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„Davon kannst du dich erholen“: Als Gefangene in der Vergangenheit ihre Geschichten erzählten


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Rolf

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„Davon kannst du dich erholen“: Als Gefangene in der Vergangenheit ihre Geschichten erzählten

 

 

 

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Als sie endlich nach Hause zurückkehrten, beschlossen die Kriegsgefangenen des Abnutzungskriegs etwas für ihre Zeit Ungewöhnliches zu tun – sie teilten ihre Erfahrungen mit. Die Entscheidung die Dinge aufzuschreiben dämpfte den Schmerz nicht, aber es erlaubte ihnen ihre eigene innere Stärke mit einem Gefühl der Hoffnung und der gemeinsamen Erfahrung in Gefangenschaft zu verbinden, die ihnen half zu überleben. Für ihre Verwandten bot das einen kleinen Einblick in das, was selten von Angesicht zu Angesicht besprochen wurde.

 

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715-537-blog0.jpgDer 24-jährige Giora Romm bei der Ankunft Zuhause nach vier Monaten in ägyptischer Gefangenschaft, Dezember 1969. (Quelle: Familienalbum)

1973 kehrte Leutnant Dan Avidan nach dreieinhalb Jahren in ägyptischer Gefangenschaft nach Hause zurück. Äußerlich sah er physisch gut aus, aber die Jahre in Gefangenschaft hatten bei seiner Gesundheit für immer ihre Spuren hinterlassen: Die Verletzungen und Folter, die er erlitt, beschädigten seine Beine und in seinem Körper hatte sich aufgrund seines emotionalen Zustands Diabetes ausgebreitet. Wie viele der aus Gefangenschaft freigelassenen versuchte er in ein normales Leben mit seiner Familie und seine tägliche Arbeit im Kibbuz Ein HaSchofet zurückzukehren, aber die Schatten seiner quälenden Erfahrungen folgten ihm überallhin.

 

001.jpgDer junge Dan Avidan und sein Vater Schimon, der im Unabhängigkeitskrieg Kommandeur der Givati-Brigade war. Einige fürchteten, dass Dan wegen seines Vaters und des Hasses der Ägypter auf ihn besonders grausam behandelt wurde. (Foto: Archiv des Kibbuz Ein HaSchofet)

Jahre später gab es etwas, das Avidan überallhin mitnahm und von dem er sich auf keinen Fall trennen wollte – ein Buch. Sein signiertes Exemplar, die er immer bei sich trug – bis dahin, dass er bei seiner Rettung aus einem schweren Autounfall gerettet wurde, bei den alle persönlichen Dinge zerstört worden waren, das erste, was er zu tun versuchte darin bestand ein neues signiertes Exemplar zu bekommen.

 

Das Buch heißt Chutz Mitziporim (wörtlich „Abgesehen von Vögeln“, später ins Englische übersetzt als 

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). Es handelt sich um eine getreue Schilderung der langen Zeit, die er mit neun anderen israelischen Soldaten in ägyptischer Gefangenschaft verbrachte. Das Buch hat Interviews mit zehn ehemaligen Kriegsgefangenen als Grundlage. Die Autorin, Professor Amia Lieblich, erinnert sich immer noch klar an Avidans Gesuch nach einem neuen Exemplar: „Er behandelte es wie einen Talisman“, erzählte sie. „Es war für ihn eine Quelle des Stolzes, seine Kraftquelle und das ist der Grund, dass er es immer nahe bei sich hatte, wo immer er hinging. Immer.“

 

Was stand in dem Buch, das es für Dan Avidan, den ehemaligen Gefangenen, sowie für alle darin Erwähnten so bedeutsam machte?

 

Gewannen sie Kraft daraus die Beschreibungen noch einmal durchzuleben, wie sie in Gefangenschaft gerieten? Vom Lesen über die Verhöre, die Folter und die Isolation, die sie durchmachten? Das Buch verrät tatsächlich etwas weit Größeres: Die unglaubliche moralische Stärke, die diese zehn Soldaten bereits damals besaßen, die interne Welt derer, die drei untragbare Jahre ertrugen und vielleicht am wichtigsten: ihre soziale Organisation, zu der eine wöchentliche Versammlung gehörte, in der Entscheidungen auf demokratischer Grundlage getroffen wurden, gemeinsame Studiensitzungen, Brettspiele und sogar Zeitpläne für das Geschirr waschen und Essen machen – alles, womit die Gefangenen versuchten in einer ganz und gar abnormalen Situation ein Gefühl der Routine und Normalität wiederherzustellen.

 

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 (wörtlich: „Abgesehen von Vögeln“) von Amia Lieblich [hebräisch]. Einband: Ofer Echo. Der hebräische Titel ist einem Zitat von Menachem Eini entnommen, einem der Gefangenen: „Es war das erste Mal, dass wir ohne verbundene Augen aus dem Hof kamen – Ich entdeckte den Horizont. All dieses Jahre sah ich nichts jenseits den 18 Metern des Zimmers und des Hofs. Abgesehen von Vögeln, die am Himmel flogen.“

 

In einem Zeitalter, in dem das Konzept des psychologischen Traums noch nicht weithin anerkannt war – tatsächlich taucht es in dem Buch noch nicht einmal auf – war die Idee ein buch über die Erfahrung der Gefangenschaft zu schreiben und zu veröffentlichen bahnbre-chend. Die inneren Gefühle, die den Gefangenen half so lange in ägyptischer Gefangen-schaft zu überleben half wahrscheinlich auch zu verstehen, dass ihre Geschichte und Erfahrungen zu teilen für sie selbst und andere wertvoll sein würde. Das Buch enthält ihre eigenen Einblicke aus ihrer Zeit in Gefangenschaft und Gespräche mit Partnerinnen einiger der Gefangenen, was diese schwierige Erfahrung praktisch aus allen Perspektiven einschließt.

 

Sie waren nicht die Einzigen, die das machten. Mehr als ein paar ehemalige Geiseln und Kriegsgefangenen haben das Gefühlt gehabt, es sei notwendig die eigene Geschichte zu dokumentieren. Für einige war ihre Geschichte darzulegen und auszuarbeiten als Erfahrung nicht weniger wichtig als die Gefangenschaft selbst. Ich machte mich auf eine Reise die Geschichte hinter diesen Offenbarungen zu erfahren und entdeckte, dass sie eine unglaubliche Quelle der Kraft und sogar des Trostes waren.

 

Ein Buch wird geboren

 

Es war das Jahr 1986. Amia Lieblich war damals eine besonders beschäftigte Wissen-schaftlerin und Autorin, als sie von Oberst d.R. Rami Harpaz angerufen wurde. Wie Avidan gehörte er zu den zehn Soldaten, die zusammen in ägyptischer Gefangenschaft waren und 13 Jahre zuvor freigelassen wurden. Seitdem hatte sich in seinem Kopf eine Idee geformt und er hatte das Gefühl, dass die Zeit gekommen war seine Vision umzusetzen.

 

Harpaz hatte einige von Lieblichs Büchern gelesen und begriffen, dass sie die Frau war, die er suchte: eine Wissenschaftlerin und Sozialpsychologin, die es verstand die Geschichten mehrerer Einzelner, die etwas Gemeinsames haben, zu einem faszinierenden Buch zusammenzuführen.

 

Er glaubte, es gebe etwas Wertvolles in einer gemeinsamen Recherche dessen, was in diesen Jahren in Gefangenschaft geschah und hoffte, sie würde zustimmen und darüber schreiben. Lieblich wusste von Rami und seinen Kameraden aus der weithin publizierten Geschichte von 

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, als sie damals bis über den Kopf in vordringlicher Arbeit steckte. Als er sie fragte, antwortete sie: „Komm in einem Jahr wieder.“

 

Wie es sich für eine Person gehört, die in einem von deutschen Juden gegründeten Kibbuz aufgewachsen ist, war Pünktlichkeit für Harpaz ein Muss. Daher wandte er sich genau ein Jahr später erneut an Lieblich: „Hast du jetzt Zeit?“ Von seiner Gewissenhaftigkeit über-rascht, las sie eines der Tagebücher, die er ihr überließ, ein Dokument der gemeinsamen Versammlungen in der Gefangenschaft, die von den Gefangenen reihum geleitet wurden und verstand sofort, dass sie ihre Geschichte schreiben musste.

 

Sie hatte nur eine Bedingung: Harpaz musste mit allen seinen Kameraden aus der Zeit der Gefangenschaft reden und sicherstellen, dass sie alle daran interessiert waren bei dem Buch mitzumachen. Das Gefühl des Stolzes, dass Harpaz und seine Freunde darin teilten, wie sie ihre Zeit in der Gefangenschaft verbrachten und den Wunsch darüber zu reden, was sie emotional durchmachten, ließ sie zustimmen. Sie hatten das Gefühl, dass sie der Welt und besonders der israelischen Gesellschaft eine Geschichte zu erzählen hatten.

 

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„Weitere 48 Gefangene kehrten aus Ägypten zurück, darunter die 9 Langzeit-Gefangenen“, 

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, 18. November 1973

„Vielleicht war es das wert das durchzumachen, was wir durchmachten, nur um ihn kennenzulernen.“

 

Zu den zehn IDF-Kriegsgefangenen, die in dem berüchtigten Abbasiya-Gefängnis festge-halten wurden, gehörten sowohl ranghohe Piloten als auch zivile IDF-Angestellte, die mo-bile Kantinen betrieben. Viele bezeugten, dass die Verhöre und Folter nicht der schlim-mste Teil ihrer Erfahrung waren. Die Ungewissheit und Isolation, nicht zu wissen, ob man in Israel überhaupt wusste, dass sie lebten – das belastete sie in den ersten Monaten der Gefangenschaft, die sie isoliert voneinander verbrachten. Als sie schließlich in eine gemein-same Zelle verbracht wurden und anfingen Briefe und Besuche vom Roten Kreuz zu erhal-ten, verbesserte sich ihr Geisteszustand enorm.

 

Wenn die zehn freigelassenen Kriegsgefangenen in dem Buch zusammenfassen, was ihre Erfahrung in Gefangenschaft gab, erwähnen sie die Bildung, die erwarben und die sozialen Fähigkeiten, die sind lernen, als sie Möglichkeiten fanden, wie sie alle miteinander aus-kommen. Sie erwähnten besonders Rami Harpaz‘ entscheidende Rolle bei der Organisation des gemeinsamen Lebens unter den beengten, schwierigen Umständen, unter denen sie lebten.

 

Einer von ihnen, Motti K., erinnert sich: „Ich lernte von Rami als Vorbild, er baute uns alle auf. Ich habe ihm das nie direkt gesagt, dass drei Jahre lang in einem Raum mit einer Person wie ihm zu leben eine Erfahrung ist, die du für den Rest deines Lebens behältst. Es könnte sein, dass das durchzumachen, was wir durchmachten, sich um ihn zu treffen gelohnt hat.“ Motti reichte das nicht, was er Lieblich in dem Gespräch für das Buch sagte, sondern war ihm wichtig es Harpaz selbst mehrfach zu sagen, wenn sie sich trafen, um den Jahrestag ihrer Freilassung aus der Gefangenschaf zu begehen, erzählte Lieblich uns.

 

Aber nicht jeder schaffte es in ein normales Leben zurückzukehren. Motti Bablar, ein ande-rer freigelassener Kriegsgefangener, beschrieb die schwere Last, die er trug, die manchmal zu schwer war. In einem Interview, das er viele Jahre nach der Veröffentlichung des Buchs gab, beschrieb er das Traum, mit dem er zu tun hatte, ein Konzept, das es damals in der israelischen Gesellschaft nicht gab: „im ägyptischen Gefängnis war es einfacher, dort mus-ste ich mich wenigstens nicht um mich selbst kümmern! Zuhause hatte ich eine Frau und drei Kinder, für die ich sorgen musste.“

 

 

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„Die Ägypter verweigerten gefangenen Piloten medizinische Hilfe; liegen ihr Knochenbrüche offen, um ihren Geist zu brechen.“ 

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, 7. Dezember 1969

 

„Das sind die Grenzen des Spielfeldes – handle!“

 

Rami Harpaz‘ Name kommt immer wieder auf und seine außergewöhnliche Gestalt unter den Gefangenen kommt in den Seiten des Buchs zum Ausdruck. Seine starke Persönlich-keit, die ruhige Führung, die er zeigte, seine Fähigkeit Entscheidungen zu treffen, sein Charisma und seine Menschlichkeit werden immer und immer wieder angeführt. Selbst nach seiner Freilassung stieg Harpaz in der Luftwaffe weiter auf und das brachte ihn in die Management-Struktur einer erfolgreichen Fabrik in seinem Kibbuz Hazorea

.

Wie machte er das? Was sind die Mittel, die er so erfolgreich einsetzte, um mit den drei Jahren Gefangenschaft klarzukommen? Harpaz entwickelte in seiner Zeit im ägyptischen Gefängnis eine existenzielle Philosophie, die zum Teil von Büchern beeinflusst war, die ihm geschickt wurden, darunter 

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. Daraus schloss er, dass es in der Macht eines jeden selbst liegt zu bestimmen, wie er sich in Bezug auf die Umstände fühlt, in denen er sich wiederfindet.

 

In der Gefangenschaft formte er ein tiefes Verständnis dafür, dass er keine Kontrolle darüber hatte, was geschah – aber dass er der einzige war, der bestimmen konnte, wie er auf das alles reagiert. Es scheint so, dass sein Ansatz alles um ihn herum positiv beein-flusste. Um eine Erklärung für das Herangehen gebeten, das ihn während dieser Zeit optimistisch und aktiv hielt, sagte er:

 

„Jemand anderes bestimmt die Grenzen des Spielfelds, aber ich bestimme, was ich auf dem Spielfeld mache, wie ich jeden Moment meines Lebens lebe und wie ich den Tod sehe… Als ich in Gefangenschaft geriet, sagte ich mir: Das sind die Umstände, das sind die Grenzen des Spielfelds – handle! Das war der Unterschied zwischen mir und den anderen… Gefühle wie Wut, Hilflosigkeit und Frustration und Fragen wie ‚Warum passiert mir das?‘ gibt es für mich nicht.“ (Chutz Mitziporim)

 

 

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Rami Harpaz wird von Mitgliedern des Kibbuz Hazorea begrüßt Foto aus 

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(übersetzt  als Letters From Captivity: The Israeli Pilot and his Wife)

Das war nicht nur das erfolgreichste von Dutzenden von Lieblich geschriebenen Büchern – es wurde sogar 

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 – sie behauptet, es war das Buch, das sie 

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 und sie schreibt viel davon der Lebensphilosophie von Harpaz zu. Das kann man an Lieblichs Entscheidung sehen eine Diskussionsgruppe einzurichten, die sich jährlich trifft, um das Thema Tod zu diskutieren und ihr Buch Café Mavet (Café Tod) zu schreiben, das 2019 erschien. Diese Gruppe verhält sich sehr ähnlich der Gruppe in Gefangenschaft, wobei reihum jedes Mal ein anderes Mitglied die Diskussion leitet.

 

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 von Amia Lieblich, die englische Übersetzung von Chutz Mitziporim

Nach den furchtbaren Ereignissen des 7. Oktobers, als viele Menschen von der Hamas als Geiseln genommen und in Gefangenschaft gehalten wurden, wandten sich Journalisten an Lieblich und baten um Interview zum psychologischen Zustand der Geiseln – sowohl derer, die dann freigelassen wurden, als auch derer, die immer noch von der Hamas festgehalten werden. Sie lehnte ab.

 

Amia akzeptierte mit uns über die Fälle der Vergangenheit zu sprechen, die mit früheren Gefangenen zu tun hatten und macht sehr deutlich klar, dass „es nun gar keine Ähnlich-keiten zwischen damals und Gefangenschaft heute gibt: Das waren Soldaten und hier haben wir Zivilisten, damals war es ein souveräner Staat, der dem Völkerrecht unterlag und heute ist das nicht der Fall, damals war das Rote Kreuz involviert und hier ist es das nicht. Und das sind nur ein paar wenige Beispiele.“

 

Auf die Frage, was sie sagen würde, wenn sie jemandem begegnet, der aus der Hamas-Gefangenschaft freigelassen wurde und was denen aus ihrer eigenen Erfahrung der Ge-spräche mit denen anbieten könne, die nach dem Abnutzungskrieg freigelassen wurden, gab sie dennoch eine sehr klare Antwort:

 

„Diejenigen, die Furchtbares durchmachten und zurückkehrten – sie sollten ihre Geschichte erzählen. Lasst sie jemanden aufschreiben. Die Erfahrung rauslassen, nicht unbedingt in einer Therapie, vielleicht zusätzlich dazu, ist bedeutsam, es hilft. Ich habe das bei den Gefangenen des Abnutzungskriegs erlebt.“

 

 

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Yair Dori, ein Fallschirmjäger, der 1970 schwer verwundet und gefangen genommen wurde. Er verbrachte rund zehn Monate in ägyptischer Gefangenschaft, einige Zeit davon mit den zehn Gefangenen die Lieblich für ihr Buch befragte. Rechts: „verwundet und sterbend, in einem Militärkrankenhaus in Kairo“. Links: mit seiner Mutter bei der Rückkehr im Scheba-Krankenhaus in Tel HaSchomer“. Aus: 

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 (Yair Dori: Die Geschichte eines israelischen Fallschirmjägers in ägyptischer Gefangenschaft“, von Aharon Doley und Yair Dori, veröffentlicht ein Jahr nach seiner Rückkehr 1972)
  Zuhause warten die Kinder

 

In schwierigen Situationen entsteht manchmal ein sehr menschliches und verständnis-volles Bedürfnis nach einer dritten, außenstehenden Person, die nicht zur Familie gehört, die intervenieren und jemandem helfen kann sich zu öffnen und seine Geschichte zu erzäh-len. Manchmal braucht es eine solche externe Persönlichkeit, um zu helfen Verlegenheits-, Scham- und Schuldgefühle abzubauen sowie jegliches  Gefühlt der Distanz, das sich zwischen denen bilden kann, die aus Gefangenschaft zurückgekehrt sind und ihren Verwandten wegen der langen Zeit der Trennung entstehen kann.

 

Yitzhak (Jeff) Peer ist ein weiterer ehemaliger Pilot. Auch er gehörte zu der Gruppe zehn Gefangenen, die von Liebich befragt wurde. Er war einer von denen, die Lieblichs  Arbeit als Hilfe nutzten; sie half ihm seiner Familie zu erzählen, was er in Gefangenschaft durch-gemacht hatte. Jeff wurde in den USA geboren und machte im Alter von 14 Aliyah. Er spielte eine bedeutende Rolle bei der Zusammenstellung der berühmten Übersetzung von Der Hobbit ins Hebräische. Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft zog er zurück in die USA und wurde Testpilot. Lieblich flog dorthin, um ihn zu treffen:

 

„Er fragte mich, ob seine 17-jährige Tochter beim Interview dabei sein könnte, das ich mit ihm führte. Ich sagte natürlich und dann erkannte ich, dass dies das erste Mal war, dass sie von ihm etwas über seine Erfahrungen in Gefangenschaft erfuhr. Davor konnte er es ihr schlicht nicht erzählen. Es war genau dieser Interviewahmen für ein Buch, das ihnen half einander näherzukommen. Es war eine seltene Gelegenheit für sie beide.“

 

Für die Kinder dieser Gefangenen war es nicht einfach in der Zeit der Gefangenschaft die Abwesenheit des vermissten Vaters zu überwinden. Dalia Harpaz war eine der Zwillinge, die geboren wurden, als Rami in Ägypten festgehalten wurde. Sie trafen sich erstmals, las sie dreieinhalb Jahre alt war. Im Gespräch mit ihr sagte sie, weil ihr Vater während der kritischen frühen Kindheitsphase der Herstellung der Bindung zwischen Eltern und Kindern nicht da war, schaffte sie es nie richtig zu glauben und zu verinnerlichen, dass Rami tatsächlich ihr Vater war.

 

Im Verlauf der Jahre und nachdem sie erwachsen war, wurde ihre Verbindung stärker, aber es fehlte immer etwas Fundamentales. Als Erwachsene betonte Dalia, dass ihr nie etwas fehlte. Sie beschrieb ihren Vater als eine unglaubliche Person, einen gutherzigen Mann, der eine Quelle der Inspiration dafür war, wie sie mit Widrigkeiten umging.

 

 

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Zeitungsbericht zur Geburt der Zwillinge Deganit Harpaz, deren Mutter Nurit im achten Monat Schwanger war, als ihr Ehemann gefangengenommen wurde. 

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, 8. August 1970

 

GegenEnde seines Lebens, als er mit Parkinson kämpfte, schrieb Rami zusammen mit seiner Frau ein Buch mit dem Titel Letters From Captivity: The Israeli Pilot and his Wife. Das Buch ist ein Dialog zwischen den beiden über die lange Zeit der Gefangenschaft, in der sie die Schwierigkeiten und die kleinen Siege auf dem Weg beschreiben.

 

Dalia erzählt uns, wie die Bücher über die Zeit der Gefangenschaft ihres Vaters ein Gespräch zwischen den beiden zu dem Thema auslöste, das vorher Zuhause kaum diskutiert wurde.

 

„Bis ich Chutz Mitziporim las, wusste ich nicht, was mein Vater durchgemacht hatte! Und bis ich die Entwürfe für das Buch las, das er mit meiner Mutter schrieb, wusste ich nicht, was sie durchgemacht hatte. Das waren für mich echte Offenbarungen – ihr Heldentum, der Druck, dem sie ausgesetzt war, die Schwierigkeit die Mädchen alleine aufzuziehen und die Hoffnung zu behalten, wie die Träume, die sie hatte, zerschlagen wurden.“

 

„Gefangenschaft geht nicht vorüber“

 

Giora Romm, ein Pilot, der 1969 in Gefangenschaft geriet und zurückkehrte, bevor Rami Harpaz und seine Kameraden gefangengenommen wurden, veröffentlichte schließlich  sein Buch 

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. Er kam erst zum Schreiben, als er in seinen 60-ern war, nachdem er in einer Reihe öffentlicher Rollen gedient hatte.

 

In dem Buch schrieb Romm über die vier Monate, die er in Gefangenschaft verbrachte. Ins normale Leben zurückzukehren war nicht einfach, aber er war entschlossen – er wollte leben. Das Buch beschrieb auch diese Herausforderungen – die Schwierigkeiten des Lebens nach der Gefangenschaft.

 

Ein Jahr nach seiner Rückkehr aus Ägypten saß Romm wieder im Kampfjet. Als er über das Nildelta flog, die Region, in der er zwei Jahre zuvor abgeschossen worden war, erlebte er unkontrollierbares Zittern, extreme Trockenheit im Mund und ein rasendes Herz.

 

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 von Giora Romm

Romm verstarb im August 2023, nach Jahren des Dienstes sowohl in der Luftwaffe, die er im Rang eines Generalmajors verließ, und dem öffentlichen Dienst. Neta Gurevitch, seine Tochter, wurde etwa zwei Jahre nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft geboren. Als wir mit ihr sprachen, betonte sie, dass ihr Vater zwar nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft ein volles und erfolgreiches Leben und sollte für sie investieren und war für sie da, aber Spuren der Gefangenschaft blieben ihm erhalten: „Gefangenschaft vergeht nicht.“ Der Gefangene verbringt sein ganzes Leben mit dem Versuch diese Erfahrung in den Rest seines Lebens zu integrieren.“

 

„Luftwaffenpilot Giora Yaakov Romm, dessen Flugzeug am 11. des Monats über ägyptischem Territorium abgeschossen wurde, wurde in einem Krankenhaus in Kairo fotografiert, wo er sich von seinen Wunden verholt.“ 

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, 21. September 1969

Wenn sie sagt: „Literatur ist meinem Herzen leib, weil sie ein Mittel ist, das einem ermög-licht die Erfahrung eines anderen zu erleben und zu verinnerlichen“, dann scheint es mir so, dass sie hauptsächlich von der Lebensgeschichte ihres geliebten Vaters spricht.

 

Soweit es Neta angeht, kann das Buch, das ihr Vater schrieb, uns durch diese schwierigen Tage helfen, wenn wir um die sichere Rückkehr aller Geiseln beten.

 

„Dieses Buch beweist die Tatsache, dass man sich davon erholen kann. Es gibt ein Leben danach. Es gibt hinterher ein Leben mit Sinn, bei allen Problemen entlang des Weges. Vielleicht werden die Leute, wenn sie es lesen, eine Verbindung zu diesem Ort der Hoffnung aufbauen.“

 

 

 

 

Giora Romm (links) mit seiner Familie. Zweite von rechts ist seine Tochter, Neta Gurevitch. Foto: Ran Mandelson; aus einem Familienalbum)

 


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