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“Emerging Church” - Die Kirche, die da kommt…


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“Emerging Church” - Die Kirche, die da kommt…





geschrieben von Sebastian Heckam 29.09.05


Seit etwas mehr als einem Jahrzehnt gibt es sie nun: die neue Kirche, die Kirche, die da kommt, die Kirche, die aufbricht… Und da das Wehen des Heiligen Geistes stets von den USA kommt, hat die Bewegung auch (bisher nur) einen englischen Namen: “the emerging church.” Für den Eingeweihten auch einfach “emerging” oder”emerging conversation.”

Ein paar Einstiegsluken in die “emerging” Welt finden sich hier. EmergentVillage oder auch hier. Da das Hauptmedium der “emerging”-Bewegung der Blog zu sein scheint, lässt sich im Internet leicht viel Wahres und Unwahres über “emerging” herausfinden.

Das Grundanliegen von “emerging” ist einfach beschrieben: Kirche sein in der Postmoderne.
Da schließt sich für manch einen natürlich gleich die Frage an: was ist denn nun die Postmoderne? Geht da endlich die Post ab?

Ja, könnte man meinen. Zum Thema “Postmoderne” werde ich mich demnächst ausführlicher zu Wort melden. “Emerging” jedenfalls hat richtigerweise aufgespürt, dass wir uns nicht mehr in der “Moderne” befinden, der Zeit also, in der der Mensch noch “völlig rational” war und an die eine große Wahrheit glaubte, auch wenn er nicht wusste, an welche. In der Moderne, so “emergent” haben wir Gottesdienst “abgehalten”, war Kirche ein Programm für Konsumenten, wurde in Predigten an unseren mehr oder weniger gesunden Menschenverstand appelliert. Argumente für den Glauben. Theologisch ausgetüftelte Predigten und Vorträge. Klar ausformulierte Bekenntnisse. Deutlich umrissene denominationelle und konfessionelle Grenzen, die man dann mühsam durch Allianzen versuchte zu überbrücken. Der Pastor als Manager. Bekehrung nach 4 geistlichen Gesetzen. Evangelisation als 7 Schrittestrategie. Heiligung in 12 Stufen.

Das und vieles mehr sind die wunden Punkte der modernen Kirche, die EC aufdecken will. Und mit recht - viele der Kritikpunkte von “emergent” sind durchaus berechtigt. In diesem Sinne ist EC eine Stimme mehr, die uns helfen kann, unsere Kirchen von dem unnötigen kulturellen Ballast zu befreien, den wir uns über die Jahrhunderte aufgeladen haben. Im Sinne eines Rufes nach ständiger Reformation der Kirche können und müssen wir uns in vielen Punkten der Agenda von “emergent” anschließen.

Doch…
Das Problem bei EC ist folgendes. EC macht uns weiß, dass wir die Kirche vom Ballast der hinter uns liegenden “Moderne”, des Rationalismus und der Hegemonie der Wahrheit befreien müssen. Doch wie das? Indem wir uns unter das postmoderne Volk mischen, indem wir uns die Kritik der postmodernen Gurus anhören.

Und was sind das für Strategien? Eines, was bei EC hervorsticht, ist die Offenheit in jede Richtung. Klar, christlich will man schon sein und bleiben, reformatorisch irgendwie und “missional”. Doch man will keinerlei konfessionelle Grenzen anerkennen. Man will keine Bekenntnisse, zumindest nicht so, dass man sich ihnen verbindlich anschließen würde. Im Sinne gegenseitiger Annahme und Akzeptanz ist man lieber bereit überhaupt keine Stellung zu beziehen zu den sogenannten heißen Eisen (wie homosexuelle Geistliche, die Autorität der Bibel, Frauen in der Gemeindeleitung, etc.).
Ein zweites: EC-Leute nennen ihre Frömmigkeit uralt-zukünftig (”ancient-future”). Was sie damit meinen? Sie wollen damit ihre Verbundenheit zur Vergangenheit christlicher Traditionen als Weg in die Zukunft ausdrücken. Elemente der katholischen Mystik kommen dabei genauso gut an, wie monastische Praktiken, Räuchergut und fernöstliche Musik. Nicht dass damit ein theologscher Synkretismus erwünscht ist! Nein, es geht weniger um Theologie als um Praxis des Glaubens - und dabei ist es EC letztlich gleich, ob ein Exerzitienbüchlein eines katholischen Mönches oder ein Liedtext einer Rockgruppe uns in die Gegenwart Gottes führen.

Das Hauptproblem von EC sehe ich in der Haltung in Bezug auf die Kultur und den Zeitgeist. EC vertritt die Grundüberzeugung, dass ein kultureller Ruck (Postmoderne) sich auch in einem geistlichen Ruck in der Gemeinde Jesu widerspiegeln muss. Obwohl EC sich in Worten teilweise dazu bekennt, als christliche Bewegung ein Stück weit auch Gegenkultur sein zu wollen, haben sie dieses Anliegen meines Erachtens verlassen. Assimilation mit der Postmoderne als Mittel um die postmodernen Menschen zu erreichen scheint mir ein illegitimes Mittel zu sein, um “den Heiden ein Heide zu sein”. (War Paulus dann tatsächlich ein nichtgläubiger Heide?)

Was hat dies nun alles mit uns im gemütlichen Deutschland zu tun?
Sehr viel denke ich. Auch wenn es vielleicht keine “offizielle” Bewegung mit einem (dann deutschen?) Namen gegen wird, so stehen unsere Kirchen doch in der selben Herausforderung: wollen wir aus lauter Angst, den Kampf um das Überleben der Kirche zu verlieren, uns assimilieren und den “Postmodernen” im vollen Sinne “ein Postmoderner” werden? Oder glauben wir auch heute noch an die verändernde und gestaltende Kraft des Evangeliums, das in einer Kultur und einer Zeit bekannt wird ohne dass wir entweder mit der Zeit oder der Kultur verschmelzen und unsere Zeugniskraft verlieren?
Ich denke, wir tun gut daran, die Bewegung in den USA und England zu beobachten - und wenn auch nur, um gewappnet zu sein und unsere Versuchungen und Herausforderungen klarer sehen zu können.

Um EC besser verstehen zu können, möchte ich hier einige Ressourcen empfehlen (die natürlich in englischer Sprache sein werden, da die Bewegung bisher nur in diesem Sprachraum stattfindet).
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