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Grundworte des Glaubens - die Gemeinde


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Eine Antwort in diesem Thema

#1
Rolf

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DIE GEMEINDE - Gut, daß wir einander haben





Ein Glaubensseminar für Christen



Rolf Wiesenhütter



Ein ganz herzliches Willkommen heute abend.
Schön, daß ihr wieder alle gekommen seid.

Wir kommen heute zum sechsten Teil unseres Glaubensseminars für Christen.

Eigentlich ist es das heutige Thema, daß mich zu der Überzeugung gebracht hat, diese ganze Serie von Bestandteilen lebendigen Glaubens wäre das richtige Fundament für uns hier als Hauskreis, und für das was Gott mit uns als Gemeinschaft und mit jedem Einzelnen noch vorhat.

Wir wollen heute über das Thema Gemeinde miteinander sprechen, und ich habe schon mal ganz provokativ hier den Satz drunter geschrieben:

"Gut das wir einander haben!"

Sicherlich eine gewagte Überschrift in der heutigen Zeit, denn wir leben ja nicht mehr in der Zeit von 1483 - 1546, als Martin Luther in den schmalkaldischen Artikeln schrieb:

"Es weiß gottlob ein Kind von sieben Jahren, was die heilige Kirche sei, nämlich die heiligen Gläubigen und die Schäflein, die ihres Hirten Stimme hören."

So formulierte das Martin Luther. Und ich bin nicht sicher, ob von uns das jemand so unterstreichen kann.
Die Zeiten haben sich gewaltig geändert. Wenn wir uns heute die Gemeinde Jesu anschauen, ganz gleich ob in den Groß- oder Freikirchen, dann sehen wir oftmals nicht mehr die biblischen Elemente wie Liebe, Einheit, gesunde Lehre und das Wort Gottes als zentrale Autorität, sondern die Gemeinde zeigt sich in ganz anderen Ausdrucksformen.

Die man beklagen muß.

Ich will das mal ganz offen so sagen heute abend.

Was wir erleben ist eine rasant fortschreitende Säkularisierung, eine massive Einflußnahme weltlicher und antichristlicher Elemente, in allen Bereichen Gemeindlicher Arbeit.

Man verläßt sich auf die verschiedensten Einflüsse, die
mit dem Anspruch, wissenschaftlich einwandfrei zu sein, einfach ungeprüft integriert werden, während gleichzeitig die christlichen, die biblischen Antriebskräfte immer mehr nachlassen.

Man hat das Gefühl, als würde der "christliche Grundwasserspiegel" immer mehr absinken.

Das ganz persönliche Wachstum im Glauben scheint auszubleiben. Es wird heute Christen, die die Wahrheit
noch festhalten, auf die Notwendigkeit eine persönliche
Beziehung zu Jesus zu haben oder auf Veränderungsbedarf des Menschen hinzuweisen, ein unzulässiger direktiver Eingriff in das Leben und die Persönlichkeit des Einzelnen vorgehalten.

Das Ergebnis ist, daß die Christen in zunehmendem Maße unglaubwürdig werden.

Ich möchte euch fragen:

Wie erfahrt ihr das denn heute, und was denkt ihr denn heute zum Thema Gemeinde Jesu?


Die Fachleute, die in Deutschland die gesellschaftliche Entwicklung beobachten, die sagen uns, daß wir in unserem Land so etwas wie eine Drei - Drittel -Gesellschaft haben, in der ein Drittel evangelisch, ein drittel katholisch und ein drittel religionslos oder nichtchristlichen Religionen zugehörig sind.

Wenn man sich die Gemeinden heute so anguckt, dann kann man auch so eine Drei - Drittel - Gesellschaft
Sehen.

Ein drittel ist ernsthaft an Gottes Wort und seiner Wahrheit interessiert.

Ein drittel ist eher gleichgültig dem Wort gegenüber
Und kommt eigentlich eher aus gesellschaftspolitischen
Gründen in die Gemeinde.

Und ein Drittel ist damit beschäftigt, säkulare und esoterische Einflüsse in die Gemeinde zu tragen und da gesellschaftsfähig zu machen.


Wir wollen uns heute Abend mit dem großen Thema Gemeinde beschäftigen und miteinander herausfinden, was Gemeinde Jesu denn im biblischen Sinne ist.

Dabei möchte ich gleich sagen:

Wenn man darüber nachdenkt, wie Gemeinde nun gebaut wird, wie sie funktioniert und was darin passieren soll, dann kann man nicht davon ausgehen, daß man einfach die Bibel aufschlagen kann wie ein Lexikon, um unter dem einen oder anderen Stichwort nachzusehen und dann sofort im Bilde zu sein.

Gemeinde Jesu, das ist ein lebendiger Organismus, ein Haus aus lebendigen Steinen, die einzeln durch den Heiligen Geist geformt werden und ineinandergefügt werden.

Und die Zeiten sind nicht mehr so, wie zu Zeiten Martin Luthers.

Wir können nicht mehr so selbstverständlich wie er von der Kirche, bzw. Gemeinde sprechen, denn die Gemeinde ist vor allem in den letzten hundert Jahren weltlichen Einflüssen ausgesetzt worden, die das Bild der Gemeinde radikal verändert haben.

Zum negativen.

Wir leben heute in einer Zeit, in der nicht mehr gefragt wird:

"Was ist Gottes Wille und sein Plan?"

Heutzutage ist man "intelligent" geworden und gewohnt die Dinge mit Methoden, die sich durchsetzen lassen, zu managen.

Ich möchte euch nun die Frage stellen:

Was unterscheidet denn die Gemeinde Jesu von einem Verein?

- Vereine konstituieren sich durch gemeinsame Interessen
- Christliche Gemeinde entsteht durch den Ruf zum Glauben


- Vereine leben von einer gewissen Sympathie der Mitglieder zueinander.
- In die christliche Gemeinde werden Menschen eingefügt, wobei nicht nach Sympathiewerten gefragt wird.


- Vereine haben sich einer bestimmten Aufgabe verschrieben.
- Christliche Gemeinde lebt nicht von der Aufgabe her, sondern sie lebt von einer Gabe, nämlich der Gabe des Heils.


Im Neuen Testament finden wir das griechische Wort
Für Gemeinde. Sie heißt da "die Ecclesia" !

Ein WORT; DAS DEM ÖFFENTLICHEN Leben entstammte und übersetzt wird mit "herausgerufen sein" oder " zusammenkommen.

Ecclesia wird aber darüber hinaus im Neuen Testament nicht ausschließlich in christlichem Sinne gebraucht.

In Apg. 19,32 beispielsweise dient Ecclesia auch als ganz allgemeiner Begriff und meint soviel wie "Volksversammlung."


Wir wollen nun untersuchen, welche Aussagen das Neue Testament über die "Gemeinde" macht.

Die erste Bibelstelle, die wir miteinander lesen wollen steht im Johannesevangelium, Kap.6;44:

" Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag."
Was heißt denn das?

Das bedeutet, daß die Gemeinschaft derer, die Jesus als den Herrn bekennen nicht durch die Initiative frommer Menschen entsteht, sondern daß sie das Resultat von Gottes gesprochenem Wort ist.

Das gesprochene Wort Gottes geht der Gemeinde stets voraus, wenn es eine biblische Gemeinde ist.

Am Anfang einer biblischen Gemeinde stehen deshalb nicht Menschen, sondern da steht Jesus Christus, der Menschen erwählt und beruft.

So lesen wir es hier in dieser Bibelstelle.

Jesus ist das Fundament und der Grund der Gemeinde.
Aber er ist nicht etwa der Gründer.

Ich hoffe, ihr habt erfaßt, was ich gerade gesagt habe.

Jesus ist Fundament und Grund der Gemeinde.

Sie wird aus seinem Wort geboren, und sie ist das Werk des auferstandenen Herrn, der heute durch seinen heiligen Geist wirkt.

Jesus ist sozusagen gestern, heute und morgen Dreh- und Angelpunkt seiner Gemeinde. Alles lebt von ihm und in seiner Gegenwart.

Aber wir lesen in Matth. 18;20:

"Wo zwei oder drei versammelt sind,
in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte."

Hat jemand von euch diesen Satz noch nie gehört ?

Es ist doch komisch, daß die Bibelstellen, die wir am häufigsten hören, am wenigsten befolgt werden.

Was hat man uns nicht alles erzählt. Wir würden aus eigenem Antrieb anfangen, bräuchten zuerst eine besondere Vision, einen besonderen Auftrag, eine besondere Salbung. und was nicht alles.

Das sind Argumente von frommen Pharisäern, die nichts anderes damit bezwecken, als für sich selbst eigene Autoritätsebenen und Machtstrukturen zu schaffen.

Von wo aus sie dann ihre Untertanen befehligen, demütigen und manchmal ausbeuten.

Gottes Volk hat sich viel zu lange aufhalten lassen
Von solchen aufgeblähten Egoisten.

Oftmals sind es Leute, die Lokalgemeinden an sich reißen, ohne irgendeine Befähigung zu haben.

Vom biblischen Standpunkt her betrachtet, hat die Gemeinde ihre Existenzberechtigung von daher, daß Gott auf Menschen zugeht, sie anspricht, und ihnen dadurch sein Wort gibt.

In diesem Zusammenhang, und nur in diesem Zusammenhang kommt Gemeinde zustande.

Sie ist die Schöpfung des göttlichen Wortes.


Man muß es den Pastoren und Predigern und Leitern unserer Tage ins Stammbuch schreiben, die heute all zu oft die Gemeinde als ihren Privatbesitz betrachten:

Bei der Gemeinde Jesu geht es weder um das empirisch wissenschaftliche, noch um das vor Ort feststellbare:

Sondern:

Gemeinde Jesu ist Folge und Resultat des Wortes.

Strukturen und Personen in allen Ehren - aber es geht um das Wort Gottes, durch das Gemeinde gebildet wird, und das der Gemeinde zum Weitergeben anvertraut ist.

Darin ist Jesus der Dreh- und Angelpunkt. Und überall, wo sich Menschen um ihn scharen um sein Wort zu hören, da ist Gemeinde Jesu.

In der Herrnhuter Brüdergemeine hat man das ganz genau verstanden.

Dort läßt man in den Versammlungen und am Tisch ganz bewußt einen Platz frei um damit zu bekunden:

Jesus ist da. Er gehört in unsere Mitte.

Es geht um unseren Herrn, der Glauben erweckt und Glaubende sammelt.

Überall da, wo das nicht der Fall ist, sind wir in größter Gefahr uns zu verlieren.


Nun spricht ja die Bibel zum Beispiel in Eph. 5;32 davon, daß die Gemeinde ein Geheimnis sei.


Warum wird in der Bibel in bezug auf die Gemeinde von einem Geheimnis gesprochen?

Wer hat eine Idee?

Zunächst mal ist die Gemeinde ja auch äußerlich beschreibbar.

Aber in ihrem Wesen ist sie Jesu göttliches Geheimnis.
Was sie wirklich ausmacht, ist von außen nicht einzusehen.

Sie ist in allen uns bekannten Gemeinschaftsformen ein Sonderfall.

Das Leben in der Gemeinde ist derart vielfältig, daß es sich nicht mit einem Begriff oder Bild zusammenfassen läßt.

Ein Geheimnis läßt sich letztlich nicht durchschauen und beweisen.

Es ist größer als wir Menschen.

Es ist so groß, daß wir es unser Leben lang durchschauen.

Gott ist Geheimnis, ebenso Jesus Christus als der wahre Mensch und wahre Gott.

Jeder einzelne Mensch ist letztlich Geheimnis.

Wir lernen einander nie bis auf den Grund kennen.

Immer bleibt ein Rest.
Und unsere begrifflich - analytische Sprache kommt hier an ihre Grenze.

Deshalb sprechen wir von Geheimnissen immer in Bildern. Das ist angemessen und der Sache gemäß.

Deshalb gebraucht das Neue Testament eine Fülle von Bildern und Bezeichnungen, um zu umschreiben, was Gemeinde ist und wozu sie dient.

Ich möchte versuchen, das anhand von drei Beispielen klar zu machen.



1. Die Bibel sagt darüber, wie die Gemeinde gebaut ist in Eph. 2: 20, daß sie ein Bau Gottes ist, in dem Jesus selbst der Eckstein ist.

In Offb.3;12 heißt es die Gemeinde sei ein Tempel.

Sie besteht aus lebendigen Steinen im geistlichen Haus. (1.Petr.2,5)

Und in Matth 5:14 heißt es, sie sei wie eine Stadt auf dem Berg.


2. Wenn wir darüber nachsinnen, welcher Natur die Gemeinde ist, dann finden wir in der Bibel Gegensätze aufgezeigt.

Zum Beispiel finden wir in Joh. 15 das Verhältnis vom Weinstock und der Rebe,

in Matth. 5 Licht und Salz

und in 1.Kor. 3 die Pflanzung und das Ackerfeld Gottes.


Und wenn wir uns 3. Die Menschen ansehen die Gemeinde ausmachen dann sehen wir in Apg. 18 ein wanderndes Gottesvolk,

in Joh. 10 eine Herde,

im 1. Petrusbrief von einer Priesterschaft und einem heiligen Volk

in Offb. 21 von einer Braut

im Römer 12 von einem Leib

und in 2. Kor. 3 von einem Brief Christi.



Dabei soll uns deutlich werden:

In jedem dieser Bilder drückt sich ein eigener, unverwechselbarer Aspekt von Gemeinde aus.

Und wir dürfen durch Gottes Gnade dazugehören.




Dabei ist die Gemeinde Jesu kein Selbstzweck.

Sie steht im Dienst des Wortes Gottes und ist das Instrument, das Werkzeug des auferstandenen Herrn, der in und durch seine Gemeinde handelt.

Laßt uns den 1. Petrus Brief aufschlagen und im 2. Kap. Die Verse 9 + 10 miteinander lesen.

"Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, ein königliches Priestertum, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt der euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat;

die ihr einst nicht ein Volk wart, jetzt aber ein Volk Gottes seid, die ihr nicht Barmherzigkeit empfangen hattet, jetzt aber Barmherzigkeit empfangen habt."


So spricht Gott von uns.

Die Gemeinde Jesu wird hier als Priesterschaft bezeichnet. Ihre wichtigste Aufgabe ist die Heilsvermittlung.

Als seine Kinder sind wir zu einem besonderen Dienst berufen. Wir haben als Christen eine unverwechselbare Würde, weil wir einen entsprechenden Auftrag haben.

Wir sollen ein heiliges Volk sein, ein Volk, daß anders lebt, weil es Gott zur Verfügung steht.

Dabei sind wir als Christen ein Volk des Eigentums. Das bedeutet: Christen gehören sich nicht selbst.
Sein Wort und Wille sind maßgebend.

Eine Gemeinde, die ein selbstgenügsames Eigenleben führt, ist ein Widerspruch in sich selbst. Der Sinn der Gemeinde wird verfehlt, wenn andere Aktivitäten bestimmend in der Mitte stehen.

Alle Strukturen und Formen müssen der Gemeinde dazu helfen, daß sie ihre Aufgabe richtig wahrnehmen kann.

Und die grundlegende Aufgabe der Gemeinde liegt darin, Menschen aus dem Unglauben in den Glauben zu rufen.

Nur darin liegt ihre Bestimmung.


Wie stellt sich die Gemeinde Jesu denn da?

I 1. Petrus2; 5 wird sie verglichen mit einer Art Baustelle, wenn es da heißt:

"...laßt euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, ein königliches Priestertum, um geistliche Schlachtopfer darzubringen, Gott wohl annehmbar, durch Jesus Christus."

Die Gemeinde Jesu ist ein Haus, ein lebendiges Haus, an dem ständig gearbeitet wird. Da gibt es nichts, was schon fertig oder vollendet wäre.

Alle Behauptungen von Gruppen die sagen: "Wir sind die biblische Gemeinde" oder "bei uns ist die biblische Gemeinde verwirklicht" sind deshalb einfach überzogen.

DA WIRD DER Mund zu voll genommen.

Das was sich im Laufe der zweitausend Jahre Christenheit jeweils als Christenheit präsentiert hat, ist ein schlagender Beweis dafür, daß es so etwas wie ein biblisch komplett verwirklichte Gemeinde so nicht geben kann.

Die Bibel stellt uns die Gemeinde als die ecclesia viatorum, als die Gemeinde auf dem Weg, oder als die Gemeinde auf der Wanderschaft vor.

Als Baustelle. Nicht fertig. In der Zubereitung.


Und es ist einfach nicht möglich, ein Wort oder einen Bericht aus dem Neuen Testament heraus zu greifen und quasi als Norm für die einzig richtige Gemeinde zu nehmen.

Die Gemeinde Jesu ist ein in allen Stücken freies, durch keine Form gebundenes Wirken Gottes durch seine Diener.

So steht es im Bibellexikon von Fritz Rienecker. Und in allen Stücken liegen Wahrheitsmomente, die sich auf die Bibel berufen können.

Aber zugleich hat jede Form auch ihre Grenzen.


Die Gemeinde, die man heute vor findet muß man eigentlich in zwei grundsätzliche Kategorien einteilen.

Man hat heute entweder

a) ein individualistisches Gemeindeverständnis

oder

b) ein institutionalisiertes Gemeindeverständnis


Das individualistische Gemeindeverständnis herrscht vor allem im freikirchlichen Raum vor.

Man geht hier von der Entscheidung des Einzelnen aus, der für den Glauben gewonnen wird. Zur Gemeinde gehört, wer glaubt.

Christsein beginnt mit Bekehrung und Wiedergeburt.
Deshalb gibt es in der Gemeinde ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl. Man ist mit dem anderen eng verbunden.

Anteilgeben und Anteilnehmen sind stark ausgeprägt.


Das ist so ein Gemeindegrundverständnis, das uns hier wohl auch so entgegenkommt.

Aber kann so ein Gemeindeverständnis auch Nachteile haben?

- ich sehe da eine ganze Anzahl Dinge, die zumindest problematisch sind.

Da man ja in keines Menschenherz hineinsehen kann,
Lauer zunächst einmal die Gefahr, daß Glaube gespielt wird, um einen gewünschten Eindruck zu erwecken.

Die Grenze zum Unglauben ist jedenfalls von außen nicht so einfach zu ziehen, wie mancher das gerne möchte.

Ein zweites Problem ist:

Neben Bekehrten gibt es auch Heuchler. Auch das ist sehr schwer zu unterscheiden. Wir sind zunächst auf das angewiesen, was Menschen über sich sagen.


Ins Herz sieht nur Gott.

Von daher ist diese Gemeindeform durchaus eine verborgene Größe.

Und es gibt in ihren Kreisen eine Reihe von Hardlinern, die die Wahrheit nun darin ausmachen, alles irgendwie gleichzuschalten.

Viele Betonköpfe, die durch gesetzliche Festlegungen
Und vermeintlich absoluter Wahrheitsfindungen und Erkenntnissen für immer neue Spaltungen sorgen.

Man kann also dem ausufernden Pluralismus in den Großkirchen heute durchaus einen ausufernden Pluralismus im freikirchlichen Raum gegenüberstellen.


Ein institutionalisiertes Glaubensbekenntnis herrscht dagegen im Raum der Großkirchen.

Und für diese Gemeindeform gibt es durchaus auch Anklänge im Neuen Testament.

Wenn der paterus familus zum Glauben fand, dann hat das immer gleich Auswirkungen für seine Familie gehabt, für die er Verantwortung trug.

ALLE IN DER Familie wurden in den Raum der Gemeinde mit hineingenommen und dem Wirken des Wortes ausgesetzt.

Das hat natürlich so seine Tücken. Durch die heutige Form, der Kindertaufe wird die Gemeindzugehörigkeit defacto vererbt.

Man gehört dazu und befindet sich von vornherein in den Aktivitäten der Gemeinde.

Was dabei herausgekommen ist, ist die Tatsache, daß man in den großen Kirchen den Glauben heute quasi für etwas anerzogenes hält.

Man hat seinen Glauben.

Das ist für viele eine Selbstverständlichkeit heute. Das der Glaube individuell ist, wird heute so verstanden, daß
Er privatisiert wurde.

Jeder noch so kleine Versuch, erst einmal heraus zu finden, was der andere glaubt, oder auch der Versuch einer Korrektur wird als grobe Einmischung in die Privatsphäre des anderen verstanden.

Das der Glaube in jedem individuell geweckt sein will, wird oftmals nicht gesehen.



Wir sehen also:

Gemeinde Jesu entsteht nicht durch den Zusammenschluß gleichgesinnter einzelner frommer Menschen, sondern dadurch, daß Jesus Christus ruft und durch sein Wort Menschen zusammenbindet.

Diese Gemeinschaft ist nicht nur ein Geschenk, sondern zugleich auch eine Aufgabe.

Sie will gelebt und gestaltet sein.

Das geschieht dadurch, daß Menschen Anteil nehmen
An den Gaben der Gemeinschaft:

Am Wort, am Bekenntnis, an der Fürbitte, an den Gnadengaben aller Art; und auch an den Aufgaben der Gemeinde den Missionsauftrag auszuführen in der persönlichen Evangelisation, im Füreinander dasein,
im Tragen der Schwachen und in der Gemeinschaftspflege.

Wenn wir die Kapitel 12 und 14 des 1. Korintherbriefes lesen, dann sehen wir, daß neutestamentliche Gemeinde wesentlich vom gegenseitigen Geben und Nehmen ihrer Glieder lebt.

Da ist keiner so arm, daß er nicht geben könnte.

Aber da ist auch keiner so reich, daß er nicht empfangen müßte.

In 1. Kor. 12 ab Vers zwölf lesen wir es schwarz auf weiß:

- Wir sind alle miteinander verbunden

- Wir sind aufeinander angewiesen

- Wir sind füreinander verantwortlich


Was der gesunden Entwicklung der Gemeinde Jesu oft Abbruch tut, das sind die Fragen und Formen der Gemeindeleitung.

Die Bibel spricht von Ältesten (Apg.20,17), dann von Bischöfen (1. Tim. 3,1), und auch von Diakonen (Phil.1,1)

Nur, was Menschen daraus gemacht haben, zu Problemen.

Wir haben heute Pastoren, die nach dem Wort Gottes
Das Hirten und Lehramt ausüben.

Von daher sind sie Älteste in der Gemeinde. Nicht mehr und nicht weniger.

Aber durch den akademischen Anspruch und die vollzeitliche Tätigkeit hat man Autoritätsebenen geschaffen, die von der Bibel gar nicht gedeckt sind.

Der Pastor steht nicht über der Ältestenschaft. Und die Gemeinde wird grundsätzlich von mehreren geführt.

Heute hat man ja vielfach auch noch die Autoritätsebene
Der Gemeindeleitung geschaffen.

Dabei steht von Leitung gar nichts im Wort Gottes.
Wenn die Bibel von der Führung in der Gemeinde spricht, etwa in 1. Kor. 12: 28, dann steht da im Griechischen das Wort Kybernetik.

Auf deutsch heißt das nicht leiten, sondern lenken.
Da gibt es Menschen, die sollen die Gemeinde auf dem rechten Weg halten.

Eine solche Aufgabe kann nur jemand übernehmen, der den Weg kennt.

Das ist Ältestendienst. Deshalb soll ein Ältester kein Neuling sein.

Die Ältesten haben noch viele andere Aufgaben, aber das heute nicht unser Thema.

Ich wollte das nur einmal so zu bedenken geben, damit wir darüber nachdenken, was für Anmaßungen wir manchmal in den Gemeinden antreffen.

Da muß man mit dem Wort Gottes massiv dagegen stehen.

Ältester wird man nicht durch demokratische Wahlen, und auch nicht durch einsame Entscheidungen überheblicher Pastoren.

Ältester wird man durch entsprechende Gnadengaben heißt es in Röm. 12,8.

Älteste werden auch Verwalter der göttlichen Geheimnisse (1.Kor.4,1) genannt.

In Hebräer 13,17 wird davon gesprochen, daß die Führenden über die Seelen zu wachen haben.

Älteste werden nicht gewählt; sie werden von Gott selbst auserwählt.

Und sie werden in der Gemeinde erkannt, weil sie von Gott zugerüstet werden.

Leider ist es heute oftmals so, daß man die von Gott erwählten Ältesten in der Gemeinde gar nicht einsetzt.

Die Pastoren sind häufig Pragmatiker, die sich Leute in die Lenkungsebene holen, mit denen eigene Vorstellungen durchsetzbar sind.

Das ist ein Grund, warum viele Gemeinden heute krank sind.

Die Bibel zeigt uns also nicht Strukturen, die mit Logik und Einfühlungsvermögen gemanagt werden können.

Sie zeigt uns Ziele und Leitbilder. Lenkung in der Gemeinde bedeutet niemals Herrschaft über andere, sondern Dienst und Hingabe für die anvertrauten Menschen.

Aber wenn ich heute sehe, wie so die gewählten Vertreter der Gemeinde quasi per Mehrheitsbeschluß das Böse gleichberechtigt in die Gemeinde integrieren, dann sieht man, was dabei herauskommt, wenn man Gott nicht mehr folgen will.

Wir haben das ganz persönlich erlebt und wir sind darüber sehr traurig.

Aber das ganze hat ja auch eine endzeitliche Komponente.

Wir haben darüber keinen Grund zu verzagen.

In Matth. 16;18 sehen wir, daß selbst die Pforten der Hölle die Gemeinde Jesu nicht zu überwinden vermögen.

Deshalb dürfen wir als Christen zuversichtlich und gelassen sein. Nicht die Gemeinde Jesu als solche steht in Frage, sondern bestenfalls die Formen und Strukturen die sie heute hat und in Zukunft haben wird.

Das macht uns Mut nach vorn zu schauen und acht darauf zu haben, wie wir christliche Gemeinschaft miteinander gestalten.

Zum Abschluß möchte ich noch ein Zitat von Martin Luther weitergeben, der gesagt hat:

"Wir sind es doch nicht, die da die Kirche erhalten können. Unsere Vorfahren sind es auch nicht gewesen. Unsere Nachkommen werden es auch nicht sein; sondern der ist`s gewesen, ist`s noch und wird`s sein, der gesagt hat:

Ich bin bei euch, bis an der Welt Ende. (Matth. 28,20)"


Amen!

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#2
Hoffnungsstrahl

Hoffnungsstrahl

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  • 333 Beiträge
Danke, daß Du diese Predigt mit uns geteilt hast, sie berührt mich!

Sie bringt mir sogar noch einen Gedanken, der mir auch zu wenig beachtet wird: Gemeindezucht üben.
Denn davor haben sehr viele Angst, weil es mißbräuchlich gehandthabt wurde und somit jetzt lieber gar nicht mehr angewendet wird. So ist der wenig Sauerteig dann lieber geduldet...

Gruß
Gabi
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