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Geschlechtsumwandlung für Kinder


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Rolf

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Geschlechtsumwandlung für Kinder





Medizin ohne Menschlichkeit


07. Juli 2008 Norman Spack ist in den Vereinigten Staaten ein angesehener Mann. Als das „Beth Israel Deaconess Medical Center“ am 9. Juni seine Preise für besondere Leistungen im Bereich „Lesbian, Gay, Bisexual and Transgendered“ verlieh - einer ging an ein Projekt, das sich der Prävention von häuslicher Gewalt gegen homosexuelle Männer widmet -, da hielt Dr. Spack den Festvortrag. Tätig ist der Endokrinologe am Bostoner Kinderkrankenhaus. Und dort sollen, wenn es nach Dr. Spack geht, die kommenden Kinderstars der Gender-Revolution gezüchtet werden. Er hat dafür eine eigene Abteilung eingerichtet, die „Gender Management Service Clinic“.

Es gibt Menschen, die sich in ihrem biologischen Geschlecht dauerhaft oder zeitweise nicht zu Hause fühlen. Die Möglichkeiten, das Begehren auszuleben, reichen vom einfachen Kleiderwechsel bis zum komplizierten chirurgischen Eingriff. Davon zu unterscheiden ist das spielerische Experiment in der Pubertät oder kurz davor: Jungen staksen gern einmal in den hochhackigen Schuhen von Mama, wenn sie sich unbeobachtet glauben, und es gibt Mädchen, die ebenso gern mit maskulinen Rollen spielen. Das Problem beginnt da, wo solche Spiele schon als Indikatoren einer definitiven, fixierten Identität als „transgendered“ ausgelegt werden - wenn das Rollenexperiment als Entscheidung gilt und plötzlich unwiderruflich wird.

Pubertäts-Blocker und Hormonpräparate

Der allgemeinen Tendenz der westlichen Kulturindustrie zur Vorverlegung des Sexuellen in ein früheres Lebensalter fügt Norman Spack an seiner Bostoner Klinik eine besondere Note hinzu. Er glaubt ernsthaft, dass schon Kinder im Alter von zehn Jahren überhaupt so etwas empfinden können wie ein dauerhaftes Missbehagen am biologischen Geschlecht, und vor allem: dass sie ein genügend ausgebildetes Urteil haben, um sich in seine Behandlung zu fügen. Stolz erklärt er, unter seinen Patienten auch schon Neunjährige gehabt zu haben.

Die erste Stufe: Pubertäts-Blocker, die die Geschlechtsentwicklung verhindern, will Norman Spack ab dem zehnten Lebensjahr verabreichen. „Dann wirken sie am besten“, sagte er kürzlich dem „Boston Globe“. Die Einnahme selbst sei eine Art Prüfverfahren: Habe etwa ein Mädchen bei den ersten Anzeichen eines Wachstums der Brust mit Selbstverletzungstendenzen zu kämpfen, dann sei das Kind höchstwahrscheinlich „transgendered“. Wenn diese innere Nötigung, sich Schnitte zuzufügen, dann nach Einnahme der Drogen abklinge, sei die Diagnose bestätigt. Sein einziges Anliegen, so Spack, sei es, selbstmordgefährdeten Kindern zu helfen. Er sieht sich als Philanthropen.

Eine zweite medikamentöse Stufe der Geschlechtsveränderung ist die Verabreichung von Hormonpräparaten an Kinder, Östrogen, das weibliche Hormon, an Knaben; Testosteron, das männliche, an Mädchen. Spack will die niederländische Praxis, mindestens bis zum Alter von sechzehn Jahren mit solchen schwerwiegenden Eingriffen in die körperliche Entwicklung zu warten, nicht hinnehmen. Er hofft auf „flexiblere Richtlinien“, ohne sich im Gespräch mit dem „Boston Globe“ schon auf eine Altersgrenze festzulegen. Nur so viel will er mitteilen, dass es für manche mit sechzehn schon zu spät sein kann. „Wir würden Chancen ungenutzt verstreichen lassen.“

Eine Klagewelle in zehn Jahren?

Auf Nachfrage gestand aber auch Spack ein gewisses „ethisches Problem“ der Behandlung zu. Kinder, die seiner Heilkunst ausgesetzt sind, erwartet das sichere Schicksal späterer Zeugungsunfähigkeit oder Unfruchtbarkeit. Man müsse die Kinder darüber aufklären. Aber: „Wenn Sie mit einem zwölfjährigen Kind darüber sprechen, liegt auf einem solchen Gespräch eine schwere Verantwortung. Denkt ein Kind in diesem Alter denn schon an Unfruchtbarkeit?“ Gleich beruhigt er wieder: Setze die Behandlung nicht frühzeitig ein, dann hätten die Betroffenen zeitlebens Anpassungsschwierigkeiten. „Und meine Patienten erinnern mich immer wieder daran, dass ihre Identität für sie das Wichtigste ist.“

Nun ist das Problem tatsächlich eines der medizinischen Ethik, aber auch eine Rechtsfrage. In den Vereinigten Staaten, einem sehr prozessfreudigen Land, kann man erwarten, dass in spätestens zehn Jahren eine Klagewelle auf das Bostoner Kinderkrankenhaus zukommt, wenn die dann erwachsen gewordenen Menschen einmal verstanden haben, was ihnen angetan wurde. Bis dahin aber muss man befürchten, dass die szientistische Neigung der Gegenwart, der Wissenschaftsglaube, noch manche beunruhigten Eltern nach Boston ziehen wird, weil man ihnen dort verspricht, die Schwierigkeiten der Kinder nach modernsten Einsichten zu lösen.

Denn die Medikamentisierung seelischer Entwicklungsprobleme, die Technokratisierung der Kinderheilkunde sind ja in den Vereinigten Staaten in viel höherem Maß akzeptiert, Diagnosen von Hyperaktivität oder „Allgemeiner Aufmerksamkeitsstörung“ werden dort häufiger gestellt als in Europa - und das Mittel Ritalin wird entsprechend häufig an Knaben verabreicht.

Norman Spack gilt seit langem als einer der namhaftesten Aktivisten der „Transgendered“-Lobby. Schon vor zwei Jahrzehnten begann er seine Tätigkeit in Selbsthilfegruppen und will dabei bemerkt haben, dass es den Betroffenen im Leben besser ergangen wäre, wenn schon damals eine frühzeitige Behandlung gegriffen hätte.

Das tiefere Problem: der wissenschaftliche Anstrich des Projekts

Nun mag der Westen über das Jungfräulichkeitsideal anderer Kulturen lächeln und sich den muslimischen Männern haushoch überlegen fühlen. Dabei vergisst er aber, dass er selbst um einen Schutz der Unschuld nicht herumkommt. Pädophilie gilt zu Recht als eine der schlimmsten Verletzungen menschlicher Würde. Die Pläne von Dr. Spack sind aber etwas ganz Ähnliches: eine definitive, unwiderrufliche Sexualisierung von Kindern noch vor der Pubertät.

Das tiefere Problem ist der wissenschaftliche Anstrich des Projekts, wenn man einmal annimmt, dass moderne, ihren sittlichen Traditionen oft entfremdete Menschen dazu neigen, das moralische Urteil an ein vermeintliches Expertenwissen zu überweisen. Das ist eine Schattenseite des amerikanischen Pragmatismus.

Es kommt hinzu, dass die Minderheitenfreundlichkeit, in den modernen Gesellschaften fast die oberste Norm, sich mit der Kinder-Sexualisierung, die vor allem über das Medium von Musikvideos verbreitet wird, zu einem kaum mehr kritisierbaren Amalgam verbindet. Vor zwei Jahren hörte man aus den Vereinigten Staaten von einem Fünfjährigen, dessen Eltern mit Unterstützung von Therapeuten durchsetzten, dass er den Kindergarten in Mädchenkleidung besuchen darf. Aber das erscheint harmlos gegenüber den Bostoner Plänen. Was Dr. Spack vorhat, erinnert an ein Schreckbild der Kinderzeit. Man grimassierte, und die Eltern sagten: Wenn du das um Mitternacht tust, bleibt dein Gesicht für immer so. Ärztlicher Größenwahn diente in der Vergangenheit meist der biopolitischen Repression, heute fördert er die Extremisten der Emanzipation.



Text: F.A.S.



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Ich heiße jetzt Nina





Mädchen sind willkommen (Jungs nicht)

Die erst elfjährige Nina wusste immer, dass sie im falschen Körper lebt. Aber es war ein langer Kampf gegen Eltern und Lehrer, bis sie nicht mehr David sein musste.


Von Karin Prummer und Dominik Stawski



Als Nina wieder einmal so verzweifelt ist, dass sie sterben will, nimmt sie den ganzen Mut zusammen und ruft den Rektor ihrer Grundschule an: »Wenn ich kein Mädchen sein darf, dann komm ich nicht mehr!« Schweigen am anderen Ende. Der Rektor zögert. Nina wartet.

Sie presst den Hörer ans Ohr und hält den Atem an. Ganz still steht sie da, im Wohnzimmer der hellen Neubauwohnung am Stadtrand von Köln. Ein Kind, elf Jahre alt, mit strohblonden Haaren, das versucht, einen Schuldirektor zu erpressen. Nina geht in die 4 b, trägt zu Hause gern Röcke und Ringelstrümpfe und tanzt am liebsten zur Musik von Mark Medlock und Rihanna durch ihr Zimmer – ein hübsches Mädchen. Wäre da nicht ihr Körper.

Ein Jungenkörper. So steht es auch in der Geburtsurkunde: »männlich«, gleich neben dem Namen: »David«. Ein Fehler, sagt Nina. »Ich bin ein Mädchen.« Dass wir sie heute überhaupt Nina nennen können, dafür hat sie jahrelang gekämpft. Noch bis vor wenigen Monaten war sie David. Alle sahen sie als Jungen – Mutter, Vater, ihre drei Jahre jüngere Schwester Lisa, die Ärzte, die Lehrer, der Rektor.

Wenn sie in die Schule ging, musste sie Hosen tragen. Sie solle froh sein, sagte der Vater, dass sie zu Hause mal einen Rock anprobieren dürfe. Und auch das mit den Barbies, das sei nichts für Jungs. Die Eltern schenkten ihr einen Ken. Nina schmiss ihn in die Ecke. »Der ist doof.« Sie weinte und schrie so lange, bis ihre Mutter aufgab und eine Barbie kaufte. Es ist nur so eine Phase, sagten sich die Eltern. Das geht vorbei.

Sie mussten sich das immer häufiger sagen. Das erste Mal, als Nina drei Jahre alt war. Es war abends, kurz vor dem Schlafengehen. Nina stand nackt vor dem Spiegel im Badezimmer. Sie starrte auf ihren Penis. »Mama, ich will den nicht.« Ninas Mutter Beate setzte sich auf den Rand der Badewanne, hob ihr Kind auf den Schoß und erklärte, wie Mütter eben erklären: Das gehört zu dir, weil du ein Junge bist.

Die Mama hat das nicht, weil sie ein Mädchen ist. Das ist ganz normal, verstehst du? Nina schüttelte den Kopf, weinte, wurde mit jedem Satz ihrer Mutter wütender. »Ich möchte ihn abschneiden!«, schrie sie.

Noch heute läuft der Mutter ein Schauder über den Rücken, wenn sie an diesen Abend denkt. Sie drückte ihr Kind damals an sich, legte es ins Bett: »Alles wird gut, Kleiner.« Das wurde es nicht: Ein Jahr später schlugen die Jungs im Kindergarten auf Nina ein. Sie hatte ihre Barbie mitgebracht, um mit den Mädchen zu spielen.

Es gab unzählige solcher Szenen, fast jeden Tag. Wenn sie einkaufen gingen, rannte Nina zu den Mädchenkleidern, zu Hause benutzte sie heimlich den Nagellack ihrer Mutter. Keiner konnte sie verstehen. Wie auch? Ihr Körper ließ keinen Zweifel. Die Kinderärzte wussten auch nicht weiter. Lassen Sie Ihren Sohn spielen, sagten die einen. Zeigen Sie ihm die Grenzen, rieten die anderen. Abwarten, sagten sie alle, das ändert sich bestimmt noch. Also doch nur eine Phase?

Langsam zweifelte Ninas Mutter daran. Aber ihr Vater nicht. Er wollte es glauben. Sein Junge sollte ein Junge bleiben. Als er Nina einmal beim Sonntagsfrühstück vorschlug, einen Ausflug in den Zoo zu unternehmen, hüpfte sie vor Freude auf. Zehn Minuten später stand Nina startbereit im Esszimmer – zur Feier des Tages im Rock. »Zieh dich sofort um. So geh ich nicht mit dir raus«, fuhr der Vater sie an.

»Jetzt lass ihn doch einfach«, sagte Beate. Es krachte immer öfter zwischen den Eltern. Als Nina fünf Jahre alt war, trennten sie sich. Beate zog mit den beiden Kindern aus, bekam das alleinige Sorgerecht. Nina konnte jetzt im Kindergarten anziehen, was sie wollte, obwohl es Beate doch Angst machte. »Was werden die Leute sagen?« Sie hörte das Getuschel: Nachbarn, die einander zuflüsterten, die Mutter habe vielleicht die Trennung nicht verarbeitet, das arme Kind.

Die eine Großmutter kaufte Nina einfach weiter Jungensachen. Die andere sagte nur: »Früher hat es so etwas nicht gegeben« und sprach nie wieder darüber. Kurz bevor Nina in die erste Klasse kam, nahm die Kindergärtnerin Beate zur Seite. »In der Schule wird man das Verhalten Ihres Kindes nicht mehr tolerieren«, erklärte sie, »Sie müssen sich was einfallen lassen.« Also sagte die Mutter Nina, sie müsse als Junge zur Schule gehen.

Nur zu Hause durfte sie ein Mädchen sein. »Das war mein größter Fehler«, meint Beate heute. Für Nina war es der blanke Horror: erst Junge, dann Mädchen – und jetzt beides. Erste Klasse Grundschule. Jeans statt Rock. Topfschnitt statt langer Haare. So wie es alle anderen wollten. Sie spielte mit den Mädchen, musste aber mit den Jungs zum Sport.

»Schwuchtel«, flüsterten die bald. »Blöde Schwuchtel!« Da schlug sie zu. Am Abend fing Ninas Kopf an zu hämmern, der Schmerz quälte sie die ganze Nacht, ihr erster Migräneanfall. Es blieb nicht der einzige. Eines Morgens stand Nina einfach nicht mehr auf, vergrub sich unter der Decke. Ihre Mutter durfte das Licht im Zimmer nicht einschalten, auch nicht die Musik.

Nina zog sich völlig zurück. Kein Rollerbladen, kein Einradfahren, auch das Tanzen ließ sie sein. Die Depressionen kamen in immer kürzeren Abständen, stundenlang weinte Nina, mal laut schluchzend, dann wieder leise wimmernd. Schließlich sagte sie: »Ich möchte tot sein, Mama!« Und fasste einen Entschluss.

Es war vor gut einem Jahr, an einem Mittwochabend im Mai. Einen kleinen Spalt nur öffnete sie ihre Zimmertür, spähte hinaus in die Küche. Sie wartete, bis ihre kleine Schwester Lisa und ihre Mutter am gedeckten Tisch saßen. Verschränkte die Arme, ging langsam auf sie zu – und sagte es ihnen: »Ich bin kein Junge mehr. Ich bin jetzt ein Mädchen.«

Beate starrte ihr Kind an. Steht da so entschlossen. In Wahrheit schreit es um Hilfe. »Okay«, sagte Beate leise, »wir schaffen das.« – »Ich gehe nur noch mit Mädchensachen raus«, sagte Nina. Und ihre Mutter nickte. Nina sagte es jetzt jedem: den Omas, den Nachbarn, den Lehrern. »Ich heiße jetzt Nina.« Sie hatte einfach einen Taxifahrer nach seinem Lieblingsnamen gefragt. Sie sagte es so entschieden, so felsenfest, dass alle sprachlos waren. Staunend und gerührt von der Stärke des Kindes.

Doch die Klassenlehrerin weigerte sich, Ninas Wunsch zu akzeptieren und nannte sie weiter »David«. Beate telefonierte einige Male mit ihr, versuchte, alles zu erklären. Vergeblich. Deswegen steht Nina heute im Wohnzimmer, hält vor Aufregung den Atem an, umklammert mit beiden Händen den Telefonhörer und erpresst den Rektor ihrer Grundschule. Schließlich gibt er nach: Ab sofort steht auf der Liste der 4 b »Nina«.

Die ersten Schulwochen als Nina sind ein einziger Spießrutenlauf. Geht sie aufs Mädchenklo, schreien alle Mädchen: »Iiih, ein Junge geht aufs Mädchenklo.« Geht sie aufs Jungenklo, schreien alle Jungen: »Iiih, ein Mädchen geht aufs Jungenklo.«

Die Mutter weiß, dass sie sich Hilfe suchen muss. Sie forscht im Internet nach Erklärungen. »Transsexualität«, steht da, »im falschen Körper geboren.« Und »geschlechtsangleichende Operationen«, »lebenslang Hormone« – eine Krankheit, die sich »Störung der Geschlechtsidentität« nennt. Die Kinderärzte wissen nichts darüber; auch in der Krankenkasse, für die Beate als Sachbearbeiterin arbeitet, zucken alle nur mit den Schultern.

Sie fühlt sich zum ersten Mal richtig verloren, die aufgeschlossene, blonde 43-Jährige, die sonst so resolut sein kann. Schließlich bekommt sie Kontakt zu einem der wenigen Experten für Transsexualität in Deutschland, dem Kinderpsychiater Bernd Meyenburg. Seit 20 Jahren behandelt er transsexuelle Kinder und Jugendliche.

Es ist ein heißer Junitag, als Nina ihren Termin bei Meyenburg hat. Die ganze Familie ist mit dabei, die Mutter, der Vater, die Schwester. Das ist nur so eine Phase, erklärt der Vater dem Arzt wieder und wieder, als sie kurz darauf vor seinem Schreibtisch sitzen. Dann spricht Nina: über ihre Kleidung, über die Barbie, über die Schule, erzählt dem Arzt, dass ihre Lieblingsfarbe Pink sei.

Am Ende des Tages, nach vielen Fragebögen und stundenlangen Gesprächen, in denen sie mal alle gemeinsam, mal einzeln mit dem Psychiater sprechen, stellt Meyenburg die Diagnose: Nina ist klassisch transsexuell, sagt er. Dass Ninas Vater so sehr dagegen war und Nina trotzdem nie zweifelte – auch das sei ein Beleg, sagt der Arzt. Das Kind solle so leben, wie es möchte.

Nina rennt durch die kahlen Gänge nach draußen. Sie lacht, spielt mit ihrer Schwester Fangen. Sie hat es geschafft, jetzt muss es auch ihr Vater verstehen. Der trottet langsam hinterher. Als die Kliniktür hinter ihm zufällt, zieht er schon an der ersten Zigarette. Beate und ihr Ex-Mann spazieren die wenigen Meter zum Main, starren auf das Wasser und schweigen. Hunderte Fragen im Kopf. Wie geht es weiter? Warum ausgerechnet wir?

Beate glaubt, dass es angeboren ist. Die Nachbarn haben ihr vorgeworfen, sie habe etwas gegen Männer und würde ihren Sohn deswegen zur Frau erziehen. Die wenigen Experten, die sich in Deutschland damit auskennen, sind sich nicht einig. Transsexualität könnte angeboren sein oder anerzogen, wahrscheinlich ist es eine Kombination aus beidem.

Dass Nina so jung ist, macht alles noch komplizierter: Vor der Pubertät kann ein Kind noch gar nicht wissen, ob es mit seinem Geschlecht zurechtkommt, sagen die einen. Da kann sich bei Nina noch viel ändern. Nein, sagen die anderen, zu denen Meyenburg gehört: »Nina weiß, was sie ist. Sie leidet unter ihrem Körper.«

Nur widerwillig akzeptiert Ninas Vater die Diagnose; er kämpfe mit sich, sagt Beate, »er liebt ja seine Kinder«. Vor Kurzem hat er Nina sogar einen Bikini gekauft – sie wird das nie vergessen. Es geht bergauf. Die Kopfschmerzen und die Aggressionen kommen seltener. Die miesen Noten aus dem letzten Schuljahr werden langsam besser.

An die Tür des Spielzimmers haben Nina und ihre Schwester Lisa eine Warnung geklebt: »Mädchen sind willkommen. Jungs nicht.« Die beiden kichern. »Sie ist viel glücklicher«, sagt die Mutter, Nina darf mit den Mädchen in die Sportstunde. Beate will jetzt alles richtig machen, zu ihrer Tochter stehen.

Nina würde am liebsten so tun, als hätte es David nie gegeben. Aber zweimal im Monat muss sie über ihn sprechen. Mit den Psychologen, die sie behandeln und weitere Gutachten erstellen. Wenn sie Meyenburgs Diagnose bestätigen, kann Beate vor Gericht die offizielle Vornamensänderung beantragen. Damit auch im Kinderausweis »Nina« steht.

In ein oder zwei Jahren könnte sie anfangen, Hormone zu nehmen, sogenannte Blocker, die ihre Pubertät aufhalten. Sie wäre dann eines der jüngsten Kinder, das in Deutschland damit behandelt wird. Denn Transsexualität in diesem Alter wird erst seit wenigen Jahren erforscht; Kinderpsychiater Meyenburg hat in den vergangenen 20 Jahren vielleicht 100 Fälle bei Kindern und Jugendlichen untersucht, davon 30 im vergangenen Jahr.

Nina freut sich auf die Hormone, »nur vor dem Blutabnehmen hab ich ein bisschen Angst«. Noch viel mehr Angst hat sie vor dem, was ohne die Blocker passieren würde: Ihr würde bald ein Bart wachsen, irgendwann käme der erste Samenerguss. Der Stimmbruch, der unumkehrbar ist. Viele junge Transsexuelle versuchen sich in der Pubertät umzubringen. Mit den Blockern gewinnt Nina Zeit, sie halten die männliche Pubertät auf.

Zwei Jahre lang kann Nina dann als Mädchen leben, austesten, ob sie das für immer will. Sollte sie doch das Gefühl bekommen, ein Junge zu sein, kann sie die Blocker absetzen, die männliche Pubertät würde beginnen. Fühlt sich Nina aber weiter als Mädchen, bekommt sie statt der Blocker Östrogene, die die weibliche Pubertät auslösen – ihre Brüste würden wachsen, Hüfte und Taille runder und weicher werden.

Bei den Mädchen in Ninas Klasse wächst der Busen bereits. »Da will sie natürlich mithalten«, sagt Beate. Sie versucht jetzt alles, damit Nina so bald wie möglich die weiblichen Hormone bekommt. Wenn Nina ausgewachsen ist, kann sie sich auch den Penis wegoperieren lassen. Endlich. Der Arzt hat Nina gesagt, dass niemand erkennen wird, dass sie einmal ein Junge war.

Bloß Kinder kriegen kann sie nicht. Wahrscheinlich wird sie einfach ein Baby adoptieren, sagt Nina. Ob sie dann auch einen Mann will? »Nein. Oder vielleicht doch.« Sie zuckt mit den Schultern. Nina wirkt inzwischen erstaunlich unbekümmert. Doch das ist sie nur, wenn sie nicht zurückdenkt. An die Weinkrämpfe, an die Beleidigungen auf dem Schulhof, an David.

Sie hat die Jungenhosen in die Altkleidersammlung geschmissen und die letzten Kinderfotos von der Wohnzimmerwand genommen. So schnell es ging. Aber wegpacken, die ganze Vergangenheit in eine Kiste, das funktioniert nicht. Ninas Mutter weiß, dass ihre Tochter immer wieder kämpfen, es immer wieder erklären muss: jedem Arzt, den neuen Freundinnen, den neuen Lehrern, wenn sie bald auf die Realschule wechselt.

Keiner wird Nina dort ansehen, dass sie als Junge geboren wurde, zumindest nicht auf den ersten Blick. Ihre blonden Haare sind jetzt fast schulterlang. Vorsichtig knickt sie mit dem Zeigefinger ihre leicht getuschten Wimpern nach oben. Auf ihrem pinkfarbenen Shirt steht »Cool Girl«.

Nur manchmal, wenn die Familie über vergangene Urlaubsreisen oder Geburtstagspartys redet, rutscht der Mutter noch ein »David« oder »er« heraus. Dann sieht Nina sie ernst an und fragt: »Warum sagst du ›er‹, Mama?« Die Mutter zögert kurz, schmunzelt und sagt: »Weil ich in der Vergangenheit spreche.«


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