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Artikel der Erzdiözese Linz


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Rolf

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Kirche muss seelische Nöte der Zeit ernst nehmen





Univ.Prof. Dr. Martha Zechmeister referierte vor Diakonen und PastoralassistentInnen

Vor PastoralassistentInnen und Diakonen referierte Prof. Dr. Martha Zechmeister CJ am 14. April im Linzer Priesterseminar über Spirutualität in einer globalisierten Welt. Die Theologin, die an Universitäten in San Salvador und Passau unterrichtet, berichtete, „dass sich trotz ökumenischer, politischer, religiöser, kultureller Unterschiede die spirituelle Szene weltweit angleicht, es etabliert sich ein globaler spiritueller Markt“. Am erfolgreichsten in diesem neuen „spirituellen Supermarkt“ seien nicht mehr die traditionellen Kirchen und Religionsgemeinschaften, sondern die esoterisch geprägte Spiritualität und die Pfingstkirchen.

Die Pfingstkirchen verzeichnen weltweit das größte Wachstum, und schenkt man den Prognosen Glauben, werden die Pfingstler in Lateinamerika bis ins Jahr 2030 die Zahl der Katholiken überrunden. „Jeder vierte Christ ist heute weltweit Pfingstler und die Tendenz ist stark steigend“, erläutert die Ordensfrau. „Die stärkste Waffe ist ihre Präsenz in der medialen Welt – jede dieser großen Pfingstkirchen hat ihre eigenen Radio- und Fernsehsender“, so die Theologin weiter. „Ausgestrahlt werden religiöse Shows oder Sendungen, bei denen Mitglieder vor laufender Kamera unter Tränen Erlebnisse wie die Überwindung der Drogenabhängigkeit oder Kriminalität berichten. Alles was den Menschen quält oder bedrängt hat einen klaren Namen: Satan. Ihn gilt es mit der Kraft des Geistes auszutreiben.“

Eine ähnliche Entwicklung sei auch in Bayern zu beobachten, seit 1999 gibt es in Röhrnbach das freikirchliche „Wort- und Geist-Zentrum“. Wöchentlich nehmen rund 600 Personen an den Gottesdiensten teil und die monatlichen Heilungsgottesdienste sind überlaufen. Mit der einfachen Botschaft „Jesus liebt dich“ zieht die Bewegung hunderte Menschen in ihren Bann.

Es stellt sich die Frage, wie die traditionellen, etablierten Kirchen auf diese Entwicklung reagieren können. „Es wird nicht ausreichen, die traditionell verborgenen, spirituellen Schätze zu heben, abzustauben und attraktiv anzubieten und darauf zu hoffen, dass die Menschen dann wieder das Wahre und Echte erkennen und dass sie sich dann von selbst von diesen exotischen, magischen, fundamentalistischen Angeboten abwenden“, bietet die Theologin der verlockenden Vorstellung Einhalt. „Heutzutage müssen die Menschen unabgefedert das Risiko ihrer Existenz tragen“, so Zechmeister, sie hätten ständig die Gefahr vor Augen, „als überflüssig entsorgt zu werden. Menschen flüchteten in ihrer Not in individualisierte Formen, wie esoterische Spiritualität oder in die Klarheit und regressive Geborgenheit von Fundamentalismen“, so die Ordensfrau.

„Wenn das Christentum zukunftsfähig sein möchte, dann geht es nicht um eine Reproduktion von etwas Dagewesenem“, macht die Theologin unmissverständlich klar. Dr. Zechmeister ist der Meinung, dass eine „Neuformatierung eher gelingen kann, je mehr sich Kirche und Theologie von jeder Art gesellschaftlichen und kulturellen Dominanzanspruch verabschieden und auf ihre Deutungshoheit in Sachen Religion verzichten", so die Theologin weiter.

Dr. Zechmeister betonte, dass „der Abschied von klerikaler Macht unverzichtbar ist“, gefragt sei spirituelle Erfahrungskompetenz. „Spiritualität ist nicht länger autoritär vermittelbar, sie wird vom Menschen nur dann angenommen, wenn sie als das zutiefst Eigene erkannt wird.“ Die Kirche müsse sich aufmachen, die seelischen Nöte ernst zu nehmen, und die Menschen „zum heilenden Jesus zu begleiten“. Beten sei oft mit Verrücktheit gekoppelt: „Beter können nicht anders als aufbegehren gegen eine Welt, in der Wenige auf Kosten vieler leben“, sagte die Professorin. Beter ließen sich verwunden vom Leid der anderen, sie setzen Kraft frei, um aus Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit auszubrechen. „Da kann man halt nichts machen“ sei der gottloseste Satz, den es gibt. Beter hätten hingegen den langen Atem der Liebe, sie könnten Neues geduldig erwarten, schloß Zechmeister.

Ein Mitschnitt des Referats ist im IPF, Herrenstraße 19, 4020 Linz, bestellbar (www.dioezese-linz.at/ipf)


Univ.-Prof. Dr. Martha Zechmeister CJ, Uni Passau und San Salvador



2007-04-16 00:00:00
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