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Ignis - Akademie wirbt für nicht anerkannte Kurse


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Eine Antwort in diesem Thema

#1
Rolf

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Die Ignis - Akademie in Kitzingen hat eine umfassende Werbe- und Informationsseite. Darin wirbt sie sehr augenfällig für Abschlüsse auf Bachelor und Masterebene. Damit verbunden: Wer ein Zertifikat haben zum christlichen Berater haben will, muss künftig drei statt zwei Jahre "studieren."

Um die ersehnten Hochschulabschlüsse zu bekommen, sind es inzwischen vier Jahre Ausbildungszeit, sowie eine ganze Reihe weiterer kostenpflichtiger Auflagen. Zahlen muss man nämlich selber. Für diese Ausbildung gibts in Deutschland kein bafög, weil die gesmten Bemühungen der "Ignis - Akademie" staatlich nicht anerkannt sind. Um das rauszufinden, muss man allerdings auf der Page sorgfältig navigieren und lesen.

So ist am Ende einer unwissenschaftlichen Ausbildung letztlich ausser Spesen nichts gewesen.

Besonders dreist finde ich allerdings, dass man den Teilnehmern suggeriert, man könne durch Kombination mit einem Theologiestudium quasi durch die Hintertür zu einer staatlichen Anerkennung kommen. Aus meiner Sicht ist das Geistlicher Missbrauch in Hochpotenz.

Hier der Seitenauszug:

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Mögliche Abschlüsse / Prüfungen
Der Ausbildungsabschluss zum Christlichen Berater (IACP) / zur Christlichen Beraterin (IACP) ist frühestens nach dem 3.Studienjahr möglich
Das Studienziel der Zusatzqualifikation B.A. of Pastoral Counseling, der von NCIU (Lake Worth/USA) verliehen wird, ist je nach Schul- und Ausbildungsvorausset-zungen frühestens nach den ersten drei Studienjahren möglich


Das Studium der Christlichen Psychologie kann frühestens nach vier Jahren mit der Abschlussprüfung abgeschlossen werden.
Zulassungsvoraussetzung ist
- die erfolgreiche Teilnahme an den Kursen in Christlicher Beratung.
- die abgegebene Abschlussarbeit
- der Nachweis der geforderten praktischen Erfahrungen (DG)
- der Besuch der Pflichtseminare des Studiums
- die notwendige Anzahl von Studienpunkten (Credits)


Die obigen Abschlüsse sind in Deutschland nicht staatlich anerkannt.


Ein Ausbau dieser Abschlüsse ist wie folgt möglich:

M.A. of pastoral counselling/ M.A. of Theology / M.A. of Philosophy (NCIU)
(nicht staatlich anerkannt)
M.A. of Theology / M.A. in cross cultural leadership (University of Wales)
(als europäischer Abschluss in Deutschland anerkannt)
evtl. M.A. in Psychology
(z.Zt. noch im Verhandlungsstadium)
  • 0

#2
Rolf

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Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“ Infospezial Nr. 26 / 2002




Charismatische Seelsorge am Beispiel von IGNIS




Roland Antholzer


Seelsorge in der charismatischen Bewegung


Während in Bezug auf die evangelikale Christenheit ganz allgemein festgestellt werden muss,
dass dort die Seelsorge in den letzten Jahrzehnten sträflich vernachlässigt wurde, muss der
charismatischen Bewegung bei aller kritischen Distanz zu ihrer Theologie und Glaubenspraxis
zugebilligt werden, dass die Seelsorge in ihr von Anfang an einen hohen Stellenwert hatte.
Charakteristisch für die charismatische Seelsorge ist es u. a., dass sie in verschiedensten
Zusammenhängen ausgeübt wird: vor allem natürlich in Hauskreisen, aber auch in
Gottesdiensten, in Seminaren, ja sogar in Großveranstaltungen wie Evangelisationen oder
Kongressen.

Im Gottesdienst einer charismatischen Baptistengemeinde erlebte ich es zum ersten Mal, wie auf
dem Podium mehrere Kleingruppen von drei bis vier Leuten beieinander standen, sich leise
unterhielten und anschließend miteinander beteten: Seelsorge unter den Augen der Gemeinde!
Abgesehen davon, dass solche Praxis problematisch ist, wären in den nichtcharismatischen
Gemeinden wohl kaum Geschwister bereit, ihre Hilfsbedürftigkeit solchermaßen zur Schau zu
stellen. Nun ist das Verständnis von Seelsorge in der charismatischen Frömmigkeit etwas anders
als das, was sonst im evangelischen Umfeld überwiegend anzutreffen ist. Seelsorge ist stärker
handlungsorientiert, wobei das .vollmächtige" Handeln oder Beten des Seelsorgers im
Vordergrund steht. Das langwierige Eruieren einer Lebensgeschichte, das Konfrontieren mit
biblischen Wahrheiten und das Beraten werden weniger stark betont. Das ist nun aber sehr
allgemein gesagt und gilt nicht für alle Gruppierungen innerhalb der charismatischen Bewegung,
zumal es dort ein sehr breit gestreutes Spektrum gibt. Vor allem gilt es nicht für IGNIS, das
Seelsorgewerk, um das es in diesem Artikel insbesondere gehen soll.

Was ist IGNIS? Arbeitszweige von IGNIS

Die „Deutsche Gesellschaft für Christliche Psychologie" oder auch „IGNIS" wurde 1986
gegründet. Der Name IGNIS ist das tat. Wort für Feuer. Feuer gilt in der charismatischen
Bewegung als Bild für das machtvolle Wirken Gottes. Das ist zwar biblisch nicht zu belegen,
denn faktisch überall, wo das Wort „Feuer" eine bildhafte Bedeutung hat, steht es für Gericht.
Doch solches ficht die charismatischen Brüder nicht an. Nach eigener Aussage haben die
Gründer dieses Dienstes das Anliegen gehabt, „die heilende und helfende Gegenwart Gottes in
den theoretischen wie praktischen Feldern der Psychologie deutlich zu machen". Man wollte eine
christliche Therapie entwickeln. Im Jahr 1992 wurde die „IGNIS- Akademie für Christliche
Psychologie" gegründet, wo in einem vierjährigen Vollzeitstudium Christliche Psychologie
studiert werden kann. Ein Fachbereich der IGNIS- Akademie ist das IGNIS- Therapiezentrum, wo
Christen aus der Region Beratung angeboten wird. Schließlich wird dort auch eine „Berufsbegleitende
Ausbildung zum Christlichen Berater" angeboten, die zwei bis drei Jahre dauert.

Sporadisch werden auch Schulungen für Gemeindemitarbeiter angeboten, Seminare für Kinderund
Jugendseelsorge, Therapeutische Wochenenden, Vertiefungsseminare, eine Sommer-
Akademie usw. Einige Jahre lang wurde die Zeitschrift „Befreiende Wahrheit" herausgegeben, die
aber jetzt eingestellt worden ist.

1989 wurde die „Fachklinik für christliche Psychiatrie und Psychosomatik" in Egenhausen im
Schwarzwald gegründet. 1992 wurde diese Klinik aus der IGNIS- Arbeit herausgelöst und steht
heute unter der Leitung von De IGNIS, einer von IGNIS unabhängigen Organisation. Die Arbeit von
De IGNIS scheint weniger stark an die charismatische Bewegung gebunden zu sein, anderseits
aber ist sie offener für psychologisch-psychotherapeutische Methoden. Vermutlich liegt hier auch
der Grund, warum es zu einer Trennung von IGNIS gekommen ist. Insgesamt muss man
anerkennen, dass IGNIS eine erstaunliche Aktivität und ein sehr vielseitiges Angebot entwickelt hat.

Sie haben es verstanden, viele psychologisch und sozialpädagogisch ausgebildete Christen zu
gewinnen und diese in ihre Arbeit einzubinden. Hierbei kommt ihnen natürlich entgegen, dass sie
undogmatisch und ökumenisch offen sind. Obwohl sehr viel von der Bibel gesprochen wird und man
sich darauf beruft, biblisch zu arbeiten, scheint Theologie und biblische Lehre im klassischen Sinn
die Arbeit nur wenig zu prägen. So werden auch die spezifisch charismatischen Lehren kaum in
Frage gestellt.

Das Anliegen einer christlichen Psychologie bzw. Therapie

Das Anliegen, die Psychologie so umzuformen, dass man sie eine christliche Psychologie nennen
kann, war von Anfang an sehr ausgeprägt da und wurde bereits vor über 10 Jahren von Peter
Hühner in seiner programmatischen Schrift „Prolegomena zu einer christlichen Psychologie"
formulierte Konsequentenweise versucht man seither auch so etwas wie eine christliche Therapie
zu entwickeln. Ich verweise auf das „Basispapier zur wissenschaftlichen Positionierung Christlicher
Therapie", womit ein grundlegender Rahmen für ein christliches Therapiekonzept geschaffen
werden soll.2 Natürlich steht und fällt dieser Anspruch damit, ob es überhaupt möglich ist und auch
gelingt, eine christliche und dennoch wissenschaftlichem Anspruch gerecht werdende Psychologie
zu entwickeln. Denn Psychotherapie soll ja die konkrete Anwendung von psychologischen
Erkenntnissen sein.

Nun behaupte ich, dass es eine falsche und unerreichbare Zielsetzung ist, eine christliche
Psychologie zu etablieren. Der Anspruch, mit der Christlichen Psychologie so etwas wie eine
Alternative zur etablierten Psychologie zu entwickeln, ist m. E. eindeutig zu hoch gegriffen. Meines
Wissens geschieht bei IGNIS keine ernstzunehmende Forschung. Es werden jedenfalls keine
empirischen Untersuchungen durchgeführt. Letztlich greift man nur auf die Forschungs- Ergebnisse
der akademischen Psychologie zurück und versucht teilweise, diese neu zu interpretieren bzw. in
einen christlichen Bezugsrahmen einzubauen. Hühner nannte dieses Vorgehen „Rekonstruktion".
Die Ergebnisse dieser „Rekonstruktion" sind allerdings - so scheint es jedenfalls - so etwas wie
eine Geheimwissenschaft. Jedenfalls sind sie meines Wissens in keiner Fachzeitschrift publiziert.

Abgesehen davon ist man inkonsequent, wenn einerseits die wissenschaftstheoretischen Vorgaben
der Erfahrungswissenschaft abgelehnt werden, weil sie den Erfahrungsraum auf die Immanenz
reduzieren, anderseits aber die Ergebnisse dieser Wissenschaft zum Ausgangspunkt der
„Rekonstruktion" gemacht werden. Im Vergleich dazu ist die christliche Initiative „Wort und Wissen"
im Bereich der Evolutionslehre wesentlich nüchterner. Man hat nicht den Anspruch, eine christliche
Biologie zu begründen, sondern geht von den wissenschaftlichen Fakten aus und stellt sie in einen
biblischen Deutungsrahmen. Und obschon die Mitarbeiter von „Wort und Wissen" im universitären
Bereich in Forschung und Lehre tätig sind: ihre Ansätze werden im Wissenschaftsbetrieb dennoch
kaum zur Kenntnis genommen. Wie viel weniger wird das bei der sog. „Christlichen Psychologie" der
Fall sein. Hier wäre IGNIS etwas mehr Selbstbescheidung anzuraten.

Für problematisch sehe ich die Tatsache an, dass IGNIS ein vierjähriges Vollzeitstudium in
Psychologie anbietet, das zu keinem anerkannten Abschluss führt. Es vermittelt auch keine
definierte berufliche Qualifikation. Die Absolventen nennen sich dann Christliche Psychologen und
wissen nicht, dass sie damit gegen das Gesetz verstoßen. Es ist daher den Absolventen von IGNIS
sehr zu empfehlen, auf die Verwendung der Berufsbezeichnung Psychologe zu verzichten, da sie
ebenso wie der Titel Diplompsychologe gesetzlich geschützt ist und nur von akademisch
ausgebildeten Psychologen verwendet werden darf. Bei einer Anzeige müssen sie u. U. mit hohen
Geldstrafen rechnen. Auch ats Christliche Therapeuten dürfen sie nur dann eine Heilbehandlung
durchführen, wenn sie zusätzlich eine Heilpraktikerausbildung absolvieren. Auf keinen Fall dürfen
sie sich dann aber „Psychotherapeuten" nennen, auch nicht „Christliche Psychotherapeuten".

Problematische bzw. unbiblische Aspekte charismatischer Seelsorge

Im Folgenden möchte ich einige problematischen Methoden und Lehren beleuchten, die in der
charismatischen Seelsorge fast durchgängig vorzufinden sind. Da bei IGNIS überwiegend
sozialwissenschaftlich ausgebildete Leute tätig sind, ist man dort bemüht, die für Nichtcharismatiker
anstößigen Praktiken zumindest in ihren Publikationen weniger zu betonen. Es ist mir aber
bekannt, dass sie in der Ausbildung und in der Seelsorgepraxis dennoch vorkommen.

Innere Heilung#

Das seelsorgerliche Konzept, das besonders mit der charismatischen Bewegung verbunden ist, ist
das der „Inneren Heilung". Es handelt sich hier um einen methodischen Ansatz, der verschiedene
Elemente miteinander integriert: psychotherapeutische, mystisch-okkulte, aber auch klassischseelsorgerliche
Elemente. Der Einfluss der Psychologie, speziell tiefenpsychologischer Prägung,
wird von Betty Tapscott, einer bekannten Vertreterin dieser Methode, unumwunden eingestanden.
Sie definiert sie folgendermaßen: „Innere Heilung ist Psychotherapie plus Gott.“ Damit verweist sie
ungewollt auf die Tatsache, dass in sehr unkritischer Weise psychoanalytische Konzepte
aufgenommen wurden wie z.B. die Traumatheorie, die Lehre vom Unbewussten, auch kollektiven
Unbewussten im Sinne von C.G. Jung, die tiefenpsychologische Entwicklungslehre usw.

Die Lehre von der „Inneren Heilung" geht zurück auf Agnes Sanford, deren Schriften in manchen
christlichen Kreisen einen hohen Stellenwert haben. Dabei sind ihre Lehren so unverhohlen
heidnisch, dass man sich nur wundern kann, dass Christen das nicht merken. So sagt Agnes
Sanford etwa, dass wir ein Teil Gottes seien: „Er ist in der Natur, und er ist selbst die Natur." Sie
nennt Gott die „ursprüngliche Energie" und dass „wir allein durch die Kraft unseres Geistes in
ändern Menschen gute Eigenschaften erzeugen", Kranke über weite Entfernungen hinweg heilen
und ändern durch die Visualisierung sogar ihre Sünden vergeben können. Sanford lehrte also ein
pantheistisches Gottesbild, verstand sich als christliche Mystikerin und war stark von der okkulten
Theosophie beeinflusst. Das nur zur Kennzeichnung der Quelle der Methode der „Inneren Heilung".
Den Begriff selbst hat die Schwester des früheren US-Präsidenten Jimmy Carter, die
Charismatikerin Ruth Carter- Stapleton, geprägt.

Die Methode besteht darin, dass man sich in frühkindliche Situationen zurückversetzen soll, von
denen man glaubt, dass sie etwas mit den gegenwärtigen Problemen zu tun haben. Da wird dann
etwa eine Frau dazu angeleitet, sich in einer Vision ein traumatisches Kindheits- Erlebnis
vorzustellen, also sich in die Situation zurückzuversetzen, in der sie als Kind von ihrem Vater
sexuell missbraucht worden war. Sie soll sich dieses schlimme Erlebnis so real und lebendig wie
möglich vor ihrem geistigen Auge vergegenwärtigen. Dann soll sie sich vorstellen, dass Jesus in
dieser Situation zugegen ist, und sie durch seine Gegenwart heiligt, verändert, oder die damit
verbundene Schuld vergibt. Dadurch soll es dann zur Heilung der seelischen Verwundung kommen.
Ein Vertreter dieser Methode schreibt: „Die Vorstellung, die hinter der inneren Heilung steht, ist
einfach die, dass wir Jesus Christus bitten können, zu der Zeit zurückzugehen, in der wir verletzt
wurden, und uns von den Auswirkungen dieser Wunden, die bis in die Gegenwart hineinreichen, zu
befreien...".~

Das Thema „Innere Heilung" ist heute sehr populär in der evangelikal-charismatisch geprägten
Christenheit. Es ist auch zu recht sehr umstritten. Zunächst einmal wäre zu dieser Methode zu
sagen, dass sie mit der Bibel nicht zu begründen ist. Analog dem Trend unserer Zeit und
insbesondere der humanistische Psychologie spricht man bei der Inneren Heilung fast
ausschließlich von Gefühlen. Nicht die Veränderung des Denkens und Verhaltens ist im Focus,
nicht Buße, Vergebung, Gehorsam und Selbstverleugnung, sondern verletzte Gefühle. Fairerhalber
muss ich sagen, dass es auch moderate Versionen gibt, etwa die von Wolfram Kopfermann oder
David Seamonds, doch ihre Ansätze sind nicht typisch für das, was Charismatiker unter Innerer
Heilung verstehen. In den einschlägigen Büchern findet man kaum den ernsthaften Versuch, diese
Methode biblisch begründen. Bestenfalls werden Bibelzitate als schmückendes Beiwerk angeführt.
Die Praxis dagegen impliziert eine erschreckendes Unverständnis des Heilshandelns Gottes. So
muss in einem Fallbeispiel von Arline Westmaier eine Ratsuchende erst Jesus visualisieren, dann
alle ihre verletzten Gefühle in einen Sack packen, diesen Jesus auf die Schulter laden und zusehen,
wie Jesus den Sack dann ans Kreuz trägt. Ich meine, es gehört zum ABC des christlichen
Glaubens, dass der Herr Jesus nicht für unsere Gefühle, sondern für unsere Schuld ans Kreuz
gegangen ist. Auch wird er nicht immer neu ans Kreuz gehen, weil wir das so wollen. Er ist ein für
allemal für unsere Sünde gestorben.

Besonders erschreckend ist die Tatsache, dass fast immer die Methode der Visualisierung zur
Anwendung kommt. Nun ist diese Methode keineswegs neu. Okkultisten haben seit langem die
Ansicht vertreten, dass Gedanken durch die Visualisierung materialisiert werden und eine Existenz
auf der physischen Ebene annehmen können. Die Visualisierung ist auch die Methode, mit der
Schamanen in Kontakt mit Kontroll-Geistern treten, die ihnen dann zu Diensten stehen. Sie nennen
die Geister „innere Führer" oder,.Führer in der Phantasie". Die Vorstellung, dass durch gedankliche
Kraft die äußere Wirklichkeit zu verändern wäre, liegt letztlich jeder Magie zugrunde. Das gilt für die
Technik des Positiven Denkens gleichermaßen wie für die Visualisierung. In beiden Fällen
überschreitet man die Grenze zur Zauberei. Dass das in der Welt geschieht, muss uns nicht
verwundern. Dass es aber auch in der Gemeinde Jesu praktiziert wird, zeigt an, wie weit wir in
Bezug auf den großen Abfall vom Glauben schon fortgeschritten sind. Urnso mehr muss man vor
solchen Irrtümern warnen.

Schon der Gedanke, dass man Jesus einfach so erscheinen lassen kann, wenn man Lust dazu hat,
müsste jeden Christen erschrecken. Sollte man den Herrn der Schöpfung einfach per Knopfdruck
bzw. per Psychotechnik herbeirufen und in Dienst nehmen können? Ist Jesus so eine Art „Geist aus
der Flasche", den wir durch die Kraft unseres Geistes oder unserer Gedanken beschwören können?
Doch ganz sicher nicht! Aber wer oder was ist dann diese Gestalt, die visualisierenden Menschen
so real wird und den Christen als „Jesus" erscheint? Es ist ja nicht zu leugnen, dass tatsächlich ein
Kontakt zu einem Geistwesen hergestellt wird. Die einzige Erklärung ist wohl die, dass es sich um
dieselben dämonischen Wesen handelt, die sich den Okkultisten als „Geistführer" darstellen. Wenn
nun ein Christ Jesus visualisiert und ihn dann scheinbar leibhaftig vor sich sieht, dann merkt er
nicht, dass er damit genauso vorgeht wie die Schamanen, die immer betonen, dass auf diese
Weise ein „magisches Tor" im Bewusstsein geöffnet wird, das zu der Welt der Geister führt.
Unbiblische Okkultseelsorge - der sog. „Befreiungsdienst"

Dass der sog. „Befreiungsdienst" unbiblisch und geradezu gefährlich ist, habe ich in meinem Buch
„Mächte der Bosheit" ausführlich nachgewiesen.7 In diesem Rahmen werde ich diesem komplexen
Thema nicht gerecht werden können. Die Praxis vollzieht sich gewöhnlich im sog. „Binden und
Lösen" oder auch im „Gebieten" von unreinen Geistern und Dämonen.

Beim „Binden und Lösen" wird der Satan durch eine bestimmte formelhafte Aussage „im Namen
Jesu" gebunden und der Ratsuchende von seinen zuvor aufgelisteten Okkultsünden gelöst. Diese
Praxis begründet man in der Regel mit Mt 18,18: „Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr etwas auf der
Erde binden werdet, wird es im Himmel gebunden sein, und wenn ihr etwas auf der Erde lösen
werdet, wird es im Himmel gelöst sein." Dabei wird mit seltsamer Willkür der erste Teil der Aussage
auf den Teufel und der zweite auf den Ratsuchenden bezogen, indem der Teufel gebunden und der
Ratsuchende gelöst wird. Der Kontext wie auch die Bedeutung der Begriffe „binden" und „lösen" im
Judentum machen es völlig klar, dass er hier um Gemeindezucht geht. Doch das wird schlicht
ignoriert. Die Jünger Jesu wussten, dass es um den Ausschluss von der Synagogengemeinschaft
ging (Binden) bzw. die Wiederaufnahme in dieselbe (Lösen). Es besteht nicht der geringste Anlass,
diese Aussage mit Dämonen in Verbindung zu bringen. Ebenso krampfhaft erscheint der Versuch,
diese Praxis mit Mt 12,29 zu belegen. Hier wird eine Bildaussage als Begründung für eine Lehre
genommen, die sonst nirgends in der Bibel zu finden ist. Abgesehen davon, dass das unzulässig ist,
wird die Abstrusität dieser Lehre durch die daraus abgeleitete Praxis offenkundig: Manche
'Seelsorger binden den Teufel nämlich mehrmals täglich, nämlich in jeder Seelsorge. Rund um die
Erde geschieht das wohl jede Sekunde. Und trotz alledem geht der Teufel völlig unbeeindruckt
„umher wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge" (1 Petr 5,8).

Das Gebieten und Austreiben von Dämonen an wiedergeborenen Christen setzt voraus, dass
Christen besessen sein können. Für diese Annahme gibt es in der Schrift aber keinen Beleg. Weder
finden wir eine Lehraussage noch ein Beispiel dafür. Sie steht vielmehr im krassen Widerspruch
zum ganzen Heilsverständnis der Schrift. Die Erlösung ist nicht unvollkommen oder unvollständig,
so dass noch ein menschliches Tun hinzu kommen müsste. Wenn Jesus sagt: „So euch nun der
Sohn frei macht, so seid ihr recht frei" (Joh 8,36), so spricht das eine geistliche Realität an, die nicht
primär auf unsern irdischen Wandel bezogen ist, sondern auf eine durch die Wiedergeburt in Kraft
getretene geistliche Realität: Wir sind frei, so wir überhaupt Kinder Gottes sind. Ob wir in dieser
Freiheit wandeln, ist eine andere Sache. Das hat aber damit zu tun, ob wir um diese geistliche
Realität wissen (biblisch denken) und sie im Glauben in Anspruch nehmen, was natürlich
einschließt, dass wir das Bindende loslassen. Ein besonderes (peudo)priesterliches Handeln ist
hierzu nicht nötig, kann vielmehr nur ein falsches Denken begünstigen. Die Aufgabe des
Seelsorgers wäre es vielmehr, unbiblisches Denken mit den Wahrheiten der Schrift zu konfrontieren
und zu korrigieren sowie zu einem Wandel im Gehorsam des Glaubens zu ermutigen.

Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, als werde diese unbiblische Seelsorge ausschließlich bei
Charismatikern angewandt. Wir finden sie über alle Denominationen und Gemeinderichtungen
hinweg vor. Allerdings kommt dese Praxis im charismatischen Umfeld durchgängig zur Anwendung,
in sicher unterschiedlich extremer Weise. Oft ist sie mit der Methode der „Inneren Heilung"
verbunden. Betty Tapscott beruft sich auf ein Ehepaar Hunter, deren Motto laute: „When in doubtcast
it out!", also „Im Zweifelsfall - immer austreiben!" Auszutreiben sind nach Tapscott die Geister
der Angst, der Ablehnung, der Depression, der Bitterkeit, der Unversöhnlichkeit, der Traurigkeit, der
Nervosität, der unreinen Gedanken, des Vorurteils, des Zorns, des Kummers und des Mordes.

Während uns in der Bibel gesagt wird, dass wir die Sünde ablegen und unser Fleisch kreuzigen
sollen, wird hier Heiligung zur Aufgabe des Seelsorgers gemacht, der die diversen Geister
austreiben muss. Da bei IGNIS überwiegend sozialwissenschaftlich ausgebildete Leute tätig sind,
wird es dort vermutlich nicht zu den extremen Deutungen eines Wolfhard Margies kommen, der fast
alle seelischen Erkrankungen wie z.B. Schizophrenie, endogene Depressionen und Epilepsie auf
Dämonie zurückführt. Exorzismen an solchen Kranken gehören übrigens zu den schwerwiegensten
seelsorgerlichen Fehlern mit teils verheerenden Auswirkungen.

Ruhen im Geist als Therapiemethode

Nun kommen wir zu dem beunruhigensten Phänomen innerhalb der charismatischen Bewegung,
dem sog. „Erschlagen- werden- im- Geist" („slain in the spirit") oder das „Ruhen im Geist", wie es
mittlerweite genannt wird, um die Aufmerksamkeit von dem anstößigen Rücklingsstürzen
abzulenken und mehr auf die Auswirkung zu richten, die als ein „Ruhen" geschildert wird. Es
handelt sich um die Tatsache, dass in charismatischen Versammlungen - und nur dort - immer
wieder Menschen wie vom Blitz getroffen rücklings zu Boden stürzen. Dieses Phänomen, das seit
1994 im Zusammenhang mit dem sog. „Toronto-Segen" vermehrt auftritt, ist keineswegs neu.

Es ist schon 1909 zu Beginn der deutschen Pfingstbewegung in Kassel aufgefallen und in der Berliner
Erklärung als ein Beispiel für dämonische Wirkungen aufgeführt: „Der Geist dieser Bewegung bringt
geistige und körperliche Machtwirkungen hervor, dennoch ist es ein falscher Geist: Er hat sich als
solcher entlarvt. Die hässlichen Erscheinungen wie Hinstürzen, Gesichtszuckungen, Zittern,
Schreien, widerliches lautes Lachen usw. treten auch diesmal in Versammlungen auf. Wir lassen
dahingestellt, wieviel davon dämonisch, wieviel hysterisch oder seelisch ist; - gottgewirkt sind
solche Erscheinungen nicht." Zu dieser Beurteilung kann man auch aus heutiger Sicht nur noch
„Amen" sagen. Phänomenologisch gesehen müssen wir zu dem Urteil kommen, dass es sich in
Toronto und mittlerweile weltweit um denselben Geist handelt, der schon zu Beginn der
Pfingstbewegung wirksam war.

Die Versuche, das „Ruhen im Geist" biblisch zu belegen, sind mühsam und wenig überzeugend. In
nahezu allen Schriftstellen, die ein Umfallen erwähnen, wird klar gesagt, dass die Betroffenen auf
ihr Angesicht fielen (z.B. Ri 13,20; Hes 1,28b-2,2; Dan 8,18; Mt 17,6). Das entspricht auch der
Ehrfurcht, die ein Mensch in der Gegenwart Gottes hat. Selbst vor irdischen Hoheiten beugt man
sich mit dem Gesicht zur Erde.

Nur zwei Bibelstellen sagen es nicht ausdrücklich, wie das Umfallen aussah. Apg 9,3.4 beschreibt
die Bekehrung des Saulus von Tarsus. Es heißt hier nur, dass er auf die Erde fiel, doch ist mit
Sicherheit anzunehmen, dass Paulus in der Gegenwart des erhöhten Herrn auf sein Angesicht fiel.
Er richtete sich auf und öffnete dann erst die Augen (Vers 8), was man sich eher vorstellen kann,
wenn er auf dem Gesicht gelegen hat. Lediglich in Joh 18,6 scheint ein Fall vorzuliegen, wo
Menschen auf den Rücken fielen. Das ist jedenfalls anzunehmen, da die Kriegsknechte vorher nach
hinten zurückgewichen waren. Allerdings möchte doch sicher niemand behaupten, dass die
Kriegsknechte, die Jesus gefangen nehmen wollten, „im Geist ruhten".

Viel eher ist dieses Umfallen schon als Gerichtszeichen zu werten. Dasselbe gilt für die drei einzigen Bibelstellen, in denen
tatsächlich von einem Rückwärtsstürzen gesprochen wird. Sie alle sprechen von Gericht: „Dan ist
eine Schlange am Weg, eine Homotteram Pfad, die in die Fersen des Pferdes beißt, und rücklings
fällt sein Reiter." (1 Mo 49,17); „Und es geschah, als er die Lade Gottes erwähnte, fiel EU rücklings
vom Stuhl an der Tür und brach das Genick und starb; denn alt war der Mann und schwer." (ISam
4,18); „Und das Wort des HERRN für sie wird sein: zawlazaw, zawlazaw, kawla kaw, kawla kaw,
hier ein wenig, da ein wenig; damit sie hingehen und rückwärts stürzen und zerschmettert werden,
sich verstricken lassen und gefangen werden." (Jes 28,13) Gerade letzteres Wort sollte
Charismatikern sehr zu denken geben.

Seltsam mutet es an, wenn katholische Mystiker als Zeugen ins Feld geführt werden wie z.B.
Theresia von Avila und Johannes Tauler. Wenn im Dienst dieser sog. „Heiligen" solche Umfallphänomene
vorgekommen sein sollten, dann könnten sie in der Tat von derselben Quelle
stammen, wie die Phänomene im charismatischen Umfeld, ist doch der innere Zusammenhang des
Pfingstlertums und der mittelalterlichen Mystik unverkennbar. Für einen nüchternen Christen und
Kenner der Mystik würde eine solche Parallelität allerdings eher ein Alarmsignal darstellen!
Dieses sog. „Ruhen im Geist" ist nun ebenfalls ein methodisches Element charismatischer
Seelsorge und wird auch bei IGNIS eingesetzt. Ich beziehe mich dabei aufeinen Artikel von Werner

May, dem Leiter von IGNIS und auf ein persönliches Gespräch, das ich mit ihm 1990 zu dieser
Thematik hatte. Er schreibt: „Kommen Klienten zu mir, die erregt oder abgespannt sind, biete ich
ihnen an, zu Beginn des Gesprächs um ein Ruhen im Geist zu beten. Angeblich würden in der
Phase des Ruhens des öfteren verborgene Dinge im Leben des Ratsuchenden aufgedeckt: „Einem
Mann in Glaubensschwierigkeiten, Selbstunsicherheit und suizidalen Impulsen zeigte der Heilige
Geist während des Ruhens ein Kinderkarussell, und ihm wurde deutlich, dass er sich eigentlich
immer nur um sich selbst drehte." (S. 51)

Mac Nutt behauptet, dass während des Ruhens auch körperliche Heilung und Befreiung von Dämonen
cleschieht. May bezeichnet das „Ruhen im Geist"
als Geistesgabe, obschon er wissen müsste, dass es unter den Charismata, die die Bibel nennt,
nicht zu finden ist. Das zeigt einen sehr sorglosen Umgang mit dem Wort Gottes, wie er für
Charismatiker kennzeichnend ist. In den IGNIS-Therapiekursen wird das „Ruhen im Geist" explizit
gelehrt. Nach Aussage von Werner May gab in einer Befragung von 24 Kursteilnehmern nur einer
an, bislang noch nicht im Geist geruht zu haben. Zwanzig der Teilnehmer setzen die Methode auch
selbst in ihrer Seelsorge ein.

Innere Bilder

Wenn man von einem Proprium charismatischer Seelsorge sprechen kann, dann wäre es wohl die
Erwartung, dass Gott direkt und unmittelbar zu dem Seelsorger spricht und ihm mittels innerer
Bildvorstellungen eine Weisung für die Seelsorge gibt. In dem Konzept von IGNIS von den sieben
Phasen kommt dieser Aspekt in der Phase 3 zur Geltung: „Stille vor Gott". 11 Nach dem Sammeln
von Informationen wird bewusst eine Zeit der Stille eingeführt, in der Seelsorger und Ratsuchender
auf Gott hören und ihn um Lösungen und Antworten bitten sollen. Grundsätzlich wäre dagegen
nichts einzuwenden. Es ist sicher ein Manko in der heutigen Seelsorge, dass man vor lauter
Methodengläubigkeit sich kaum noch von Gottes Hilfe abhängig weiß und mit ihr auch nicht mehr
konkret rechnet. Während des ganzen Seelsorgeprozesses sollte der Seelsorger auf den Herrn
ausgerichtet bleiben. Eine Zeit der Stille und des Gebets könnte in diesem Sinne hilfreich sein. Das
Problem bei IGNIS liegt also nicht in der Hinwendung zu Gott, sondern in der Erwartung, dass Gott
unmittelbar durch innere Bilder in den Seelsorgeprozess eingreift und Weisung erteilt. Solche Bilder
und Eindrücke, die mehr oder weniger deutlich vor dem inneren Auge des Seelsorgers entstehen,
sind natürlich sehr vieldeutig: „Im Bereich des direkten Hörens auf Gott im Gebet erfolgt der
Empfang üblicherweise als innerer Eindruck, der sich nicht auffallend von eigenen Gedanken oder
Phantasien unterscheidet. Es sind feine, zum Teil individuell verschiedene Besonderheiten, die mich
die .Stimme Gottes' identifizieren lassen, manchmal sogar nur die Tatsache, dass ein Gedanke, ein
Phantasiebild etc. unmittelbar der Bitte und Erwartung an Gott folgt.""

Die IGN IS-Mitarbeiter sind sich wohl bewusst, dass es hier leicht zu einer Täuschung kommen
kann, dass etwa die Stimme des eigenen Herzens mit der Stimme Gottes verwechselt werden kann.
Deshalb führen sie insgesamt acht Prüfkriterien an. Es ist allerdings anzunehmen, dass diese
Kriterien in der Praxis kaum zum Tragen kommen, zumal einige schwer zu verifizieren sind: Wer
kann den Einfluss seiner Vorerfahrungen einschätzen, wer den Stand seiner geistlichen Reife oder
das geistliche Umfeld, wer gibt sich ehrlich Rechenschaft über seine natürlichen Neigungen. Auch
die Auswirkungen bzw. Früchte solcher Seelsorge sind schwer fassbar, zumal sie - wenn überhaupt
- erst in größerem zeitlichem Abstand sichtbar werden. Was aber schwerwiegender ist, ist die
Tatsache, dass es für diese Praxis keine biblische Begründung gibt. Man darf ja nicht übersehen,
dass solche Bilder den Rang einer Prophetie haben, dass sie als direkt von Gott inspirierte
Hinweise absolut ernst zu nehmen sind. Im Grunde handelt es sich bei diesem Warten auf innere
Bilder um eine passive Form von Visualisierung, eine mystische Innenschau, die sich in ihrer
Grundstruktur nicht unterscheidet von den Praktiken, die Okkultmedien zwecks Tranceinduktion
einsetzen.

Darf ich ein Beispiel geben, das meiner Frau von einem leitenden IGNIS-Mitarbeiter erzählt worden
ist, als wir im Juni 1998 einen Besuch in Kitzingen machten. Dieser Mitarbeiter sagte, er habe
während eines seelsorgerlichen Gesprächs mit einem Mann ein inneres Bild empfangen, das
folgendermaßen aussah: Gott habe ihm seine geöffnete Hand hingehalten und darauf habe er eine
Leber gesehen. Er habe daraufhin Gott gefragt, was das zu bedeuten habe. Da habe Gott zu ihm
gesagt: „L/es doch mal von hinten." Er habe das getan und es habe sich das Wort „Rebel" ergeben.
Darauf habe er den Ratsuchenden gefragt, ob dieser etwas damit anfangen könne. Der habe dann
gemeint, das sei sicher ein Hinweis darauf, dass er gegenüber seinem Arbeitgeber rebellisch sei.
Somit habe dieses Bild eine wichtige Hilfe für die Seelsorge dargestellt. Abgesehen davon, dass ich
Gott bessere Kenntnisse in Orthografie zutrauen würde, möchte ich es gern dem Leser überlassen,
dieses Beispiel zu beurteilen.

Nirgendwo sonst tritt der Hang der Charismatiker zur Mystik stärker in Erscheinung als in dieser
Versenkung nach innen, um dort eine Begegnung bzw. ein Reden Gottes zu erfahren. Wenn wir
erkannt haben, dass die Mystik das einigende Band zwischen allen Religionen ist, dann wissen wir
um die Gefahr, die in der Hingabe an mystische Praktiken steckt. Wer heute schon von der Mystik
angekränkelt ist, wird der kommenden antichristlichen Weltreligion, die eine zutiefst mystische
Religion sein wird, nicht widerstehen können.

Ein unbiblisches Menschenbild

In der charismatischen Literatur und Lehre finden wir durchgängig das trichotome Menschenbild, die
Vorstellung also, dass Seele und Geist zwei von einander grundsätzlich unabhängig existente Teile
der menschlichen Natur sind, die unterschiedliche Funktionen haben. Diese Vorstellung wird von
dem Zeugnis der Heilige Schrift nicht gestützt, sondern hat ihren Ursprung in der griechischen
Philosophie und wurde vor allem durch Watchman Nee und Jessie Penn-Lewis neu aktualisiert.

Das Problem bei dieser Sicht, die übrigens allgemein sehr verbreitet ist, liegt darin, dass man meist
die Vorstellung damit verbindet, der Geist des wiedergeborenen Menschen sei ein heiliges, von
Sünde und Befleckung nicht betroffenes Reservat, die Stätte, die der Heilige Geist als Wohnort
gewählt und damit geheiligt hat. Von daher wird dann die Vorstellung genährt, dass man durch
Versenkung nach innen mit dem Geist in Berührung kommt und in ihm einen zuverlässigen Berater
hat. Der Unterschied zwischen menschlichem Geist und Heiligem Geist wird oft nicht mehr deutlich,
weil von Ersterem in einer Weise gesprochen wird, wie das eigentlich nur bei Letzterem, dem
Heiligen Geist, angemessen wäre. Ich führe beispielhaft Werner May an, dem Leiter von IGNIS, der
in einem Interview mit der Zeitschrift PACK's folgendes sagte: „Wir gehen jedenfalls nicht von einem
LEIB-SEELE-Modell des Menschen aus, sondern der Mensch ist LEIB, SEELE und GEIST. D.h.,
viele Probleme sind nachweislich im geistlichen Bereich verankert, z.B. gibt es unverarbeitete,
unvergebene Schuld oder auch ein Nicht-vergeben-können anderen gegenüber."

In dieser Aussage wird deutlich, dass May das Wort „geistlich" ganz selbstverständlich mit dem menschlichen Geist
verknüpft. Die Möglichkeit, dass der ganze Mensch inkl. des Geistes, fleischlich sein kann, wird
nicht in Betracht gezogen. Nun fordert uns aber Paulus auf, dass wir uns reinigen von „aller
Befleckung des Geistes" (2Kor 7,1). Das Wort „geistlich" kann nur dort gebraucht werden, wo der
Heilige Geist als Person Gottes die Quelle darstellt. Im übrigen ist es immer der ganze Mensch, der
„geistlich" oder „fleischlich" ist. Die trichotome Sicht führt immer auch zu einem Verlust der
ganzheitlichen Sicht vom Menschen. Darüber hinaus begünstigt das trichotome Menschenbild den
Hang zur Mystik, ja ist geradezu Voraussetzung dafür.

Ein Missverständnis von Vollmacht

In charismatischer Seelsorge ist oft von „vollmächtigen Seelsorgern" die Rede. Da stellt sich die
Frage: Was verstehen wir unter Vollmacht? Bei IGNIS hält man sich an eine Definition von John
Wimber, der insgesamt acht Voraussetzungen für Vollmacht festlegt. Alle haben es mit dem
Seelsorger zu tun. Man sieht Vollmacht in der Glaubenshaltung und Gesinnung des Seelsorgers
begründet.l333 Alle genannten Merkmale (z.B. Ablehnung jeglichen Machtstrebens, eine demütige
Haltung, ein allgemein gottgefälliger Lebensstil usw.) sind durchaus wünschenswert, gehen aber an
der eigentlichen Bedeutung von Vollmacht vorbei. Der griechische Begriff für Vollmacht in der Bibel
ist das Wort „exousia", das Autorität bedeutet, vor allem eine übertragene Autorität, wie sie ein
Amtsinhaber ausübt. Es entspricht in seiner Bedeutung ziemlich genau dem, was wir unter einer
Bankvollmacht verstehen. Durch eine Bankvollmacht werde ich autorisiert oder bemächtigt, im
Namen dessen, der die Vollmacht erteilt hat, auf sein Konto zuzugreifen. Vollmacht ist also nicht
primär in mir selbst begründet, sondern in der Tatsache, dass Gott mich zu einem bestimmten
Handeln autorisiert hat. Da wo wir in völliger Unterordnung unter Gott und Sein Wort seelsorgerlich
handeln, da handeln wir vollmächtig. Das Missverständnis von Vollmacht führt dazu, dass man
diese besonders bei Personen vermutet, die „im Namen Jesu" angeblich Dämonen austreiben oder
sonst irgendwelche wundersamen und außergewöhnlichen Werke tun. John Wimber hatte dafür
den Begriff „Powercounseling" geprägt, also „machtvolle Seelsorge". Ein wesentlicher Aspekt dieser
Seelsorge ist es, dass der Seelsorger die angeblich vom Heiligen Geist verliehene Fähigkeit besitzt,
dem Gegenüber ins Herz zu schauen und so verborgene Sünden aufzudecken. Und das funktioniert
sogar bei Menschen, die man nicht kennt und mit denen man noch kein Wort gesprochen hat. Hier
sollte man m. E. eher an Hellseherei denken als an ein Charisma.

Heilungsdienst mit undifferenzierter Praxis der Handauflegung

Charakteristisch für die charismatische Seelsorge ist die undifferenzierte Praxis der Handauflegung. Sie
wird eingesetzt zum Zweck der Segnung, der Heilung oder auch zum Vermitteln einer besonderen
Salbung (z.B. Ruhen im Geist). Für die Seelsorge typisch ist vor allem die Segnung des ändern unter
Handauflegung. Der Seelsorger empfängt ein Wort des Segens und gibt es unter Handauflegung an den
Ratsuchenden weiter. 4 Bei der Handauflegung hält man sich weithin nicht an den in der Bibel
vorgegebenen Rahmen. Im Extrem kommt es zur Massenweisen Handauflegung an völlig unbekannten
Personen, wie sie Reinhard Bonnke, Benny Hinn u. a. praktizieren. Da es hier laut Bibel um einen Akt der
Identifikation geht, kann man sich bei ungeklärten Beziehungen durch Handauflegung der Sünde des
ändern teilhaftig machen. Indem man sich mit ihm identifiziert, macht man sich ja zum Komplizen seiner
Sünde (I. Tim 5,22).

Problematisch ist das Verständnis von körperlicher Krankheit, wie es im Pfingstlertum seit jeher vertreten
war: Der Christ, der recht glaubt, braucht nicht krank zu sein, denn Christus habe ja auch unsere
Krankheit getragen. Letzteres wird gewöhnlich mit Jes 53,4 begründet: „Jedoch unsere Leiden – er hat sie
getragen, und unsere Schmerzen - er hat sie auf sich geladen." Ich werde wohl nie den Bruder
vergessen, der mich in Österreich nach einem öffentlichen Vortrag ansprach. Er war Epileptiker und Glied
einer Pfingstgemeinde. Man hatte ihm geraten, seine Tabletten wegzulassen und einfach zu glauben.
Darauf bekam er wieder eine Serie von Anfällen. Dieser Bruder war völlig verzweifelt, ein gebrochener
Mann, denn er gab nur sich selbst die Schuld. Er hielt sich für einen totalen Versager.

Wer die Schrift kennt, der wird die Möglichkeit einer übernatürlichen Heilung auf Gebet hin nicht
ausschließen. Auch der Weg im Sinne von Jak 5 ist heute noch offen, wenngleich hier auch nicht
unbedingt Heilung geschehen wird. Wir dürfen um körperliche Gesundung bitten, können sie aber nicht
von Gott einfordern oder erzwingen. Sicher hat der größere Gnade empfangen, der seine körperliche
Krankheit mit Gottes Hilfe tragen kann und auch darin dankbar ist als der, der eine Heilung erfahren hat.
Diese biblische Einschätzung wird teils auch von gemäßigten Charismatikem vertreten. Ähnliches habe
ich in einem DeIGNIS-Magazin gelesen, einer Publikation von DeIGNIS. Anderseits aber wird die
extreme Praxis etwa eines John Wimber in Sachen „Krankenheilung" nicht in Frage gestellt. Vielmehr
wurde mir bei IGNIS Wimber als Vorbild nüchterner und biblischer Haltung empfohlen. Wer den Dienst
von John Wimber mit kritischer Distanz beobachtet hat (er lebt ja nicht mehr), dem wird nicht entgangen
sein, dass er ein Wolf war, der Kreide gefressen hatte, um die Evangelikaien für die charismatische
Sache zu gewinnen. In der Praxis war Wimber alles andere als moderat oder gar biblisch.

Zusammenfassung:

Zusammenfassend möchte ich noch einmal darauf verweisen, dass der Dienst von IGNIS in Bezug auf
Seelsorge mit großem Engagement und Einsatz geschieht. In ihren Veröffentlichungen finden sich zum
Teil interessante Anregungen. Sicher wird auch manchen Menschen durch diesen Dienst geholfen. Der
Anspruch, eine christliche Psychologie zu schaffen wird allerdings nicht einmal annähernd eingelöst.
Zudem bin ich der Meinung, dass es eine christliche Psychologie nicht gibt und nicht geben kann,
jedenfalls so lange nicht, wie sich Psychologie als empirische Wissenschaft versteht. IGNIS bekennt sich
zur Charismatik und vertritt im Prinzip dieselben unbiblischen Lehren und Praktiken, wie sie im Raum der
GGE (Geistliche Gemeinde-Erneuerung) und der charismatischen Bewegung auch sonst zu finden sind,
auch wenn sie in ihren Publikationen nicht besonders betont werden. In der Ausbildungs- und
Seelsorgepraxis kommen sie jedenfalls ins Spiel. Bei Methoden wie dem sog. „Befreiungsdienst", der
„Inneren Heilung", dem „Ruhen im Geist" und der Leitung durch „innere Bilder" handelt es sich nicht um
harmlose, bestenfalls unwirksame Praktiken. Vielmehr sind diese Methoden geeignet, Menschen in
Gemeinschaft mit Dämonen zu bringen. I. Kor 10,20-21 sagt Paulus aber: „Ich will aber nicht, dass ihr
Gemeinschaft habt mit den Dämonen. Ihr könnt nicht des Herrn Kelch trinken und der Dämonen Kelch; ihr
könnt nicht am Tisch des Herrn teilnehmen und am Tisch der Dämonen. "So kommen wir leider zu dem
Fazit, dass der Seelsorgeansatz von IGNIS trotz mancher guter und biblisch unbedenklicher Konzepte
nicht zu empfehlen ist.


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