Zum Inhalt wechseln

Welcome to Irrglaube und Wahrheit
Register now to gain access to all of our features. Once registered and logged in, you will be able to create topics, post replies to existing threads, give reputation to your fellow members, get your own private messenger, post status updates, manage your profile and so much more. If you already have an account, login here - otherwise create an account for free today!
Foto

Grundworte des Glaubens - Der Glaube


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
Eine Antwort in diesem Thema

#1
Rolf

Rolf

    Administrator

  • Administrator

  • PIPPIPPIP
  • 34224 Beiträge
  • Land: Country Flag
Der Glaube, der unser Leben trägt





Grundworte des Glaubens

Ein Glaubensseminar für Christen


Teil 1


Rolf Wiesenhütter



Noch einmal herzlich willkommen zu diesem Abend.

Wir sind ja bereits beim dritten Teil unseres Glaubensseminars für Christen, das wir mit „Grundworte des Glaubens“ überschrieben haben.

Am ersten Abend hatten wir das Thema
„Die Bibel – ein Buch mit sieben Siegeln?“

und wir hatten die Frage gestellt:

Was soll uns, was kann uns eigentlich dazu bewegen,
diesem Buch zu glauben?

Dabei hatten wir herausgefunden, daß es eine ganze Reihe guter Argumente gibt, uns auf Gottes Wort einzulassen.

Wißt ihr noch was das für Gründe waren?

- die Inspiration
- die Autorität
- die archäologischen Beweise
- das Thema der Bibel
- der Zweck
- der geschichtliche Hintergrund

Beim letzten mal hatten wir uns mit der Gnade auseinandergesetzt.

Wir haben festgestellt: die Gnade ist das A und O unseres christlichen Glaubens.

Ohne Gnade ist der Glaube sinnlos.

Wir hatten gesagt, daß vier Dinge zusammengehören:

- ohne Jesus Christus keine Gnade
- ohne Gnade keinen Glauben
- ohne Glauben keine Schrift
- ohne Schrift kein Jesus

Wir hatten dann den Begriff Gnade zunächst in den Zusammenhang des Alten Testamentes gestellt, weil Gnade ein Aspekt der göttlichen Heilsgeschichte ist.

Im Neuen Testament haben wir dann gesehen, wie Gnade in der Gestalt Jesu Christi lebendig wird, und welche Merkmale der Gnade uns genannt werden.

Gottes Gnade füllt nicht nur Defizite in unserem Leben auf, sondern sie ist zutiefst Neuschöpfung. Wir haben das anhand der Folien mit den Flaschen und dem Scherbenhaufen gesehen.

Wer die letzten beiden Male nicht dabei war, hat die Möglichkeit, sich die Kassetten der beiden letzten Abende mitzunehmen.


Heute nun möchten wir einen wichtigen Schritt weitergehen, indem wir uns die Frage stellen:

Glaube – was ist das eigentlich?

An den Anfang möchte ein Bild von Walter Habdank stellen. Es heißt: In manibus tuis – zu deutsch –
„In deinen Händen.“

Wir wollen uns dieses Bild anschauen sehen was uns spontan dazu einfällt und was dieses Bild mit Glauben zu tun haben könnte.

Entscheidend soll nicht eine Bildinterpretation sein, sondern eine ganzheitliche Wahrnehmung zum Stichwort Glauben.

Bitteschön, ihr habt das Wort!


Ich glaube, die Essenz Eurer Antworten ist die Einsicht:

Glaube hat mit Vertrauen und mit der Erfahrung von Geborgenheit zu tun.

An den Anfang möchte ich das Wort aus Johannes 16;23 stellen, wo es heißt:

„Wahrlich, wahrlich, ich sage Euch, was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, wird er euch geben.“

Vielleicht werdet ihr denken: Was für ein seltsames Wort um in dieses Thema einzusteigen.

Aber ich möchte Euch gern vorlesen, wie Dietrich Bonnhöfer dieses Wort interpretiert und in Zusammenhang gestellt hat:

Er sagte:

„Glaube meint nicht ein theoretisches frommes Kopfwissen. Der Glaubende lebt vielmehr in einer engen, persönlichen Beziehung zum lebendigen Gott,
die von Vertrauen und Liebe geprägt ist.

Daraus erwächst - als - Folge Gehorsam. Ich gehorche nicht, damit ich glaube, sondern weil ich glaube, kann und will ich auch gehorchen und das Wagnis eingehen, mich in die Arme Gottes fallen zu lassen – auf dessen bloße Zusage hin.

Deshalb muß ich auch nicht alles verstehen und erklären können und auf alles eine Antwort haben. Wer Gott vertraut, gibt sich mit dem zufrieden, was er jetzt schon geschenkt bekommt. Er rechnet damit, daß er einmal am Ende nichts mehr zu fragen braucht.“


Wir möchten uns nun anhand der Geschichte Abrahams anschauen, was Glaube ist, und wir sehen auch hier, daß dies wieder ein Thema des Alten – wie des Neuen Testamentes ist.

Ich möchte Euch zuerst drei kurze Bibelabschnitte lesen:

1. Mose 12; 1 – 4

1. Mose 15; 1-7

Hebräer 11; 8 – 11

Wie begegnet uns in diesen Texten der Glaube?

In 1. Mose 12 sehen wir, daß der Glaube von außen beginnt, indem Gott dem Abraham in seinem Wort begegnet und ihn anspricht.

Abraham wird ja der Vater des Glaubens genannt. Anhand seiner Biographie wird sichtbar, welche Merkmale erkennbar werden, die Glauben im biblischen Sinn ausmachen:

Das erste, was wir erfahren ist, daß Abraham das Rufen Gottes gehört hat. Das ist das erste Merkmal.

Wir sehen dann als nächstes, daß er den Ruf ernst genommen hat und das er das Wort gelten lies.

Weil er das getan hat, hat er als Nächste die Verheißung für sein Leben vernommen, und er hat sein Leben daraufhin ausgerichtet.

Er hat sozusagen mit Blick auf Gottes Verheißung erwartungsvoll gelebt.

Und was ganz wichtig ist: Er war gehorsam.

Er hat sich auf Gott eingelassen gegen allen
Augenschein, denn er konnte ja nicht beurteilen, was er da erlebte.

Vielmehr war er in Unkenntnis darüber, wohin Gott ihn führen würde. Auch das ist ein wichtiges Merkmal des Glaubens.

Glauben – das hieß für Abraham „unterwegs sein.“
Das hieß „fremdes Territorium betreten“ und es hieß vor allen Dingen „Gott für treu und verläßlich zu halten.“

Was lernen wir für uns daraus?

Wir sehen: Im Glauben geht der Mensch eine Bindung ein, die unlöslich mit seiner weiteren Lebensgeschichte
Verknüpft ist.

Auch das sehen wir bei Abraham, der rückhaltlos seinem Gott vertraut, der ihn gerufen und auf den Weg gestellt hat.

Zu ihm hatte er eine persönliche Beziehung – wie zu einem Menschen, auf den man sich verlassen kann.

Aus diesem Vertrauensverhältnis wächst auch die Bereitschaft, auch mit etwas zu rechnen, das menschlich undenkbar erscheint.

Der Gott, den man so kennengelernt hat, der wird uns vertraut. Abraham hat im Laufe seines Glaubenslebens gelernt, daß sein Gott ein ganz bestimmter Gott war, der nicht austauschbar war.

Ein Gott der sich klar unterschied von den Göttern der Kanonier, in deren Land Abraham zu Gast war.

Und sein Glaube an Gott unterschied sich so sehr, daß er sich nicht mit deren Glauben und deren Göttern vertrug.

Nur dieser eine Gott war einen Bund mit ihm eingegangen.

Und die Geschichte, die Abraham mit Gott erlebte, hatte die Auswirkung, daß Gott ihm nahe und unersetzlich geworden war.


Das ist ein ganz wichtiger Punkt in unserer heutigen Zeit, in der wir erleben, daß Menschen die Stimme Gottes nicht hören und nicht darauf eingehen.

Wir erleben die Geschichte nicht, die Gott mit uns vorhat, und unterscheiden deshalb nicht zwischen dem lebendigen Gott und den Götzen unserer Tage.

Das ist der Hintergrund, warum wir heute so viele unsinnliche und Gott entgegengesetzte Elemente in unseren Gemeinden erleben.

Und das ist auch der Grund, warum heute so viele Menschen eine Beute für ichbezogene sogenannte Leiter
Werden, denen sie sich bedingungslos unterordnen
Und deren Befehle sie ausführen ohne zu hinterfragen, ob das überhaupt richtig ist was sie da tun.

Die sogenannte heutige Glaubensbewegung hat mit Glauben in biblischem Sinn gar nicht viel zu tun.

Das kann man so sagen, weil die Werke, die da hervorgebracht werden gar nichts mit dem zu tun haben, was die Bibel uns über Glauben lehrt.


Glaube enthält drei Elemente, die alle drei zusammen lebendigen Glauben ausmachen, und die uns in den drei Abrahamtexten die ich gelesen habe, deutlich werden.

In der Dogmatik kennen wir sie unter den Begriffen „fiducia, noticia, assensus.“

Zu deutsch: „Vertrauen, Kenntnis und Zustimmung.“

Wir unterscheiden tatsächlich drei Elemente:

- Glauben als Kenntnis, Wissen, Fürwahrhalten; daß ist das verstandesmäßige Element.

- Glauben als kindliches Vertrauen; daß ist das emotionale Element

- Glauben als Zustimmung, Bekenntnis; daß ist das willentliche Element.


Glaube wird dann lebendig, wenn alle drei Elemente in einer angemessenen Spannung zueinander belassen werden.

Und da sehen wir das nächste Problem unserer Tage.
Man will uns heute einreden, daß nur das zweite, das emotionale Element echten Glauben hervorbringt.

Aber weil heute vielfach die anderen beiden Elemente
ausgegrenzt werden, entsteht zwangsläufig das Phänomen, daß man überall Schieflagen erkennt.

Wir sprechen hier über Grundworte des Glaubens, damit unser Fundament mit Gottes Wort in Übereinstimmung kommt und wir die Zusammenhänge verstehen und weitersagen können.


Jetzt kommen wir zu der ungeheuer spannenden Frage:

Wie kommt es denn zu lebendigem Glauben im Leben eines Menschen?

Jeder von euch könnte hier eine vielleicht sogar sehr lange Geschichte erzählen.

Ich möchte uns stellvertretend mit einer Geschichte konfrontieren, die ich in einem Buch von Hans Weder gefunden habe, das den Titel trägt:

„Die Entdeckung des Glaubens im Neuen Testament.“

Da heißt es:

„Was könnte ich zu jemandem sagen, der seufzt: Ach, wenn ich doch einmal wieder lachen könnte.
- Ich könnte ihm zeigen, daß er durchaus etwas zu lachen hätte.
- Ich könnte ihm vielleicht auch nachweisen, daß er eine Lachhemmung habe und woher diese komme.
- Oder ich könnte ihm mit farbigsten Farben schildern, wie wichtig und gesund doch das Lachen für ihn wäre.
- Ich könnte ihn auch schlicht dazu auffordern, er müsse halt lachen, wenn er lachen wolle.

All dies sind verschiedene Möglichkeiten, einen Menschen zum Lachen zu bringen. Allerdings könnte man mit dem Stoßseufzer auch anders umgehen. Ich könnte versuchen, den Seufzer zum Lachen zu bringen. Wenn ich ihm etwas zum lachen gebe, umgehe ich die Schwächen aller anderen Strategien. Die liegt darin, daß sie das Lachen bloß bedenken oder fordern, statt es zu erschaffen.

Sowenig ich mich selbst zum Lachen bringen kann, sowenig kann ich mich zum Glauben bringen. Wenn wir uns auf die Situation des ersehnten Glaubens einstellen wollen, müssen wir Abschied nehmen von den bekannten Strategien.

Wir tun gut daran, keine Beweise für die Notwendigkeit des Glaubens vorzutragen, keine Nachweise, daß Glaube für unser Leben unentbehrlich ist, keine Aufforderung auch, sich nun endlich für den Glauben zu entscheiden.

Wir halten besser nach Dingen Ausschau, die uns zum Glauben bringen. Vielversprechend ist in dieser Hinsicht das Neue Testament.

Das Evangelium beschreibt nicht einfach eine Theorie der göttlichen Liebe. Das Evangelium ist vielmehr eine Liebeserklärung an die Menschen, eine Liebeserklärung, die aus den höchsten himmlischen Höhen kommt und sich bis in die tiefsten Tiefen irdischen Lebens ausdehnt.

Jede Liebeserklärung ist darauf angewiesen, daß sie Glauben findet. Sie ist machtlos gegenüber dem Spott,
machtlos auch gegenüber dem Mißtrauen. Wie sie kann auch das Evangelium mit Füßen getreten, es kann verdreht, es kann ins Gegenteil des Gesetzes verkehrt werden. Doch nur weil es diese Ohnmacht hat kann es glauben finden.“

Soweit Hans Weder.

Ich möchte Euch fragen, was wißt ihr denn aus der Bibel zum Thema Glauben zu sagen?

Drei wichtige Bibelstellen:

Joh. 4: 46 – 53

Apg. 16: 25 – 34

Röm. 10: 10 – 17


Vor dem Hintergrund dieser drei Bibelstellen möchte ich Euch fragen:


Fortsetzung folgt


  • 0

#2
Rolf

Rolf

    Administrator

  • Topic Starter
  • Administrator

  • PIPPIPPIP
  • 34224 Beiträge
  • Land: Country Flag
Der Glaube, der unser Leben trägt





Grundworte des Glaubens

Ein Glaubensseminar für Christen


Teil 2


Rolf Wiesenhütter



Wie kommt es denn zum Glauben?

- Durch Begegnung von außen
- Durch Glaub – würdiges
- Durch erschrecken über eigenes versagen
- Durch die Predigt, das Wort
- Durch erlebte Liebe



Was macht uns denn den Glauben leicht?

- Das Vertrauens – würdige
- Begegnung mit Christen
- Die Perspektive, die Glauben uns eröffnet


Und was macht uns das Glauben schwer ?

- Widerstand von Menschen
- Eigene Vorstellungen vom Glauben
- Hemmungen sich auf Gott einzulassen
- Mißtrauen


Und nun die wichtigste Frage:

Was kann denn der Einzelne zu seinem Glauben beitragen?

- Nichts – aus eigener Kraft zumindest
- Offen sein
- Beten


Was ich heute als ein Lernziel erreichen möchte, ist das wir uns klar machen:

Glauben kann man weder fordern noch befehlen.

Glauben wird geschenkt.
Er ist eine Gabe Gottes lesen wir in Eph. 2,8.

Und es gibt kaum etwas verhängnisvolleres, als wenn ein Mensch Glauben vom anderen abverlangt wird.

Das bedeutet für diesen Menschen erheblichen Druck.

Man kann und darf, was den Glauben eines anderen Menschen betrifft, nichts erzwingen wollen.

Wenn wir überhaupt etwas gutes tun wollen, dann ist es, daß wir für den Menschen beten und daß wir warten können, bis Gott einen Menschen zum Glauben ruft und führt.

Das allerdings hat er auch versprochen zu tun, heißt es in 1. Tim. 2,4.

Aber wie und wann er das tut, können wir nicht übers Knie brechen. Wir können nur insofern behilflich sein, als wir Menschen in Zonen einladen, wo Glauben im Sinne des Wortes Gottes gelebt wird.

Vielleicht denkt der eine oder andere, das ist so selbstverständlich, daß man es gar nicht erwähnen müßte.

Aber die Realität heute ist eine andere. Es gibt riesige Bewegungen heutzutage, wo Menschen zum „richtigen Glauben“ gezwungen werden.

Schaut Euch die Lehre von Kenneth Hagin an. In diesem „Studienkurs biblischer Glaube“ ist ein unglaublicher Zwang Bestandteil der Ausführungen.

Und abertausende Menschen allein in Deutschland fallen darauf herein und lassen sich ihre Persönlichkeit kaputtmachen unter dem Deckmantel angeblich biblischen Glaubens.


Ein Christ, - ein lebendiger Christ – ist nicht jemand, der sich durch Zwang in eine bestimmte Richtung manipulieren läßt.

„Ein Christ ist ein Mensch, dem der gnädige Gott das Herz abgewonnen hat“ sagt Johann Albrecht Bengel.


Wenn wir das Neue Testament lesen, dann merken wir bald, das Menschen auf sehr unterschiedliche Weise zum Glauben finden können. Wir wissen das auch aus unserem eigenen Erleben.

Es gibt keinen Einheitsweg.

Deshalb darf keiner seinen eigenen Weg, den Gott ihn geführt hat, für andere verbindlich machen.

Lest Euch nur mal den Weg zum Glauben bei Paulus durch.

Und dann nehmt Euch das Gleiche in Bezug auf Petrus vor.

Ihr werdet sehr schnell sehen, wo die Unterschiede sind.

Während der erste den Weg zum Glauben als eine kurze, entschlossene und eindeutig datierbare Wende erlebt, sehen wir bei Petrus ein allmähliches Hineinwachsen in den Glauben.

Man könnte sagen: Neben den sogenannten Damaskus –Stunden gibt es auch Damaskus – Abschnitte.

Entscheidend wird letztlich sein, daß der Lebenswandel von einem Menschen der mit Christus lebt deutlich von seinem vorherigen Lebenswandel abhebt.

Eine bewußte Hinwendung zu Jesus ist auch äußerlich deutlich zu erkennen und auch zeitlich festzumachen.

Aber vergeßt es nicht:

Paul Gerhard hat einmal ganz richtig gesagt:

„Gott hat viel tausend Weisen, zu retten aus dem Tod.“


Und noch etwas möchte ich uns mit auf den Weg geben:

Glaube fängt nicht an, wo mein Verstand zu Ende ist, sondern da, wo mein Widerstand gegen Gott zu Ende ist.

Wenn wir diesen Punkt erreichen, dann wird unser Glaube zu der festen Überzeugung, von Gott geliebt zu sein.

Die Bibel nennt das Heilsgewißheit!

Wir können es an vielen Stellen lesen, z. B. Röm. 8; 38ff, Gal. 2;20, 2. Tim. 1;12, 1. Joh. 3;19ff, Hebr. 11;1


Da steht es immer wieder geschrieben:

Es gibt eine feste Überzeugung, von Gott geliebt und angenommen zu sein. Und diese Gewißheit des Heils hat ihren Grund.

Der liegt allerdings nicht in menschlichen Fähigkeiten und Leistungen, übrigens auch nicht in einer vorausgegangenen Lebensentscheidung und auch nicht in irgendwelchen sonstigen Gefühlen.

Wir kommen durch eine bewußte Entscheidung dahin.

Aber der Grund des Glaubens bleibt ein Geschenk, über das der Mensch nicht eigenmächtig verfügen kann.

Dieser Grund besteht auch nicht in guten Gefühlen wie Geborgenheit, innerer Ruhe und Zufriedenheit.

Da schwingt immer schnell frommer Selbstbetrug mit.

Diese guten Gefühle können sich als Folge davon einstellen, daß Gott mich gefunden hat – aber eben als Auswirkung und nicht als Ursache.

Ebenso muß man umgekehrt sagen:

Das Gefühl eigenen Ungenügens, Versagens und Schuldigwerdens besagt nicht, daß ein Mensch von Gott verworfen wurde.

Ein Mensch der glaubt, blickt von sich weg auf den, der ihn beschenkt hat.

Deshalb steht Glaube, jedenfalls nach dem Wort Gottes, und ganz egal, was man Euch bis jetzt darüber erzählt hat, nicht am Anfang unserer Beziehung zu Gott.

Habt Ihr das richtig gehört?

Glaube steht nicht am Anfang unserer Beziehung zu Gott, sondern er ist vielmehr unsere Antwort darauf, daß Gott sich uns liebevoll zuwendet.

Der Glaube hält sich an Gottes Zusage fest.

Und Evangelisation – nach biblischem Vorbild – bedeutet nicht, Menschen unentwegt anzupeitschen, sich doch endlich mal zu entscheiden; sondern Evangelisation heißt Menschen von Jesus zu erzählen, wie er sich den Menschen zuwendet, was er uns für Zusagen macht, damit wir Antwort geben können.

Lebendiger Glaube hält sich an Gottes Zusage fest.
Diese Zusage können wir aber nur als Wort wahrnehmen und nicht als sichtbare Wirklichkeit.

Deshalb werden wir unvermeidlich immer mal wieder verunsichert. Die Bibel nennt das Anfechtungen.

Sie gehören zum Glauben ganz natürlicherweise dazu.

Sie sind geradezu notwendig, weil sie uns lehren, auf Jesus zu schauen und sein Wort ernst zu nehmen.


Hans Weder schreibt in seinem Buch: „Die Entdeckung des Glaubens im Neuen Testament“ weiter:


„Einem Vater, der seinen besessenen Sohn zu Jesus bringt, sagt dieser: Alle Dinge sind möglich, dem der glaubt. (Mark. 9;23)

Verzweifelt schreit der Vater: Ich glaube, hilf meinem Unglauben.

In diesem Ruf drückt sich aus, wie zwiespältig der Glaube dieses Vaters ist. Gewiß glaubt er, sonst hätte er nicht Hilfe bei Jesus gesucht.

Dennoch begleitet der Unglaube seinen Glauben wie ein Schatten. Unglaube zeigt sich hier als Zweifel.

Der Zweifel lebt vom Glauben, weil er in Frage stellt, was der Glaube für gewiß hält.

Gegen diesen Zweifel – soviel weiß der hilfesuchende Vater – kann er nur Jesus anrufen. Von ihm verspricht er sich, daß der Zwiespalt in ihm selbst überwunden wird.

Deshalb ruft er Jesus gegen seinen eigenen Unglauben zu Hilfe.

Was können wir daraus lernen:

Wir lernen, daß unser Zweifel uns nicht von Jesus und von seiner rettenden Macht trennt. Denn er lebt schon Glauben, den uns Jesus entlockt hat. Was also liegt näher als Jesus aufzubieten gegen den aufbrechenden Zweifel?“


Soweit Hans Weder !


Ich möchte noch einmal betonen:

Gewißheit im Glauben entsteht nicht einfach so aus dem Nichts in uns. Es gibt sie nur dann, wenn wir von uns wegschauen, auf Jesus hin. Dann wird sie uns geschenkt.



Ich möchte nun abschließend noch auf den Punkt kommen, daß Glaube sich im Lebensalltagt zeigt.


Wie zeigt sich der Glaube im Lebensalltag?

Vielleicht können wir das noch einen Moment diskutieren.


Ich möchte zusammenfassend noch drei Äußerungen zusammenfassen, damit das deutlich wird.

1. Die wichtigste Lebensäußerung des Glaubens ist das Gespräch – genau so, wie in der Liebesbeziehung zweier Menschen.

Dieses Gespräch findet für den Glaubenden im Gebet statt.

Das Gebet ist keine Pflichtübung des Glaubens, sondern es ist ein lebenswichtiges Grundbedürfnis.

In ihm drückt sich die persönliche Beziehung zu Gott und Jesus Christus aus.

Das können wir in der Bibel an vielen Bibelstellen lesen.

Eph. 6;18 lehrt uns mit Gebet und Flehen zu jeder Zeit zu wachen...

Phil. 4:6 lehr uns um nichts besorgt zu sein, sondern in allem mit Gebet und Flehen unsere Anliegen vor Gott zu bringen.

Kol. 3;16 sagt, daß das Wort Gottes reichlich in uns wohnen soll, damit wir uns in aller Weisheit gegenseitig lehren und ermahnen.

Und in Kol. 4;2 heißt es:
Haltet fest am Gebet und wacht darin mit Danksagung
Und betet, daß Gott uns eine Tür des Wortes öffne...

Ich möchte an dieser stelle den bekannten Satz von Hans von Keler hier anfügen, der gesagt hat:

Beten ersetzt keine Tat, aber es ist eine Tat, die durch nichts zu ersetzen ist.

Wer glaubt betet. Wer betet, glaubt. Jemand hat beten auch als das Atmen der Seele bezeichnet.



Das zweite Merkmal wie sich Glauben im Alltag zeigt, ist Liebe.

Die Lebensbeziehung des Glaubens bleibt keine theoretische Angelegenheit, sondern wirkt sich praktisch aus.

Die enge und innige Beziehung zu Jesus beflügelt und formt uns in Richtung Liebe.

Weil wir selber von Gott und Herrn unendlich geliebt sind, werden Geliebtwerden und Lieben zu unserem Lebenselement.

Die Liebe ist die Energie des Glaubens.

Wir lesen dazu in 1. Joh.4.7-11:

„Geliebte, laßt uns einander lieben. Denn die Liebe ist aus Gott, und jeder der liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott.

Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist Liebe.

Hierin ist die Liebe Gottes zu uns geoffenbart worden, daß Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten.

Hierin ist die Liebe: Nicht, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat, als eine Sühnung für unsere Sünden.

Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, sind wir auch schuldig, einander zu lieben.“


Der Glaube äußert sich nicht darin, daß wir die Hände in den Schoß legen und abwarten, bis Gott etwas tut.

Er ist vielmehr in der Liebe tätig und entspricht damit dem Willen Gottes.

Liebe ist aber nichts, was zum Glauben gewissermaßen als eine zweite Größe hinzutreten müßte.

Vielmehr wächst sie aus einem gesunden, natürlichen Glauben heraus wie die Frucht aus einer Pflanze.

Ein Glaube ohne die Liebe und ihre Werke dagegen ist krank.

Die Liebe ist so etwas wie die Energie des Glaubens.

Der Theologe Helmut Gollwitzer hat das so ausgedrückt:

Im Zentrum steht der Glaube, auf der Peripherie (also am Rand) liegen die Werke. Auf der Peripherie kommt es an den Tag, was im Zentrum geschehen ist.
Als drittes und letztes möchte ich Glauben und Gemeinschaft nennen.

„Ich statuiere kein Christentum ohne Gemeinschaft,“ sagte schon Nikolaus Graf von Zinzendorf (1700-1760)

Wer an Jesus Christus glaubt, ist in die Gemeinschaft der Gläubigen, in den Leib Christi eingegliedert.

Glauben funktioniert auf Dauer nur gemeinsam. Keiner der glaubt kann auf Dauer allein überleben.

Ihm ergeht es wie einem einzelnen Kohlestück, daß aus der Glut herausgeholt wird. Es erlischt schnell.

Denn es braucht die Glut der anderen, um selber am Glühen zu bleiben.

Ein Christ ist auf die Gemeinschaft mit Nichtchristen angewiesen.

Denkt an Apostelgeschichte 2:42, wo es heißt:

„Sie verharrten in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten.“


Alle diese Elemente werden wir in den nächsten
Veranstaltungen noch vertiefen.

Ich bin für heute damit am Schluß angekommen und möchte uns einladen zum Gebet.

Amen!

  • 0