die Kirche der Reichen für die Armen verneint die Macht des Volkes, sich zu befreien."

Joseph Ratzinger, der heutige Papst Benedikt XVI., der damals einer seiner Doktorväter war, erteilte als Präfekt der Glaubenskongregation ihm 1985 ein einjähriges Rede- und Lehrverbot, das für Boffs weltweite Bekanntheit sorgte. Boff im Interview Juli 2008: "Als Ratzinger nach Rom ging, übernahm er die Logik des römischen Systems, die Logik der Macht. Das enttäuschte mich. Als Papst wurde er noch schlimmer." In der Erklärung der Glaubens­kongregation "Dominus Jesus" wurde Boff als einziger Theologe namentlich erwähnt. Der Streit mit Kardinal Ratzinger lebte danach erneut auf, vor allem an der Frage um die Auslegung des "subsistit" (= verwirklicht; II. Vatikanum, Kirchenkonstitution Art. 8), in der Ratzinger die römisch-katholische Kirche als einzige Verwirklichung der wahren Kirche sieht und den anderen Kirchen "nur Elemente von Kirche" zugesteht.

Im Oktober 2007 kritisierte sein Bruder Clódovis Boff, mit dem er früher wichtige Grundlagenwerke zur Theologie der Befreiung verfasst hatte, die Theologie der Befreiung aufs schärfste und charakterisierte die Konferenz von Aparecida als neuen Weg der Kirche zur Befreiung. Auf diese Kritik seines 1944 geborenen Bruders erwiderte Leonardo Boff: Es sei ein Fehler, Gott und die Armen in der Theologie voneinander trennen und gegeneinander aufrechnen zu wollen. Mit seiner Kritik nütze Clódovis Boff nur denjenigen, die immer schon die Theologie der Befreiung aus der Kirche verbannen wollten.

"Die Theologie der Befreiung ist ... keineswegs am Ende, auch wenn sie heute weniger aufsehenerregend Glauben und Handeln der Christen bestimmt. Trotz aller Konflikte und mancher persönlichen Tragik ist es Theologen wie Leonardo Boff zu verdanken, dass sich der Glaube der Christen auf eine wichtige Gewissenserforschung eingelassen und erneuert hat", schreibt Stephan U. Neumann in "Christ in der Gegenwart" 50/2008.

Auf seiner jüngsten Vortragsreise im Herbst 2008 in der Schweiz appellierte Leonardo Boff erneut eindrücklich, auf den "Schrei der Armen" zu hören. Auf die Frage, was Europäer für das lateinamerikanische Volk tun können, sagte Boff: "Sie können uns helfen, wenn sie in ihren eigenen Ländern und Kirchen auch befreiend denken und handeln."


Lebensdaten:
Leonardo Boff, wurde am 14. Dezember 1938 in Concordia (Südbrasilien) geboren, trat 1959 in den Franziskanerorden ein und wurde 1964 zum Priester geweiht. In München studierte er bei Karl Rahner und promovierte 1970 bei Leo Scheffczyk mit der Arbeit "Die Kirche als Sakrament im Horizont der Welterfahrung". Boff war lange Professor für systematische Theologie am Instituto Teológico Franciscano in Petrópolis, ab 1993 Professor für Ethik und Theologie in Rio de Janeiro und mehrfach Gastdozent in Europa sowie in den USA.

1985 erhielt Boff den Preis der "Herbert Haag - Stiftung für Freiheit in der Kirche" (den 1996 auch das österreichische und deutsche KirchenVolksBegehren erhalten haben). Als ihm 1992 erneut ein Bußschweigen verordnet und die Lehrerlaubnis entzogen werden sollte, legte er das Priesteramt nieder, trat aus dem Franziskanerorden aus und heiratete 1993 die Theologin und Menschenrechtlerin Marcia Monteiro da Silva Miranda. 2001 erhielt er mit anderen den Alternativen Nobelpreis. In dem Jahr trat er auch bei einer von der KirchenVolksBewegungung mitorganisierten Veranstaltung auf dem Evangelischen Kirchentag in Frankfurt auf.


Lesetipps und Links:

Angelika Boesch, Sergio Ferrari, Walter Ludin:
Leonardo Boff - Anwalt der Armen. Wegwarte-Verlag 2008, 48 Seiten, SFr. 27.--

Stephan U. Neumann: Befreite Kirche – Befreite Kultur Christ in der Gegenwart 50/2008

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Leonardo Boff: Kleine Sakramentenlehre
Patmos Verlag Düsseldorf, Taschenbuchausgabe 9,90 Euro

Leonardo Boff: "Was wollte das Konzil?"
Orientierung 23/24-2000, 262-264

Leonardo Boff: Die römische Ideologie ist totalitär. Bei Lichte besehen: Ratzingers Erklärung "Dominus Jesus"
Imprimatur Dezember 2000

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Ludger Weckel (Hg.): Die Armen und ihr Ort in der Theologie
(über die durch einen Artikel seines Bruders Clodovis ausgelöste Auseinandersetzung über die aktuelle Relevanz der Theologie)
als kostenloses Online-Buch:

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#3
Timm

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Aus dem Rundschreiben von "Wir sind Kirche"


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der KirchenVolksBewegung,

auf unsere Pressemitteilung zu seinem 70.Geburtstag schrieb uns Prof. Leonardo Boff:

"Vielen Dank für Ihre Worte, voll Lob und Unterstützung. In der Tat war ich nie direkt Schüler von Prof. Ratzinger. Er hat nur meine Doktorarbeit veröffentlichen lassen, weil er davon begeistert war."

Unsere entsprechend korrigierte Pressemittielung finden Sie auf Seite

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