Zum Inhalt wechseln

Welcome to Irrglaube und Wahrheit
Register now to gain access to all of our features. Once registered and logged in, you will be able to create topics, post replies to existing threads, give reputation to your fellow members, get your own private messenger, post status updates, manage your profile and so much more. If you already have an account, login here - otherwise create an account for free today!
Foto

Der Staat subventioniert Abtreibung, aber nicht Verhütung


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
Keine Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

Rolf

    Administrator

  • Administrator

  • PIPPIPPIP
  • 34224 Beiträge
  • Land: Country Flag

Please Login HERE or Register HERE to see this link!







Abtreibung aus Geldnot: Der Staat subventioniert Abtreibung, aber nicht Verhütung





Jesus.de-



03.02.2008


(epd) - Eigentlich hatte sie das Geld für die Spirale schon fast zusammen. Aber dann benötigte ihr Sohn neue Turnschuhe und die Waschmaschine musste repariert werden. Die zweifache Mutter, die von Arbeitslosengeld II lebt, verschob den Termin beim Frauenarzt. Weil die Kosten für Verhütungsmittel weder von den Krankenkassen noch vom Staat übernommen werden, können sich arme Frauen Pille oder Spirale kaum leisten. Immer wieder komme es deshalb zu ungewollten Schwangerschaften, beklagen Expertinnen aus den Beratungsstellen. Geldnot verändert das Verhütungsverhalten, belegt eine Pilotstudie.

«Familienplanung gibt es praktisch nur theoretisch», lautet der zweideutige Titel einer Masterarbeit, die die Sozialpädagogin Annelene Gäckle im vergangenen Frühjahr an der Fachhochschule Merseburg verfasst hat. Sie hat in der Studie erstmals die Auswirkungen der gestrichenen Kostenübernahme von empfängnisverhütenden Mitteln untersucht. Beleuchtet wird das Verhütungsverhalten von Alg-II-Empfängerinnen und deren Einstellungen zu möglichen ungewollten Schwangerschaften.

Gäckle hat in Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle pro familia Köln-Zentrum und anderen sozialen Trägern im Großraum Köln 69 Frauen befragt, die zu zwei Dritteln bereits seit mehreren Jahren von staatlicher Unterstützung leben. Ihr Durchschnittsalter betrug 30 Jahre. 80 Prozent der Frauen gaben an, dass das Alg II für die Finanzierung von Verhütungsmitteln nicht ausreiche.

Vor dem Bezug staatlicher Unterstützung gaben zwei Drittel der Frauen an, immer zu verhüten. Nur sechs Prozent sagten, beim Sex nie zu verhüten. In der Abhängigkeit von Sozialleistungen ergibt sich dagegen folgendes Bild: Nur ein Drittel der Frauen verhütet immer. 16 Prozent verhüten gar nicht.

Staatliche subventionierte Verhütung

Für den Bundesverband pro familia liegt die Lösung des Problems auf der Hand: Alle Hilfeempfängerinnen sollten wieder kostenlos Zugang zu Verhütungsmitteln haben. Das, so Pressesprecherin Regine Wlassitschau, sei bis Ende 2003 über das Bundessozialhilfegesetz auch so geregelt gewesen. Doch seit der Gesundheitsreform und dem Hartz-IV-Gesetz bestünden gravierende Defizite in der Verhütungsversorgung.

Im Regelsatz kommen Verhütungsmittel nicht vor, kritisiert der Verband. Es gibt zwar das Segment «Gesundheitsvorsorge», doch für Arztbesuche und Medikamente stehen pro Monat nur 13,17 Euro zur Verfügung. Davon auch eine angemessene Verhütung bezahlen zu wollen, sei für die meisten Frauen «schlichtweg unmöglich», so Wlassitschau.

Pro Monat kostet die Pille etwa zehn Euro, für eine Spirale werden je nach Qualität etwa 150 Euro fällig, die Sterilisation einer Frau schlägt mit bis zu 500 Euro zu Buche. Für viele Hilfeempfängerinnen sei das viel Geld, sagt Ingrid Reutemann, die bei der badischen Diakonie für die Schwangerschaftskonfliktberatung zuständig ist. 345 Euro im Monat haben Betroffene zur Verfügung, wenn sie nicht in einer Partnerschaft leben. Bei Frauen mit Partner sind es 311 Euro.

Bei Frauen unter 18 Jahren übernimmt die Krankenkasse die Kosten für Verhütungsmittel, ab 18 Jahren müssen diese selbst bezahlt werden. Früher habe das Sozialamt bei Frauen mit wenig Geld nach individuellen Absprachen die Kosten übernommen, «aber das geht inzwischen nicht mehr», erklärt Reutemann.

Abtreibung aus Geldnot

Mit den Folgen werden die Expertinnen in den Beratungsstellen immer wieder konfrontiert. Der katholische Verein «Frauenwürde» beriet eigenen Angaben zufolge im vergangenen Jahr vermehrt ungewollt schwangere Frauen, die von Arbeitslosengeld II leben - Frauen, die oft allein aus Geldnot über eine Abtreibung nachdenken.

Bei Frauen, die sich einen Abbruch nicht leisten können, übernimmt fast immer der Staat die Kosten. Allein in Baden-Württemberg war das 2007 nach vorläufigen Zahlen des Sozialministeriums rund 12.700 Mal der Fall.

Auch «Frauenwürde» fordert eine Gesetzesänderung, um armen Frauen die Kosten der Verhütung wieder zu erstatten. Vorsitzende Annegret Laakmann: «Es kann nicht angehen, dass Schwangerschaftsabbrüche vom Staat bezahlt werden, Verhütungsmittel aber nicht.»


  • 0