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Grooving for Allah


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ISLAMISCHER JAZZ






Grooving for Allah





Von Hans Hielscher

Auf der Suche nach Spiritualität fanden afroamerikanische Künstler zum Islam. An diese Bewegung erinnert die Wiederauflage einer Platte des Jazz- und Soul-Musikers Abdul Rahim Ibrahim, der einst Doug Carn hieß.


Er mag Leute nicht, die dauernd Gott im Munde führen, er täte das auch nicht, schrieb Miles Davis in seiner Autobiografie. "Aber wenn ich eine Religion bevorzugen würde, dann wäre es der Islam." Muslim zu sein, könnte er sich vorstellen, bekannte der geniale Musiker. Davis wurde nicht Muslim – anders als etliche Kollegen, etwa der Schlagzeuger Art Blakey, den seine Glaubensbrüder Abdullah Ibn Buhaina nannten, und der Saxofonist Ed Gregory, der fortan Sahib Shihab hieß.

In der Entstehungszeit des modernen Jazz erregten sich viele Afroamerikaner über die Rassendiskriminierung. Sie begannen, die christliche Religion in Frage zu stellen. "Nach 200 Jahren gläubiger, inbrünstiger und vergeblicher Versuche", notierte der schwarze Dichter James Baldwin, sei es Zeit, "sich von allen Verboten, Verbrechen und Heucheleien der christlichen Kirche zu befreien." Im Christentum sahen viele Schwarze damals ein Instrument der weißen Unterdrücker; den Islam hingegen fanden sie als eine Religion der Farbigen attraktiv.

Junge Männer wie Malcolm Little und Louis Walcott legten ihre "Sklavennamen" ab und agitierten als Malcolm X und Louis Farrakhan gegen die bestehende Gesellschaft. Sie fanden Anhänger wie den Boxer Cassius Clay, der sich nach seinem Übertritt zum Islam Muhammed Ali nannte und sich weigerte, gegen die Vietnamesen in den Krieg zu ziehen.

Zum politischen und religiösen Bekenntnis kam bei den Musikern das Interesse für die Kultur des Islam. So entdeckten Yusef Lateef, John Coltrane und Don Cherry die Klangwelten Arabiens und anderer nichtwestlicher Regionen. Nach neuer Spiritualität suchend, begeisterten sich Jazzmusiker dann auch für Buddismus und Hinduismus, für tibetische und japanische Meditationstechniken und für uralte afrikanische Riten.

Zum Islam konvertierte damals auch der Jazz- und Soulmusiker Doug Carn. Der Keyboarder und Sänger hatte 1974 als Star des Labels "Black Jazz" mehr Schallplatten verkauft als Dave Brubeck. Nun nahm er unter seinem neuen Namen Abdul Rahim Ibrahim eine Platte auf: "Al Rahman! Cry Of The Floridian Tropic Son" – groovende Soul Tracks mit preisendem Gesang für die Religion Allahs. Ibrahim wollte den Funk-, Pop-, Rock- und Jazzfans zeigen, dass ihnen "die arabische Sprache und islamische Klänge nicht notwendigerweise fremd erscheinen müssen". Denn auch die musikalischen Ideen der großen Innovatoren John Coltrane und McCoy Tyner, so der Bekehrte, seien durch arabische Tonskalen geprägt – wie der Jazz überhaupt.

Abdul Rahim Ibrahims Album von 1977 erscheint nun als "verlorenes Meisterwerk" auf CD beim französischen Label Heavenly Sweetness. Im neuen Jahrtausend arbeitet der Künstler als Pianist und Sänger in Clubs im Süden der USA – nun wieder als Doug Carn.
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