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Reiki


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Rolf

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Reiki

Seit Mitte der 1980er Jahre wurde Reiki („geistige universelle Lebensenergie“) auch in Deutschland bekannt und hat sich inzwischen zur beliebtesten esoterischen Behandlungstherapie im Westen überhaupt entwickelt. Es stammt als esoterische Bewegung mit ostasiatischen Einschlägen aus den USA (Hawaii), transportiert aber eine japanische Gründerlegende um den 1926 verstorbenen erfolglosen Geschäftsmann Mikao Usui, der im Großraum Tokyo lebte und dort auch eine Reiki-Vereinigung gegründet hat. An seine Lebensgeschichte erinnert ein Gedenkstein auf einem Tokyoter buddhistischen Friedhof.

Den weltanschaulichen Hintergrund hat Reiki im Wesentlichen mit anderen Ki-Bewegungen gemeinsam: Im Zentrum steht die Lebensenergie Ki (bzw. Reiki), deren ungehemmter Fluss durch den Kosmos und alle Lebewesen für Gesundheit und Wohlgefühl unabdingbar ist. Damit verbunden ist die Lehre der Komplementarität von Yin und Yang, deren Balance im Kosmos und im menschlichen Körper hergestellt werden muss. Die Ki-Ströme fließen durch die Chakren, die im Körper, zumal entlang der Wirbelsäule, energetische Knotenpunkte darstellen. Ihnen wird in der Therapie besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die Chakrenlehre ist ein Bestandteil der Philosophie des Yoga und kann dem modernen „Plexus“ parallelisiert werden. Die meisten anderen Bestandteile stammen, sofern sie nicht esoterische Ausuferungen darstellen, aus der chinesischen Philosophie, insbesondere dem Daoismus.

Werkzeug der Reiki-Behandlung sind die Hände. Sie sind Instrumente der Ki-Energieübertragung. Die Übertragung geschieht entweder durch sanftes Auflegen der Hände oder indem sie in einem Abstand von wenigen Zentimetern gehalten werden. Massage wie z.B. in einigen Schulen von Qi Gong findet nicht statt, stattdessen ist ab der zweiten Einweihung (angeblich) auch Fernbehandlung möglich, nach Behauptung einiger Lehrer sogar ohne Wissen des Klienten.

Die Reiki-Ideologie geht davon aus, dass die meisten Krankheiten auf Fehlhaltungen des Geistes bzw. der Seele zurückzuführen sind, auf „Unordnung auf der geistigen, emotionalen und spirituellen Ebene“. Dabei werden verbreitete Einsichten aus der psychosomatischen Medizin oft ergänzt durch eher bizarre „Diagnosen“. So sei Heuschnupfen zurückzuführen auf „unbewusste Abwehr speziell im sexuellen Bereich“, Verbrennungen drückten den Wunsch nach Liebe, „der auf der Haut brennt“ oder einen „falschen Umgang mit dem Feuer des Lebens“ aus (Baginski/Sharamon). Auch die Energieübertragung auf Pflanzen und unorganische Gegenstände wie Autobatterien wird praktiziert, im letzteren Falle geschieht dies offensichtlich durch Aktivierung von Restenergie mittels der Wärmezufuhr aus den Händen.

Hinter Reiki steht keine organisierte Gruppe, insofern handelt es sich auch um keine „Sekte“. Es gibt aber lockere Zusammenschlüsse, die jeweils ihren Binnenkonsens über Einweihungen und Kompetenzerwerb haben. Die in Deutschland am weitesten verbreitete Vereinigung ist die Reiki Alliance von Phyllis Lei Furumoto, die vier Grade bis zur Meister-Einweihung vorsieht, ihre stärkste Konkurrentin ist die Amerikanerin Barbara Ray und deren Vereinigung Radiance Technique. Sie bietet bis zu sieben Einweihungen.

Die bei Reiki benutzten und in den Kursen weitergegebenen geheimen Symbole wurden 1997 von Andreas Dalberg veröffentlicht, der dafür Kritik aus der Szene erntete. Die Kritiker weisen allerdings darauf hin, dass die Kenntnis der optischen Symbole allein nicht genügt und ohne entsprechende Einweisung keinen Sinn macht.


Einschätzung

Es gibt inzwischen eine große Bandbreite von Reiki-Behandlungsformen und -Schulen. Sie reicht von stark esoterisch orientierten Behandlern, die auch vor unseriösen Therapieversprechungen nicht zurückschrecken, bis hin zu stark „säkularisierten“ oder christlichen Versionen, die die Behandlung auf reines Handauflegen beschränken. Solange hier erklärtermaßen nichts anderes im Spiel ist als die intakte Beziehung von Behandler und Klient und von nicht mehr als der natürlichen Wärmeabstrahlung der Hände ausgegangen wird, ist eine Begegnung mit Reiki unproblematisch. Die Behauptung von Reiki-Meistern, es werde spirituelle Energie – was immer man darunter versteht – benutzt und verfügbar gemacht, ist allerdings mit dem christlichen Geistverständnis nicht vereinbar, denn christlicher Glaube weiß, dass der Geist Gottes uns Menschen nicht verfügbar ist und „weht, wo er will“ (Joh 3,8). Erst recht problematisch ist es, wenn von Reiki-Anhängern Vergleiche mit dem Geist Gottes (pneuma, ruah) oder mit dem indischen prana bemüht werden. Auch vor esoterischen Höhenflügen und unrealistischen Heilungsversprechungen ist zu warnen, insbesondere dann, wenn eine evtl. dringend notwendige ärztliche Behandlung dadurch unterbleibt.

Prof. Dr. Ulrich Dehn, Januar 2005


Literatur
EZW-Kompakt-Info Reiki, Kompakt-Info downloaden (pdf-Datei, 109 KB)
Ulrich Dehn, Reiki, in: Panorama der neuen Religiosität, hg. von R. Hempelmann u.a., Gütersloh 2001, 383-388
Bodo Baginski / Shalila Sharamon, Reiki – Universelle Lebensenergie zur ganzheitlichen Selbstheilung, Patientenbehandlung, Fernheilung, Essen 1985
Reiki Magazin (vierteljährlich)
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