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Christen und die rohen Sitten der Debattenkultur


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Rolf

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Christen und die rohen Sitten der Debattenkultur





Jesus.de


Ein Kommentar von Wolfgang Stock



19.04.2008


(PRO) - Erklärte Gegner des Jugendkongresses "Christival", der Ende April in Bremen stattfindet, haben erst in dieser Woche erneut zu Kundgebungen und Aktionen aufgerufen. Demonstrationen gegen den christliche Veranstaltung werden organisiert, den Veranstaltern "Fundamentalismus und Homophobie" vorgeworfen. All das und noch viel mehr zeigt: Christen müssen sich auf rohe Sitten in der Debattenkultur einstellen. Indem sie sich angesichts von Angriffen positionieren - und nicht alles hinnehmen, was Kritiker ihnen vorhalten. Ein Kommentar von Wolfgang Stock.

Das hat es so in der Bundesrepublik noch nicht gegeben: In mehreren "Anfragen" an die Bundesregierung und im Internet hat die Fraktion "Bündnis 90/Die Grünen" seit Januar scharfe Angriffe gegen evangelikale Gruppen geführt, die in der Seelsorge für Homosexuelle aktiv sind. In parlamentarischer Frageform fallen Begriffe, die außerhalb des Bundestages als Beleidigung verstanden würden: von "fundamentalistischen 'Heilungs'-Scharlatanen" ist die Rede, die in einem Atemzug mit der Scientology-Bewegung genannt und in den Geruch "mangelnder 'Grundgesetzfähigkeit'" gesetzt oder gar als "extremistisch" verdächtigt werden. An solche heftigen Angriffe gegen Christen, vor allem von grünen Politikern, muss man sich offenbar gewöhnen. In den letzten Monaten haben sie erkennbar zugenommen: Zunächst richtete sich die Attacke von Volker Beck, dem Ersten Parlamentarischen Geschäftsführer der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Mitglied im Parteirat der Grünen und menschenrechtspolitischer Sprecher der Fraktion, gegen den Kölner Kardinal Meisner, den er einen "selbstgerechten Hassprediger" nannte. Die grüne Parteisprecherin Claudia Roth folgte kurz darauf und nannte den Augsburger Bischof Walter Mixa einen "durchgeknallten, spalterischen Oberfundi".

Die plötzliche Medienprominenz der Christen


In allen Fällen hatten es die beiden katholischen Hirten "gewagt", sich anders zu äußern, als es den beiden grünen Spitzenpolitikern offenbar genehm ist: Bischof Mixa hatte sich sehr deutlich für Mutterschaft und eine gerechte Familienpolitik geäußert, Kardinal Meisner ebenso deutlich gegen Homosexualität und Abtreibung. Auch die jetzt im Vorfeld der evangelikalen Großveranstaltung "Christival" kritisierten evangelischen Christen vertreten im Einklang mit der Lehrmeinung fast aller Kirchen in Deutschland eine klare Haltung gegen Homosexualität und Abtreibung.

Unsere prominenten grünen Kritiker sagen offen, dass sie unsere christlichen Haltungen als "eine sehr randständige Meinung" ablehnen und dahinter eine "religiös begründete Politik" vermuten, die es aus ihrer Sicht mit aller politischer Kraft zu bekämpfen gilt. Deshalb müssen diese massiven politischen Angriffe gegen engagierte Christen in Deutschland ernstgenommen werden.

Viele Christen sind zunächst verwirrt, denn die letzten heftigen öffentlichen Auseinandersetzungen über grundlegende gesellschaftliche Fragen wie Abtreibung liegen viele Jahrzehnte zurück. Mancher hat sich wohl auch irgendwie gemütlich daran gewöhnt, politisch gar nicht mehr zur Kenntnis genommen zu werden. Doch die Vokabeln "Hassprediger", "Oberfundi" oder "‘Heilungs‘-Scharlatane" und die Angriffe auf den Jugendkongress "Christival" lassen keine Wahl: Auch die evangelischen Christen müssen sich angesichts der Angriffe positionieren und über christliche Strategien nachdenken.

Global recherchierbar – im Internet

So ungewohnt unsere plötzliche Medienprominenz ist - dass Christen den "Weltkreis erregen", ist spätestens seit den Tagen des Apostels Paulus bekannt (Apostelgeschichte 16,20) – und das ist gut so. Denn in der Nachfolge Jesu haben wir den ausdrücklichen Auftrag, Gegenposition gegen alle und alles zu beziehen, das Gottes Schöpferwillen widerspricht. Eines aber ist völlig anders als damals, als Paulus in Thessalonich predigte: Während er mühsam von Stadt zu Stadt wandern und dort predigen musste, verbreitet sich heute jedes Wort, ob freundlich oder verleumderisch, augenblicklich über das Internet in alle Welt. Und vor allem bleiben die Verleumdungen und falschen Tatsachenbehauptungen im Internet auch ständig und global recherchierbar und damit an den Verleumdeten kleben – wenn wir nicht etwas dagegen unternehmen.

Diese grundlegende Veränderung in unserer heutigen Mediengesellschaft müssen Christen zur Kenntnis nehmen: "Papier ist geduldig" war früher einmal eine zutreffende Einschätzung, als das bedruckte Papier zur Meinungsbildung breit informierter Kreise gehörte. In unserer medialen Erregungsgesellschaft dagegen scheint es oft nur noch auf schnelle, dramatisch klingende Schlagzeilen anzukommen. Falsche Tatsachenbehauptungen, von Meinungsmacher-Profis geschickt platziert, können Führungspersönlichkeiten daher heute innerhalb von Minuten und Stunden zum Rücktritt, zur Rücknahme einer Schirmherrschaft oder zur Streichung von staatlichen Zuschüssen "zwingen".

Die zwei katholischen Bischöfe haben sich daher im vergangenen Herbst gegen die durchsichtigen politischen Angriffe sofort gewehrt. Bischof Mixa ließ über einen Sprecher scharf antworten: In den persönlichen Attacken Roths sehe er den Versuch, dass sich Frau Roth zur "Zensurbehörde" der gesellschaftspolitischen Diskussion in Deutschland machen wolle. Darin erkenne man "beunruhigende faschistoide Züge". Kardinal Meisner wehrte sich gegen die "Kritik" Becks gerichtlich: er erreichte beim Kölner Landgericht per einstweiliger Verfügung, dass Beck ihn nicht mehr als "Hassprediger" bezeichnen darf.

Auch dies ist neu in der deutschen Debatten-"Kultur": persönliche Entgleisungen in den Medien können erfolgreich durch Gerichte korrigiert werden. Manfred Stolpe – als ehemaliger stellvertretender Vorsitzender des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR – und Gregor Gysi haben das in den neunziger Jahren bis hin zum Bundesverfassungsgericht (Urteil 2005) erfolgreich durchgesetzt: kein Journalist wird heute mehr über mögliche Stasi-Kontakte schreiben wollen – es gäbe sofort enormen (und teuren) juristischen Ärger.

Auch Christen dürfen Gerichte einschalten

Sicherlich: Christen sollten auch heftige Kritik an ihren Positionen gelassen ertragen können. Doch wenn die Verleumdungen zu persönlich oder wenn Tatsachenbehauptungen schlicht wahrheitswidrig sind, dann dürfen auch Christen zu weltlichen Mitteln greifen und sich mit Hilfe der Gerichte Recht verschaffen – und das heißt vor allem: Verleumdungen aus dem Gedächtnis des Internets löschen. Ich glaube sogar, dass wir im Zeitalter des Internets dazu eine Verpflichtung haben. Denn in den Regeln der Massenkommunikation sind gerichtliche Schritte seit Stolpe und Gysi leider völlig normal geworden. Schlimmer noch: wer auf gerichtliche Schritte gegen falsche Tatsachenbehauptungen verzichtet, gibt damit aus Sicht der Gerichte und der Journalisten die Vorwürfe zu. Jeder darf dann die falschen Tatsachenbehauptungen wiederholen und sie über das Internet weiter verbreiten. Denn aus Sicht der Justiz bedeutet Schweigen Zustimmung – Schweigen zu Beginn einer Kampagne macht es deshalb später fast unmöglich, sich gegen Steigerungen der Vorwürfe doch noch zur Wehr zu setzen.

Nicht zu schweigen, sondern die Stimme zum Protest gegen unfaire Vorwürfe oder falsche Tatsachenbehauptungen zu erheben, ist auch eine Aufgabe nicht nur für die Verantwortlichen, sondern unbedingt für jeden einzelnen Christen. Die Möglichkeit zum sachlichen Protest ist heute einfacher denn je – eine E-Mail an den Chefredakteur einer Zeitung oder eines Senders ist schnell geschrieben (die Mailadressen findet man im Internet), ebenso fix ist ein Eintrag auf der Webseite eines Abgeordneten vorgenommen. Und solche Meinungen haben enormes Gewicht, denn in der heutigen Hektik des Redaktionsalltages spitzt mancher Redakteur zu – was er oder zumindest sein Chefredakteur später bereuen und Besserung geloben mögen.

Wenn sich Christen auf diese neuen, rohen Sitten der Debattenkultur einstellen, dann bedeutet dies keinesfalls, die Debatte anzuheizen. Im Gegenteil werden Christen immer zuerst und andauernd versuchen, im Gespräch mit Verleumdern und auch im Gebet für sie zu einer Verständigung zu kommen. Das gilt auch aktuell: Viele haben etwa mit Volker Beck das Gespräch gesucht.

Christen sollten jedoch nicht vergessen, dass Politiker – und gerade Volker Beck oder Claudia Roth – ernsthaft glauben, dass sie bei ihren Wählern Erfolg haben, wenn sie christliche Positionen und Führungspersönlichkeiten angreifen. Einsicht sollten wir daher nicht immer erwarten – das Wunder, das einst Saulus widerfuhr und das ihn dann als Paulus zum Erreger des Weltkreises werden ließ, schon!





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