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Wunderprediger stolpert über Affäre


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Rolf

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Wunderprediger stolpert über Affäre





Der bullige Evangelist Todd Bentley behauptet, Kranke geheilt und Tote erweckt zu haben. Eine Sünde brachte ihn zu Fall.

Von Hugo Stamm

Seine Arme und die Brust sind mit Tätowierungen übersät, die sich bis zum Hals ranken, an den Fingern prangen grosse Ringe, in Augenbrauen und Unterlippe stecken zeitweise Piercings: Der 32-jährige kanadische Todd Bentley, ein Hüne von Gestalt, passt besser in einen Gangsterfilm denn in ein Gotteshaus. Doch der bärtige Vater von drei Kindern ist einer der erfolgreichsten Erweckungsprediger der USA. Sein Markenzeichen: die grosse Klappe und die radikalen Heilmethoden, bei denen er den Gläubigen auch mal einen Zahn ausschlägt.

Bentley steckte tatsächlich im Drogen- und Alkoholsumpf, bis ihn nächtliche Visionen auf Gott brachten. Eine Metamorphose vom Sünder zum Priester, die von Freikirchen gern beklatscht wird. So stieg Bentley im pfingstlerisch-charismatischen Missionswerk «Entbrannte Kirche» in Lakeland, Florida, zum religiösen Superman auf und sorgte mit seinen Heilungen für Furore. Bei seinen spektakulären Gottesdiensten kurierte er Kranke am Fliessband. Dabei berief er sich wie viele andere freikirchliche Prediger auf das grosse Vorbild: die Wunderheilungen von Jesus.

Handfeste Shows

Allerdings geht der Unterwelt-Jesus und Muskelprotz handfester ans Werk als sein Vorbild in der Bibel. Seine Erweckungsshows sind roh, laut und wie beim Catchen. Bentley packt die Kranken, nimmt sie in den Würgegriff, schüttelt sie oder rammt ihnen auch mal das Knie in den Bauch, um einen Tumor zum Verschwinden zu bringen. Dann erklärt er sie unter dem tosenden Applaus der Gläubigen als geheilt. Und niemand zweifelt. Auch nicht bei der Verkündung des Predigers, er habe schon über 20 Tote auferweckt.

Der rabiate Evangelist eroberte die Herzen der freikirchlichen Kreise. Nicht nur in den USA, sondern auch in Europa. Religiöse Fernsehsender übertrugen die Heilungen, Medien berichteten ausführlich darüber, und im Internet entbrannte eine breite Diskussion. Bentleys Homepage generierte acht Millionen Hits pro Monat. Ein wahres Heilfieber brach aus. Zehntausende pilgerten nach Lakeland, auch charismatische Pastoren und Freikirchler aus der Schweiz.
Nun ist es plötzlich aus mit den Wundern. Wie so viele Starprediger in den USA vor ihm stolperte auch Todd Bentley über die Sünde. Er hatte eine Affäre mit einer Mitarbeiterin. Ehebruch ist in Freikirchen eine Todsünde. Sofort zog ihn das Direktorium des Missionswerks «Entbrannte Kirche» aus dem Verkehr.

Sein Stern war aber schon vor der Affäre am Sinken. Zeitungen und Fernsehstationen begannen zu recherchieren und kamen zu ernüchternden Resultaten: Sie fanden keine medizinisch bestätigten Geheilte. Und enttäuschenderweise keine Gläubige, die Bentley nach ihrem Ableben wieder ins Leben zurückgeholt hatte.
So schlucken Bentleys Geheilte heute wieder Pillen. Und pilgern wie früher zu den Göttern in Weiss.

Tages-Anzeiger; 23.08.2008


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