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Wer sind die Engel der Gemeinden in der Offenbarung?


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Rolf

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Über den Autor
Matthias ist Jahrgang 1983 und studiert Theologie , Geografie und Sportwissenschaft in Tübingen. In seiner Freizeit rennt er gerne durch den Wald, spielt Fußball oder sucht mit seiner Pfadfindergruppe das Abenteuer.


Frage von M. S.:

"Wer sind die Engel der Gemeinden in der Offenbarung?

Sind das wirklich Engel? Oder Menschen – denn sie erhalten ja Post von Johannes? Meine Bibelübersetzung lässt keinen eindeutigen Schluss zu."

Einleitung

Die Offenbarung wird nicht umsonst als ein Buch mit „sieben Siegeln“ bezeichnet. Das Ineinanderfließen von geschichtlichen Bezügen und zukunftsgerichteten Visionen, die wechselnden Perspektiven in den Himmel und auf die Erde und die Vielzahl an Metaphern und sinnbildlicher Sprache - all das macht ein klares Verstehen dieses Buches sehr schwierig. Viele lassen sich davon abschrecken.

Aber nicht umsonst steht die Offenbarung am Ende der Bibel. Viele Fragen, die das Lesen der Offenbarung mit sich bringt, beantworten sich durch die unzähligen Bezüge zu anderen biblischen Büchern, insbesondere zu den Propheten.


Die konkrete Situation

Die Kapitel 1-3 der Offenbarung machen deutlich, dass die Offenbarung zunächst auf eine konkrete geschichtliche Situation bezogen war. Die römische Provinz Asien (Offenbarung 1,4) befand sich in der heutigen Westtürkei und stellte ein kulturelles, wirtschaftliches und religiöses Zentrum dar. Nicht nur heidnische Religionen waren dort stark vertreten, sondern eben auch der neue, junge Glaube an Jesus Christus. Ephesus, Kolossä und Laodizäa waren christliche Hochburgen, in denen auch der Apostel Paulus lange gewirkt hat.

Diese Christen in der Provinz Asien mussten sich nun mit der hellenistischen Geisteshaltung ihrer Umgebung auseinandersetzen. Die Hellenisten, für die Bildung einen sehr hohen Stellenwert hatte, begegneten dem neuen christlichen Glauben mit viel Interesse und Toleranz. Vor diesem Hintergrund müssen die Kapitel 1-3 der Offenbarung verstanden werden. Die Versuchungen, denen die Christen ausgesetzt waren, waren keine antichristlichen, sondern scheinchristliche: Falsche Apostel (Offenbarung 2,2), Scheinpropheten (Offenbarung 2,20), Scheinleben (Offenbarung 3,1).

An diese sieben Gemeinden in Asien ist die Offenbarung gerichtet. Darüber hinaus beschreiben die ersten drei Kapitel dieses Buches zeitlose Belange christlicher Gemeinde.


Lösungsmöglichkeiten

Was aber ist nun mit den „Engeln der Gemeinden“ gemeint (Off 3,1ff)? Wer ist hier angesprochen? Es gibt zunächst zwei naheliegende Antworten:

Mit den Engeln sind die Gemeindeleiter der jeweiligen Gemeinde gemeint. Im griechischen Urtext steht „angelos“ und dieses Wort kann sowohl als „Engel“ als auch als „Bote“ übersetzt werden. Ein angelos ist im biblischen Sprachgebrauch öfters ein menschlicher Bote, ein Überbringer einer Botschaft (vgl. Jesaja 44,26; Markus 1,2).

Was darüber hinaus interessant ist: Die jüdischen Synagogen hatten zu damaliger Zeit für jeden Gottesdienst einen Vorbeter oder Leiter, der „Bote der Versammlung genannt wurde“. Deshalb ist ein Verständnis des „Engel der Gemeinde“ als der Gemeindeleiter von der Wortbedeutung her möglich wenn nicht sogar wahrscheinlich.

Doch ergeben sich beim genaueren Hinschauen einige Bedenken: Die Offenbarung verwendet insgesamt 67 Mal das Wort „Engel“ - doch ist damit niemals ein menschlicher Bote, sondern immer ein Himmelswesen gemeint. Ein weiterer Einspruch ist die Beobachtung, dass in dem jeweiligen Sendschreiben die Botschaft zwar an eine Einzelperson gerichtet (an den Engel), damit aber eine Gruppe gemeint ist (vgl. Offenbarung 2,4 und besonders der immer wiederkehrende Vers: „Wer Ohren hat, der höre“ (Offenbarung 2,7ff.)). Wenn also das Sendschreiben wirklich nur an den Gemeindeleiter gerichtet wäre, würde das Gericht über die Gemeinden nur von dessen Bußbereitschaft abhängen. Solches Denken ist nicht neutestamentlich.


So liegt die Schlussfolgerung nahe, dass eben doch ein himmlisches Engelswesen gemeint ist - etwa im Sinne von Offenbarung 1,1, wo der Engel die Botschaft Jesu Christi an Johannes durch einen Engel überbringt. Doch auch hier kommt man in Schwierigkeiten. Denn die Vorstellung von einem für eine Gemeinde zuständigen Engel ist im Neuen Testament sonst nicht zu finden. Auch der Einwand, dass in den Sendschreiben Gemeindebotschaften und keine Einzelbotschaften enthalten sind (s.o.), bleibt bestehen. Überhaupt erscheint die Vorstellung, dass der himmlische Gott seine Botschaft an himmlische Engel über den Umweg eines irdischen Menschen (Johannes) vermittelt, irgendwie umständlich.

Was nun?

Wenn weder himmlische Engel noch menschliche Botschafter gemeint sind, wie sind dann die „Engel der Gemeinden“ zu verstehen“?

Die Lösung liegt meiner Meinung nach in den Versen Offenbarung 1,12-20. Dort wird gesagt, dass die „Engel der sieben Gemeinden“ die sieben Sterne sind, die Jesus nach Offenbarung 1,16 in seiner Hand hält. Die Sterne sind aber wie die anderen Tiere und Gegenstände, die in den Metaphern der Offenbarung verwendet werden, symbolisch zu verstehen. Was können die sieben Sterne, die Jesus in seiner Hand hält anderes sein, als die sieben Gemeinden, von denen im nachfolgenden Kapitel die Rede ist. Dagegen wäre nun einzuwenden, dass Offenbarung 1,12-20 doch eindeutig die „sieben Leuchter“ als die Gemeinden definiert und nicht die sieben Sterne. Doch das große Geheimnis, von dem Offenbarung 1,20 spricht, ist folgendes: Sowohl die Leuchter, als auch die Sterne (also die „Engel der Gemeinden“) sind die Gemeinden selbst. Die vorangehenden Verse 12-20 verdeutlichen, dass die christlichen Gemeinden eine Doppelgestalt haben: Zum einen sind sie nach innen Christus zugewandt. Das drückt das Bild von den Leuchtern aus: Jesus ist mitten in der Gemeinde (Offenbarung 1,13-3). Jesus ist der Ölspender für die Leuchten. Zum anderen sind sie nach außen der Welt zugewandt. Das wird in dem Bild der sieben Sterne ausgesagt. Christen scheinen als Lichter in der Welt (Vgl. Matthäus 5,14).


Fazit

In diesem Sinn ist also unter dem jeweiligen „Engel der Gemeinde“ weder ein Mensch noch ein Himmelswesen zu verstehen, sondern ein Symbol für die Gemeinde selbst. Hilfreich ist in diesem Fall auch ein Blick auf die griechische Grammatik. Denn der Genitiv „Engel der Gemeinde“ kann nicht nur als Genitiv der Zugehörigkeit verstanden werden (also „Ein Engel, der der Gemeinde zugeordnet ist“). Es kann sich auch um einen stellvertretenden Genitiv handeln. Die Bedeutung wäre dann „Ein Engel, der die Gemeinde verkörpert“. Auch das macht die Sache klarer. Es ist nicht eine Person der Gemeinde oder ein der Gemeinde übergeordnetes Wesen gemeint, sondern der Gemeindeengel, die Gemeinde selbst.



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