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Israel wird nicht durch Evangelisation gerettet werden


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Eine Antwort in diesem Thema

#1
keine Hoffung mehr

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Israel wird nicht durch Evangelisation gerettet werden


Die Arbeitsgruppe „Wege zum Verständnis des Judentums“ hat beim Oberkirchenrat gegen den Versand des Abschlussdokuments Nr. 60 des Lausanner Komitees für Weltevangelisation Tuvya Zaretsky (Hg.), Das Evangelium auch für Juden zusammen mit den Arbeitsmaterialien zum Israelsonntag protestiert. Das an die Pfarrerinnen und Pfarrer der Landeskirche versandte Strategiepapier für die Missionierung von Juden steht im Widerspruch zum Anliegen des Israelsonntags und zu den einschlägigen Erklärungen und Studien unserer Landeskirche, der EKD und der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen Europas (GEKE). Pfarrerschaft und Gemeinden müssen aus dem Versand des Papiers durch die Kirchenleitung schließen, dass diese die darin vertretenen Strategien zur Judenmission entgegen anders lautender Stellungnahmen unterstützt und die Belastung der benachbarten jüdischen Gemeinden durch sie billigend in Kauf nimmt. So werden sie über die im christlich-jüdischen Verhältnis begonnene Neuorientierung verunsichert.



Ein weiteres Ärgernis an dem verteilten Papier ist seine theologische Unzulänglichkeit. Seine Darstellung des biblischen Befundes zur Problematik der Evangeliumsverkündigung unter Juden ist so unvollständig, dass auf ihr kein verantwortliches kirchliches Handeln aufbauen sollte:



1. Als theologische Argumentationsbasis dient vor allem der Taufauftrag aus Mt 28,20. Dieser spricht aus der in der Bibel üblichen Perspektive von der Sendung Israels zu „den Weltvölkern, das heißt zu den Menschen außerhalb des Gottesvolkes“ (EKD-Studie Christen und Juden III, Gütersloh 2000, S. 53). Zwar verkündigte die Jerusalemer Urgemeinde das Evangelium unter Juden, aber das Neue Testament zieht bereits auch Konsequenzen aus der Erfahrung, dass die meisten Juden das Evangelium ablehnten.



2. Das Lausanner Papier übergeht die Neuentdeckung von Röm 9-11 im Kirchenkampf und die Zugrundelegung dieser Kapitel für jede kirchliche Rede vom Judentum. Nach heutigem Verständnis dieser Kapitel ist christliche Judenmission ein Ding der Unmöglichkeit. Die römisch-katholische Kirche hat schon länger für ihre Lehre und kirchliche Praxis entsprechende Konsequenzen gezogen. Die EKD geht davon aus, dass keine ihrer Gliedkirchen mehr organisierte Judenmission betreibt oder fördert.



3. In Röm 9,1-3 bringt der Apostel seinen beständigen Schmerz darüber zum Ausdruck, dass die Evangeliumsverkündigung unter den Juden ein für alle Mal gescheitert ist. Nicht einmal durch seine Selbstverfluchung sei daran etwas zu ändern, schreibt er. Im Lausanner Papier vermisse ich die Reflexion dieser apostolischen Erfahrung und ihrer theologischen Konsequenzen. Die Traurigkeit und Schmerzen des Apostels werden dort durch eine nicht nachvollziehbare Euphorie und Selbstgewissheit ersetzt.



4. Das Lausanner Papier übergeht, dass nach dem Zeugnis des Neuen Testaments das Evangelium für die Juden ein Ärgernis ist (1. Kor 1,23), das sie ablehnen, und dass Paulus dies nicht nur respektiert, sondern darin ein geheimnisvolles, für alle Völker heilsames Geschehen (Röm 11) erkennt.



5. Von allem Folgenden ist in dem Lausanner Papier ebenfalls keine Rede: dass ohne das Nein der Juden zum Evangelium dieses nie zu den Völkern gekommen wäre; dass sie es wohl gehört haben, aber dass Gott um eines weiter gehenden Planes („Reichtum für die Welt“ 11,12) willen ihre Ohren für die Predigt des Evangeliums verschlossen habe; dass sie deswegen aber weder verstoßen noch gefallen, sondern nach wie vor die Geliebten Gottes seien, denen Gott treu bleibe und die jetzt von Gott Barmherzigkeit erlangten.



6. Das Lausanner Papier schließt aus Röm 1,16, das Evangelium gelte „zuerst den Juden“. Dort ist jedoch von Judenchristen und ihrem geistlichen Vorzug vor den Heidenchristen die Rede, nicht von Juden außerhalb der Kirche. Nicht erwähnt wird, dass in der Argumentation des Apostels am Ende von Röm 11 vor der Einkehr des nicht hörenden Israel zum Heil zuerst die Vollzahl der Heiden vom Evangelium erreicht sein müsse. Und das heißt: Weltmission, nicht Judenmission.



7. Das Papier überhöht die Worte des Apostels in 11,13f, er wolle durch die Heidenmission indirekt einzelne Juden reizen, zu einem Plädoyer für direkte strategische Judenmission. Es verkleinert die göttliche Verheißung (im Sinne der Israel gegebenen Verheißungen von 9,4), ganz Israel werde gerettet werden (11,26), zu einem persönlichen „Herzenswunsch“ des Paulus (S. 47). Es liest in die Israel verheißene Rettung (Röm 11), deren „Wie“ Gottes Geheimnis bleibt, eine Hinwendung der Juden zu Jesus Christus hinein (von dem in 10,18-12,4 gar nicht die Rede ist!) und legitimiert damit die in seinen strategischen Kapiteln propagierte aufdringliche missionarische Aktivität.



8. Paulus hat erkannt, dass die Kirche immer mit dem Gegenüber des nicht auf das Evangelium hörenden Volkes Israel existieren wird. In Röm 11,25 versichert er seine Leser der Treue Gottes: „Ganz Israel wird gerettet werden.“ Nach wie vor gelten Röm 9,4-5; 11,25-32: Die Juden sind Israeliten, ihnen gehören die Kindschaft, die Herrlichkeit, die Bundesschlüsse, die Gesetzgebung, der Gottesdienst, die Verheißungen, die Erzväter und aus ihnen stammt Christus. Sie sind Geliebte Gottes um der Väter willen, Gott hält ihnen die Treue, er ist ihnen barmherzig. Das Lausanner Papier sagt, dies reiche nicht aus, um gerettet zu werden. Die EKD sieht dies anders: „’Gott hat sein Volk nicht verstoßen’ (Röm 11,1). Diese Einsicht lässt uns – mit dem Apostel Paulus – darauf vertrauen, Gott werde sein Volk die Vollendung seines Heils schauen lassen. Er bedarf dazu unseres missionarischen Wirkens nicht.“ (Christen und Juden III, S. 60).



9. Indem das Lausanner Papier ungeachtet des neutestamentlichen Zeugnisses suggeriert, mit den personellen, finanziellen, kommunikativen, organisatorischen und publizistischen Mitteln der globalen Völkerkirche sei Judenmission bis hinein in Mischehen Erfolg versprechende Pflicht eines jeden Christen, gerät es in den Sog jener heidenchristlichen Überheblichkeit gegenüber Juden, vor der der Apostel in Röm 11,16-24 so eindringlich warnt. Die Autoren wähnen sich sicher, den Risiken und Nebenwirkungen früherer christlicher Versuche Juden zu bekehren nicht zu erliegen. Doch die Judenmission lebt von der Delegitimierung des rabbinischen Judentums. Das Lausanner Papier delegitimiert gar jede Richtung im heutigen Judentum und leitet daraus den Anspruch ab, keinen Juden von christlicher Mission auszunehmen. Damit spricht es dem Judentum als Religion die Existenzberechtigung grundsätzlich ab.



10. Wir brauchen einen grundlegenden Perspektivwechsel: Respekt vor den Juden, wie sie sind. Christus ist nicht die Lösung der „Judenfrage“, sondern: „Der Jude hält die Christusfrage offen“ (Dietrich Bonhoeffer). „Die jüdische Messiaserwartung ist nicht gegenstandslos“, erkannte die Päpstliche Bibelkommission (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls; Nr. 152, Bonn o. J. [2002], S. 43).



11. Das Papier räumt ein, dass der Status der so genannten messianischen Juden theologisch noch zu wenig bedacht ist. Ihrem Selbstverständnis nach sind sie sowohl Juden als auch Christus Gläubige, was weder mit dem Selbstverständnis des Judentums noch mit dem der Kirche harmoniert. Hier ist etwas im Entstehen, das sich erst nach einem längeren Zeitraum theologisch beurteilen lässt. Aber auch ihnen selbst ist diese Zeit zur Selbstbesinnung zuzugestehen, zumal sie bei ihrer sehr geringen Anzahl auch noch sehr heterogen sind.



12. Nun aber geht mit evangelikaler Einflussnahme die Reaktivierung antijudaistischer Glaubenssätze einher, die die Evangelische wie die Katholische Kirche längst als Irrweg erkannt und verlassen haben. Im Lausanner Papiers fehlt ein Verweis auf die „13 Glaubensartikel“ der „Allianz der messianischen Juden in Deutschland“ von 1998. In ihnen kehrt die Enterbungslehre wieder, d.h. die messianischen Juden beanspruchen, „die (!) Fortsetzung des biblischen, rechtmäßigen Judentums“ zu sein, ebenso die fragwürdige Lehre von der Verdammnis derjenigen Juden, die nicht Jesus Christus als ihren Herrn annehmen, „in ewiger Verurteilung und Qual“ (EDI, Gesandt zu Israel, Nr. 27/4, August 1998, S. 5).



13. Israel wird nicht durch Evangelisation gerettet werden. Paulus sagt in Röm 15,8: „Christus ist ein Diener der Juden geworden“. Ein Diener, nicht: ihr Herr. Dies sollte uns im Verhältnis zum Judentum leiten.



Dr. Michael Volkmann, Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Wege zum Verständnis des Judentums“ 03072006
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#2
Sister Maggie

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Du hast da ein Thema angeschnitten, über das man sich eigentlich nicht einfach mal so äußert. Es ist nicht wichtig, wie "man" darüber denkt, sondern wie der Herr darüber denkt. Und um das heraus zu finden müsste man erst mal ein wenig studiernen. Es tut mir leid, wenn sich noch niemand die Zeit dazu genommen hat, aber vielleicht hast du einfach den falschen Zeitpunkt erwischt - es ist einfach zu schön draußen nach den vielen kühlen Tagen!

Ich hoffe du hast Verständnis dafür!

Sister Maggie
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