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Das Opfer ist schuld.


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#1
Rolf

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Margaret Singer schreibt über die "Schuldzuweisung an das Opfer":





Das Opfer ist schuld.





Die Schuldzuweisung an das Opfer ist eine nahezu überall anzutreffende Reaktion, wenn anderen Unglück zustößt. So wird Frauen, die vergewaltigt werden, oft die Schuld zugeschoben. Warum, so fragen die Leute, hat sie auch ein kurzes Kleid getragen, war nach zehn Uhr abends auf der Straße oder befand sich in einem Stadtteil, in den sie nicht hätte gehen sollen? Die Vergewaltigung ist ihre Schuld. Die gleiche Einstellung wird oft auch Opfern von Raubüberfällen entgegengebracht:

"Warum trägt er auch einen feinen Anzug in dieser Gegend?!“ Eltern, die das lesen, dürften unschwer erkennen, wie oft sie ein Kind dafür ausschimpfen, daß ihm ein Mißgeschick zugestoßen ist, und gewiß ist ihnen das Gleiche geschehen, als sie selbst jung waren. Welcher Ehemann hat nicht schon einmal etwas von der Art gesagt wie: "Wenn du nicht injenen Stadtteil gefahren wärst, dann hättest du keinen Nagel im Reifen.“ Und welche Mutter oder Frau hat nicht schon gesagt: "Wenn du eine Jacke getragen hättest, dann hättest du jetzt keinen Schnupfen.“

Ähnlich ergeht es einem Menschen, der Mitglied einer Sekte geworden ist:

Die Gesellschaft neigt zu der Ansicht, mit ihm stimme etwas nicht. Es muß eine Persönlichkeitsstörung vorliegen, sonst wäre er oder sie einer solchen Gruppe nicht beigetreten. Da die Offentlichkeit Sektenmitglieder für dumm, verrückt und willens-schwach hält, ist die Reaktion so gut wie immer: "Es ist seine oder ihre Schuld. Er hat bekommen, was er gesucht hat.“ In unserer Gesellschaft ist es verpönt, Opfer von Betrug, gezielter Beeinflussung undTäuschung zu werden; daß diesesTabu durchbrochen wird, setzt das Opfer einer Sekte noch größerer Verachtung aus.

Wir neigen außerdem dazu, die Schuld bei den Familien und Verwandten zu suchen; ausgesprochen oder unausgesprochen nehmen wir an, daß sie irgendwie versagt haben, ansonsten wäre ihr Kind gewiß niemals Mitglied einer Sekte geworden. Bei einem Vortrag, den ich in London hielt, kam eine Frau zu mir und sagte:

"Wir Eltern werden so hingestellt, als wären wir diejenigen, die die Kinder mißbrauchen und bedrohen.“
Die Tendenz, den Opfern die Schuld zuzuweisen, hindert sowohl Laien wie Wissenschaftler daran zu erkennen, daß die meisten Menschen, die in eine Sekte geraten, auf eine Art und Weise zum Opfer werden, die noch nicht hinreichend verstanden wird. Wenn ein Mann im Dschungel am Flußufer entlang geht und von einem Krokodil ins Bein gebissen wird, dann wird man dem bedauernswerten Opfer vorwerfen, daß er so nah am Wasser gegangen sei, daß ihm das Reptil etwas habe antun können.Wenige werden sich die Zeit nehmen nachzudenken und herauszufinden, daß das Krokodil ihm aufgelauert hat und er keine Ahnung hatte, wie nah die Gefahr war. So geht es auch der alten Dame, die von einem Schwindler um ihr Geld geprellt wird und der dann die Freunde sagen, es sei ihre Schuld, wenn sie so vertrauensselig sei.

Nicht anders ist es, wenn jemand in die Fänge einer Sekte gerät. Der Person wird unterstellt, sie sei auf der Suche gewesen, sei leichtgläubig und befinde sich auf geistigen Abwegen. Die Aktionen der Sekte werden bei dieser Einschätzung außer acht gelassen."

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