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Gemeinsam in die Stille


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Rolf

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Gemeinsam in die Stille




Je lauter und hektischer es um uns wird, desto größer ist unser Wunsch nach Ruhe und Stille. Wir alle haben eine tiefe Sehnsucht nach einer Stille, in der wir nichts mehr produzieren müssen, sondern einfach sein dürfen,wie wir sind. „Fürwahr, meine Seele ist still und ruhig wie ein kleines Kind bei seiner Mutter“, lesen wir in Psalm 131. Und wer das Bild vor Augen hat von dem plötzlichen Wandel, das sich in einem eben weinenden Kind vollzieht, das in den Armen seiner Mutter oder Vater Trost und Zuflucht findet, weiß genau was der Psalmist hiermit meint. Doch wie erreiche ich als Erwachsener eine solche Stille und Ruhe? Wer es schon probiert hat, in der Stille bei Gott zur Ruhe zu kommen, wird ziemlich rasch feststellen, dass die Schmerzen und Wunden, die vielen Worte und Gedanken, die uns Tag und Nacht begleiten, sich nicht so einfach vertreiben lassen. Wir merken schnell,dass der Lärm in unserem Leben nicht nur äußerlich ist, sondern auch in uns. Wir können eine ruhige Ecke finden, um Gott zu begegnen. Alles um uns herum ist still, doch wir entdecken, welch reges Treiben in uns herrscht.

Gemeinsam geht’s einfacher

Es mag zuerst überraschen, aber mit anderen Menschen zusammen in einer Gruppe Stille zu finden, ist leichter, als wenn wir das alleine versuchen. Die Anwesenheit von anderen Menschen, die genauso wie wir nach Stille suchen, bietet einen unterstützenden Rahmen. Außerdem beherrschen wir uns in einer Gruppe und geben der Versuchung nicht so leicht nach, auf dem Stuhl hin- und herzurutschen oder in die Küche zu gehen, um eine Tasse Tee zuzubereiten! Der Hauskreis ist eine gute Möglichkeit, um einmal in der Woche oder im Monat innerlich etwas zur Ruhe zu kommen.

Die Teilnehmer des Hauskreises haben wahrscheinlich einen Tag hinter sich, an dem viele Worte gewechselt wurden – in Sitzungen, durch Telefonate oder E-Mails, zu Hause im Lärm des Familienlebens. Was könnte erholsamer sein als nach der ersten Austauschrunde im Hauskreis etwa zehn Minuten lang Stille einzuüben. Keine Worte, einfach ankommen, uns bewusst machen, dass wir da sind und das Gott schon vor uns da ist und auf uns wartet. Das Wort „einüben“ haben wir bewusst ausgewählt, denn auch in der Gruppe kommt die Stille nicht von allein, nur weil alle schweigen. Stille benötigt natürlich das Einverständnis der Gruppe, aber sie braucht auch eine gewisse Gestaltung in der Form einer Anleitung – es sei denn, die Gruppe besteht aus Menschen, die jahrelange Erfahrungen in der christlichen Meditation nachweisen können.

Die folgende Übung dient als Beispiel, wie man eine solche Zeit der Stille anleiten könnte.Der biblische Ausgangspunkt der Übung ist der sogenannte Heilandsruf Jesu (Mt 11,28–30), in dem er uns einlädt, zu ihm zu kommen und Ruhe für die Seele zu finden. Um diese Einladung nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Körper wahrzunehmen, haben wir als unterstützendes Bild eine Wanderung genommen. Nach einem längeren Weg (durch den vergangen Tag im Büro oder zu Hause) gönnt man sich eine Pause und legt den Rucksack ab. Durch dieses Ablegen öffnet sich für uns ein Freiraum, der uns helfen kann, bei uns und bei Gott zu sein.

Die folgenden Worte können von der Leitung übernommen werden. Wichtig ist, dass er/ sie die Übung für sich vorher ausprobiert hat und für hilfreich empfunden hat.Wenn die Worte vorgelesen werden, ist es wichtig, langsam zu lesen und genügend Pausen einzulegen, damit die Teilnehmer Zeit haben, die Worte innerlich aufzunehmen und zu verarbeiten:

Gepäck abladen

Die Übung fängt damit an, dass wir uns über unser unsichtbares Gepäck Gedanken machen. Jede® von uns trägt ein Bündel von verschiedenen kleinen und großen Themen durch das Leben. Welche Themen, Probleme oder Sorgen beschäftigen dich zur Zeit? Das könnte zum Beispiel eine Störung in einer Beziehung sein, die Angst vor einer Herausforderung, die Sorge um die Gesundheit, ein Konflikt bei der Arbeit oder in der Gemeinde, in der du ehrenamtlich tätig bist, oder die Unklarheit über eine Entscheidung. Ohne auf die einzelnen Sorgen einzugehen, mach dir eine kleine mentale Liste von den Themen – eine Art Inventur –, die du zur Zeit mitschleppst, und stell dir vor, dass diese Punkte zu deinem unsichtbaren Gepäck gehören, wie ein Rucksack, den du Tag für Tag mit dir trägst. Welches Thema wiegt schwerer, welches leichter? Sind Gepäckteile dabei, wo du merkst, dass es Spaß macht, sie zu tragen?Wie fühlt es sich körperlich an, so einen Rucksack durch das Leben zu tragen? Wie würdest du dieses Gefühl beschreiben?

Und jetzt gönn‘ dir eine Pause! Es ist, als ob du nach langer Wanderung zu einer sonnigen Wiese am Ufer eines kleinen Flusses gekommen bist. Du lässt dein Gepäck vom Rücken abstreifen, setzt es irgendwohin, wo du es gut im Blick hast, breitest eine Decke aus und legst dich hin. Das, was du getragen hast, ist nicht weit weg; nachher wirst du es wieder aufnehmen, aber jetzt hast du ein paar Minuten Pause.Was bewirkt diese Vorstellung körperlich? Wenn du noch nicht viel merkst, lade deinen Körper noch einmal bewusst zur Ruhe ein: „Du musst jetzt nichts tragen … Stattdessen kannst du dich tragen lassen … Lass dich auf das ein, was dich von unten trägt …“ Dorthin, wo du spürst, dass du noch Lasten trägst, sprich innerlich die Einladung: „Du darfst loslassen.“ Hände, eine, Schultern und Kopf. Und wenn die Themen und Sorgen aus dem Rucksack in den Kopf oder in den Magen springen wollen, kannst du sie in deiner Vorstellung geduldig und freundlich wieder zum Rucksack zurückbringen.

Wenn du möchtest, kannst du die Einladung mit den Worten von Jesus unterstreichen: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid … So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.“ Oder nimm Psalm 81,7: „Ich habe ihre Schultern von der Last befreit und ihre Hände vom Tragekorb erlöst“ und bring diese Worte in deinen Körper hinein, um zu schauen, was sie dort bewirken.

Wie ist es, jemand zu sein, der für diese paar Minuten nichts tragen muss? Wie ist es, sagen zu können: „Meine Themen muss ich im Moment nicht tragen; ich bin aber da und darf meinen Freiraum entdecken und genießen“? Spür im Körper eine Stelle oder einen Bereich, wo sich dieser Freiraum bemerkbar macht, wo du dich besonders wohl fühlst. Bleib eine Weile dort, um diese Ruhe auszukosten. Fällt Dir ein Wort oder ein Bild zu dem ein, was du an diesem Ort oder in diesem Freiraum genießt? Wenn ja, merk es Dir, denn ein solches Wort oder Bild könnte später in deinem Alltag eine Hilfe sein, die Erfahrung eines Freiraums wieder abzurufen und einen Moment der Stille mitten in der Hektik zu genießen.

Und wie ist es jetzt, wenn du von deinem Freiraum aus auf deinen Rucksack schaust? Wie wirkt er jetzt? Wenn allein der Anblick dich wieder beunruhigt oder belastet, geh bewusst zu deinem Freiraum zurück und versuch erneut, von dort aus das Gepäck anzusehen.

In seiner Einladung verspricht Jesus nicht, dass wir im Leben nichts mehr tragen müssen, sondern er beschreibt das Gepäck ganz anders: „Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ Nimm dir jetzt Zeit, um zu schauen, ob es eine andere Möglichkeit gibt, deine Last zu tragen, als du es bisher getan hast. Ist etwas dabei, was du nicht unbedingt tragen musst, denn es reicht schon, wenn andere es tragen? Gibt es vielleicht eine sanftere Art, dein Gepäck wieder aufzuheben und für die nächste Strecke zu tragen? Du musst deinen Freiraum nicht zurücklassen, wenn die Übung beendet ist und du mit der nächsten Beschäftigung beginnst. Frag deinen Körper, wie du den Freiraum am besten mitnehmen kannst und kehr mit dieser Haltung in deinen Alltag zurück.

Diese insgesamt 15 bis 20 Minuten können mit einem Lied oder einem gesprochenen Gebet beendet werden. Die Einheit soll mit einer Feedbackrunde, mit der Bitte, die Beiträge kurz und persönlich zu halten, abgeschlossen werden. In den nächsten Ausgaben werden wir weitere Übungen zum Thema Stille vorstellen.

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