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Goldenes Kalb nein, Goldesel ja


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Rolf

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Goldenes Kalb nein, Goldesel ja





Von Alexander Smoltczyk

Der Papst sagt zur Bankenkrise: "Diese Gelder verschwinden, sie sind nichts ..." Natürlich goutiert es der Pontifex nicht, wenn man Goldene Kälber verehrt und dem schnöden Mammon dient. Aber es kann auch nichts schaden, das eigene Portfolio am Verschwinden zu hindern.

Rom - Der Vatikan ist weder Mitglied der OECD noch des Weltwährungsfonds. Er stand niemals auf der schwarzen Liste der "Financial Action Task Force" gegen Steueroasen, und das, obwohl innerhalb der Leonischen Mauern die Maxime herrscht: Es sei netto gleich brutto. Paradiesische Zustände.

So konnte Benedikt XVI., der seit Jahren kein Portemonnaie mehr mit sich führt, vor der jüngsten Bischofssynode auch sagen: "Auf Sand baut derjenige, der nur auf die sichtbaren und greifbaren Dinge baut, auf den Erfolg, die Karriere, das Geld. Scheinbar ist dies die wahre Wirklichkeit. Aber dies alles wird eines Tages vorbei sein. Wir sehen das jetzt beim Zusammenbruch der großen Banken: Diese Gelder verschwinden, sie sind nichts. Und so sind all diese Dinge - die als die wahre Wirklichkeit erscheinen, auf die man sich verlassen kann - zweitrangige Wirklichkeiten."

Abgeleitete Konstrukte, Derivate sozusagen. Der Papst ist short in materiellen Werten und Haussier in allem, was sich an der Börse nicht notieren lässt.

Nun hat er aber von seinen rund 264 Vorgängern einen Besitz geerbt. Derzeit etwa eine Tonne Goldbarren im Wert von 19 Millionen Euro, diverse Einnahmen aus Mieten, Titeln und Anleihen, sowie Anlagevermögen, insgesamt gut 1,4 Milliarden Euro. Also etwas mehr als ein Euro pro Katholik, global gesehen.

So steht es in einem 51-seitigen Dokument, das die fürs Zweitrangige zuständige Präfektur allen 4800 Bischöfen und 194 Kardinälen zugeschickt hat - und von dem ein Exemplar auf wundersame Weise in der britischen und katholischen Wochenzeitschrift "The Tablet" landete.

Hier steht zu lesen, dass der Heilige Stuhl neben der Tonne Gold noch 340,6 Millionen Euro in bar hält und circa 520 Millionen in festverzinslichen Papieren und Aktien. Letztere nur zu einem Viertel (über die Zusammensetzung des Aktien-Depots ist nichts bekannt, es sollen sich aber bewährte Dow-Jones-Titel wie IBM und General Motors darunter befinden. Vielleicht auch Volkswagen...).

Damit hat sich der Vatikan, Sand hin, Sand her, als Portfoliomanager durchaus abgebrüht erwiesen und vorausschauender angelegt als die meisten Hedgefonds-Manager auf ihren Kaiman-Inseln. Gold ist stark im Wert gestiegen, und festverzinsliche Staatspapiere sind das Gebot der Stunde. Mit ein wenig Marktglück könnte also das Defizit des letzten Geschäftsjahres von neun Millionen Euro bald wieder ausgeglichen sein.

Während der Krise war übrigens das Gerücht aufgekommen, der Vatikan hätte massiv Aktien abgestoßen und Gold gekauft. Angesichts der Reaktionsschnelligkeit des Kirchenapparates ist das unwahrscheinlich. Wer in Pontifikaten denkt, ist für den Terminhandel nicht zu gebrauchen.
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