DER ZUSAMMENHANG VON WORT UND GEIST IN DER HEILIGEN SCHRIFT
Von Ronald Senk
Teil 1
Mit einer Rezension des Buches „Ordne dein Leben“ (Gordon MacDonald) im Anhang
I. Einleitung
Die Innewohnung und die Wirkung des Heiligen Geistes am Gläubigen sind eigentlich einfache und
für jeden Christen selbstverständliche geistliche Wahrheiten. Doch fängt man an zu fragen – „Wo
wohnt der Heilige Geist in uns?“; „Wie wohnt der Heilige Geist in uns?“; „Wie wirkt der Heilige
Geist in uns?“ bzw. „Wie können wir uns für das Wirken des Geistes öffnen?“ oder „Was ist ´im Geist
wandeln´?“ – , dann bekommt man entweder betroffenes Schweigen oder eine Anleitung zu religiösen
Übungen als Antwort („Stille Zeit“ machen, Beten etc.). Viele Christen – und dies betrifft auch die
theologische Forschung – reden zwar viel von diesen geistlichen Dingen, aber sprechen kaum oder nie
darüber, wie (auf welche Art und Weise) der Heilige Geist diese Dinge wirkt.
Der Heilige Geist ist eine Person der Dreieinheit Gottes. Die Fragestellung heute ist aber nicht die
nach dem Wesen des Heiligen Geistes, sondern nach dem „Wie“, der Art und Weise seines Wirkens
an uns. D.h. wir gehen auch nicht so sehr grundsätzlich vor, indem wir einfach biblisch feststellen,
dass z.B. der Heilige Geist in uns wohnt etc., sondern wir gehen der (leider oft vernachlässigten) Frage
nach, wie er in uns wohnt und wie er etwas an und/oder in uns bewirkt etc.
II. Der Zusammenhang von Wort und Geist in der Bibel
1. Die Betrachtung des biblischen Befundes (auszugsweise)
A. Die Schöpfung
„Und Gott sprach es werde ... und es wurde.“ (Gen.1,3 vgl. V.6.9.11.14.20.24.26; 2.Ptr.3,5)
„Durch Jahwes Wort sind die Himmel gemacht, und all ihr Heer durch den Hauch seines Mundes“ (Ps.33,6;
vgl. V.9)
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott.
Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.“ (Joh.1,1-3)
„…hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn, den er zum Erben aller Dinge eingesetzt hat, durch den
er auch die Welten gemacht hat; er, der Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und Abdruck seines Wesens ist und
alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt…“ (Hebr.1,2-3b)
„Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten (bzw. „das Universum“) durch Gottes Wort bereitet worden
sind, so dass das Sichtbare nicht aus Erscheinendem geworden ist.“ (Hebr.11,3)
„…dass von jeher Himmel waren und eine Erde, die aus Wasser und durch Wasser Bestand hatte, [und zwar]
durch das Wort Gottes.“ (2.Petr.3,5)
Besonders der synonyme Parallelismus von Ps.33,6 macht deutlich, dass Gottes Wortwirken und
Gottes Geistwirken nicht unterschieden werden und ein und dasselbe meinen. Gott wirkt also mittels
seines Wortes, weil im göttlichen Wort der Heilige Geist am wirken ist. Es wird hier deutlich, dass
Gott einen Wortcharakter offenbart. Er wird selber als das Wort (oder Geist) bezeichnet1 und
gleichzeitig davon getrennt (Trinität). Dies bedeutet auch, dass das Wirken Gottes immer
wortstrukturiert ist. Auch nicht-soteriologische Wirkungen (z.B. im Bereich der Schöpfung etc.)
geschehen mit dem Wort – zwar nicht mit dem biblischen, aber dennoch mit dem Wort Gottes als
solches. Der Heilige Geist kommt mit bzw. als Wort und bringt Gottes ausgesprochenen Willen zu
Stand und Wesen (vgl. Jes.55,10f).
B. Menschliche Mittlerpersonen und die Wirkmacht des Wortes Gottes im AT
„Und du hattest Geduld mit ihnen viele Jahre und tratest als Zeuge gegen sie auf durch deinen Geist, durch das
Wort deiner Propheten, aber sie hörten ihn nicht.“ (Neh.9,30).
1Man vgl. auch die Aussagen, bei denen die Schrift mit Gott gleichgestellt (personifiziert) wird. „Denn die Schrift
sagt zum Pharao: `Eben hierzu habe ich dich erweckt, damit ich meine Macht an dir erzeige und damit mein Name
verkündigt werde auf der ganzen Erde.´" (Rö.9,17; vgl. auch Gal.3,22; Hbr.3,7 u.a.)
„Und sie machten ihr Herz zu Diamant, um die Weisung nicht zu hören, noch die Worte, die Jahwe Zebaoth
durch seinen Geist sandte durch die früheren Propheten; so kam ein großer Zorn auf bei Jahwe Zebaoth.“
(Sach.7,12).
„Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist; wie
eure Väter so auch ihr. Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt?“ (Apg.7,51f)
„Und du sollst zu den Priestern, den Leviten, kommen und zu dem Richter, der in jenen Tagen sein wird, und
dich erkundigen; und sie werden dir den Urteilsspruch verkünden. Und du sollst dem Spruch gemäß handeln,
den sie dir verkünden werden von jener Stätte aus, die Jahwe erwählen wird, und du sollst darauf achten, nach
allem zu handeln, was sie dich lehren werden. Dem Gesetz gemäß, das sie dich lehren, und nach dem Recht, das
sie dir sagen sollst du handeln. Von dem Spruch, den sie dir verkünden werden, sollst du weder zur Rechten
noch zur Linken abweichen.“ (Dtn.17,9-11).
Im AT hatte nicht jeder unmittelbar Anteil am Wirken des Heiligen Geistes. Nur einigen Propheten,
Königen, Richtern u.a. Mittlerpersonen teilte sich Gott unmittelbar mit (analog zu 2.Tim.3,15-17 und
2.Ptr.1,21 ist dies das „theopneustische Wirken des Heiligen Geistes“). Diese gaben dann ihre von
Gott gegebenen Fähigkeiten an das AT-Gottesvolk weiter und dienten somit als Mittler der Herrschaft
Gottes in seinem Volk. Der Heilige Geist trat also dem Volk Gottes nicht unmittelbar, sondern mittels
des Wortes der Propheten (Gottes Wort) und/oder Wunderkräfte der jeweiligen Geistbegabten
entgegen und gab ihnen somit Führung, Segen und Heil (in alttestamentlicher Heilsordnung).
Es finden sich im Alten Testament auch Aussagen, die direkt von einer personifizierten Wirkmacht
des Wortes Gottes sprechen. Gott offenbart damit sozusagen einen Wortcharakter. Die Wirkmacht und
Lebendigkeit des Wortes Gottes hängt damit zusammen, dass Gott und sein Geist sich an dieses
gebunden haben: Er sendet sein Wort aus (wie eine Person), und dieses führt auch genau das aus,
wozu er es gesandt hat (Jes.55,10ff; vgl. 9,7). Er sendet sein Wort und schenkt dadurch Rettung und
Heil (Ps.107,20) und tut machtvolle Dinge (Ps.147,18). Aber sein Wort ist auch wie ein Hammer, der
Felsen zerschlägt, und brennend und verzehrend wie ein Feuer (Jer.23,29). Daher ist es ratsam dieses
Wort zu achten und davor zu zittern (Jes.66,2b). Es gibt Kraft und Stärke und richtet den Menschen
auf (Ps.119,11.28.50; vgl. Apg.7,38b).
C. Die Verheißung des Neuen Bundes
„Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben; und ich werde das
steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Und ich werde meinen
Geist in euer Inneres geben; und ich werde machen, dass ihr in meinen Ordnungen lebt und meine
Rechtsbestimmungen bewahrt und tut.“ (Hes.36,26f)
„Sondern dies ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließen werde, spricht Jahwe: Ich
werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben.“ (Jer.31,33)
Hier wird für das Gottesvolk der Neue Bund verheißen, der ja bekanntlich in Jesus Christus seine
Erfüllung am „neuen Israel“ findet (vgl. Joh.10,16f; 1.Kor.10,18; Gal.3,28f; 6,16; Eph.2,11ff u.a.), der
Heilsgemeinde aus Juden und Heiden (Lk.3,16par; 22,19fpar; 2.Kor.3,6; Hbr.8 u.a.). In Hesekiel wird
von der Hineinlegung des Gesetzes bzw. Wortes Gottes in den Menschen gesprochen; und analogparallel
wird bei Jeremia von der Hineinlegung des Geistes Gottes in den Menschen geredet (übrigens
spricht Joel 3 von der gleichen Tatsache). Dies zeigt, dass der Heilige Geist mit dem Wort Gottes
untrennbar verbunden ist. Die Gabe des Geistes meint die Gabe des Wortes Gottes, welche u.a. zu
einem Leben in Heiligung befähigt. Dies findet im NT seine Erfüllung (vgl. nur Gal.5,16ff u.a.). Daher
sind die Aussagen des NT über das Wirken des Geistes in Analogie des AT zu interpretieren (aber
dazu unten mehr).
Hier noch zwei weitere Aussagen auf dem Hintergrund des Bundesgedankens, die mit ihrem
synonymen Parallelismus die Verbundenheit von Wort und Geist deutlich machen:
„Ich aber – dies ist mein Bund mit ihnen, spricht Jahwe: Mein Geist, der auf dir ruht, und meine Worte, die ich
in deinen Mund gelegt habe...“ (Jes.59,21)
„Das Wort, das ich mit euch vereinbart habe, als ihr aus Ägypten zogt, und mein Geist bleiben in eurer Mitte
bestehen.“ (Hag.2,5)
D. Das Wort, der Geist, die Weisheit und Erkenntnis im AT
„Wendet ihr euch meiner [d.i. die Weisheit – RS] Mahnung zu, siehe, so will ich meinen Geist euch sprudeln
lassen, will euch kundtun meine Worte.“ (Spr.1,23).
„Aus deinen Vorschriften [das Wort Gottes – V.105 u.v.a. - RS] empfange ich Einsicht“ (Ps.119,104).
„Die Eröffnung deiner Worte leuchtet, sie gibt Einsicht den Einfältigen.“ (Ps.119,130).
„Das Gesetz Jahwes ist vollkommen und erquickt die Seele; das Zeugnis Jahwes ist zuverlässig und macht den
Einfältigen weise.“ (Ps.19,8).
„...und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die Kraft haben, dich weise zu machen zur Rettung
durch den Glauben, der in Christus Jesus ist. Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur
Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes richtig
sei, für jedes gute Werk ausgerüstet.“ (2.Tim.3,15-17)
An diesen Stellen wird deutlich, dass das AT keinen Unterschied zwischen Geist und Weisheit macht.
Daher wird der Heilige Geist auch oft „Geist der Weisheit“ genannt. Weisheit und Einsicht (was auch
nicht unterschieden wird – „Einsicht“ und „Weisheit“ werden oft synonym gebraucht: Spr.3,13.19;
4,5; Pred.7,25 u.a.) wird aus dem Wort Gottes empfangen – und somit auch der Heilige Geist. Daher
ist es auch nicht überraschend, dass die Gabe der Einsicht ihren Anfang und ihre Grundlage hat in der
Furcht Jahwes (Ps.111,10; Spr.9,10). Dies bedeutet, dass die Weisheit Gottes – durch ihre
Verbundenheit mit dem Wort (und dem Geist) – eben auch aus dem Wort Gottes empfangen wird (vgl.
2.Tim.3,15-17).
Dies prägt die Definition der Weisheit im Frühjudentum, die das Gesetz Gottes mit
der Weisheit identifizierte (vgl. Weish. 1,5; Sir.24,32-34a; Bar.4,1). Es ist also nicht vornehmlich eine
Inspirationsgabe von Weisheitssprüchen, sondern eine am Gesetz orientierte und aus dem Wort
Gottes, dem Willen Gottes gewonnene Einsicht (vgl. Dtn.4,6-9; Ps.92,10.12) und das daraus
resultierende Verhalten:
Auch hier wird also der enge Zusammenhang von Wort und Geist deutlich.
Exkurs: Wort und Geist im Frühjudentum
Laut Mal.3,22ff wird der nächste echte Prophet Gottes erst der „wiederkehrende Elia“ sein. Im
Frühjudentum war man analog dazu der Überzeugung, dass mit dem letzten Schriftpropheten der Geist
von Israel zurückgezogen wurde. „Geistlose Zeit“ war „Proheten(Wort)lose Zeit“.
„Und sie [Judas Makkabäus und seine Brüder] verwahrten die Steine [d.h. die unreinen Steine, die vom
Heiligtum entfernt worden waren] auf dem Berge bei dem Tempel an einem geeigneten Ort, bis ein Prophet
kommen und verkündigen würde, was man damit tun sollte“ (1.Makk. 4,46; vgl. auch 1.Makk.4,45f).
„Und in Israel war viel Jammer, wie nicht gewesen ist, seitdem man keine Propheten mehr gehabt hatte“ (1.
Makk. 9,27).
„Darum haben das jüdische Volk und ihre Priester eingewilligt, daß Simon für immer ihr Fürst und
Hohepriester sein sollte, bis ihnen Gott einen rechten Propheten erwecken würde“ (1.Makk.14,41).
„Die Propheten haben sich schlafen gelegt“ (syrBar 85,3).
Spuren dieses Verständnisses vom „erloschenen Geist“ findet man auch im NT. In Apg.19,2 wundern
sich die Johannesjünger darüber, dass der Heilige Geist – wie Paulus ihnen berichtet – wieder da ist.
Denn Johannes der Täufer hat sich selber nicht als den wiederkehrenden Elia aus Mal.3,22ff erkannt
(Joh.1,21), doch sagt Jesus deutlich, dass er der wiederkehrende Elia ist (Mt.11,14; vgl. Lk.1,15). Er
ist der letzte und zugleich größte Prophet der alttestamentlichen Heilsordnung (Mt.11,9-14). Mit ihm
schließt also die alttestamentliche Prophetenlinie ab (vgl. das Gleichnis Jesu von den Weingärtnern in
Lk.20,9ff, wo nach den Propheten nur noch der Sohn kam). Denn wenn Jesus in Mt.11,13 von „allen
Propheten und das Gesetz“ redet, meint er damit den alttestamentlichen (hebräischen) Kanon, welcher
mit Maleachi abgeschlossen war (vgl. Jesu indirekte Aussage über den Umfang des alttestamentlichhebräischen
Kanons in Mt.23,35, oder seine Zweiteilung in Mt.5,17, welche auf das hebräische Alte
Testament hindeutet). Es war also auch die Überzeugung Jesu, dass erst mit Johannes dem Täufer „das
Wort Gottes wieder geschah“ (vgl. Lk.3,2).
Mit diesem Selbstzeugnis der „Geistlosigkeit“ ihrer Zeit machen die alttestamentlichen Spätschriften
deutlich, dass sie selber keine autoritativen (inspirierten) Schriften sind und nicht zum
alttestamentlichen Kanon gehören.
Vereinzelte Berichte (u.a. bei Josephus und in Qumran) über Prophetie in der zwischentestamentlichen
Zeit können daher keine echte Prophetie (in Analogie zum AT) sein.
Bestätigt wird dies durch die Überzeugung, dass der Heilige Geist allein durch die autoritativen und
inspirierten Schriften des AT wirkt und redet:
Der Zusammenhang von Wort und Geist in der Heiligen Schrift © Ronald Senk 4
„Dies alles [die Weisheit – vgl. V.1-31] ist das Buch des Bundes, den der höchste Gott aufgerichtet hat, nämlich
das Gesetz, das uns Mose befohlen hat, das Erbe der Gemeinde Jakobs. Es läßt Weisheit fließen...“(Sir.24,32-
34a).
„Diese Weisheit ist das Buch von den Geboten Gottes und das Gesetz, das ewig ist. Alle, die fest an ihr halten,
werden leben; die sie aber verlassen, werden sterben.“ (Bar.4,1).
„...und auch ihren Heiligen Geist haben sie verunreinigt und mit Lästerungen den Mund geöffnet gegen die
Satzungen des Bundes Gottes“ (6QD 5,11)
E. Wort und Geist im NT:
Man vgl. die parallelen Aussagen von Mt.8,16 (Austreibung der Dämonen durch das Wort) und
Mt.12,28 (Austreibung der Dämonen durch den Geist Gottes).
„Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist; wie
eure Väter so auch ihr. Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt?“ (Apg.7,51f)
Hier wird deutlich veranschaulicht, was die Widerstrebung gegen den Heiligen Geist bedeutet: die
Ablehnung des Wortes Gottes. Dies gibt auch hilfreiche Hinweise über die Sünde wider den Heiligen
Geist, aber auch über Aufforderungen an Gläubige wie „betrübt nicht den Heiligen Geist“ (sprich:
„gehorcht dem Wort des Geistes“ – in diesem Fall die Anordnungen des Apostels in Eph.4-5).
„Nach seinem Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit geboren, damit wir gewissermaßen eine
Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien“ (Jak.1,18)
„Denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem Samen, sondern aus unvergänglichem durch das
lebendige und bleibende Wort Gottes“ (1.Ptr.1,23)
„Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt in ihm; und er kann nicht sündigen,
weil er aus Gott geboren ist.“ (1.Joh.3,9)
„...wie auch der Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, um sie zu heiligen,
reinigend durch das Wasserbad im Wort“ (Eph.5,26)
„...errettete er uns, nicht aus Werken, die, in Gerechtigkeit
Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes.“ (Tit.3,5)
„Denn wenn ihr zehntausend Zuchtmeister in Christus hättet, so doch nicht viele Väter; denn in Christus Jesus
habe ich euch gezeugt durch das Evangelium.“ (1.Kor.4,15)
„Nur dies will ich von euch wissen: Habt ihr den Geist aus Gesetzeswerken empfangen oder aus der Kunde des
Glaubens?“ (Gal.3,2)
„Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verlorengehen, Torheit; uns aber, die wir errettet werden, ist es
Gottes Kraft“ (1.Kor.1,18)
„Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, ist es doch Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden“
(Rö.1,16)
„Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert“ (Hbr.4,12)
„So kommt der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch das Wort Christi“ (Rö.10,17)
Die Wiedergeburt (und der Glaube; Wiedergeburt und Glaube sind im NT Synonyme2 – vgl. Joh.3,3.5
mit 3,14ff; 1.Joh.5,4f; Rö.10,17/Joh.17,20 mit 1.Ptr.1,24 u.a.) wirkt der Geist mit dem Wort Gottes.
2 Daher ist auch die Ansicht falsch, dass der Glaube die Voraussetzung für den Empfang des Geistes ist. Nicht nur in
der hierin liegenden Ablehnung der Erwählungslehre liegt die Problematik, sondern schon in der Tatsache, dass der
Glaube keine Voraussetzung für den Geistempfang sein kann, wenn es ohne das Wirken des Geistes bzw. Wortes
keinen Glauben gibt – denn ohne den Geist bzw. das Wort gibt es keinen Glauben, keine Wiedergeburt (1.Ptr.1,23;
Rö.10,17 u.a.). Geistliches Leben ist ohne den Geist nicht möglich (vgl. Rö.8,9).
Auch Apg.2,38 kann nicht als Begründung dafür angeführt werden („Buße“ oder „sich bekehren“ meint hier dasselbe
wie „Glauben“ - vgl. Apg.2,44; 3,19; 4,4). Mit dem „Empfang des Geistes“ sind hier wohl die Gaben der
übernatürlichen Phänomene gemeint, was den glaubenden Heils-Empfang des Geistes bestätigen und die Verheißung
aus Joel 3,1ff erfüllen würde. Dies wird bestätigt durch die Aussage des Petrus (verbunden mit γαρ), dass ihnen diese
Verheißung aus Joel 3,1ff gilt (vgl. Apg.2,17-21 mit 2,28f). Demnach wäre also nicht der Heilsempfang hier gemeint,
sondern der Erhalt der (für das Kommen des Geistes zeichenhaften und damit vorübergehenden) übernatürlichen
Geistesgaben als Zeichen. Diese Vollmacht des Gabenausteilens wollte z.B. auch Simon der Zauberer besitzen (vgl.
Apg.8,13.18ff). Auch an Apg.19,6 wird deutlich, dass der Geistesempfang damals mit dem zeichenhaften
Zungenreden und Prophezeien verbunden war.
Alles dies beantwortet übrigens auch die Frage, warum einige erst später – nachdem sie glaubten und getauft waren –
den Heiligen Geist empfingen. Sie hatten den heilbringenden Geist schon im Glauben und im Wort empfangen, doch
wurden – zum Zeichen, dass auch Samaria (und Heiden) das Heil empfangen sollte – erst durch die Handauflegung der
Der Heilige Geist muss nicht noch zusätzlich – auf einer zweiten Schiene – das Wort Gottes lebendig,
verständlich3 oder wirksam machen. Denn Gottes Wort ist in sich selber schon lebendig und wirksam,
da in ihm der Geist wohnt und lebendig am Wirken ist. Diese Klarheit (vgl. Dtn.29,28; 30,10-14) und
Überzeugungsmacht des Wortes betrifft aber nicht nur den Heilsglauben und die Überzeugung, dass
Jesus der Christus ist, sondern alle Aussagen der Heiligen Schrift4.
Dies ist eine entscheidende Wahrheit gegenüber der postmodern-pluralistischen Hermeneutik, welche
die Klarheit der Schrift und die Möglichkeit objektiver Erkenntnis verneint. Gottes machtvolles, klares
und pneumaerfülltes Wort setzt sich gegen jegliche Sünde oder Vorverständnisse – ja, gegen
geistlichen Tod (Eph.2,1f) – durch und hat die Macht (wenn Gott dies in seiner Souveränität will)
neues Leben und Denken und rechte Überzeugungen in allen theologischen Fragen zu schaffen (vgl.
Jes.55,10f). Unglaube ist also nicht darin begründet, dass ein Mangel an Geist5 beim Wort vorliegt
Apostel diese übernatürlichen Geistesgaben gegeben (Apg.8,12-18; 19,6f; 10,44ff; 19,6f; vgl. Hebr.2,3f „Austeilungen
des Heiligen Geistes“). Paulus macht in Rö.8,9 deutlich, dass man ohne den Geist kein Christ – kein Glaubender sein
kann. Dies bedeutet, dass die Samariter vor dem Eintreffen der Apostel bereits Christen waren und den Heiligen Geist
hatten – doch ohne den bestätigenden Nachweis pneumatischer Manifestationen.
Stellen wie Apg.19,1-2 und Eph.1,13 bestätigen, dass es ohne Geist keinen Glauben gibt. Denn einmal geht es in
Apg.19,1ff nicht um Christen, sondern um Johannesjünger, welche überhaupt noch keinen Geist empfangen hatten
(was Paulus ja festgestellt hatte). In 19,2 muss die richtige Übersetzung lauten: „Habt ihr den Heiligen Geist
empfangen, als ihr gläubig geworden seid?“ Hier – und in Eph.1,13 – muss das (temporale) Partizip „pisteusantes“ als
gleichzeitig übersetzt werden, da das übergeordnete Verb ebenfalls im Aorist steht.
Somit kann hiermit nicht begründet werden, dass der Heilige Geist nach dem Glauben noch zusätzlich auf sie kam.
Dies bedeutet, der Geist kam mit dem Glauben und der Glaube mit dem Geist. Wer den Geist Christi nicht hat, der hat
keinen Glauben, denn er ist kein Christ – kein Kind Gottes (Rö.8,9).
Und ebenfalls kann damit nicht begründet werden, dass der Glaube eine menschliche Voraussetzung zum Empfang
des Geistes ist. Glaube und Empfang des Geistes ist ein einziges Ereignis, bei dem allein Gott handelndes Subjekt ist.
3 Auch Stellen wie Phil.3,15b und 2.Tim.2,7 meinen ein Offenbaren und Erklären Gottes mittels des (apostolischen)
Wortes. In beiden Stellen wird zunächst nichts darüber gesagt, wie dieses „Offenbaren und Erklären“ vor sich gehen
wird. Dies geschieht entweder durch das (mehrmalige) Hören der Worte des Apostels in diesem Brief, oder aber durch
eine erneute Belehrung mittels eines erneuten Besuches (vgl. Phil.2,19 [durch Timotheus]; 1,27; 2,24 [oder durch
Paulus selber]) oder Briefes. Hier ist an keiner Stelle von einer direkten pneumatischen Erklärung die Rede. 2.Tim.2,7
kann einmal dahingehend verstanden werden, dass Paulus Timotheus auffordert, auf alle seine Worte zu achten (7a),
da der Herr ihm in allen Dingen Verständnis geben will. D.h. Timotheus soll als einer der wichtigsten Schüler und
Mitarbeiter des Apostels in allen Dingen der christlichen Lehre unterwiesen werden durch die Worte des Apostels (vgl.
2.Tim.1,13; 2,1f; 3,14f) (darum die Aufforderung, sein Reden zu bedenken in V.7a).
Oder aber Paulus verheißt dem
jungen Timotheus, dass der Herr ihm durch den Apostel auch weiterhin alles erklären wird. Aber auch hier ist
nirgendwo von einer direkten pneumatischen Belehrung die Rede. Auch die Rede über ein „Lehren Gottes“ in
1.Thess.4,9 meint nur, dass sie schon vorher etwas von Gott aus seinem Wort gelernt haben (Heilige Schrift, Lehrer
oder Apostel). Hier wird nirgendwo deutlich, dass damit ein unmittelbares oder schwärmerisches Lehren gemeint ist
(vgl. 1.Joh.2,20). Ansonsten müsste man sich fragen, warum die anderen Ermahnungen zur Bruderliebe im Neuen
Testament auftauchen, wenn dies doch Gott den Christen direkt eingibt oder lehrt (vgl. Rö.12,10; 13,8; 1.Joh.3-4 u.a.).
Auch Jak.1,5 meint – in Analogie zu 2.Tim.3,15-17; Ps.119,104.130; 19,8; Spr.1,23 –, dass Gott mittels des Wortes
(durch Lehrer o.a.) auf dieses Gebet antwortet bzw. dieses erfüllt (nicht jeder hatte damals eine Bibel in schriftlicher
Form).
Die Grammatik von Apg.16,14 sagt nichts über das zeitliche Verhältnis zwischen dem „Öffnen des Herzens“ durch
Gott und dem „hörenden Achtgeben auf das Gesagte“. Dieses „Öffnen des Herzens“ meint kein Geisteswirken,
welches neben dem Wort noch dazukommen müsste, sondern beschreibt einfach die Tatsache, dass Gott es ihr – nach
seinem Erwählungsratschluss – gegeben hat, an Christus zu glauben (vgl. Apg.13,48). Es wird also einfach das Faktum
beschrieben, dass Gott es ihr gegeben hat, das Wort Gottes zu hören und glaubend anzunehmen. Es muss unbedingt
erwähnt werden, dass Gott ihr nicht durch eine äußere oder innere Geistesbewegung das Verständnis für die Worte des
Apostels gab, sondern der Herr öffnete ihr Herz, damit sie „achtgab“ auf die Worte des Paulus. Hiermit kann also auch
genausowenig eine Theorie begründet werden welche besagt, dass das Wort und seine Kraft nicht zum Verstehen
ausreiche und wir zum rechten Verständnis oder Glauben der Botschaft noch eine weitere innere oder äußere
Bewegung oder Wirkung (Belehrung) durch den Heiligen Geist benötigen würden. Es ist das Wort, welches Lydia
überführt und den Glauben und die Wiedergeburt schenkt (vgl. Rö.10,17; 2.Petr.1,23f). Gott hatte nur (schon vor
Grundlegung der Welt) dafür gesorgt, dass sie auf die Worte Gottes achtgab, welche der Apostel sprach (vgl.
1.Thess.2,13).
4 Daher brauchen wir in der Verkündigung (ob Lehre oder Evangelisation) keine Show, Theater, psychologischen
Tricks oder sonstiges Brimborium. Es ist allein das Wort Gottes, welches Glauben und rechte Überzeugungen nach
Gottes Erwählungsratschluss schafft (vgl. Jes.55,10f).
5 Stellen wie 1.Kor.4,20 und 1.Thess.1,5 trennen nicht Wort und Geist (was im Widerspruch der gesamten – besonders
paulinischen – Aussagen stehen würde), sondern „Wort“ meint hier nicht Gottes Wort, sondern ein leeres und
unbrauchbares Wort ohne Kraft (der sophistischen Irrlehrer). Der Begriff „dynamis“ bei Paulus meint ja gerade das
(Motto: „der Geist hat nicht gewirkt, weil keiner bei der Verkündigung des Wortes zum Glauben
kam“), sondern hat ihren Grund in der sündigen Verblendung („Tod“) des Menschen (Eph.2,1ff;
2.Kor.4,3f) und im Erwählungsratschluss Gottes (Joh.6,44; Apg.13,48; Rö.9,14-24; Eph.1,3ff;
1.Ptr.2,8 u.v.a).
Exkurs: Die Erwählungslehre
Evangelien: Mt.24,24; 25,34; Mk.4,11-12; Joh.6,38-40.44; 12,38-40; 17,4.6.9.10.24;
Apostelgeschichte (aus der Praxis!): 2,41.47b; 11,21; 13,48; 16,14; Paulus: Rö.8,28-9,24; 11,1ff;
2.Kor.2,12ff; 3,12-17(Gottes Wirken ist beides); 2.Thess.2,12; 2.Tim.2,10; Sonstige: 1.Petr.1,1-2; 2,8;
2.Petr.1,1f; Hebr.11,39f; Off.13,8; 17,8; Vorherbestimmung zum Heil: Rö.8,28; Eph.1,4.5.9; 3,9-11;
Kol.1,25; 2.Tim.1,9; Vorherbestimmung zum Unheil: Spr.16,4; Rö.9,14ff; 1.Thess.5,9; 1.Petr.2,7-9
(Ungehorsam=Setzung); 2.Ptr.2,12.
Es kann an dieser Stelle und im Rahmen dieser kurzen Darstellung natürlich keine ausführliche
biblisch-exegetische Darstellung und Diskussion erfolgen. Dennoch kann exemplarisch deutlich
gemacht werden, dass die Erwählungslehre eine klare aber auch wichtige theologische Wahrheit der
Heiligen Schrift ist; und zum anderen, dass die humanistische Gegenposition unbiblisch und daher
letztendlich auch evangeliums- und gottesfeindlich ist.
Die Erwählungslehre wird schon im AT deutlich, wo Gott nur einem Volk seine Heilszuwendung
schenkt (5.Mo.7,1ff) – den anderen Völkern bleibt nur die Schöpfungszuwendung Gottes ohne Heil
(vgl. Mt.5,45; Apg.14,15-17; 17,24-27; 26,18; Eph.2,1-3.11ff uva.). Diese alttestamentliche Tatsache
ist interessanterweise auch für Erwählungsgegner oft kein Problem (warum akzeptiert man diese
Tatsache dann nicht auch für das NT?).
Da das alttestamentliche Israel Gottes Offenbarung und Heil empfing, konnten sie „gerecht,
gottesfürchtig und heilig“ leben (vgl. Lk.1,6). Dies bedeutete (wie übrigens auch im NT) nicht
Perfektionismus, sondern ein Leben nach dem Gesetz, welches die Sünde (die eben vorkam) durch die
Opfer sühnte. Daher gilt damals auch, dass das Volk Gottes (bis auf Ausnahmen, wo Gott
Verstockung wirkte) erleuchtet war und eben nicht geistlich tot wie die Heiden (vgl. Eph.2,1-5.11ff).
Auf diesem Hintergrund muss auch teilweise die Aussage Jesu (und andere ähnliche) verstanden
werden, dass er Israel immer wieder vergeblich („sie wollten nicht“) helfen wollte (Mt.23,37 – man
darf diese Aussage also nicht ohne weiteres auf die neue Heilszeit übertragen). Geistlicher Tod meint
also nicht nur das ewige Schicksal, sondern eben auch eine diesseitige und gegenwärtige Verblendung
(2.Kor.4,3f), welche (vor allem) seit Christus auch für einen großen Teil des nationalen Israels gilt
(Rö.9,14-24; 11,1ff; 1.Ptr.2,7f). Daher ist die Rede von der „totalen Verderbtheit“ des Menschen
völlig biblisch: ein in Sünden toter und von Satan verblendeter Mensch, ist für eigene Aktionen oder
Entscheidungen bzgl. Heil völlig unfähig und auf das alleinige Eingreifen Gottes angewiesen. Es ist –
wie bei der Auferweckung des Lazarus, der sich auch nicht selber entschied, wieder lebendig zu
werden – das lebendige und geisterfüllte Wort Gottes, welches Gott als Mittel wählte, eine neue
Geburt aus den Toten zu schenken (Rö.1,16; 10,17; 1.Kor.1,18.21; 1.Petr.1,23; Jak.1,18 u.a.). Gerade
die Lehre von der Wiedergeburt macht deutlich, dass vorher ein Todeszustand vorhanden war – und
ein neues Leben kann der Mensch sich nicht selber geben! Auch der Glaube (der nichts anderes als die
Wiedergeburt meint) ist und bleibt eine Gabe Gottes mittels des biblischen Wortes (Joh.17,20;
Rö.10,17; Eph.2,8; Phil.1,29 u.a.).
Der Mensch ist nie frei: entweder ist er Sklave der Sünde, des
Teufels und des Todes; oder aber er ist Sklave Gottes (Rö.6,15ff; Eph.2,1ff). Eine neutrale Zone gibt
es nicht. Der Mensch wird auf dem breiten Weg zur Verdammnis geboren, und muss sich nicht erst
dafür „entscheiden“.
Auch die Theorie, dass Gott den ersten Schritt machen würde und dann aber zu einer „Entscheidung
befreit“, ist von der Schrift her nicht zu begründen. In 2.Kor.4,3f wird deutlich, dass die Ungläubigen
– die verloren gehen – das Evangelium nie erkannt haben. D.h. sie hatten nie eine „erleuchtete
Stunde“, in der sie sich für oder gegen das Heil „entschieden“ haben.
Im NT schenkt Gott wieder nur seinem auserwählten Volk das Heil. Nun aber nicht nur Juden,
sondern eine Auswahl aus Juden und Heiden (Joh.10,16f; Rö.9,14-24; 11,1ff; Gal.3,28; Eph.2,11ff;
1.Ptr.2,1ff uva.). Und die Erwählungslehre wird in der Schrift sehr oft genannt und als dogmatische
Lehraussage dargestellt (nur einige: Mt.11,25ff; 24,24; Joh.6,44; Apg.2,47b; 13,48; Rö.8,29-9,24;
Wort Gottes (1.Kor.1,18.21; 2,1-4; Rö.1,16 u.a.). Daher stellt Paulus hier das machtvolle Wort Gottes den leeren und
leblosen Worten von falschen Lehrern entgegen.
Eph.1,4; 2.Thess.2,13; 1.Ptr.1,1ff uva.). Dieser Unterschied ist wichtig zu sehen, da der „freie Wille“
nur aus Nebenaussagen abgeleitet wird und sich auf keine Lehraussage berufen kann. Aber
Aufforderungen zum Glauben oder zur Buße etc. implizieren nicht die Möglichkeit der Entscheidung
oder einen „freien Willen“ (auch die Ermahnungen vor dem „Abfall“ implizieren nicht die Tatsache,
dass man abfallen kann!), sondern dies ist die Art und Weise, wie Gott durch sein Wort das Heil bei
seinen Erwählten bewirkt (auch bei der Auferweckung des Lazarus implizierte der Aufruf Jesu, dass er
aus dem Grab kommen sollte, keine Entscheidung des Lazarus wieder lebendig zu werden!). Denn
Gott sendet keine Blitze vom Himmel, sondern wählte das lebendige Wort als Heilsmittel – zum
Empfang (Evangelium und Ruf zum Glauben) und zum ewigen Erhalt (Worte der Ermahnung,
Tröstung, Verheißung etc.) des Glaubens und Heils (Joh.17,17.20; Apg.20,32; Rö.1,16; 10,17;
1.Kor.1,18.21; 1.Tim.3,15-17; 1.Petr.1,23; Jak.1,18 u.a.). Und es sind allein die Schafe Jesu (aus Juden
und Heiden – Joh.10,16f), die seine Stimme erkennen, auf ihn hören und ihm nachfolgen – alle
anderen können nicht glauben, weil sie nicht zu den auserwählten Schafen Jesu gehören (Joh.10, 26-
29). Nur für seine Schafe ist der Hirte gekommen, um für sie zu sterben (Joh.10,11.15; Eph.5,25f;
Apg.20,28 u.a.). Nichts anderes ist daher der Auftrag der Mission: das Evangelium und Wort Gottes
der ganzen Kreatur zu predigen, um die Erwählten zu sammeln (2.Tim.2,10).
Die griechischen Begriffe zu „Erwählung, Verstockung“ etc. und anderen verwandten Begriffe können
nicht im Sinne eines bloßen „Vorherwissens“ o.ä. uminterpretiert werden (was man u.a. in guten
Lexika, Grammatiken und Kommentaren nachschlagen kann). Es sind aktive und souveräne
Setzungen Gottes. Jeder, der etwas anders behauptet, beweist damit mehr als nur griechischphilologische
(und theologische) Unkenntnis.
Ebenso gilt dies für die Begriffe „Welt“ oder „alle Menschen“ etc.. Hier sind weder alle Menschen im
Sinne von „jedes je lebende Individuum“ gemeint, noch jedesmal die Erwählten (außer z.B. in
2.Ptr.3,9, wo sich das „alle gerettet werden“ eindeutig auf das davorstehende Pronomen „euch“ [d.h.
die Christen] bezieht). Es ist – wie so oft – der Zusammenhang, der den rechten Sinn zu erkennen gibt.
So wird deutlich, dass „alle Menschen“ z.B. in 1.Tim.2,4 (wo von Königen etc. die Rede ist) oder
Tit.2,11 (wo von alten und jungen Menschen etc. die Rede ist) im Sinne von Gal.3,28 gemeint sind –
als Kategorien (Juden und Heiden, Mann oder Frau, Sklave oder Herr etc. – aus allen Menschen und
Ständen sammelt sich Gott sein Volk). Auch dies kann man in guten Lexika und Kommentaren
nachlesen. Wenn „Welt“ z.B. im Sinne des Humanismus interpretiert wird, dann hat Gott der Welt
nach 1.Joh.2,2 nichts mehr vorzuwerfen und die Allversöhnung wäre die einzige Konsequenz aus
dieser Aussage („nicht nur für uns“ kann im Sinne von „uns Juden“ gemeint sein, oder „wir sind nicht
die einzigen Christen auf der Welt“ [vgl. 1.Ptr.5,9]; vgl. Rö.11,11f, wo der Begriff „Nationen“ mit
„Welt“ synonym verwendet wird).
Stellen wie Hes.18,23 u.a. sind im Zusammenhang des AT zu verstehen. Gott sagt hier über sein
bereits erwähltes Volk, dass er keinen Gefallen daran hat, dass er den Gesetzesübertreter aus seinem
erwählten Volk (mit dem Tod) bestrafen muss (vor allem lehnt Gott es ab, den Sohn für die Sünden
seiner Eltern zu bestrafen). Hier geht es nicht um „verlorene Heiden“, sondern um die AT Kinder
Gottes, welche gegen Gottes Gebot verstoßen. Und so ähnlich sind viele AT Aussagen zu verstehen,
die angeblich von einem universellen Heilswillen reden sollen (vgl. dagegen auch Ps.11,5; 5,6;
139,21f; Spr.6,16.19; 16,4; Jer.12,8; Hos.9,15 u.a.).
Dies hat natürlich auch zur Konsequenz, dass das Heil für die Erwählten nicht verlierbar ist
(Menschen, die „Christus verlassen“, gehörten nie wirklich dazu: 1.Joh.2,19). Sie werden durch den
Glauben und das damit zusammenhängende Hören auf das Wort Gottes (mittels Verheißungen und
Ermahnungen etc.) bewahrt (1.Ptr.1,5: die Kraft ist das Wort Gottes, welches den Glauben schenkt
und erhält: 1.Ptr.1,23f; Rö.1,16; 1.Kor.1,18.21; 1.Thess.2,13f; Hbr.4,12; Jak.1,18; Rö.10,17; Joh.17,20
uva.). Die Theorie, dass der Mensch sich selber aus der Hand und Liebe Gottes (Joh.10,29f; Rö.8,30ff)
befreien kann, entbehrt jeglicher biblischen Grundlage. Daneben muss irgendetwas von Außen
(Versuchung, Irrlehre, Ereignis etc.) kommen, um diese Frage bei einen Christen überhaupt
aufzuwerfen. Aber Rö.8,30ff schließt kategorisch aus, dass uns etwas von Außen trennen kann – auch
wir selber nicht. Interessant ist hier, dass viele (vor allem aus der Brüderversammlung) an dieser Lehre
der Unverlierbarkeit des Heils festhalten, aber die Erwählung ablehnen.
Die Frage ist dann, warum ein
zum Heil erwählender Gott den Menschen zu einer „willenlosen Marionette/Roboter“ macht, während
ein die ewige Seligkeit bewirkender Gott dies jedoch nicht tut. Dies ist inkonsequent, da das
Festhalten im Glauben auch bedeutet, dass Gott hier offensichtlich etwas tut, ohne den „Willen des
Menschen“ zu berücksichtigen. Der Grund liegt einfach darin begründet, dass der Wille des Menschen
ihn immer selber in die Gottesferne und Verdammnis führen wird (aber das Bild der „Marionette oder
des Roboters“ gibt das biblische Bild nicht korrekt wieder und ist nur ein polemisches Werkzeug der
Erwählungsgegner). Also, wer will seinen Willen (zurück) haben....?
Die Lehre der Erwählung impliziert natürlich, dass Gott bewusst Menschen das Heil nicht schenkt.
Dies ist nicht nur eine theoretisch-logische Folge (denn es gehen ja konkrete Menschen verloren!),
sondern wird in der Bibel auch direkt ausgesprochen (Spr.16,4; Rö.9,14-24; 1.Ptr.2,7f). Dabei ist es
wichtig zu beachten, dass die Erwählungslehre immer das Erwählen zum Heil und zum Unheil
einschließt, auch wenn dies von manchen (unverständlicherweise) abgelehnt wird. Denn wenn Gott
nur einigen bewusst das Heil gibt, dann sind die anderen genauso bewusst übergangen worden –
zumeist zu einem bestimmten Zweck: Gottes Herrlichkeit soll an den Gefäßen des Zorns gezeigt
werden. Wer hiergegen einen Einwand hat, erhebt sich als Ton gegen den Töpfer und greift Gottes
Ehre an (Rö.9,14-24).
Dabei ist zu beachten, dass der Mensch von Geburt an verloren ist und niemand
das Heil verdient hat. Verdient haben wir das Gegenteil. Nun aber ist es Gottes Wille, einige
Menschen dennoch zu retten und andere verloren gehen zu lassen. Diese Gefäße des Zornes sind
Menschen, die dort gelassen werden, wo sie von sich aus auch sein „wollen“ (ein von Sünde, Tod und
Teufel geprägter Wille!): weg von Gott und seinem Wort. Verdammt sind sie schon – dazu müssen sie
nicht erst „bestimmt“ werden. Aber dass sie in dieser Verdammnis ohne Sündenvergebung bleiben,
dahinter steht kein anderer als der souveräne und allmächtige Wille Gottes. Der Mensch geht ja nicht
verloren, weil er nicht an Jesus glaubt (als bloße Voraussetzung), sondern weil er ein Sünder ist und
als solcher nicht vor Gott bestehen kann (Rö.6,23: Sünde Sold ist Tod; Gnadengabe Gottes ist
Vergebung in Christus). Und ohne Jesus hat er keine Vergebung der Sünden und geht daher verloren.
Es ist kein „Unfall“ Gottes, dass Menschen verloren gehen. Auch der Fall Satans oder der Sündenfall
sind keine Unfälle Gottes gewesen. Insbesondere die Tatsache, dass Gott „vor Grundlegung der Welt“
seine Gemeinde erwählt hat macht deutlich, dass auch der Sündenfall u.a. in seinem Plan
eingeschlossen war. Genauso sind auch heutige Ereignisse in der Welt unter Gottes Regie. Wenn dies
nicht so wäre, müsste man die Allmacht Gottes in Frage stellen und der Sieg Gottes über das Böse
wäre nicht gesichert. Alle Mächte im Himmel oder auf Erden – im gesamten Universum – sind durch
Gott und auch zu ihm hin erschaffen worden (Kol.1,16). Keine Macht existiert ohne Gottes Willen.
Gott steht hinter allem (2.Mo.4,11; Hiob 1,21; 2,10; Jes.44,5-7.22f; Klg.3,38; Rö.9,14ff uva.). Aber
natürlich steht er anders hinter dem „Bösen“ als hinter dem „Guten“ bzw. „Heiligen“. D.h., dass Gott
nichts mit der Finsternis und der Lüge und Sünde gemein hat und dies nicht seinem Wesen entspricht
(vgl. 1.Joh.1,5; Tit.1,2; Hbr.6,18 u.a.), er aber als allmächtiger Gott dennoch auch in Regie hinter den
bösen Mächten steht ohne sich wesensmäßig mit ihnen zu verbinden. Aber hinter allem steht Gott. Es
gibt keinen Dualismus, sondern nur einen Gott (Jes.45,5-7). Auch wenn man hier (oft unberechtigt)
vom „Zulassen“ redet, ist dieses „Zulassen“ ein bewusster und aktiver Akt Gottes.
Gott ist alleine Gott und ihm, dem Allmächtigen, gebührt alle Ehre – auch gerade in Bezug auf unser
Heil, damit niemand sich rühme und allein Gott die Ehre gegeben wird (Eph.2,8). Wer das Heil oder
den Erhalt des Heils in das Werk der Menschen legt, der verkündigt ein anderes Evangelium und
postuliert Werkgerechtigkeit, welche Gott die Ehre nimmt. Außerdem wird ein falsches Bild von Gott
vermittelt, was viele negative theologische und praktische Konsequenzen für den Glauben hat. Wir
müssen Gott wieder Gott sein lassen und ihm alleine die Ehre geben. Möge Gott uns dieses Anliegen
wieder neu beleben.
„Nur dies will ich von euch wissen: Habt ihr den Geist aus Gesetzeswerken empfangen oder aus der Kunde
des Glaubens?“ (Gal.3,2)
„er gebe euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, mit Kraft gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem
inneren Menschen; dass der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in Liebe gewurzelt und
gegründet seid“ (Eph.3,16f)
„Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt in ihm; und er kann nicht sündigen,
weil er aus Gott geboren ist.“ (1.Joh.3,9)
„Bleibt in mir und ich in euch (…) Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben…“ (Joh.15,4.7)
„Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns“
(1.Joh.1,10)
„Ich habe euch, ihr jungen Männer, geschrieben, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr
den Bösen überwunden habt“ (1.Joh.2,14b)
„Was ihr von Anfang an gehört habt, bleibe in euch! Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört habt,
werdet auch ihr in dem Sohn und in dem Vater bleiben“ (1.Joh.2,24)
„Und darum danken auch wir Gott unablässig, daß, als ihr von uns das Wort der Kunde von Gott empfingt, ihr
es nicht als Menschenwort aufnahmt, sondern, wie es wahrhaftig ist, als Gottes Wort, das in euch, den
Glaubenden, auch wirkt“ (1.Thess.2,14)
„Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.“ (Joh.15,3)
„Heilige sie durch die Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit.“ (Joh.17,17)
„...und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die Kraft haben, dich weise zu machen zur Rettung
durch den Glauben, der in Christus Jesus ist. Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur
Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes richtig
sei, für jedes gute Werk ausgerüstet.“ (2.Tim.3,15-17)
An diesen Stellen wird deutlich, dass der Empfang und die Innewohnung des Geistes samt seiner
Wirkungen (Reinigung, Heiligung6, Erkenntnis etc.) im Wort Gottes besteht (welches für die
christliche Existenz völlig ausreichend ist) und durch dieses gewirkt wird. Die Innewohnung des
Geistes (bzw. Christi) besteht also nicht mystisch im Sinne einer substantiellen Vereinigung des
Menschen mit Gott, sondern besteht im Glauben an das Wort7.
Daher bedeutet auch die Erfüllung mit dem Geist nichts anderes, als die Erfüllung mit dem Wort. Dies
machen diese parallelen Aussagen8 deutlich:
„Und berauscht euch nicht mit Wein, worin Ausschweifung ist, sondern werdet voller Geist“ (Eph.5,18)
„Das Wort des Christus wohne reichlich in euch“ (Kol.3,16)
Der Geist wirkt mittels des Wortes, welches uns für den Glaubenskampf gegeben ist.
„Nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist Gottes Wort!“ (Eph.6,17)
Dies bedeutet auch, dass Gott in seiner Gemeinde mittels seines Wortes gegenwärtig ist und sie auf
diesem Wege regiert und ihr Kraft gibt.
„Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, das die Kraft hat, aufzuerbauen und ein Erbe unter
allen Geheiligten zu geben“ (Apg.20,32)
„Denn der, den Gott gesandt hat, redet die Worte Gottes; denn er gibt den Geist nicht nach Maß.“ (Joh.3,34)
„Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind
Geist und sind Leben“ (Joh.6,63)
Hier wird das Wort direkt mit dem Geist identifiziert. Gott hat seinem Sohn das Wort bzw. den Geist
„ohne Maß“ gegeben. Und diese Gabe des Geistes bzw. Wortes, hat Jesus wiederum seinen Jüngern
anvertraut.
„Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie ich nicht
von der Welt bin“ (Joh.17,14)
Diese wiederum geben dieses direkt an sie ergangene Wort auch an uns weiter in Form der Heiligen
Schrift.
„Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben“
(Joh.17,20)
Dabei ist der Unterschied zu beachten zwischen der apostolischen direkt-unmittelbaren Gabe des
Geistes und der mit dem biblischen Wort gegebenen Gabe des Geistes:
6 So bekommen wir die Kraft zur Heiligung nicht auf spirituell-mystischem Weg, sondern in und mit dem Wort
Gottes. Wenn wir z.B. Kraft zur Vergebung brauchen, schauen wir mittels der Schrift auf Jesus und lassen uns von
seinem Beispiel und seiner Lehre Kraft dazu geben. So wird z.B. das Gleichnis vom Schalksknecht uns kräftigend
ermahnen bzw. ermutigen – im Hinblick auf Gottes Vergebung an uns – auch anderen Menschen zu vergeben. Es ist
das Wort Gottes, welches durch den Glauben im Herzen des Menschen wohnt, und von dort aus die neue Gesinnung
schenkt, welche ein Leben nach dem Willen Gottes ermöglicht (vgl. Rö.12,1ff; Eph.4,23f; Hebr.5,14 u.a.)
7 Der Ungläubige kann zwar viel Wort Gottes kennen, nachsprechen und wissen (äußere Klarheit der Schrift), doch
ohne Glauben hat er keine Innewohnung. Erst der wortgewirkte Glaube macht, dass das Wort im Herzen regiert und
den Menschen bestimmt und leitet. Nur im Glauben kann er die Wahrheiten Gottes erfassen (innere Klarheit der
Schrift).
8 Der Kol. und Eph. Brief wurden beide von Paulus in derselben Gefangenschaft geschrieben. Sie weisen eine Menge
an z.T. wörtlichen inhaltlichen Parallelen auf.
Der Zusammenhang von Wort und Geist in der Heiligen Schrift © Ronald Senk 10
„Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren
und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ (Joh.14,26)
„Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er
wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch
verkündigen. Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen.“
(Joh.16,12ff)
Der Paraklet und Heilige Geist wird nicht aus sich selber reden, sondern nur weitergeben was er hören
wird (16,13). Er hat die Aufgabe Christus – und nicht sich selber – zu verherrlichen (16,14f). Die von
ihm ausgehende Erkenntnis geht – bis auf die zukünftigen Aussagen – nicht über die von Christus
bereits offenbarten Worte hinaus (14,26). Darum verurteilt Johannes jegliche Überschreitung der
festgesetzten Lehre des Christus:
„Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, der hat
sowohl den Vater als auch den Sohn.“ (2.Joh.9)
Dies hat nur die Ausnahme, dass er den Jüngern auch „das Kommende“ verkündigen wird – also
Offenbarungen auch neben den irdischen Worten Jesu (Joh.16,13b). Dies ist dann in der Offenbarung
(Off.1,3) und den eschatologischen Aussagen der anderen Apostel – auch des Paulus – geschehen (vgl.
1.Tim.4,1; 2.Petr.3,3 u.a.). Dieser Paraklet wird die Jünger trösten, ihnen Frieden geben, sie in alle
Wahrheit leiten und an alles erinnern, was Jesus sie gelehrt hat (Joh.14,26f;16,5-13; vgl. dazu wie das
geschieht Joh. 2,17.22; 12,16; 20,9 – auch bei Paulus9: 1.Kor.2,10; Gal.1,11f u.a.). Er bleibt bei ihnen
in Ewigkeit (Joh.14,16; vgl. Paulus Rö.8,28ff; Eph.1,13).
Stellen wie Joh.14,26, 16,13 u.a. sind Verheißungen an die Apostel und sind nicht an alle Christen zu
allen Zeiten direkt adressiert.
Dass der Heilige Geist die Aufgabe hat die Jünger an alles zu erinnern, was Jesus ihnen gesagt hatte
zeigt, dass hier nur die zwölf Jünger gemeint sind, welche mit Jesus in engem Kontakt gelebt haben.
Sie bekamen eigentlich im Wort Jesu schon den Geist10 (vgl. Joh.3,34; 6,63; 17,3), doch erhielten sie
erst an und nach Pfingsten das volle/konstante und inspirierte Verständnis (Joh.7,39; 16,7ff; vgl.
9 Dies gilt als dazugekommener Apostel auch für Paulus (vgl. 1.Kor.2,10; Gal.1,11f u.a.). Er gehörte zwar nicht zum
eigentlichen Zwölferkreis der Apostel, wurde aber auch – wenn auch später – direkt durch den Geist Gottes inspiriert
(vgl. Gal.1,11; 2,1-10; 1.Kor.2,10; 1.Thess.2,13; Tit.1,3 u.a.) und zählte wie die anderen zu den Aposteln (Apg.15,1ff;
Gal.1,17-19; Rö.1.1-6; 2.Tim.1,11f u.a. – vgl. 2.Petr.3,15f, wo Petrus die Briefe des Paulus als [heilige] „Schrift“
bezeichnet). Natürlich hatte er dazu auch viel Lehre der ersten Christen gekannt und „gelernt“.
10 Das ihnen von Jesus zugesprochene gegenwärtige Heil (z.B: Joh.15,3; 17,17 u.a.) im Wort-Glaube vor dem
Erlösungswerk auf Golgatha und der Auferstehung ist vergleichbar mit dem Heil im AT, welches auch nur im
Hinblick auf das Heilswerk in Christus Wirksamkeit hatte (vgl. Hbr.7-10). Heil gibt es nur auf der Grundlage des
Heilswerkes Christi. Aber sicherlich spielt bei solchen Formulierungen auch die Erwählungslehre eine entscheidende
Rolle, da für Gott vor Grundlegung der Welt das Heil seiner Erwählten feststand (Eph.1,3f). Die soteriologische
Glaubens-Situation der Jünger z.Zt. Jesu vor Pfingsten (vgl. Joh.1,41.45.49; 6,68f; 16,27-29f; 17,6ff) ist eine
spezifische soteriologische Überganszeit und „Verzögerung“. Sie hatten schon den Heiligen Geist im Wort Jesu durch
den Glauben empfangen (Joh.5,37f; 6,63; 15,1-7), doch an Pfingsten bekamen – ausschließlich – die Aposteljünger
„lediglich“ eine Erklärung und Erinnerung der Worte Jesu (Joh.14,26; 16,13-15). Alle anderen – auch die übrigen
Jünger vor Pfingsten – bekamen an diesem theopneustischen Wirken des Geistes nur durch das inspirierte Wort der
Apostel Anteil.
Dies bedeutet auch, dass die Jünger vor Pfingsten einen echten geistgewirkten Glauben hatten. Bultmann lag völlig
falsch wenn er davon ausging, dass das Opfer Jesu zur Sühnung von Sünden bei Johannes keine Rolle spielte. An
vielen Stellen in den Johannesschriften wird das stellvertretende Opfer Jesu als Heilsgrundlage deutlich gemacht
(Joh.1,29.32; 2,19-22; 3,14f; 8,28f; 12,23.27.32; 1.Joh.1,7; 2,2; 4,10). Ausleger gehen aber zu weit wenn sie meinen,
dass die Jünger vor Pfingsten (bzw. während der Erdenwirksamkeit Jesu) keinen Geist, keinen echten Glauben und
letztendlich kein Heil hatten. Sie übergehen damit einfach klare Aussagen bei Johannes, die von einem gegenwärtigen
„Wort-Geist“ gewirkten Glauben (bzw. Wiedergeburt, was mit dem Glauben identisch ist) und ewigen Leben bei den
Jüngern vor dem Opfer Jesu sprechen (Joh.1,41.45.49; 4,23; 6,68f; 15,1-7; 16,27-29f; 17,6ff u.a.). Die Jünger – als
erwählte Schafe (Joh.10,1ff) – hatten im Blick Gottes (und in der Schilderung des Johannes) im gottgeschenkten
Glauben bereits das Heil. Dieser Glaube hatte – ähnlich wie im Alten Testament – seine soteriologische Kraft im Opfer
Jesu, obwohl dieses noch nicht vollbracht worden war. Der Glaube (bzw. die „neue Geburt“) änderte sich mit
Pfingsten nicht, nur die Worte Jesu wurden dort theopneustisch erklärt und erinnernd vertieft. Denn auch in der Zeit
zwischen dem Heilswerk Jesu (Tod und Auferstehung) und Pfingsten änderte sich nichts an ihrem soteriologischen
Glauben, wenngleich nun natürlich das Heil durch das Opfer Jesu de facto wurde.
Joh.16,13: „in alle Wahrheit geleitet werden“). Wie dies geschah, erläutern einige nachträglich
erklärende Aussagen bei Johannes (vgl. Joh.2,17.22; 12,16; 20,9).
Dies bedeutet auch, dass die Geistausgießung (auch die dazugehörigen Verheißungen aus Apg.1,5.8)
zu Pfingsten ein einmaliges heilsgeschichtliches Ereignis war und auch nur die Apostel daran Anteil
bekamen.
Fortsetzung folgt