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EiferSucht - der Beziehungskiller unserer Zeit


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2 Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

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Copyright by Rolf Wiesenhütter
Der Abrdruck oder Verlinkung dieses Vortrages bedarf der schriftlichen Genehmigung durch den Autor und ist nur unter Quellenangabe möglich. Anfragen unter www.rolf.wiesenhuetter@t-online.de

Dieser Vortrag ist auch als Audiovortrag (Cassette, CD) erhältlich








EiferSucht - der Beziehungskiller unserer Zeit





Ein Seelsorgevortrag von Rolf Wiesenhütter


Teil 1






“Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft. “




Mit diesem Sprichwort des bekannten Theologen Friedrich Schleiermacher möchte ich Euch heute abend ganz herzlich grüßen und willkommen heißen zu einem Thema, daß uns alle bewegt.

Die meisten von uns werden schon einmal eifersüchtig gewesen sein, oder jemand
kennen, der eifersüchtig ist. Oder ist jemand heute hier, der überhaupt keine Erfahrung mit Eifersucht hat ?

Meine Qualifikation heute abend über dieses Thema zu sprechen begründet sich neben
dem Bücherlesen und der Tatsache, daß mir biblische Zusammenhänge bekannt sind
darin, daß ich fünfzehn Jahre lang mit einem Menschen unter einem Dach gelebt habe, der krankhaft eifersüchtig war.

Von daher kann ich heute abend nicht nur theoretische Zusammenhänge vorweisen, sondern Zusammenhänge, die in der Praxis, in der praktischen Beobachtung mein theoretisches Wissen über Eifersucht bestätigen.

Für die Vorbereitung des heutigen Abends habe ich Fachliteratur verwendet, die ich Euch kurz vorstellen möchte.

1. Reinhold Ruthe: Wie man Eifersucht, Neid, Rivalität und falschen Ehrgeiz
überwindet.

In diesem Buch stehen viele gute und richtige Zusammenhänge, einzelne geistliche Bewertungen, sind da allerdings zu prüfen.

2. John & Paula Sandford: Heilung des verwundeten Geistes

Dieses Buch beschreibt unter anderem die Krankheit und Sündhaftigkeit des menschlichen Geistes, die Zusammenhänge von Ablehnungsgefühlen und dem sogenannten “Würger - Syndrom.”

3. Arline Westmeier: Wenn wir an Gedanken kranken

Eifersucht ist etwas, wie wir noch miteinander herausfinden werden, etwas, was mit unseren Gedanken zu tun hat. Dieses Buch setzt sich damit auseinander, wie wir zwanghafte Gedanken überwinden - und neu denken lernen können.


Nun wollen wir in das Thema einsteigen und erst einmal definieren:

Eifersucht ist eine Gesinnung: Was ist eine Gesinnung ?

Gesinnung ist eine Denkweise, auch eine sittliche Grundeinstellung, die sowohl positiv als auch negativ sein kann. Wir Menschen beurteilen untereinander unsere Gesinnungen nach dem Erfolg, der dabei herauskommt.

Auch die menschliche Rechtsprechung interessiert sich für die Gesinnung des Menschen, z. B. wenn sie in Gerichtsverhandlungen die Motivation für das Handeln eines Menschen sucht.


Die Bibel belegt uns die verschiedenen Seiten menschlicher Gesinnung.

Sie zeigt uns z. B. in Matthäus 6,2-4, in der Geschichte vom Almosengeben, daß Menschen gute Werke vollbringen können, ihre Wohltaten aber ihren Ursprung im Egoismus haben. Hier wird vom Almosengeben gesprochen mit dem Zweck, dabei von anderen Menschen gesehen zu werden.

Unsere Gesinnung ist aber nicht nach der äußeren Wirkung, sondern nach der inneren Einstellung zu beurteilen. Sie soll das Gute bewirken.

Wir lesen dies andererseits in der Erzählung vom Scherflein der Witwe in Markus 12; 41 - 44, wo gezeigt wird, daß auch bei geringster äußerer Wirkung einer Handlung ihr doch aufgrund der sie hervorbringenden inneren Gesinnung ein weit höherer Wert zukommen kann, als bei einer äußerlich viel wirkungsvolleren negativen Gesinnung.


Das Neue Testament zeigt uns also eine Gesinnungsethik, die den Wert einer Handlung ausmacht.

Gesinnung meint also im biblischen Sinne die innere Haltung und Entschiedenheit, aus der die guten oder schlechten Handlungen folgen.

Und Eifersucht ist also eine Gesinnung, wie wir übrigens sehen, die nicht nur negativ ist.

Wenn Eifersucht aber Leiden schafft, dann ist sie keine biblische Gesinnung, sondern eine teuflische Gesinnung, die Haß mobilisiert und die Vernunft betäubt.

Wer von Mißgunst und unberechtigtem Mißtrauen angestachelt wird, quält andere Menschen.
Solche Eifersucht untergräbt jede Gemeinschaft und jedes zwischenmenschliche Band.

Überall wo wir hinsehen, können wir diese zersetzende Gesinnung wüten sehen.

Eifersüchtige Konkurrenz, Sichvergleichen, Rivalität und Neid sind die Symptome, die das Denken, Sehen, Hören und Handeln des Menschen befallen können.

Nun möchte ich an dieser Stelle hier den ersten Merksatz sagen:

Die Bibel macht uns unmißverständlich klar, daß uns solche ungeistlichen und zwischenmenschlich negativen Eigenschaften nicht angeboren oder anlagebedingt sind.

In Galater 5:19-20 können wir es schwarz auf weiß lesen:
“Offenbar aber sind die Werke des Fleisches, nämlich Unzucht, Unsittlichkeit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindseligkeiten, Zank, Eifersucht, Zerwürfnisse, gemeine Selbstsucht, , Zwietracht, Parteiungen, Neid, Trunksucht, Schwelgerei. u.s.w.”

Eifersucht ist also ein Werk des Fleisches. “Fleisch” kennzeichnet den Menschen ohne Gott.

Als ich hier über das Thema “Sexualität gesprochen habe, habe ich Euch gesagt, daß “Fleisch” auf griechisch “Sarx” heißt, ein Wort, das förmlich nach Tod riecht.

Und die fleischlichen Werke in uns, die müssen zum Tode am Kreuz kommen, daß wißt ihr ja alle.

Eifersucht ist eine Sucht und ein destruktives Verhalten, daß alle zwischenmenschlichen Beziehungen vergiften und vernichten kann.

Wie sehr Süchtigkeit ein menschliches Problem ist, wird schon an den Charakterisierungen deutlich:

- Eifersucht
- Putzsucht
- Klatschsucht
- Spielsucht
- Fressucht
- Genußsucht



Leider sind wir geneigt, die Sucht immer mit Suchtstoffen in Verbindung zu bringen.
Aber wir irren uns. Sucht ist kein Problem irgendwelcher Mittel, sondern sie ist ein Problem der Person.

Eine Person ist gestört, und darum benutzt sie Mittel.

Und wir wollen uns heute die Frage stellen und gefallen lassen: Welche Mittel benutzt
ein eifersüchtiger Mensch ?

Wißt Ihr eigentlich, wo die Eifersucht in der Bibel zum ersten Mal vorkommt?

In der Geschichte von Kain und Abel.

William Shakespeare hat es so formuliert:

“ Das grünäugige Ungeheuer führt Kains Axt und beflügelt die Menschen durch die Jahrhunderte bis heute, Vernichtungswaffen zu erfinden, Mauerbrecher, Panzer, Flugzeuge, Dynamit, Phosphor, Raketen und Wasserstoffbomben, um den Gegner und Konkurrenten auszuschalten.”

Man sagt eifersüchtigen Menschen auch nach, sie trügen das “Kainsmal”, vielleicht hab Ihr das schon einmal gehört.

Eifersucht und Neid gehören z. B. zusammen und haben zerstörerische Symptome hervorgebracht wie überspannten Ehrgeiz, Konkurrenzstreben, Rivalität, Überempfindlichkeit, Besitzsucht, Wut und Haß, usw.

Und diese Eifersuchtssymptome haben die Weltgeschichte gründlich umgestaltet.
Die Welt wird in Atem gehalten von der Kainsgesinnung des fleischlichen Menschen.


Dennoch haben wir auch die Frage zu stellen, ob Eifersucht ausschließlich eine verwerfliche Leidenschaft ist.

Was meint Ihr denn ?

Kann Eifersucht nicht auch etwas Beglückendes oder Prickelndes sein ?


Ein japanisches Sprichwort sagt: “Eine Frau, die nicht eifersüchtig ist, ist wie ein Ball, der nicht springt !”

Könntet ihr das so unterschreiben ?

Ich habe über den bekannten Eheberater Pastor Alfred Ziegner gelesen,, daß er Eifersucht als etwas Normales und Notwendiges betrachtet.
Er formuliert es so:

“ Zum Teufel mit allem, was des Teufels ist. Natürlich auch mit der Eifer-Sucht, wenn es eine Sucht; ein Siechtum ist.
Doch ist Eifersucht nicht in vielen Fällen besser als ihr Name ?
Wo gar keine Eifersucht ist, da ist auch keine Liebe, Partnerschaft ohne Eifersucht ist überhaupt nicht praktikabel.

Was wäre denn vom geistlichen Standpunkt, vom Glauben her dazu zu sagen ?

Also in der Bibel geht es an ganz entscheidenden Stellen um den Gott, der sein auserwähltes Volk eifersüchtig liebt. Und da steht im Urtext wirklich eifersüchtig.

Aber erstaunlich ist, daß die Hebräische Sprache sowohl für die Leidenschaft der erotischen Liebe, als auch für den Glaubenseifer der Frommen und für das Eifern Gottes um sein Volk ein und dasselbe Wort hat !

Da steht immer dasselbe Wort.

Alfred Ziegner sagt: Eifersucht an sich ist nicht verwerflich, aber es geht um die Dosierung.

Auch der bekannte Theologe und Dogmatiker Emil Brunner billigt der Eifersucht positive Aspekte zu. Er bezeichnet sie als “Schutztrieb des Schöpfers” und schreibt:
“Der Schöpfer unterstützt den objektiven Zweck, den er mit der Geschlechtsnatur des Menschen verbindet in der Weise, daß er dieser Natur einen Schutztrieb mitgab, der der bewußten Verantwortung zu Hilfe kommen soll, der aller menschlichen Liebe beigemischt ist.

Eine Prise Eifersucht gehört also offensichtlich zur Liebe dazu. Aber eben nur eine Prise. Gut dosiert kann sie ein edles Gewürz im Garten der Liebe sein. In größeren Mengen aber wird sie zum Gift. Aus dem Schutztrieb wird ein egoistischer Bemächtigungstrieb, der die Liebe und Gemeinschaft zerstört.”

Soweit Emil Brunner !



Und mit diesem “Zuviel” wollen wir uns jetzt beschäftigen, mit der Sucht, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.


Eifersucht wird uns wie gesagt, nicht einfach wie ein Kuckucksei in die Wiege gelegt,
sondern Eifersucht ist ein Lebensstil, ein Verhaltens - und Reaktionsmuster, das wir uns selber zugelegt haben.


Ein falscher Lebensstil. Was ist ein Lebensstil ?

Ein Lebensstil ist meine individuelle Form der Aktivitäten, die Zusammenfassung aller Methoden, mit denen ich versuche, mein Leben zu meistern.

Und wenn Eifersucht gewissermaßen zur Leitmelodie unseres Lebens wird, dann ist das sehr bedenklich. Sie entsteht in unseren Gedanken, und diese Gedanken sind falsch. Sie sind übertrieben oder das Ergebnis früherer Verletzungen.

Im Bereich dieser Verletzungen ist uns das Vertrauen abhanden gekommen, und durch ein ausgeprägtes Mißtrauen ersetzt worden.

Ich habe hier schon früher gesagt, daß unsere Gedankenwelt ein Hauptangriffsfeld des Teufels ist, und daß in unseren Gedanken sich sowohl Wahrheiten, als auch Lüge
befinden können.

Jesus hat das ganz klar erkannt und gesagt: “Erneuert Eure Gedanken !”

“Wie ein Mensch denkt, so ist er” lesen wir in Sprüche 23;7, und in Matth. 18;13 sagt Jesus:
“Seid standhaft, habt Vertrauen und glaubt... Dir geschehe, wie Du geglaubt hast.”

Deshalb machen wir mit Menschen, die z. B. eifersüchtig sind oder Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl haben die sogenannte “Therapie der irrigen Überzeugungen”,
die wir nicht selbst entwickelt haben, die es uns aber sehr effektiv ermöglicht, in etwa zehn Gesprächsstunden zu lernen unsere richtigen und unsere falschen Gedanken zu unterscheiden, und einen christlichen, biblischen Lebensstil einzuüben.

Eifersucht ist ein Produkt unseres selbstgeschaffenen Lebensstiles.

Wir benutzen sie und bauen sie in die Bewegungsrichtung unseres Lebens ein.
Die Eifersucht gehorcht unserer selbstgeschaffenen Logik. Wir entwickeln mit ihr und ihren Begleitsymptomen eine persönliche Note, wie wir uns selbst einschätzen und wie wir den Nächsten betrachten und behandeln.

In dem Moment, wo die Eifersucht ihr biblisches Maß überschreitet, da stellen sich
eine ganze Reihe Probleme ein.

Das erste Problem ist:

Der Mensch wird unfrei. Er ist ein zutiefst unbefriedigter Mensch. Er lebt im Unfrieden mit sich selbst, und dieser Unfriede macht ihn unfrei.

Man hat festgestellt, daß die Unfreiheit des Handelns ein wesentliches Merkmal aller Neurosen ist.

Paß also gut auf, wenn Du eifersüchtig bist, kannst Du Dich selbst krank machen, wenn Du Deine Gesinnung nicht änderst.

Ein weiteres Produkt der Unfreiheit ist die Ichbezogenheit Eifersüchtige Menschen sind mehr oder weniger ausschließlich mit sich, ihren Problemen und Konflikten beschäftigt.

Und diese Ichhaftigkeit und Unfreiheit finden wir wieder im Neuen Testament.
Paulus schreibt in 1. Kor. 3:3:

“Ihr lebt immer noch nach den Maßstäben der Welt, denn ihr seid eifersüchtig aufeinander und streitet euch!”

Eifersucht, Neid und Konkurrenzdenken, das sind die Maßstäbe, die in dieser Welt herrschen. Und wir sind oft selbst als Christen in die Zwänge des weltlichen Systems so hineinverstrickt, daß wir ungeheure Schwierigkeiten haben, Geistliche Maßstäbe in unserem Leben zu verwirklichen.

Fortsetzung folgt


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#2
Rolf

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EiferSucht - der Beziehungskiller unserer Zeit





Ein Seelsorgevortrag von Rolf Wiesenhütter


Teil 2



Das 2. Problem:



Eifersüchtige sind überempfindlich !


Durch ein Wort, durch eine Miene, durch ein Lachen, durch Flüstern, durch alle möglichen Kleinigkeiten und Nebensächlichkeiten fühlt sich der eifersüchtige Mensch verletzt.

Er kommt sich vernachlässigt, beschmutzt, klein, unterlegen, abgeschoben, zurückgesetzt und überflüssig vor.

Er bauscht Nebensächlichkeiten zu Tragödien auf.

Der eifersüchtige Mensch wird sagen: Ich bin halt sensibel.

Aber es besteht ein großer Unterschied zwischen Sensibilität und Überempfindlichkeit.

Sensibilität heißt “Feingefühl!”

Die eifersüchtige Persönlichkeit ist nicht sensibel, sondern überempfindlich. Sie reagiert hellhörig auf sich selbst und ist taub gegen andere. Sie ist also wie wir auch hier sehen können, Ichbezogen.


Der Eifersüchtige ist 3. mißtrauisch.

Mißtrauen ist das Gegenteil von Vertrauen. Natürlich hat auch Mißtrauen ihre Existenzberechtigung. Wenn aber Mißtrauen in Feindseligkeit übergeht, dann hat das zur Folge, daß der Mensch keinen Frieden mehr hat.

Er sammelt Mißerfolge wie Briefmarken und sucht sich tagtäglich die Bestätigung, daß er recht hat, in seinen Gedanken. Das kann regelrecht zwanghaft werden

An zwanghaften Gedanken kann man regelrecht erkranken.

Ihr seht, es ist gar nicht so einfach mit unseren Gedanken.

In 2. Korinther 10 Vers 5 wird gesagt, daß wir jeden Gedanken, der sich wider die Erkenntnis Gottes erhebt, zerstören sollen und unser Denken unter den Gehorsam Christi gefangen nehmen.


Wer ungesund mißtrauisch ist, verfolgt damit auch unbewußt Ziele.

Er neigt dazu, sein eigenes Ich überzubewerten. Mißtrauen geht gern mit Ehrgeiz ein Bündnis ein. Der Mißtrauische fühlt sich nicht so beachtet, wie er beachtet werden möchte.



Mißtrauen setzt ein Signal für andere, das heißt: Ich kann mich auf Dich nicht verlassen. Ich will mich auf Dich auch nicht verlassen. Ich muß auf der Hut sein, und kein gutes Wort von Dir wird mich irremachen, nicht mißtrauisch zu sein.

Menschen, die mißtrauisch sind, wirken kühl, distanziert, schwer ansprechbar.

Das kann alle Schweregrade annehmen, vom immer wachen Mißtrauen und krankhafter Eigenbezüglichkeit bis hin zur wahnhaften Einbildung und Täuschung.

Das vierte Problem: Eifersucht hat oft masochistische Züge.

Ein masochistischer Mensch verschafft sich Befriedigung durch Leiden. Das ist keineswegs auf den sexuellen Bereich begrenzt. Es gibt viele Erscheinungsformen.

Die masochistischen Züge der Eifersucht zeigen sich darin, daß der Mensch versucht sich klein und unbedeutend zu machen, um sich in völlige Abhängigkeit von Mitleidsansprüchen zu begeben.

Gleichzeitig gebärdet sich masochistische Eifersucht aggressiv - fordernd. Ständig werden seine Ansprüche an die Umwelt gesteigert. Menschen, die ständige Zuwendung, pausenlose Bemutterung und Fürsorge einfordern, die ständig Verantwortung, die sie selbst für ihr Leben tragen müßten auf andere abwälzen wollen, haben ein Problem mit Eifersucht.

In gesteigerter Form leidet der masochistisch veranlagte Eifersüchtige an Selbstverachtung. Er ist mit sich unzufrieden. Er ist der Schwache, der Leidende,der Kränkungen hinnehmen und Rücksichtslosigkeiten anderer einstecken muß.

Er ist nur glücklich, wenn er von anderen mitgenommen, mitgezogen, beschäftigt wird. Er will nicht handeln, sondern behandelt werden. Er will persönliche Sicherheit, und die ist ihm so wichtig, daß er bereit ist, jeden Preis dafür zu bezahlen.

Seine Lebensangst spricht aus allen Verhaltensweisen. Er ist mit allen möglichen Erpressungen nicht zimperlich. Er kann Krankheiten bewußt verstärken und Menschen mit allen möglichen Tricks und Arrangements an sich fesseln, bis dahin, daß er mit Selbstmord droht.


Was will der eifersüchtige Mensch erreichen ?

Im Allgemeinen sind eifersüchtige Handlungsweisen nach folgenden vier Richtungen hin ausgerichtet.

1. Entschuldigung für eigene Fehler

2. Erregen von Aufmerksamkeit

3. Gewinnen von Überlegenheit

4. Vergeltung


Diese vier Punkte möchte ich kurz erklären:

1. Eifersucht oder die Entschuldigung für eigene Fehler und Mängel.

Der Eifersüchtige benutzt viele Wege und Mittel um sein Ziel zu erreichen. Er handelt nicht zweckfrei. Er lenkt von seinem eigenen inneren Zustand ab.

Wie sieht dieser Zustand aus ?

- Er zweifelt an sich selbst !

- Er stellt seine Fähigkeiten, seinen Einfluß und seine Anziehungskraft ständig
in Frage !

- Er glaubt daß er in seiner Lebenssituation nicht gut genug ist !

- Man darf ihn nicht auf die Probe stellen. Dann reagiert er mit Angst, Entrüstung
und empfindet sein Gegenüber als Zumutung.

Selbstzweifel ist der Motor der Eifersucht.


2. Eifersucht, oder Aufmerksamkeit um jeden Preis

- Unbegründete Eifersucht kann nicht von den Ursachen her verstanden werden,
sondern von den Zwecken und Zielen.

- Die leichteste Methode der Eifersucht ist, Aufmerksamkeit zu erregen.

- Menschen, die unsicher sind, ob sie genügend geliebt und geschätzt werden,
verlangen dauernd Zeichen der Ergebenheit.

- Deshalb verfällt ein eifersüchtiger Mensch, der den Mangel empfindet, leidenschaftlicher begehrt zu werden, heißer geliebt und inniger bejaht zu werden; der gleichzeitig vom Gefühl der Unzulänglichkeit geplagt wird auf die Idee, auch seinen Partner eifersüchtig zu machen.

- Wer sich nicht genug beachtet fühlt, muß ständig nach neuen Aufmerksamkeiten fahnden. Das führt zu einem egoistischem, egozentrischen Verhalten bis hin zur Tyrannei.

- Ein eifersüchtiger Mensch wird immer das Gefühl haben, daß seine Erwartungen unerfüllt bleiben. Deshalb wird er in der Regel sein Tempo steigern.

- Eine verbreitete Form um Aufmerksamkeit zu erregen, ist der Diebstahl.
Eifersucht ist die Mutter jeden Diebstahls, und jeder der wegen Kleptomanie in
therapeutischer Behandlung ist, wird mit den Zusammenhängen von Eifersucht konfrontiert.



3. Eifersucht als Mittel der Überlegenheit und Herrschaft

Wenn die Eifersucht in dieses Stadium kommt, dann steigert sie sich zum kriegsähnlichen Zustand.

Wer hier mit eifersüchtigen Menschen zu tun hat und nicht gelernt hat, Grenzen zu setzen, muß aufpassen daß er nicht in Versklavung und völlige Beherrschung gerät.

Wenn Du Dir Fachliteratur über Eifersucht besorgst, wirst Du feststellen, daß Eifersucht fast überall als Besitzgier definiert wird. Der besitzgierige Mensch entwickelt ein regelrechtes Suchtverhalten.

An dieser Stelle möchte ich ein Beispiel hier aus diesem Buch von Reinhold Ruthe einfügen um dieses Suchtverhalten ein wenig darzustellen.

Es ist ein Beispiel, das die Verhaltensmuster der Herrschsucht charakerisiert:

Eine Frau kommt in eine Beratungsstelle und schildert wie folgt ihren Lebenslauf:



“Meine Kindheit war nicht schön. Meine Spielgefährten waren tüchtiger.
Ich habe sie bewundert und mich gefragt, warum ich nicht bewundert würde.
Gegenüber den anderen hatte ich eins voraus: Einen starken Willen.
Alle meine Kraft mußte ich einsetzen, um mich durchzusetzen.

Ich war die Älteste von vier Kindern. Zwei Brüder haben mir schwer zu schaffen gemacht. Sie waren stärker als ich, nahmen sich in der Familie und draußen viele Frechheiten heraus. Einer davon war ein richtiger Gassenjunge.

Ich konnte mich nur als Musterkind behaupten und kontrollierte jeden Schritt und Tritt von ihnen.

Die Eltern stellten mein Benehmen immer als Vorbild hin.


Mein Mann ist sehr weich und unentschlossen. Das führt zu entsetzlichen Auseinandersetzungen. Ich kann es nicht haben, wenn er mich im Ungewissen läßt.
Er nimmt Termine wahr, ohne sie mir anzukündigen. Er denkt außerdem nicht daran,
mir genau zu sagen, wo er ist. Manchmal glaube ich, er will mich völlig in der Luft hängen lassen.

Würde er mich wirklich lieben - ich zweifle daran -, würde er mir alles sagen.

Ein ständiges Ärgernis entsteht dadurch, daß mein Mann mich warten läßt. Ich kann kein Auto fahren, ich bin also auf ihn angewiesen.

Nicht selten mache ich ihm dann auf offener Straße eine Szene. Ich kann mich in dem Augenblick nicht beherrschen.

Lobend muß ich erwähnen, daß mein Mann dann kommt und die Sache wieder in Ordnung bringt.

Mir fällt es schwer, nachzugeben.

Wenn wir Besuch haben, bei Freunden sind und mit anderen diskutieren, geraten wir uns über Kleinigkeiten in die Haare.

Mein Mann wirft mir nämlich vor, daß ich immer Recht behalten müsse.

Manchmal werde ich richtiggehend depressiv und bekomme rasende Kopfschmerzen.

Ich fühle mich ohnmächtig und komme gegen seine Alleingänge nicht an.”

Laßt uns nun untersuchen, was diese Biographie deutlich macht:

- die Frau war die Älteste von vier Kindern. Sie mußte in der Tat versuchen, gegen die anderen im Sattel zu bleiben. Macht und herrschen wollen spielen daher seit der frühen Kindheit eine besondere Rolle in ihrem Leben.

- Die Frau schwört auf ihren starken Willen. Damit demonstriert sie ihren Machtanspruch. Im Zusammenhang ihres Lebenslaufs verdeutlicht sie, daß es ihr um Kontrolle geht und den ersten Platz, en sie auch als Mädchen nicht einbüßen will.

- Die Frau entwickelte schon früh spezielle Techniken, um ihre Machtposition zu festigen. Gegen die jüngeren Brüder kam sie körperlich nicht an. Deshalb entwickelte sie sich zum “Musterkind” und verschaffte sich auf diese Weise Anerkennung bei den Eltern. Gleichzeitig kontrollierte sie ihre Geschwister auf “Schritt und Tritt”, eine Verhaltensweise, die sie später auch bei ihrem Ehemann anwandte.

- Dennoch fühlte sie sich unterlegen und bewunderte Andere. Macht und Herrschsucht sind aber in den Augen des Untüchtigen ein effektiver Schutz gegen das Gefühl der Belanglosigkeit.
Viele Menschen streben nach Macht und Besitz, um ihre Unwichtigkeit, ihre Belanglosigkeit und Hilflosigkeit zu überspielen.
Die darniederliegende Selbstachtung wird durch Macht - und Herrschaftssucht
wieder aufgerichtet.

- Die Frau möchte nicht, daß sich irgend etwas ereignet, das sie nicht veranlaßt oder gebilligt hätte.
Sie will alles wissen, ihr soll nichts vorenthalten werden.

- Sie zeigt eine ungeduldige Haltung, die eng mit Machtstreben verbunden ist.
Jede Verzögerung und jedes aufgezwungene Warten werden zu einer Quelle des Ärgers. Die Machtdemonstration kennzeichnet ihre Herrschaft.

Die Frau deutet die Reaktion ihres Mannes als mangelnde Liebe. Sie kann nicht erkennen, daß der Ehemann aus Verärgerung über die ständige Bevormundung seine Mundfaulheit als Gegenmacht benutzt.

- Die Frau kann nicht nachgeben. Nicht nachgeben können ist ein typisches Verhalten herrschsüchtiger Menschen. Mit einer Meinung übereinstimmen oder einen Rat anzunehmen, wird als Schwäche empfunden.
Der Berater oder Seelsorger wird übrigens an dieser Stelle den größten Widerstand erfahren, denn der herrschsüchtige Klient hat große Angst davor, eine Änderung seines Verhaltens als Schwäche und Nachgeben zu erleben.

- Die Frau erlebt gelegentliche Depressionen. Sie sind die Verzweiflung und Resignation darüber, daß sie nicht uneingeschränkt das Heft in der Hand hält.
Mit ihren Kopfschmerzen geht es ähnlich. Sie verkrampft sich und zerbricht sich den Kopf, wie sie wieder Herr der Situation werden kann.

- Die Frau muß immer recht behalten. Der Herrschtyp kann nicht nachgeben und weiß alles besser. Er setzt sich durch und weiß in der Regel auch schon im voraus, was passieren wird. Seinen Vorahnungen sind keine Grenzen gesetzt. Der Herrschtyp ist der Prophet en miniature.

Soweit dieses Beispiel !

Zur Herrschsucht und Überlegenheit gehört auch das Problem der Besitzsucht.

Die besitzergreifende Liebe ist eine fressende Liebe. Eine Liebe, die sich den Partner einverleiben will. Das ist sehr tragisch. Die besitzergreifende Liebe will alles oder nichts. Das geht soweit, daß sie den Partner zu Gegen- maßnahmen zwingt.

Dadurch wird die Spannung einer Beziehung gesteigert. Die Dominanz verstärkt sich,
die scheinbare Unterordnung des anderen nimmt zu.

Entscheidend aber bleibt:
Es gibt im eifersüchtigen Streit keine Sieger, sondern nur Verlierer und Geschädigte
weil dem scheinbar Unterlegenen ein ganzes “Waffenarsenal “ zur Verfügung steht, um den Ausgleich wieder herzustellen.

Die aus dem “Waffenarsenal” eingesetzten Mittel sind unter anderem: Weinen, depressive Vorwurfshaltung, Davonlaufen, trotziges Schweigen, Märtyrer- und Heiligenhaltung, Suizidversuche, Alkoholräusche, Arbeitsstreik, Einbezug von Drittpersonen usw.

Viele zwischenmenschliche Qualen entstehen dadurch, daß jeder nur noch darauf bedacht ist, dem anderen Schmerzen zuzufügen oder den anderen zu zerstören, ohne Beachtung der Tatsache, daß er damit sich selbst mitschädigt.

Fortsetzung folgt

 


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#3
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Ein Seelsorgevortrag von Rolf Wiesenhütter


Teil 3




Kommen wir nun zum letzten Punkt:



4. Eifersucht oder Rache ist süß




Auch dies ist ein zweckgerichtetes Verhaltensmuster der Eifersucht. Es gehört zweifellos zu den gefährlichsten Methoden der Eifersucht.

Wer von Euch regelmäßig Zeitung liest, kann feststellen, daß da immer wieder von sinnlosen oder grundlosen Verbrechen berichtet wird.

Aber es gibt keine grundlose Tat. Jeder Täter verfolgt einen Zweck.

Menschen, die durch Rache motiviert sind, offenbaren eine schwere Störung.

Bittere Enttäuschungen werden durch Streben nach Beachtung, durch Macht und durch Rache ausgeglichen. Sie wollen dem anderen heimzahlen, was sie glauben, nicht bekommen zu haben.

Rachsucht ist oft die Antwort des Menschen auf negative Erwartungen. Negative
Erwartungen haben die Eigenart, sich zu erfüllen.

Und wir haben die Eigenart, daß wir uns mit unseren negativen Erwartungen identi-
fizieren. Wir machen sie uns zu eigen.

Fast jede Kriminalität ist ein Ausdruck von Rache. Kriminelle Menschen glauben, nur noch anerkannt zu werden, wenn sie Feindschaft hervorrufen. Sie führen einen Krieg gegen die Gesellschaft.

Besonders depressive Menschen sind durch Trotz und Rachsucht gekennzeichnet.

Eine besonders schwere Form der Rachsucht ist der Selbstmord. Selbstmörder hinterlassen Briefe, die zeigen, wie ehr sie sich in das Gequältsein der Hinterbliebenen einzufühlen verstehen.

In der Ehe ist die Rachsucht die letzte Phase offener Feindschaft. Die Eifersucht wird als Vergeltungswaffe eingesetzt.

In der Regel hat der Eifersüchtige ein Gespür dafür, die wundesten Stellen des Partners ausfindig zu machen, um hineinzustoßen.

Das Vergeltungsstreben offenbart völlige Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit und macht deutlich, wie schwer es sein wird, diese Mauer aus Verzweiflung, Resignation
und Hoffnungslosigkeit zu durchbrechen.


Ich möchte nun abschließend zur Therapie der Eifersucht noch etwas sagen:

Wie können wir als Christen mit Eifersucht umgehen und wie können wir Menschen helfen, die mit dem Problem der Eifersucht zu kämpfen haben ?

Eifersucht, das können wir wohl nach dem bisher Gesagten so einordnen, ist das Symptom einer tief verwurzelten Selbstwertstörung.

Wir haben hier ja schon zwei Abende ausführlich über Hilfe zu einem gesunden Selbstwertgefühl nachgedacht.

Dennoch möchte ich hier jetzt noch einmal sechs persönliche, konkrete Hilfen
beschreiben, die auf das Problem der Eifersucht zugeschnitten sind, und die bewirken können, daß wir unser selbstzerstörerisches Verhalten ändern, denn Eifersucht ist zutiefst selbstzerstörerisch.


1. So wie ich bin, bin ich gut genug !

Der Schlüssel zur Lösung der meisten Probleme in unserem Leben ist Selbstannahme und Selbstbejahung.

- Wer sich bejaht, schaut auf den Anderen nicht neidisch !

- Wer sich bejaht, hat es nicht nötig, sich zu vergleichen !

- Wer sich bejaht, ist nicht mißgünstig !

- Wer sich bejaht muß nicht mit anderen konkurrieren !


Leider beruhen traditionelle Erziehungsmaßnahmen, leider auch weitgehend im christlichen Raum, auf der falschen Annahme, daß der Mensch, so wie er ist, nicht gut genug ist.

Wir gehen bewußt oder unbewußt von der Annahme aus, daß er mehr aus sich machen muß.

- Er muß mehr leisten.

- Er muß mehr erreichen.

- Er muß mehr arbeiten.

- Er muß mehr Erfolg haben.


- Er muß liebenswürdiger, hilfsbereiter, moralischer, ausdauernder mutiger und nicht
zuletzt, christlicher werden.

Ich will hier einer gesunden Entwicklung im Sinne von Ausbildung und Qualifizierung garnicht das Wort reden.

Was aber unter uns Menschen passiert, ist leider sehr oft selbstsüchtig, auch in der Gemeinde Jesu !

Der frühere Hamburger Bischof Witte hat einmal gesagt:
“Ein Mensch, der immer christlicher werden will, wird immer ungeistlicher, immer pharisäerhafter; Christ sein heißt Christi sein Eigentum sein; nicht mehr und nicht weniger !”

Wer sich selbst bejaht, hat es nicht nötig, sein Ansehen aufzupolieren. Er muß nicht sein Äußeres auf Hochglanz bringen um mit der Konkurrenz, die an jeder Ecke lauert,
mithalten zu können.

So wie ich bin, bin ich gut genug. Dies ist ein zutiefst geistlicher Satz. Ein Satz, der unser Herz erreichen muß.

Das bedeutet: Ich bin nicht gut - Gott allein ist gut _ aber ich bin gut genug !

Das ist eine revolutionierende Aussage !

- Weil Gott mich liebt, reiche ich aus !

- Weil Gott mich liebt, bin ich zufriedenstellend !

- Weil Gott mich liebt, bin ich angenehm !

- Weil Gott mich liebt, darf ich mich annehmen, wie ich bin !

Das stellt mein Denken, Handeln, Fühlen und Leben auf den Kopf.

Als Geliebte Gottes lieben wir, das heißt doch:

- Weil wir geliebt werden, können wir lieben !

- Weil wir geliebt werden, können wir vertrauen schenken !

- Weil wir geliebt werden, müssen wir den anderen nicht anbinden !

- Weil wir geliebt werden, sind wir nicht eifersüchtig !


2. Wir müssen verstehen, daß wir vor Gott gleichwertig sind !

Jeder Mensch ist in Gottes Augen ein Original. Jeder ist in seiner Eigenart von Gott
angenommen. Die biblische Sichtweise über den Menschen spricht nicht von der
Chancengleichheit, sondern in der Grunderkenntnis der Gleichwertigkeit vor Gott.

Unsere christliche Verantwortung besteht also darin, dem eifersüchtigen Menschen klarzumachen, daß Begabung, Hautfarbe, Behinderung, Sprache, Können, Herkunft,
Anderssein oder wie auch immer unseren Wert vor dem lebendigen Gott nicht beeinträchtigen.

Im 1. Korintherbrief Kapitel 12: 12-16 wird von Paulus die Gleichwertigkeit aller Menschen in der Gemeinde, in der Familie und im Zusammenleben beschrieben.

Dieses Kapitel wird oft viel zu stark vernachlässigt, aber es ist ein gutes Heilmittel gegen Rivalität, Eifersucht und falschen Ehrgeiz.

Laßt uns diese Verse lesen:

Wir haben hier klare Maßstäbe für ein Leben ohne Neid und Eifersucht.

Die Gemeinschaft menschlichen Lebens lebt von den Beiträgen einzelner, von der Gestaltungskraft und der Zusammenarbeit. Die Vielgestaltigkeit ist ihr Reichtum.

In unserer Welt des Konkurrenzdenkens, von Armen und Reichen, von Behinderten
und Gesunden, müssen Christen ein lebendiges Zeugnis sein, daß alle gleichwertig sind, weil Gott alle gleich liebt.


3. Der eifersüchtige Mensch muß bereit sein an der Aufgabe seiner Ichbezogenheit zu arbeiten !

Die Beziehung zu Gott ist der Schlüssel zu einer tiefgreifenden Besserung.

Wer sich von Gott geliebt weiß, stellt nicht seinen Wert in Frage, er fühlt sich nicht wie ein verstoßenes Häufchen Elend.

Wer sich von Gott geliebt weiß, hat Selbstvertrauen und Lebensmut.

Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit können ihn anfechten, aber nicht zu Boden werfen.

Wer sich von Gott geliebt weiß, packt zuversichtlich und vertrauend die Schwierigkeiten an, die sich ihm auftun. Er wartet nicht passiv auf ein Wunder, daß Gott ihm ohne Anstrengung in den Schoß legt.

Die bösen Geschwister Eifersucht und Neid werden auch im Neuen Testament äußerst negativ beleuchtet. Phytonos, das griechische Wort für Neid, wird als Mißgunst beschrieben, die den Vorteil des Anderen sieht und eifersüchtig das Wohlergehen Dritter beobachtet.

Paulus charakterisiert das ichzentrierte Gebaren der Menschen, die sich selbst als Maßstab nehmen.

In Römer 1:28-29 sagt er:

“Weil sie es für unnötig hielten, nach Gott zu fragen und ihn ernst zu nehmen, hat Gott sie ihrem untauglichen gewordenen Verstand überlassen, so daß sie tun, was sich nicht gehört.
Jede Art von Unrecht und Schlechtigkeit häuft sich bei Ihnen. Sie sind voll Gier, Gehässigkeit und Neid.”

Es ist gerade so, als hielte Paulus den Eifersüchtigen einen Spiegel vor. Sie fragen nicht nach Gott, sondern stellen ihr dickes Ich in den Mittelpunkt. Mit Argusaugen
wachen sie darüber, ob andere mehr haben als sie selbst.

Neiderfüllte Blicke, neiderfüllte Gedanken und neiderfülltes Handeln machen den
Eifersüchtigen zu einem besitzergreifenden Menschen, der keine Liebe mehr geben kann, sondern nur noch Mißgunst.

Das geht soweit, daß er nur noch Gott und Menschen anklagt.

Wer sich dagegen um Gott dreht, hat keine Zeit mehr für eifersüchtiges Grübeln.
Die Ichsucht verliert an Gewicht.


4. Punkt: Der eifersüchtige Mensch entwickelt falschen Ehrgeiz !

Ehrgeiz, Eifersucht und Neid sind hautnah miteinander verwandt.

Der Philipperbrief Kapitel 2,3 und 4 demaskiert schonungslos falschen Ehrgeiz und prangert ihn an, wenn er formuliert:

“Handelt nicht aus Ehrgeiz oder Eitelkeit. Keiner soll sich über den anderen erheben,
sondern ihn mehr achten als sich selbst. Verfolgt nicht nur eure eigenen Interessen, sondern seht auch auf das, was dem Anderen nützt.”

Unser Problem als Christen ist häufig, daß wir solche Sätze mit dem Kopf bejahen, während wir im täglichen Lebenskampf aus der Masse herausragen wollen.
Wir wollen ein erhebliches Wörtchen mitreden und leisten dadurch dem Ehrgeiz und der Eifersucht Vorschub.

Ehrgeiz verleitet zum

- Bessersein

- Größersein

- Tüchtigersein

- Schönersein

- Schnellersein

- Moralischersein

- usw.

Deshalb ist der eifersüchtige Mensch auch immer leistungsorientiert.

Der Ehrgeizige will übertrumpfen, er sucht Profit, Macht und Überlegenheit.

Falscher Ehrgeiz wird auch in Form von

- Überheblichkeit

- Stolz

- Hochmut

- Eitelkeit


demonstriert.

Paulus sagt dazu in Römer 11:20:

“Seid nicht überheblich, sondern fürchtet euch lieber.”

Wir sehen, welche unbewußten Ziele der fleischliche Mensch verfolgt.

Er gilt nur was, wenn er überlegener, hervorragender und überheblicher ist.

Der springende Punkt dabei ist: In seinem gesamten Denken und Verhalten bläst ein
ungeistlicher Wind.

Denkt an das Zitat am Anfang des Abends aus Sprüche 23:




“Wie ein Mensch denkt, so ist er !”




Und wie ist es denn in der Welt ?
Wer ehrgeizig und leistungsbezogen denkt und lebt, wird von der Gesellschaft gelobt und belohnt.

Das wir durch unser Verhalten andere Menschen dadurch entmutigen, demoralisieren und heruntersetzen, kommt entweder gar nicht in unsere Gedanken oder wir nehmen es in Kauf.

Der übertriebene Leistungs- und Ehrgeizgedanke ist selbst bei vielen Christen so stark verwurzelt, daß Neurosen und Fehlverhalten hier ihren Grund haben.

Und die gibt es leider massig in der Gemeinde Jesu.

Wir glauben mit unserem Kopf, daß wir allein aus Gnaden erlöst werden und handeln doch so, als ob alles von unserem leistungsbezogenen Leben abhinge.

Der englische Theologe William Barclay schreibt über den Ehrgeiz:

“Eritheia (das griechische Wort für falschen Ehrgeiz) ist ein Wort, dessen Bedeutung degenerierte, und die Geschichte der Erwartung ist ein erschreckendes, aber doch getreues Abbild der menschlichen Natur.

Im Neuen Testament wird es sieben mal gebraucht, und jedesmal bezeichnet es einen Fehler, der die Arbeit der Gemeinde ruiniert. Es ist charakteristisch für einen Menschen, der alles einer irdischen, menschlichen Norm unterordnet und der an alles den Maßstab persönlichen Ansehens und Erfolges legt.

Wir werden also in der Gegenwart des Herrn geistliche Ansätze dem eifersüchtigen Menschen an die Hand geben müssen, die ihn in die Bereitschaft bringen, sein falsches Denken zu ändern, damit sein schädliches Verhalten zum Stillstand kommt.

Denn wir sehen hier, daß der eifersüchtige, ehrgeizige, leistungsorientierte Mensch
imstande ist, eine ganze Gemeindearbeit zu zerstören.


5. Punkt. Wir müssen an den rachsüchtigen Gedanken und Handlungen mit dem Eifersüchtigen arbeiten.


- Wer sich im Stich gelassen fühlt, zahlt heim.

- Wer sich vernachlässigt fühlt, rächt sich.

- Wer sich zurückgesetzt fühlt, reagiert mit verletztem Stolz.


Menschen mit der Mentalität von Verlierern schlagen zurück. Seine gesammelte Wut
und seinen aufgestauten Groll schleudert der Verletzte gegen die Menschen, die ihn vermeintlich vernachlässigt, mißachtet und im Stich gelassen haben.

Dadurch wird das Böse vermehrt, denn die Liebe erstirbt in diesen Menschen.
In der Rachsucht ist die Liebe abgetötet.

“Die Liebe rechnet das Böse nicht zu” heißt es in 1. Kor. 13:5. Diese Kraft wird der Eifersüchtige nicht aufbringen. Er will um jeden Preis aufrechnen und abrechnen.
Dazu ist ihm jedes Mittel recht.

Rachsüchtiges Verhalten aber ist dem Christen grundsätzlich nicht erlaubt.

Ich sage das noch mal für denjenigen, der das eben nicht hören wollte:
Rachsüchtiges Verhalten ist dem Christen grundsätzlich nicht erlaubt.


Wie komme ich zu dieser Aussage ?

Ich entnehme sie dem Wort Gottes !

Wiederum im Römerbrief steht geschrieben, diesmal Kap. 12: 18-21:

“Soweit es an Euch liegt, sollt ihr mit jedermann im Frieden leben. Greift der Strafe Gottes ja nicht vor, liebe Freunde. Denn es heißt: Ich habe mir die Vergeltung vorbehalten spricht der Herr. Ich selbst werde es ihnen heimzahlen. Laß Dich vom Bösen nicht besiegen !”

Und ich möchte hier ausdrücklich sagen, und das ganz bewußt in diesen Kreis:
Wer meint, er muß andere Menschen zur Eifersucht provozieren, der handelt nicht nur fleischlich, weltlich und teuflisch, sondern der macht sich auch schuldig am Anderen
und ist nicht frei von geistlichen Konsequenzen die das Fehlverhalten des Anderen mit sich bringt.

Wer andere zur Eifersucht provoziert, handelt der Sünde gemäß und ist damit vor Gott
des Todes schuldig, es sei denn er bringt dies in die ehrliche Vergebung.

Wir werden also aufgefordert Frieden mit anderen zu halten und das Böse mit Gutem zu überwinden.


Ich komme 6. zum Schluß indem ich sage:


Mein Denken beeinflußt mein Verhalten !


Weil hinter Eifersucht, Neid und falschem Ehrgeiz ein falsches Denken steht, hat jeder die Chance, sein Verhalten zu ändern.

Eifersucht ist keine unheilbare Krankheit.

Wir sind nicht Opfer der Eifersucht, sondern Mitspieler. Wir sollten nicht so einseitig und kurzsichtig sein, daß wir meinen, wie eine Billardkugel von Impulsen, Einflüssen
und Stößen unserer Umwelt getrieben zu werden und hilflos widerzuspiegeln, was mit uns gemacht wird.

Wir müssen unsere irrigen und fehlerhaften Vorstellungen korrigieren, sie durch biblische Wahrheiten ersetzen.

Schon in der Kain und Abel - Geschichte heißt es:

“Weißt Du nicht: Wenn Du recht tust, darfst Du aufblicken, wenn Du nicht recht tust, lauert die Sünde vor der Tür, Du aber herrsche über sie. (1. Mose 4:6-7)

Wir selber haben es in der Hand uns Gott zu öffnen. Er hat gesagt:

“Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen !”

Aber wir sollten uns auch aufmachen und zu ihm gehen. Und - ich denke, das hat dieser heutige Abend auch gezeigt:

Eifersüchtige Menschen brauchen Hilfe.

Hilfe von seelsorgerlichen Menschen, die tief in Gottes Wort gegründet sind, und die
dem eifersüchtigen Menschen Stück für Stück den Weg in die Freiheit aufzeigen.

Das braucht seine Zeit.

Am Beispiel Eifersucht können wir lernen, daß es Gebundenheiten gibt, die man nicht so ohne weiteres mit einem schnellen Befreiungsgebet aus der Welt schafft.

Und eine Sucht, ganz egal wie sie sich zeigt, ist immer eine Gebundenheit.

Und wenn Du in Eifersucht verstrickt bist, dann nimm Hilfe in Anspruch.

Aber sei Dir bewußt, daß es ohne Dein absolutes Wollen und aktives Mitarbeiten nicht geht.

Wenn Du nur auf Mitleid aus bist, wird es nicht gelingen.


Damit ist mein Vortrag beendet und ich lade Euch nun noch ein zum Gespräch.



Ende!


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