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Kernforschung bei Wundern?


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Rolf

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Kernforschung bei Wundern?





Über den Autor
Als Badnerin aus der südlichsten Ecke Deutschlands ist sie nach einem zweijährigen Aufenthalt mit dem Janz Team in Paraguay jetzt als Praktikantin bei CINA gelandet. Davor hat sie an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel Theologie studiert. Sie liebt ihren Schwarztee und regelmäßige Auszeiten, in denen sie vor Gott und sich selbst wieder zur Ruhe finden kann.


Frage von N.N.:
"Sind die Wundergeschichten in der Bibel ausgedacht, stimmen sie wirklich, oder haben sie nur einen "wahren Kern"? "


Wunder und Weltbild

Die Frage nach einem wahren Kern der biblischen Wundergeschichten steht immer wieder einmal zur Debatte. Deswegen lohnt es sich meines Erachtens, wenn man sich damit auseinandersetzt und nicht einfach darüber hinweggeht. Denn letztlich geht es bei dieser Frage um etwas Grundsätzliches.

Zuerst einmal etwas zum Thema Wunder generell: Der Grund, warum Wunder heute oft abgelehnt werden, ist der, dass wir sie mit wissenschaftlichen Methoden nicht nachprüfen können, bzw. dass dabei Naturgesetze außer Kraft gesetzt werden. Ein bisschen macht das den Eindruck von „was nicht sein kann, das darf auch nicht sein“. Meines Erachtens wird dabei übersehen, dass ein Wunder ja gerade deswegen ein Wunder ist, weil es nicht in ein gängiges Schema passt und sich nicht rational erklären lässt.

Im Prinzip muss jeder also grundsätzlich erst einmal für sich entscheiden, ob er an Wunder glaubt oder nicht. Keiner kann beweißen, dass es sie gibt. Aber genauso gut kann auch niemand beweißen, dass es sie nicht gibt. Ich muss mich entscheiden, ob Wunder in meinem Weltbild Platz haben oder ob ich das von vorneherein ausschließe. Oft hängt das auch schon mit der Frage nach Gott zusammen: Wenn ich glaube, dass es einen Gott gibt, der mit dieser Welt etwas zu tun hat und in ihren Ablauf eingreifen kann, dann kann ich grundsätzlich auch annehmen, dass er Dinge bewirken kann, die sich logisch nicht erklären lassen. Wenn ich jedoch nicht an einen Gott glaube oder der Überzeugung bin, dass Gott nicht in das Weltgeschehen eingreift, dann muss alles irgendwie rational erklärbar sein.


Wundergläubige Zeitgenossen in der Bibel?

Als Christ gehe ich davon aus, dass es einen persönlichen und gleichzeitig allmächtigen Gott gibt und dass dieser auch in das Leben von Menschen auf übernatürliche Weise eingreifen kann. Von dem her kann ich grundsätzlich auch sagen, dass ich an Wunder glaube. Nun stellt sich nur noch die Frage, ob die Wunder in der Bibel wahr sind oder nicht.

Folgende Gedanken können hier weiterhelfen. Ich bleibe mit meinen Argumenten dabei im Bereich des Neuen Testamentes, aber Ähnliches gilt auch für die Wundergeschichten des Alten Testamentes.

Eine Begründung, die gegen die Wunder in der Bibel angeführt wird, ist, dass die Leute früher eben leichtgläubiger gewesen seien. Sie hätten die Naturgesetze und viele logische Zusammenhänge noch nicht gekannt und seien deshalb wundergläubiger gewesen, als die Menschen heute. Tatsächlich scheint es jedoch so zu sein, dass die Leute auch damals schon skeptisch waren. Denn warum sonst erwähnt Paulus zum Beispiel, dass es für die Auferstehung 500 Zeugen gibt (1.Korinther 15,6). Wenn die Existenz von Wundern für seine Leser kein Problem gewesen wäre, hätte Paulus diesen Hinweis für die Glaubwürdigkeit seiner Aussage nicht unbedingt gebraucht. Vor allem auch, weil er betont, dass viele dieser Zeugen zum Zeitpunkt seiner Aussage noch leben. Und dass man sie damit also selbst noch befragen und die Angaben überprüfen kann.


Skeptische Jünger

Ein zweiter Punkt sind die Zeugen dieser Wunder. Wenn man sich die Evangelien einmal durchliest, dann bekommt man nicht den Eindruck, dass die Jünger irgendwelche Spinner oder realitätsfremde Schwärmer waren, die auf jeden Humbug herein gefallen wären. Sie wirken eher wie Menschen, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen. Besonders wundergläubig waren sie also auch nicht. Im Gegenteil: Es wird immer wieder berichtet, dass auch sie Mühe hatten, das Unfassbare zu glauben. Jesus schilt sie deswegen auch als Kleingläubige (Matthäus 8,23) und der zweifelnde Thomas ist bis heute sprichwörtlich (Johannes 20,24-29).

Hinzukommt, dass es nicht gepasst hätte, wenn die Jünger von eben dem Jesus, der sich selbst als die Wahrheit bezeichnet hat, auf einmal hingegangen wären, und diese Botschaft der Wahrheit mit selbst erfundenen Geschichten untermauert hätten. Wenn es einem Menschen ernst ist mit der Jesus – Nachfolge, dann wird er sich auch bemühen, nur Wahres weiterzugeben. Zumal die Jünger damals ihre Aussagen teilweise mit dem Tod bezahlen mussten. Wären sie nicht felsenfest überzeugt gewesen, dass das, was sie sagen wahr ist, dann hätten sie das vermutlich nicht auf sich genommen.

Dazu passt auch die Aussage von Petrus, dass er keinen Fabeln gefolgt ist, sondern das, über was er schreibt, selbst gesehen hat. Auch er war sich also der Spannung und der Skepsis bewusst, die seine Berichte hervorrufen könnten. Und gerade angesichts dieser Zweifel betont er, dass er und die anderen Jünger Augen- und Ohrenzeugen des Geschriebenen waren (2.Petrus 1,16-21).

Diese beiden Punkte zusammen bestärken mich persönlich in der Annahme, dass die Wunderberichte auf wahren Aussagen basieren.


Zum Kern des Wunders vordringen?

Bleibt noch die Möglichkeit, dass von manchen Wundern nur der Kern wahr ist. Aber hier ergibt sich die Frage, ob es überhaupt möglich ist, dass man einen wahren Kern und ein erfundenes, mythisches Äußeres voneinander trennen kann. Ich möchte das noch einmal am Beispiel der Auferstehung Jesu deutlich machen, eine der größten Wundergeschichten der Bibel.

Manche Theologen meinen, dass die körperliche Auferstehung Jesu nicht stattgefunden hat. Ihre Begründung ist dann, dass es nicht sein kann, dass ein toter Mensch wieder lebendig wird. Trotzdem streiten sie das „Wunder der Auferstehung“ aber nicht ab, sondern reduzieren es auf eine Kernaussage: Jesus sei zwar nicht wirklich leiblich auferstanden, aber die Geschichte mit der Auferstehung solle symbolisch zeigen, dass mit dem Tod nicht alles aus ist. Der wahre Kern der Auferstehung sei dann die Aussage, dass Gott Leben nach dem Tod schenkt. Ob Jesus wirklich auferstanden ist oder nicht, sei letztlich zweitrangig. Wichtig sei nur die hoffnungsmachende Botschaft, die die Evangelisten damit vermitteln wollten.

„Stopp!“, möchte ich da laut rufen, „Diese Botschaft macht für mich dann aber keinen Sinn mehr!“ Denn wenn Jesus nicht wirklich auferstanden ist, dann fehlt mir ja gerade die Garantie, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Wenn Gott die Auferstehung bei Jesus nicht bewirkt hat oder nicht bewirken konnte – woher kann ich dann wissen, dass er mich eines Tages auferwecken kann? Meine Hoffnung hängt doch gerade davon ab, dass das Wunder der Auferstehung tatsächlich passiert ist (1.Korinther 15,12-18)!

Diese Argumentationskette ließe sich weiter fortführen: Wenn Jesus nicht wirklich fähig ist, 5000 Menschen mit ein paar Lebensmitteln satt zu machen, woher kann ich dann wissen, dass er fähig ist, mich zu versorgen? Wenn Jesus nicht wirklich einen Sturm stillen kann, welchen Sinn hat es dann, wenn ich ihn in einer gefährlichen Lage um Hilfe bitte?

Die ganze Frage nach einem wahren Kern in den Wundern läuft letztlich also darauf hinaus, ob ich Gott zutraue, dass er solche Dinge bewirken kann, oder nicht. Wer anfängt, die Wunder auseinander zu schälen, hat meines Erachtens den Blick dafür verloren, wie genial, persönlich und "wirksam" Gott ist.


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