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Arabische Männer lassen sich per SMS scheiden


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Rolf

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Arabische Männer lassen sich per SMS scheiden





Zwar ist die Rechtslage unklar, doch das Prinzip wird in arabischen Ländern immer häufiger angewendet: Scheidung per SMS. Während Männer nach der dreimaligen Aussprache der trennenden Worte im Sinne der Sharia geschieden sind, erfordert dieselbe bei Frauen ein oftmals jahrelanges Gerichtsverfahren.

Es ist wieder einer dieser stickig heißen Tage in Kairo. Verschüchtert sitzt Rehana in einem Bistro, von denen in den letzten Jahren Tausende in der 18-Millionen-Metropole wie Pilze aus dem Boden schossen. In ein herkömmliches Kaffeehaus könnte sich die 45-jährige Ägypterin nicht trauen. Die sind in Ägypten traditionell noch immer Männern vorbehalten.

Die modernen, westlich anmutenden Coffeeshops hingegen sind für alle zugänglich. Besonders für junge Leute sind sie mittlerweile zum unersetzlichen Treffpunkt geworden. Einen Tee oder Kaffee dort können sich die meisten gerade noch leisten. Ein Essen im Restaurant oder ein Getränk in einer Bar ist für die Mehrheit der Nilbewohner unerschwinglich. Auch Rehana muss das Pfund jetzt mehrmals umdrehen, seit sie kürzlich die drei Schicksalsnachrichten auf ihrem Handy erhielt. Seit 20 Jahren ist sie mit Akram verheiratet, hat vier Kinder großgezogen. „Ich verstoße dich“, lauteten seine SMS-Nachrichten. Akram gab ihr den Laufpass und will sich scheiden lassen.

Nach islamischem Recht muss ein Mann seiner Frau drei Mal die Scheidungsabsicht mitteilen. Dann ist die Trennung rechtskräftig. Frauen brauchen für die Scheidung von ihren Ehemännern dagegen immer ein Gerichtsurteil, das teilweise mehrere Jahre dauern kann. Diese Blitzscheidung für den Mann ist Teil der Scharia, der religiösen islamischen Rechtsprechung, die in Ägypten und vielen anderen muslimischen Ländern angewandt wird. Geschah dies früher von Angesicht zu Angesicht und unter Zeugen, so greifen die Männer im Zeitalter der Elektronik jetzt immer häufiger zum Telefon, benutzen E-Mail oder eben Textnachrichten. „Wohl auch, um Diskussionen aus dem Weg zu gehen“, mutmaßt Rehana. Die im Golf-Staat Bahrain erscheinende Tageszeitung „Gulf Daily News“ berichtet von einer extremen Zunahme der Handyscheidungen in den arabischen Golfstaaten. Auch in den fernöstlichen Ländern mit hohem muslimischem Bevölkerungsanteil scheint sich das Phänomen zu verbreiten. Dort haben einige Regierungen bereits reagiert.

In Pakistan, Bangladesch, Malaysia und Indonesien sind Blitzscheidungen bereits verboten worden. In Indien dagegen, wo mehr Muslime leben als in Pakistan und das nach Indonesien die zweitstärkste islamische Gemeinschaft auf unserem Planeten aufweist, sind Scheidungen innerhalb weniger Minuten auch weiterhin erlaubt. In Ägypten tut man sich schwer mit einer Entscheidung. Die ehrwürdige al-Azhar in Kairo, höchste islamische Rechtsinstanz der Sunniten, hat hierzu noch keine Fatwa verfasst. Das sind Rechtsgutachten zu einem mit religiösen Fragen verbundenen Problem. Eine erste Stellungnahme des Komitees für islamische Studien an der gleichnamigen Universität besagt allerdings:

„Wenn zweifelsfrei festgestellt werden kann, dass der Ehemann der Absender der elektronischen Scheidungsbekundung ist, gibt es keinen Grund, die Trennung nicht zuzulassen.“ Der Leiter der Fatwa-Abteilung der Internetseite „Islam-Online“ ist da anderer Meinung: „Unsere Gutachten lehnen eine elektronische Scheidung entschieden ab. Man kann seine Frau zwar auf diese Art über seine Absichten informieren, doch das hat keine Rechtsgültigkeit.“ Rehana weiß also nicht, ob sie nun geschieden ist oder noch verheiratet. Den Tränen nahe, spricht sie von Ächtung durch die Gesellschaft, wenn es offiziell wird, dass ihr Mann sie verstoßen hat.

Zwar bekommt sie laut Ehevertrag im Falle der Scheidung eine finanzielle Abfindung, die reicht aber kaum, um zu überleben. Die Preise für Nahrungsmittel sind in den vergangenen Monaten am Nil um fast 30 Prozent gestiegen. Doch die finanzielle Not, die geschiedene Frauen oft befällt, „ist nicht das Schlimmste“. Rehana wird für den Rest ihres Lebens einen Makel behalten. „Denn Schuld an einer Scheidung trägt nicht der Mann, sondern immer die Frau.“ Sie hat nun für sich entschieden, die SMS-Nachrichten nicht zu akzeptieren: „Ich möchte die restlichen Jahre meines Lebens als seine Frau verbringen. Ich will keine Scheidung.“



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