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Wie fromm macht Bier wirklich?


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Rolf

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Der Gerstensaft und Gott oder: wie fromm macht Bier wirklich?





Von Silke Meier

17.10.2008


Bei uns in Bayern kennt man ihn gut: den zünftigen Bierkrug. In der Edelausführung wird vor jedem Schluck ein Zinndeckel mit den eigenen Initialen aufgeklappt. Die groß geschwungenen Anfangsbuchstaben sind traditionell die gleichen wie die des Ur-Großvaters. Der Bierkrug wurde über die Generationen zusammen mit dem Vornamen vererbt wie das Apfelkuchenrezept in der gleichen Linie mütterlicherseits.

Nun sitzt der Bayer selten allein zu Hause mit seinem Bierkrug. Er pflegt die Gastlichkeit und geht ins Wirtshaus. An derben Holztischen sitzt er und schmeißt die Karten um die "Fünferla". Für alle Zuogroasten (= aus anderen Bundesländern hinzu gezogenen): "des Fünferla" ist die Werteinheit, die (in Franken) beim gemeinsamen Kartenspiel (dem Schafkopf) gewonnen oder verloren werden kann. Dies erfreut den Bayer in höchstem Maße und er nimmt einen kräftigen Zug aus seinem Bierkrug. Oder er gesellt sich aus reiner Herzenslust zu seinem Stammtisch-Bruder und stößt freundschaftlich mit ihm an.

Ähnliches pflegen unsere Brüder über dem Großen Teich. Nur eben XXL. Als ob unsere Feste und bierseligen Stammtischparolen nicht groß und heilig genug wären, feiern sie in Denver das "Great American Beer Festival". Mit echten Heiligen. Zumindest ist das Bier nach ihnen benannt. Und die Brauerei auch: von Arnold von Metz, dem Schutzpatron der französischen Brauer, bekam die „St Arnold Brewing" vor 14 Jahren in Texas ihren bedeutsamen Namen. Brock Wagner, Gründer der Brauerei, bekennt sich zu seinem Glauben: es sei ein Zweck von Religion, Gemeinden zu bilden und seine Braukunst verfolge genau dies, nämlich Menschen zusammen zu bringen. Dem Präsidenten des amerikanischen Brauerverbandes, Charlie Papazian, überkommt nach dem letzten Schluck gar ein religiöser Schauer: „Wenn du ein Glas Bier leerst, dann achte auf den Schaum am Grund und denke daran, dass Gott gut ist, weil das die Art ist, wie es sich anfühlt."

An dem dreitägigen Bierfestival in Denver beteiligt war auch Jeremy Cowan von der Brauerei Cowan´s Schmaltz Brewing. An der Namensgebung der Biersorten merkt man den Einschlag jüdischen Humors: „He`Brew - das auserwählte Bier", „Genesis Ale - unsere erste Schöfung" und „Messiah Bold - das, worauf ihr gewartet habt." Und auch vier Ex-Mormonen nutzten die Gunst der Stunde und wollten auf feil gebotenen T-Shirts mit dem Schriftzug „X-Communicated Mormon Drinking Team" den großen Reibach machen. Falls das Modell nicht als Flop gelandet ist, werden sich die Vier von dem Erlös demnächst mit einer Gruppe von Freunden ein nettes Wochenende machen.

Das haben die Stammtisch-Freunde aus dem gemütlichen bayerischen Dorf sowieso. Sie tragen keine T-Shirts mit Aufschrift, sondern echte Krachlederne. Und bei uns in Bayern steht die Kirche immer noch neben dem Wirtshaus, denn Kirche und Stammtisch sind strikt zu trennen. "Hopfen und Malz, Gott erhalt´s!"
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