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Missionseifer oder schlicht Vereinsstolz?


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Rolf

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Das rote Kreuz im Emblem: Missionseifer oder schlicht Vereinsstolz?






Ein Standpunkt von Pascal Görtz



21.12.2007


Seit gut 2000 Jahren ist das Kreuz ein Zeichen, an dem seine „Feinde“ Anstoß nehmen. Paulus wusste davon. Die Kreuzfahrer wussten davon. Die muslimische Welt weiß davon. Und die Fußballvereine wollen davon nichts wissen.

In den 108 Jahren seiner Existenz hat der FC Barcelona so etwas noch nicht erlebt: Die muslimische Welt will den Katalanen an die Wäsche und streitet über das kleine rote Kreuz im Vereinsemblem. Die Aufregung um die Fußballtrikots legt den Verdacht nahe, im muslimisch geprägten Ausland sehe man den Fußball als Kreuzfahrerbewegung des 21. Jahrhunderts. Dazu müsste man den Vereinen Missionswillen unterstellen. Dann gilt es zu fragen, welche Werte, Einstellungen und Lebensanschauungen da überhaupt weitergegeben sollen. Ich kann mich nicht erinnern, je von einem europäischen Spitzenverein gehört zu haben, der mit christlichem Missionseifer zur Sache geht. Es gibt gute Gründe daran zu zweifeln, dass dies einem Fußballclub gut zu Gesicht stünde.

Je nach Kontext, Absichtsvermutung und Empfindlichkeit entfalten Symbole ihre Bedeutung.

Ein rotes Kreuz auf weißem Grund ist für den italienischen Vorzeigeclub Inter Mailand ein Retro-Trikot aus den 1920er Jahren. Für einen Tempelritter im 10. Jahrhundert ist es das unverkennbare Symbol des Kampfes gegen die islamische Besetzung des Heiligen Landes – das Kreuz des Heiligen Georg. Deshalb gibt es muslimische Kreise, in denen das rote Kreuz für abendländischen Missionswillens steht. Und westliche, in denen die Trikots der Spieler Vereinszugehörigkeit symbolisieren.

Trikots sind schlichtweg Identitätsstifter der Vereine. Deren Farben und Wappen stützen sich auf die Vereinstradition, und nicht selten begründen sie einen Regionalstolz wie im Fall des FC Barcelona – dem Stolz Kataloniens. Trikots missionieren nicht, sie grenzen ab. Sie transportieren nicht mehr als die Marke des eigenen Vereins und das Image seines Erfolgs.

Deshalb sind entdeckte Trikotfälschungen auch eine Beleidigung für Fußballvereine, wobei es erstmal keine Rolle spielt, ob ein Kreuz aus dem Emblem entfernt wurde oder das Landeswappen. Nichts ist schlimmer als der Vorwurf des Dichters Antoni Puigverd, der Verein sei in der postmodernen Schlacht um Symbole aus „Marketing-Gründen eingeknickt“. Der Verein dementierte schnellstmöglichst. Es handele sich um Fälschungen, sagt auch die Herstellerfirma Nike, die weltweit nur das Originaltrikot ausliefern will. An das Original lässt der Verein nichts rankommen. Warum sollte der FC Barcelona auch zulassen, dass sein Sport derart instrumentalisiert wird? Ein Verein, der auch Wappenänderungen der Franco-Zeit im nachhinein wieder rückgängig machte, lässt sich seinen Stolz nicht kränken, nur weil spitzfindige Moslems darauf bestehen, aus dem roten Kreuz einen Skandal internationalen Ausmaßes zu stricken.

Es gibt Gründe, wenn das kleine Kreuz im Wappen des Vereinsemblems hüben wie drüben die Gemüter erhitzt. Aber nicht jeder Grund ist auch ein wirklich guter.

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