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Biblische Positionen zu charismatischen Lehraussagen[/


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Rolf

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Biblische Positionen zu charismatischen Lehraussagen





von Michael Trenkel


November 2005



Vorbemerkung
Biblische Positionen zu charismatischen Lehraussagen
In gewissen Abständen wird jeweils von Seiten bestimmter evangelikal-theologischer
Gemeindeverbände postuliert, dass in der charismatischen Bewegung die „Gefahr der
Verdrehung und Verfälschung“ durch Berufung auf „tiefe Erkenntnisse des Paulus“ bestehe.
Diese Kritiken sind nicht neu, sondern tauchen nach meiner Beobachtung immer wieder
dann auf, wenn eine neue Erweckungs- und/oder Gemeindebewegung in Deutschland
Einfluss gewinnt. So geschehen bei der Entstehung von Rhema-Gemeinden in Deutschland
Ende der 80er Jahre, wie auch bei charismatischen Einzelgemeinden mit überregionalem
Einfluss (z.B. ehemalige „Philadelphia-Gemeinde“ unter Leitung von Dr. Wolfhard Margies)
und aktuell auch wieder bei der Wort+Geist - Bewegung.


Mit Erstaunen musste ich dabei feststellen, dass inhaltliche Kritiken an früheren Aufbrüchen
aktuell teilweise bis hin zu identischen Zitaten und Textpassagen fast stereotyp wiederholt
werden, teils sogar von Personen, denen ebendiese Kritik noch vor wenigen Jahren selbst
galt. Von daher ist für mich der Gedanke mittlerweile nahe liegend, dass der Grund für diese
Kritiken nur augenscheinlich ein jeweils echtes theologisches Anliegen ist, sondern die
eigentlichen Hintergründe leider meist macht- und verbandspolitischer Natur sind.

Denn gerade was die inhaltlichen Kritikpunkte an obigen Aufbrüchen, aktuell der Wort+Geist-
Bewegung angeht, sind die Argumente aus meiner Sicht bei einem schlichten, unvoreingenommenen
Vergleich mit dem neutestamentlichen Schriftbefund und den dortigen
soteriologischen (= erlösungsbezogenen) Aussagen in Kürze zu entkräften.


Ja ein solcher Vergleich kann sogar – bei der Bereitschaft, die Brille der eigenen theologischen Prägung
einmal zur Seite zu legen – nicht nur wie bei mir geschehen, zu erstaunlichen Erkenntnissen
führen, so dass als Folge auch kritisierte Lehraussagen als äußerst schriftgemäß – sowohl
hermeneutisch als auch soteriologisch – und somit mehr als rehabilitiert dastehen.


So soll sich dieses Referat auch nur mit diesen (Lehr-)Punkten beschäftigen, wodurch es
möglich sein wird, in erstaunlicher Kürze Antworten auf die wichtigsten Anfragen zu geben.


1 Verfälscht paulinische Offenbarungserkenntnis das Evangelium?

Die oben genannte Gefahr der „Verfälschung“ halte ich für absolut nicht gegeben, solange
man sich bei diesen Erkenntnissen am Schriftbefund – hier des Paulus – orientiert und nicht
an eigenen Spekulationen. Hieran entscheidet sich übrigens die Qualität jeder biblischen
Lehre, nämlich in wie weit die Wahrheit (des Wortes Gottes) durch Spekulationen oder
(theologische) Vorlieben „angereichert“ – und damit zersetzt wurde.

Unbestreitbare Tatsache ist für mich, das wir in der Bibel eine progressive Offenbarung über
den Neuen Bund in Christus antreffen und es wohl unschwer zu bestreiten ist, dass diese
den Jüngern selbst kurz nach Pfingsten noch größtenteils verborgen war und diesbezüglich
Paulus mehr göttliche Offenbarung empfing (der dieses auch selbst von sich sagt, vgl. Eph
3,3 und 1,9: in beiden Fällen meint apokalypsis ohne Frage diese neue göttliche
Offenbarungserkenntnis), als alle Generationen vor ihm.

Hier ließe sich noch einiges mehr
an Schriftbefund zu anführen, aber ich setzte den fortschreitenden Offenbarungscharakter
der Schrift selbst in der konservativ-evangelikalen Theologie als bekannt voraus.
Im Folgenden soll daher vor allem ein kurzer Vergleich zwischen weiteren bekannten
charismatischen Lehraussagen (die teils aktuell durch Wort+Geist wieder ins Gespräch
kamen) und der Position des Neuen Bundes aus paulinischer Sicht erarbeitet werden.

2 Ist der Mensch ein Geist, der eine Seele hat und in einem Leib wohnt?

Weder Wort+Geist, noch Kenneth Hagain, Dr. Kenyon u.a. verneinen, das der Mensch bei
aller Gottesbildlichkeit eine eigene menschliche Natur hat. Wenn gesagt wird, dass der
Mensch ein Geist ist, wird damit seine Persönlichkeit, seine neue Identität, seine
Personenmitte gemeint.


Und hiermit steht diese Lehre mitten in der paulinischen
Anthropologie, welche ohne Frage – ebenso wie andere Offenbarungen zum Neuen Bund –
in dieser Tiefe noch nicht im Alten Testament zu finden ist (wenn es auch dort Ausnahmen
wie Hes 36,26 u.a. gibt).

Diese Anthropologie ist kein „gnostischer Mythos“, die NEUE geistliche Schöpfung ist
vielmehr eine Kernaussage des Evangeliums! Leider wurde diese in der klassischen
evangelikalen Theologie durch den ständigen Verweis auf das angeblich „richtige“ hebräischalttestamentliche
Verständnis des Menschen seiner Kraft beraubt.

Wenn man das hebräische Verständnis des Menschen zur Grundlage nimmt, wird man ohne
Frage ein Problem mit der neutestamentlichen Anthropologie haben, denn das hebräische
Menschenbild bezieht sich tatsächlich nur auf die Komponenten Seele und Körper (selbst die
adamitische Schöpfung wird nicht wie die Neue Schöpfung als „lebendigmachender Geist“
bezeichnet, vgl. 1Kor 15,45).


Und dieses ist auch nicht verwunderlich, denn spätestens nach
dem Sündenfall gab es diese göttliche Personenmitte im Menschen nicht mehr und das
hebräische Weltbild musste sich über 4000 Jahre an dem übrig gebliebenen Fragment einer
„lebendigen Seele“ orientieren.

Weiter stelle ich in der evangelikalen Theologie oft eine gewisse Trauer fest, dass das
hebräische Weltbild im Neuen Testament stark mit griechischem Verständnis und Vokabular
durchsetzt ist. Nur so sind wohl auch die langwierigen (z.B. durch die Pfingstbewegung)
unterstützen Bemühungen zu verstehen, den angeblichen hebräischen oder aramäischen
Orignalwortlaut der Reden Jesu zu rekonstruieren (siehe die Veröffentlichungen der
„Jerusalem School“; auch „Was hat Jesus wirklich gesagt“: Flusser, H. Krüger u.a.).

Hier möchte ich nur die Frage stellen: Ist unser griechischer Grundtext (egal ob Nestle/Aland
oder TR) leider so „minderwertig“, weil er in der „heidnischen“ Sprache Griechisch verfasst
wurde, dass wir diese Bemühungen nötig haben – wenn sie überhaupt Sinn machen?

Hat Gott sich nicht vielleicht etwas dabei gedacht, für einen Neuen Bund auch eine „neue“
Sprache zu wählen, die bessere Möglichkeiten bietet, z.B. die neue Anthropologie des
Menschen und das soteriologische Geschehen auszudrücken? Z.B. mit Begriffen, die, da der
damaligen zivilisierten Gesellschaft gut bekannt, auch direkt verstanden wurden?!

Auch kann ich den ständig erhoben Zeigefinger zum Thema „Vorsicht, Nähe zur antiken
Gnosis!“ nicht nachvollziehen, da genau dieses Argument mitnichten passt, um die geistliche
Dimension des Neuen Bundes, den persönliche Weg dorthin durch Offenbarungserkenntnis,
und das daraus folgende „Leben im Geist“ zu hinterfragen oder als „mystisch“ zu verwerfen.

Hierzu nur zwei Hinweise:
A) Wie auch in der heutigen Esoterik stellt sich auch bei der Gnosis zum einen die Frage:
was war eher da: das Wahre oder die Nachahmung? In beiden Fällen war es das Wahre,
z.B. auch die Gläubigen des Neuen Bundes; dass dieses vom Feind Verzerrung und
Nachahmung zur Folge hatte, ist traurig aber anderseits normal. Sollte man das Echte also
nun ablehnen, weil es auch gnostische Nachahmung mit gleichem (griechischen) Vokabular
gab und heute in Form der Esoterik gibt? Ich bin der festen Überzeugung: Nein!

B) Weiter bin ich – u.a. auch durch eigene Gnosis-Studien – der Überzeugung, dass es „die“
Gnosis nie gab, sondern „Gnosis“ einen eher unglücklichen Sammelbegriff für
verschiedenste Philosophien und damit vermischte Mysterienreligionen der antiken Welt
darstellt, der Großteils nichts mit Gnosis (als „Erkenntnis“ von ginosko) im eigentlichen Sinn
zu tun hat. Zudem widersprechen sich die einzelnen Strömungen teils heftig (vgl. die verschiedenen
gnostischen Anleihen beim Epikurismus, wie auch beim Stoizimus), so dass der
Verweis auf DIE Gnosis noch absolut gar nichts besagt.


Wenn überhaupt wäre zu fragen:
Betreffen die spekulativen Vergleiche einer paulinischen Offenbarungserkenntnis mit „der
Gnosis“ dann die Vorstufen wie den Platonismus, oder aber gnostische Erweiterungen
dieses frühen Denkens. Selbst wenn dieses geklärt wäre, ist damit aber noch nichts über
tatsächliche Anleihen gesagt, die ich im Sinne von Punkt A) prinzipiell verneine.

3 Wurde der Mensch ein satanisches Wesen / bzw. ein Sohn Gottes

Wenn man die paulinische Anthropologie ohne Abstriche am hebräischen Menschenbild
stehen lässt, wird man zunächst auch ohne spekulative Erweiterungen zu dem Schluss
kommen, dass der Mensch auch wenn er nach dem Sündenfall dämonisch gesteuert oder
besetzt ist, bzw. Satan zum „Herrn“ hat, seine Gott-Ebenbildlichkeit nicht völlig verliert (siehe
„verlorener Sohn“) und auf der anderen Seite auch die mögliche „Dämonisierung“ eines
Christen nicht die Neuschöpfung in der Wiedergeburt nivellieren muss.

Probleme gibt es immer nur dann, wenn man die paulinische Anthropologie aus Geist-Seele-
Leib – mit dem Geist des Menschen als neue dominate Persönlichkeitsmitte – verneint!
Das Gleiche betrifft in Folge dann die Frage der „Göttlichkeit“ des Menschen. Wenn wir als
Menschen aus der Natur Gottes neu geschaffen wurden (vgl. 1Joh 4,4: hymeis ek tou teou
este, teknia ! [Ihr seid AUS Gott, Kinder…]), sind wir damit sicher nicht Gott selbst, aber ein
neuer göttlicher Mensch, nach seiner „Art“ (gennao [z.B. in 1Joh 3,9] ist hier mehr als
eindeutig belegt; vgl. auch 1Petr 2,9: genos wird hier ohne weiteres auch mit „Nachkommen“
und „Geschlecht“ übersetzt). Egal wie „hochmütig“ das für manch einen Theologen klingen
mag – Gott hat es offensichtlich gefallen, für uns genau diesen unfassbaren Stand in seinem
Wort zu bezeugen.

4 Wurde Christus zur Sünde gemacht?

Wort+Geist z.B. lehrt nicht die in Teilen mancher charismatischer Gemeinden bekannte
„Lösegeld“-Theorie (das „Lösegeld“ wurde nach dieser Ansicht an den Teufel gezahlt).
Aus gutem Grund distanziert sich Wort+Geist von dieser Aussage, denn letztlich wurde das
„Lösegeld“, so man überhaupt diesen Begriff verwenden will, an Gott selbst bezahlt, die
Schriftstellen sind eindeutig, bes. Eph 5,2, 1Tim 2,5f.

Alle Forderungen, die Gott in Geboten und Satzungen an den Menschen richtete, wurden in
Christus ans Kreuz geheftet (Kol 2,14), soweit, so eindeutig.

Dennoch hat Satan dem Menschen auch göttliche Rechtsansprüche durch die Sünde
geraubt (vgl. Joh 10,10 u.a.).


Im Ausüben dieser gestohlenen Herrschaft benutzt er Gottes
Gesetz für seine bösen Zwecke. Er schürt die Angst vor dem Tod und herrscht durch seine
Macht (Hebr 2,14; Röm 5,17), so werden durch das Übergeben Christi in den Machtbereich
der Qual und Krankheit Satans bei der Kreuzigung, die Ansprüche des Feindes (die Menschheit
zu ketten und zu binden) – von Gott – entrissen.

Damit ist aber auch der Punkt ob Christus buchstäblich zur Sünde gemacht wurde geklärt.
Ja, Christus wurde für uns – von Gott – zur Sünde gemacht und damit auch in die Hand des
Feindes gegeben. Die Sünde kam nicht nur als „Rucksack“ auf seinen antiseptischen
heiligen Körper und Geist. Der Schriftbefund im griechischen NT UND hebräischen AT ist
absolut eindeutig! (vgl. auch 2Kor 5,21: huper hämon hamartian epoiäsen ! [Den, der Sünde
nicht kannte, hat er für uns ZUR SÜNDE GEMACHT], Das Verb poieo lässt hier auch in
seiner Bedeutungsvielfalt keinen Zweifel zu: schaffen, herstellen, zu einem best. Zweck
fertigen, erschaffen, hervorrufen – es geht um eine völlige Umwandlung oder Neuschaffung).


Daher ist auch der manchmal genannte Vergleich auf das (Sünd-)Opfertier im AT in diesem
Zusammenhang nicht schlüssig zu Ende gedacht. So schreibt z.B. Richard Krüger – quasi
als „Gegenbeweis“ zur Sündwerdung Jesu – in einem Artikel des BUW (Band Soteriologie):
„Die Sündenübergabe war nicht real, sondern symbolisch. Eine reale Übertragung hätte das
makellose Tier unheilig und damit für das Opfer untauglich gemacht.“

Natürlich war die Übertragung nur symbolisch, denn durch das Opfer eines Tieres kann
unmöglich (adynatos = ohne jede Kraft: Hebr 10,4) Sündenvergebung geschehen! Es war
schlicht ein Glaubensakt hin auf Christus. Auch zweifelt wohl keiner daran, dass Jesus bis zu
seiner Passion sündlos und makellos war (und er eben nicht für sich selbst sterben musste).
Doch spätestens ab seiner Geißelung wird wohl auch keiner ehrlich anzweifeln wollen,
das Schmerzen und Krankheit ihn nur „berührten“ und das sein Leib eigentlich weiter
makellos gewesen wäre. Wer das behauptet, hat anscheinend noch nie die
prophetischen Worte hin auf Jesus bes. in Jes. 53 gelesen.

Wenn aber Jesus nicht nur symbolisch sondern zutiefst real mit Schmerzen und Krankheit in
seinem Körper und seiner Seele beladen wurde, wer könnte dann noch daran glauben, das
Gott es in Bezug auf die Macht der Sünde – und damit auf das zugrunde liegende, geistliche
Problem der Menschheit – dieses nur „symbolisch“ ohne Einfluss auf die Seele und den
Geist Jesu tat?!

Nein, Jesus wurde völlig zur Sünde für uns, und genau dieses war für viele Gnosis-
Strömungen des 1. Jahrhunderts das eigentliche skandalon (vgl. 1Kor 1,23)!


Sein Sterben war die Folge der Sündenwerdung, infolge seiner Stellvertretung. Denn wenn
wir mit Christus gestorben sind, ist Christus auch mit uns gestorben (Rö 6,3-6).
Will man die Realität der Sündwerdung Jesu – und damit der völligen Trennung vom Vater –
dennoch leugnen, bleibt einem natürlich nicht erspart, dann auch den gewaltigen Verlassenheitsruf
Jesu am Kreuz umzuinterpretieren („Mein GOTT, warum hast Du mich verlassen?!“).

Das man sich dann bei der Umdeutung dieses Verzweiflungsschreis Jesu in einen
angeblichen „Siegespsalm“ i.d.R. ausgerechnet auf die Meinung von Prof. Dr. Karl
Bernhauser beruft, dessen textkritisches Arbeiten an anderen Passagen man aber wieder
strickt ablehnt, ist aber doch wohl alles andere als kongruent.

5 Wann geschah die Erlösung?

Der Verlassenheit Jesu, seinen geistlichen Tod, sein „zur-Sünde-gemacht-sein“ muss nicht
zur Folge haben, dass die wahre Erlösung erst zeitlich „später“ im Totenreich geschah. Die
Erlösung der Menschheit, in der Dimension von Raum und Zeit, geschah mit dem Tod Jesu.

Dass Jesus „3 Tage – á 24 Stunden – lang von Satan und seinen Dämonen im Hades
gequält wurde“ wird daher z.B. auch von WORT+GEIST nicht gelehrt, da auch die Bibel
hierzu nichts an Zeitangaben gibt – sicher nicht ohne Grund. Denn was geschah beim
leiblichen Tod Jesu? Er ging in die Dimension der Ewigkeit über, sei es das Totenreich oder
das Paradies, all dieses ist aber - ab hier(!) - nicht mehr in Sekunden und Tagen messbar
und somit auch nicht einfach als zeitlich „späteres“ Geschehen von der Erlösung am Kreuz
separierbar!

Aus meiner Sicht endet hier unser theologisches und exegetisches Interpretationsvermögen,
da wohl keiner die Dimension der Ewigkeit in unsere vier Dimension zu übertragen versteht.
Für mich ist es von daher aber auch kein Problem, das Jesus bei seinem leiblichen Tod
„zunächst“ ins Totenreich herabstieg (was sicher nicht ohne Grund zum Teil des apostolischen
Glaubensbekenntnisses wurde!) um dort noch offene „Aufgaben“ zu erledigen.

So erwähnt Petrus in seiner ersten Predigt auch bereits die Hölle (Hades) als Aufenthaltsort
Jesu (Apg 2,31), die ihn aber nicht „festhalten“ konnte.


Auch deuten Jesu eigene Aussagen
darauf hin, dass er „parallel“ zur den für unsere zeitliche Dimension gerechneten 3 Tagen,
„im Herzen der Erde“ sein werde (Mt 12,40); kardia meint i.d.R. das „Innerste“, also
eigentlich weit(!) mehr wie nur eine Begräbniskammer.

Übrigens: Wäre man auch als evangelikaler Christ konsequent, dürfte man doch auch erst
nach 3 Tagen von eine völligen Erlösung sprechen, denn was ist eine Erlösung ohne
Rechtfertigung des Sünders? Und ohne Frage wurde Jesus zu UNSERER Rechtfertigung
wieder auferweckt (Röm 4,25), die Erlösung war „komplett“.

Ohne Frage liegt für Einige die Hauptschwierigkeit aber nicht an diesem Punkt, sondern in
dem Gedanken, dass der zur Sünde gemachte Jesus, dann ja „eine Zeit lang“ nicht mehr
Gott war, und somit als Gott nicht mehr „ewig“ sei. Hier kommt es wieder zum gleichen
gedanklichen Kurzschluss wie oben. Nur wenn wir die Dimension der Ewigkeit in zeitliche
Parameter fassen wollen, wird die Sache schwierig. Wenn Jesu Tod aber der Übergang von
der Zeitlichkeit in die Dimension der Ewigkeit war, so war Jesu Ausspruch: „Es ist vollbracht“,
in Hinblick auf alle zeitlichen Erlösungsaspekte, nämlich die Erfüllung des Gesetzes und
seine Passion völlig richtig. Und: Wenn der Sohn Gottes selbst kein Problem damit hat zu
bezeugen: Ich bin der Erste und der Letzte 18. und der Lebendige. Ich war tot; und siehe,
ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes
(Offb 1,17). Warum sollten wir dann daraus ein Problem machen?

Das betrifft natürlich auch zu übertriebene Spekulationen was Jesus im Totenreich so alles
erlebte, wirklich wichtig ist doch auch hier das Ergebnis seines „Heroldens“:
Ich habe die Schlüssel der Hölle und des Todes!

6 Schlussbemerkung

Genau dieser Blick auf die vollbrachte Erlösung in Christus geht für mich in vielen
theologischen Diskussionen oft völlig verloren. Vielfach wird ein Zerrbild geschaffen, als wäre
z.B. eine neue Bewegung hautsächlich daran interessiert, vage Aussagen über die Zeit vom
Kreuz bis zur Auferstehung mit neuer spekulativer Erkenntnis zu füllen. Doch es geht gerade
nicht um besondere geheime Erkenntnisse, sondern und die Bewusstmachung der absoluten
Fundamente des Neuen Bundes, besonderes unserer Stellung in Christus und des Lebens
Christi in uns durch die Wiedergeburt!

Ohne Frage sind diese aber in der Kirchengeschichte unser letzten Jahrhunderte trotz
Reformation völlig unterbelichtete Bereiche geblieben, so dass es hier nach meiner festen
Überzeugung eine Berufung Gottes wahrzunehmen gilt, in reformatorischer Weise die
Wahrheiten des Wortes(!) durch den Geist in neuer Klarheit zu leben und zu verkünden.
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