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Zickenalarm und Polygamie im Alten Testament?


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Rolf

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Zickenalarm und Polygamie im Alten Testament?





Über den Autor
Sebastian Schill ist verheiratet und lebt zusammen mit seiner Frau in Mühlacker. Er hat Wirtschaftsingenieurwesen in Stuttgart studiert und arbeitet nun als Vertriebsingenieur im Anlagenbau. Seinen Glauben stärkt er insbesondere in der Landeskirche, bei der er auch ehrenamtlich mitarbeitet. Sebastian macht gerne Reisen und verbringt viel Zeit mit seiner Frau.


Frage von DM:
"Könnt ihr mir bitte eine Erklärung dafür geben, warum es zur Zeit des Alten Testamentes Gang und Gebe war, dass ein Mann neben seiner Frau mehrere Nebenfrauen hatte?"

Polygamie: Grundsatz oder Notordnung

Die Tatsache, dass ein Mann mehrere Frauen hat, nennt man auch Polygamie, was ich im Folgenden auch als Ausdruck für die Mehrehe verwende.

Tatsächlich kommt Polygamie im Alten Testament immer wieder vor. Nicht nur bei Abraham und Jacob, sondern auch bei den späteren Königen. Salomo hatte z.B. extrem viele Frauen, darunter auch viele ausländische, was ihm später zum Verhängnis wurde (1.Könige 11).

In den Gesetzen, die Gott Mose gegeben hat, wird Polygamie erlaubt, bzw. zumindest geduldet. Dies geht aus den Einschränkungen hervor, welche im Vergleich zum normalen Eherecht gemacht werden. Zum Beispiel heißt es
Du sollst die Schwester deiner Frau nicht zur Nebenfrau nehmen und mit ihr Umgang haben, solange deine Frau noch lebt.
3.Mose 18,18


Diese Einschränkung wäre nicht nötig, wenn Polygamie grundsätzlich verboten wäre.

Neben diesen Berichten gibt es im Alten Testament sogar ein Gebot, das zur Polygamie führen konnte (5.Mose 25,5-6). Wenn ein Ehemann stirbt und seiner Frau keine Kinder hinterlässt, dann soll sein Bruder die Frau heiraten. So soll er dem verstorbenen Bruder Nachkommen „erwecken“. Die Begründung für diese so genannte Leviratsehe ist, dass die Geschlechtslinie des Verstorbenen in Israel nicht aussterben sollte.

Darüber hinaus war es auch für die Versorgung der Witwe von großer Wichtigkeit, denn ohne Mann wäre es für sie schwierig gewesen, finanziell zu überleben.
Dieser weitere Grund gilt übrigens nicht nur für Witwen, sondern für Frauen im Allgemeinen. Da aber immer wieder Männer in den zahlreichen Kriegen starben, musste zum Ausgleich ein Mann mehrere Frauen versorgen.

Im Bezug auf die Leviratsehe und die wirtschaftliche Versorgung einer Frau ist aber zu bedenken, dass es sich dabei nicht um den Normalfall, sondern um Ausnahmesituationen handelt.

Außerdem berichten die Bücher des Alten Testamentes auch schonungslos über die Probleme, die entstehen, wenn ein Mann mehrere Frauen hatte. Oft kam es zum regelrechten Konkurrenzkampf unter den Frauen selbst oder auch unter ihren Kindern. Abrahams Frauen Sarah und Hagar (1.Mose 21,8-21), Jacobs Frauen Lea und Rahel und ihre Kinder (1.Mose 29, 1.Mose 37), sowie Davids Frauen und seine Nachkommen (2.Samuel 13-14, 1.Könige 1-2) sind eindeutige Beispiele dafür.

Die Versorgung stand übrigens meistens im Vordergrund und die Liebe zwischen den Beteiligten war oft eher eine nette Beigabe, wenn sie denn vorhanden war. Wobei man bedenken sollte, dass Liebe auch wachsen und sich entwickeln kann – selbst, wenn am Anfang vielleicht nur ein Zusammengehörigkeitsgefühl vorhanden war. Daneben kannte das Alte Testament aber sehr wohl auch die Liebesheirat, wie die Geschichte von Jacob und Rahel oder das Hohelied zeigen


1 + 2 = 1?

Die Ehe ist eine Institution, die Gott, der Schöpfer, schon bei der Erschaffung der Welt eingeführt hat (1.Mose 1,27). Er hat sie in verschiedenen Geboten geschützt. So z.B. in den 10 Geboten (2.Mose 20,14). Die Ehe ist also etwas sehr wichtiges und wertvolles für Gott. Gerade die Aussage in 1.Mose 2,24 „und sie werden ein Fleisch sein“, macht dabei auch deutlich, dass die Ehe vor allem als Einehe gedacht war. Denn eine völlige körperliche, seelische und geistige Einheit lässt sich nur dann verwirklichen, wenn sich ein Mann und eine Frau aneinander binden. Mit mehreren Ehepartnern ließe sich eine solche Einheit nicht verwirklichen.

Gott selbst hat Adam auch nur eine Frau zur Seite gestellt. Der erste Bericht der Bibel über eine polygame Ehe findet sich bezeichnenderweise erst nach dem Sündenfall (1.Mose 4,19).

Wenn in den weiteren Berichten und Gesetzen der Bibel Polygamie nicht verboten wird, so wird doch auch an mehreren anderen Stellen deutlich gemacht, dass die Einehe die bevorzugte Lebensform ist.

Neben der Schöpfungsgeschichte zeigen zum Beispiel folgende Stellen aus dem Alten Testament diesen Vorzug der Einehe:


Ihr fragt: »Warum?« Weil der Herr Zeuge war zwischen dir und der Frau deiner Jugend. Doch du bliebst ihr nicht treu, obwohl sie deine Lebensgefährtin war, mit der du den Bund geschlossen hast.15 Niemand, in dem noch ein Rest des Geistes war, handelte so. Sondern er soll Nachkommen hervorbringen, die zu Gott gehören. Hüte dich deshalb bei deinem Leben und brich der Frau deiner Jugend nicht die Treue. 16 »Denn ich hasse die Scheidung!«, spricht der Herr, der Gott Israels. »Das ist, als ob man sich eines Gewaltverbrechens schuldig macht«, spricht der Herr, der Allmächtige. »Nehmt euch deshalb in Acht und brecht nicht die Treue!«
Maleachi 2,14-16




Deine Frau soll gesegnet sein. Freue dich an ihr, die du geheiratet hast, als du jung warst.19 Sie ist wie eine liebliche Gazelle, wie ein anmutiges Reh. Ihre Brüste sollen dich allezeit berauschen, ihre Liebe soll dich stets in Bann ziehen. 20 Mein Sohn, warum solltest du dich von einer fremden Frau verzaubern lassen oder die Brüste einer anderen liebkosen?
Sprüche 5,18-20




Sei glücklich mit der Frau, die du liebst; genieß jeden flüchtigen Tag deines kurzen Lebens, das Gott dir auf dieser Erde gegeben hat. Denn das ist der Lohn, den du für deine irdischen Mühen bekommst.
Prediger 9,9



Alle drei genannten Bibelstellen sprechen von der Ehefrau eindeutig in der Einzahl und gerade die letzten beiden Stellen empfehlen, das Leben mit der einen Frau zu genießen.

Auch die oben beschriebene Leviratsehe war keine grundsätzliche Verpflichtung. Wenn es eine andere Möglichkeit für die Versorgung der Witwe gab, musste ein Bruder/ Verwandter sie nicht zwangsläufig heiraten (Rut 4,6). Zumal es scheint, dass möglicherweise der jüngere, noch unverheiratete Bruder diese Verpflichtung übernommen hat, wenn es zum Vollzug dieser Ehe kam (1.Mose 38,1-11).

Des Weiteren war der Hohepriester in seiner Vorbildfunktion zur Einehe verpflichtet (3.Mose 21,13). Auch große Persönlichkeiten des Alten Testamentes wie Noah, Isaak, Mose und Aaron hatten nur eine Ehefrau. Auch den Königen war eigentlich geboten, dass sie nicht mehrere Frauen haben sollten (5.Mose 17,17).



Polygamie im Neuen Testament

Auch im Neuen Testament wird die Einehe bevorzugt - hier sogar noch eindeutiger als im Alten Testament. Denn sie wird sogar denjenigen vorgeschrieben, welche besondere Ämter innerhalb der christlichen Gemeinde bekleiden:


Ein Bischof aber soll untadelig sein, Mann einer einzigen Frau, nüchtern, maßvoll, würdig, gastfrei, geschickt im Lehren.
1.Timotheus 3,2

(s.a. Titus 1,6)


Die Diakone sollen ein jeder der Mann einer einzigen Frau sein und ihren Kindern und ihrem eigenen Haus gut vorstehen.
1.Timotheus 3,12




Die deutlichste Stelle, welche für die Bevorzugung der Einehe spricht, ist meiner Ansicht nach die folgende:

Aber um Unzucht zu vermeiden, soll jeder seine eigene Frau haben und jede Frau ihren eigenen Mann.
1.Korinther 7,2



Es geht hier zwar nicht in erster Linie um Einehe oder Polygamie. Es wird aber doch deutlich, dass Gott den Menschen als ein Mann und eine Frau füreinander gemacht hat.



Schlussfolgerung


Die frühe christliche Kirche wollte die Ehe schützen und Probleme durch Polygamie vermeiden. Daher wurde die Polygamie geächtet und später verboten.
Die ersten europäischen Christen waren zudem Griechen. Im Griechenland der damaligen Zeit war Polygamie nicht üblich und auch in Rom nicht. Zwar gab es zum Beispiel zwischen freien Bürgern und Sklavinnen das Konkubinat, was eine länger andauernde Beziehung und auch das Zusammenleben von zwei Personen beinhaltet. Diese Beziehungen waren allerdings außerehelich und rechtlich nicht geregelt.

Für die griechischen und römischen Christen war also Polygamie an sich kein großes Thema. Das wurde von der römischen Kirche dann später als Grundsatz so übernommen – auch deswegen, weil das Neue Testament in dieser Frage recht eindeutig ist und auch das Alte Testament der Einehe den Vorzug gibt.

Bei der Schöpfung hatte Gott meiner Ansicht nach klar die Einehe vorgesehen. Jedoch wurde dies in Folge von Kriegen und Versorgungsproblemen im alten Israel nicht immer praktiziert. Es wären sicher viele Witwen und auch andere Frauen unversorgt geblieben. Daher wird die Polygamie hier nicht verboten. Bevorzugt und besser für alle Beteiligten war jedoch auch im Alten Testament die Einehe.



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