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Die letzte Schlacht eines sterbenden Systems


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Rolf

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Lyndon LaRouche Bueso




Die letzte Schlacht eines sterbenden Systems




Teil1



Lyndon LaRouche hielt auf der Halbjahreskonferenz des amerikanischen Schiller- Instituts und des ICLC in Reston (Virginia) am 16. Februar die programmatische Hauptrede. Wir veröffentlichen sie mit geringfügigen Kürzungen.

Jeder auf der Welt, der die Lage aufmerksam verfolgt, weiß, daß sich das Finanzsystem auflöst. Die Enron-Krise ist die letzte Schlacht.

Anders als die anderen habe ich aber schon seit einiger Zeit vorhergesagt, daß diese Entwicklung unausweichlich ist. So wurde schon im August 1971 eine Vorhersage wahr, die ich etwa elf Jahre zuvor getroffen hatte. Ich hatte prognostiziert, daß das Weltfinanzsystem in der zweiten Hälfte der 60er Jahre eine Folge von Währungskrisen erleben würde, die, wenn man nicht angemessen darauf reagiert, zum Zusammenbruch des Nachkriegssystems von Bretton Woods führen würde. Und so geschah es Mitte August 1971: das damals existierende Weltwährungssystem brach zusammen.

Als sich meine Vorhersage auf diese Weise bestätigt hatte, erklärte ich, die Vereinigten Staaten und die Welt müßten sich nun entscheiden: 1971 sei der Anfang eines Auflösungsprozesses der amerikanischen Wirtschaft und der Weltwirtschaft, und wenn man nicht bestimmte Elemente der Politik, für die die Regierung Nixon typisch war, ändere, führe dies in den Faschismus.

Und wenn man nun den 11. September und seine Hintergründe betrachtet, muß man feststellen: Wir stehen tatsächlich am Rande des Faschismus. Dabei gibt es drei Aspekte. Erstens gab es einen Putschversuch. Experten wissen, daß es nicht Osama Bin Laden gewesen sein konnte, und auch nicht sonst irgend jemand aus jenem Teil der Welt. Das wäre technisch völlig unmöglich. Jeder, der auch nur ein bißchen Ahnung von Sicherheitssystemen hat (und ich wurde eine Art Experte in diesen Fragen, als es um die SDI ging): So etwas wäre in den Vereinigten Staaten unmöglich, wenn es nicht eine gewaltige kalkulierte Nachlässigkeit oder eine bewußte Inszenierung - oder eine Kombination von beidem - gegeben hätte.

Das Ende der Tradition von West Point

Es gibt eine Strömung im Militär und anderen Institutionen der USA, die seit etwa 1960 sehr aktiv ist, aber schon früher einsetzte. Sie wollte die amerikanische Tradition über den Haufen werfen, eingeschlossen die Militärtradition, wie wir sie mit General Douglas MacArthur oder dem Oberkommandierenden in Europa General Eisenhower im Zweiten Weltkrieg verbinden. Die Entlassung MacArthurs war schon ein Schritt in Richtung dieser neuen Konzeption der Kriegführung. Statt die Krise in Korea zu lösen, verlängerten wir den Koreakrieg, und er ist praktisch bis heute noch nicht beendet. Die gegenwärtige US-Regierung will ihn wiederbeleben, um eine strategische Konfrontation mit China einzuläuten.

Dieser verlängerte Koreakrieg war dann das Vorbild für den sog. "Vietnamkrieg". Der Krieg in Indochina war ein bewußt in die Länge gezogener Krieg, bei dem keiner siegte - etwas, was der traditionellen amerikanischen Kriegsdoktrin völlig entgegengesetzt ist.

Was trat nun an die Stelle dieser alten Tradition, wie sie [die Militärakademie] West Point und MacArthur usw. verkörperten? Es gibt eine Gruppierung in Amerika - teilweise in den Streitkräften und stark konzentriert in einigen politischen "Denkfabriken" - , deren Vorbild in der Kriegführung das Modell der Waffen-SS der Nazis ist. Das Vorbild für die Waffen-SS war wiederum Napoleons Grande Armée. Napoleon Bonaparte war der erste moderne Faschist. Und die Grande Armée und die Waffen-SS folgten beide dem Vorbild der römischen Legionen: Sie wurden aus vielen verschiedenen Ländern zusammengezogen und sollten ganze Völker niederhalten oder sogar durch Völkermord vernichten - so ging die Waffen-SS vor, und das war auch Napoleons Plan, den er mit seinem Rußland-Feldzug 1812 verfolgte. Es gibt auch heute eine solche Tradition - besonders in den USA, teilweise in Großbritannien, weniger im Rest Europas. Im amerikanischen Militär nennt man sie "die Utopier". Diese Leute organisierten 1960- 61 die Invasion in der Schweinebucht und bildeten das Umfeld für den Mord an Präsident Kennedy. Und sie standen hinter den Mordanschlägen auf Präsident de Gaulle, hinter dem Mord an Mattei in Italien, dem Mord an Martin Luther King usw.

"Universalfaschismus"

Es gibt also in gewisser Hinsicht eine faschistische Bewegung in den USA, mit einem Schwerpunkt im Militär. Die Urheber dieser Politik sind die rassistischen Nashville-Agrarier, die 1928 von Enkeln der Ku-Klux-Gründer ins Leben gerufen wurden. Der Anführer dieser Gruppe war William Yandell Elliott, ein selbsterklärter britischer Agent, der in Harvard Regierungswesen lehrte. Elliott förderte in Harvard Leute wie Henry Kissinger, Zbigniew Brzezinski, Samuel Huntington u.a. Hinzu kommen einflußreiche Stiftungen und Institute wie die Smith-Richardson- Stiftung, die Mont-Pèlerin-Gesellschaft, die Heritage Foundation, das American Enterprise Institute, die Olin-Stiftung u.a. Diese Stiftungen sind mit einflußreichen Finanziersinteressen, Anwaltskanzleien und Buchhaltungsfirmen verbunden, die zum großen Teil die amerikanische Politik bestimmen. Diese Leute unterstützen die Politik, die unter den beiden aufeinanderfolgenden Nationalen Sicherheitsberatern Henry Kissinger und Zbigniew Brzezinski konsolidiert wurde.

Was sind die Ziele dieser Leute? Nehmen wir einen Mann, der eng mit Henry Kissinger verbunden ist: Michael Ledeen. Ledeen hat in der Schweiz eine Doktorarbeit zum Thema "Universalfaschismus" geschrieben. Während Hitler und Mussolini dachten, Faschismus wäre jeweils nur für eine Nation, meinten diese Leute: "Nein, das ist nicht gut genug. Wir werden alle Nationalstaaten beseitigen und ein Weltreich des Universalfaschismus haben, das mit militärischen Mitteln nach dem Vorbild der römischen Legionen, Napoleons Grande Armée und der Waffen-SS beherrscht wird." Das mit der Waffen-SS haben sie nicht laut gesagt, weil man das als "geschmacklos" angesehen hätte; aber wenn man ihre Bücher liest, ihre Ziele studiert, ihre Aktivitäten betrachtet und die Politik ansieht, die Leute wie Wolfowitz, Richard Perle oder John McCain und Joe Lieberman betreiben, ergibt sich genau dieses Bild des Universalfaschismus.

Das Ziel hinter dem 11. September

Welche Ziele verbergen sich hinter den Anschlägen vom 11. September? Wenn man eine Militäroperation oder etwas ähnliches untersucht, stellt man sich die Frage: "Was ist die Mission?" Versteht man den Sinn einer Militäroperation, indem man die technischen Einzelheiten betrachtet oder die Unteroffiziere zählt? Oder herauszufinden sucht, was die Soldaten trinken? Nein, man fragt sich: "Welchem Ziel dient das? Worauf läuft das hinaus?" Die Antwort ist jetzt offensichtlich, die Sache wird jetzt ganz offen ausgetragen: Werden die USA mit einer Legion aus Amerika und vielleicht noch anderen Ländern den Irak, Somalia, den Iran, Korea, und vielleicht auch China angreifen? Das ist Wolfowitz' Politik! Das ist die Politik von Brzezinski und anderen: der "Kampf der Kulturen".

Es gab schon einmal eine solche Politik, nämlich in Europa zwischen 1511 und 1648. Venedig wollte 1511 den Fortschritt des vorangegangenen Jahrhunderts rückgängig machen. Frankreich hatte unter König Ludwig XI. erhebliche Fortschritt gemacht (das ging auf Jeanne d'Arc zurück), und ebenso England, als Richard III. gestürzt und durch Heinrich VII. ersetzt wurde - das England von Sir Thomas More und später von Shakespeare - , und auch Italien. All dieser Fortschritt sollte zerstört werden. Venedig war eine imperiale Seemacht; es kontrollierte Spanien und die deutsche Linie der Habsburger, Portugal - überall hatte es seine Agenten.

So setzten die Venezianer zwischen 1511 und 1648 in ganz Europa Religionskriege in Gang, und damit stürzte Europa, das sich gerade erst vom finsteren Zeitalter des 14. Jahrhunderts erholt hatte, wieder in ein "kleines finsteres Zeitalter", wie Trevor-Roper und andere Historiker es nannten: Blutvergießen, Angst und Schrecken, Inquisition, Hexenglauben usw.

1648 wurde Venedig schließlich geschlagen dank des Westfälischen Friedens, der das Prinzip des modernen souveränen Nationalstaats bekräftigte. Im Westfälischen Frieden wurde erklärt, daß der Krieg in Zukunft nur noch der Sicherheit der Nationalstaaten dienen dürfe, und es wird ein klarer Unterschied zwischen gerechtem und ungerechtem Krieg definiert. Dies hat sich trotz aller Schwierigkeiten bis ins 20. Jahrhundert erhalten.

Nun will jemand diese Schrecklichkeiten des Religionskrieges erneuern: den Nationalstaat zerstören, "globalisieren", und das Gemeinwohlprinzip, wie es in der amerikanischen Verfassung verankert ist, durch "Shareholder Values" und ähnliches ersetzen.

So kam der 11. September. Warum? Eben weil das System bereits zerfiel. Denken wir daran, was dem bedauernswerten Präsidenten George W. Bush zugestoßen ist. Er war am 11. September in Florida, als es losging. Offenbar sollten auch er und andere - nicht nur die Menschen in New York City, im Pentagon und anderswo - sterben bei diesem Staatsstreich der utopischen Militärfraktion. Da hatte Bush eine Art Erleuchtung. Er sitzt da in Florida, er weiß, er ist der Präsident der Vereinigten Staaten, und das ist für so einen Jungen aus Texas das Allergrößte: "Ich habe jetzt die Macht!" Und dann, von einem Augenblick auf den nächsten, fühlt er sich plötzlich wie ein Nichts! Er fliegt nach Louisiana; er fliegt zum Kernwaffenzentrum, dem "Weltuntergangs-Hauptquartier", Offutt/Nebraska. Und während dieses Fluges nach Nebraska ruft ihn der russische Präsident an. Bush hat sich mehrfach öffentlich auf dieses Telefonat bezogen und es beschrieben - einmal sogar, als Putin an seiner Seite stand. Da hatte Bush seine "Erleuchtung". Der Präsident der einzigen anderen ernstzunehmenden Atommacht auf diesem Planeten, Rußland, stellte sich hinter den Präsidenten der USA und half ihm aus der Patsche. Und so geschah das Unwahrscheinliche: George W. Bush begriff das. Und für den Augenblick besserte das die Dinge einigermaßen.

Doch dann spielte Bush mit - er war vor Schrecken wie gelähmt. Seine Berater drängten ihn zum Afghanistan-Krieg - den er niemals hätte anfangen dürfen! Man tischte das Märchen von Bin Laden auf, ein absoluter Schwindel. Es wurde noch kein einziges Mal an keinem einzigen Ort der Welt öffentlich ein Beweis dafür vorgelegt, daß Al Qaida und Bin Laden hinter den Ereignissen des 11. September steckten. Nicht der kleinste Beweis! Es heißt, angeblich seien die Beweise da, sie wären überzeugend, aber man könne sie nicht publik machen. "Soll das heißen, Sie wollen die halbe Einwohnerschaft der Erde umbringen, können aber nicht sagen, warum?"

Man hat den Präsidenten dazu überredet. Seine Berater meinten, das wäre schlau gedacht: Amerika kann nicht mehr als einen Krieg auf einmal führen, also beißt man sich in Afghanistan fest. Man hat dort freie Bahn: Es ist kaum jemand da, nur Berge, Hügel, Felder. Man bringt vielleicht ein paar Menschen um, aber es ist kein bedeutendes Ziel. Wir haben dort inzwischen fast alle unsere Bomben aufgebraucht, Amerika hat kaum noch "Präzisionsbomben" übrig. Es war also kaum in der Lage, noch woanders Krieg zu führen.

Weltweiter Religionskrieg

Damit wurde das, was die Leute hinter dem 11. September erreichen wollten, zunächst einmal hinausgeschoben. Was war die Stoßrichtung unmittelbar nach den Anschlägen? Daß die USA zusammen mit Scharon und den israelischen Streitkräften einen weltweiten Religionskrieg beginnen sollten. Dies war schon klar, bevor Scharon Ministerpräsident wurde, als er sich mit seinem "Besuch" des dritthöchsten Heiligtums des Islam, den Haram Al Scharif, durchsetzte. Wenn man einen der heiligsten Orte einer der großen Weltreligionen entweiht, gleichzeitig massenweise palästinensische Araber ermordet und den Islam zur großen Bedrohung erklärt, dann entfesselt man einen weltweiten Religionskrieg wie in Europa im Mittelalter und später von 1511-1648.

Die Besonderheit des Religionskrieges ist, daß er niemals wirklich aufhört. Zwischen 1511 und 1648 herrschte in Europa permanent Krieg, nur mit wenigen kurzen Unterbrechungen! Anderthalb Jahrhunderte lang beherrschte dieser Krieg Europa. Der Dreißigjährige Krieg 1618-48 war besonders schrecklich. Wer einen Religionskrieg anzettelt, steckt die Zivilisation in Brand!

Und genau das ist es, was diese Leute wollen. Es gab also eine Partnerschaft zwischen den Kräften, die hinter den Anschlägen vom 11. September stehen, denjenigen Kräften, die den 11. September für einen weiteren Vorstoß für den "Kampf der Kulturen" benutzten, und schließlich denjenigen in Israel, die - wie sie selbst zugeben - gegen die Palästinenser mit denselben Methoden vorgehen wie die Nazis gegen das Warschauer Getto.

Diese drei Elemente bilden eine Einheit. Die Militäroperation, der Putschversuch, ist der Zünder, der "Kampf der Kulturen", der seither propagiert wird, ist die Bombe, und das dritte ist die Mitwirkung der Regierung Scharon in Israel, gegen die jetzt auch die Israelis selbst Widerstand leisten.

Auflösung des Systems

Warum sind diese drei Elemente jetzt zusammengekommen? Weil die Wirtschafts- und Finanzkrise drängt. Das gegenwärtige Finanz- und Währungssystem ist todgeweiht. Es läßt sich in der jetzigen Form unmöglich retten. Und seit etwa zehn Tagen, mit den Folgeerscheinungen des Enron-Bankrotts, läuft der Prozeß der Auflösung des ganzen Weltfinanzsystems.

Bei dem Enron-Bankrott geht es nicht nur um die offizielle Zahl von 35 Mrd. Dollar, sondern vor allem um die weit verzweigten Derivatgeschäfte der mannigfachen Enron-Partner. Das könnte die gesamte Derivatblase zur Implosion bringen, die nach den besten Schätzungen der Experten in aller Welt nominell mehr als 100 Billionen Dollar umfaßt.

Diese Blase hat sich seit einigen Jahren entwickelt. 1995-96 sagte ich voraus, daß wir in eine neue Zusammenbruchsphase des Weltwährungssystems der Zeit nach 1991 einträten. Derzeit droht - vielleicht nicht morgen, aber als anhaltender Prozeß - ein kettenreaktionsartiger Kollaps.

Das war das Hauptthema meines Wahlkampfs 1996, als ich mich in der Demokratischen Partei um die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten bewarb. Die Demokratische Partei, angefangen mit Clinton, sagte: "Nein, so weit wird es nicht kommen." Es kam aber doch. Es begann mit der sogenannten "Asienkrise" 1997, die in Wirklichkeit keine Asienkrise war, sondern eine Krise des weltweiten Systems der Hedgefonds. Als das vorbei war, hieß es, daran seien nur die Asiaten schuld, die Fehler gemacht hätten, und so etwas könnte nicht wieder vorkommen. Dann kam es im August-September 1998 zur GKO-Krise in Rußland, und der Spekulationsfonds Long Term Credit Management (LTCM) geriet in eine Schieflage, die fast das ganze amerikanische Finanzsystem zerstört hätte. Wieder hieß es: "Nein, nein, das ist nur vorübergehend. Es ist nur eine Schwankung, wir renken das wieder ein."

Der amerikanische Finanzminister und andere beschlossen, ein "Absturz-Verhinderungsteam" zu gründen, das Plunge Protection Committee. Sie wollten verhindern, daß jemals wieder eine solche Krise kommt, und deshalb warfen sie mit Geld um sich, wie man es nie zuvor erlebt hatte. Es wurde unvorstellbar viel Geld gedruckt und "erfunden", um das Platzen der Finanzblase zu verhindern.

Im Jahr 2000 kam dann noch der Einbruch der "New Economy"-Blase hinzu. Die sog. "Neue Wirtschaft" wurde bekanntlich etwa ab 1995 propagiert und begann im Frühjahr 2000 zusammenzubrechen. Die Blase wurde vom "Absturz-Verhinderungsteam" mit viel Geld wieder etwas aufgepumpt, aber 2001 brach sie erneut ein, und es war der Kollaps der New Economy schon vor dem 11. September, der den gegenwärtigen Finanzkollaps, den Enron-Bankrott und dessen Folgewirkungen auslöste.

Jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, an dem das ganze System von der Spitze an abwärts in sich zusammenfällt. Die Lage ähnelt der in Deutschland 1923, als ein System der "systematischen Blasenbildung", das fast zwei Jahre lang keine hyperinflationären Folgen gehabt hatte, plötzlich im Juni-Juli 1923 hyperinflationär wurde. Von da an dauerte es keine fünf Monate, bis die Reichsmark zu existieren aufhörte, erst später wurde sie unter dem Dawes-Plan mit Hilfe von amerikanischem Gold neugeschaffen.

Die Wissenschaft der Wirtschaftsprognose

Nachdem das gesagt ist, möchte ich nun einen anderen Gang einlegen. Ich werde Ihnen darlegen, wie die Lage ist und was wir in den USA und überall auf der Welt tun müßten. Dann müssen Sie, jeder für sich, entscheiden, wie Sie selbst in dieser Lage handeln werden. Ich kann nur die Lage schildern, und Sie müssen entscheiden, wie Sie darauf reagieren. Mehr kann ein Wirtschaftsprognostiker nicht tun.

Die meisten Menschen verstehen Vorhersagen und Prognosen nicht. Sie glauben, daß jemand ein Ereignis vorhersagt, wie ein Wahrsager, der ihnen genau sagt, wie und an welchem Tag sie den Mann oder die Frau ihres Lebens treffen oder so etwas. Diese Art Vorhersage mache ich nicht und habe sie auch nie gemacht.

Wir leben in einer Welt von Menschen, und deshalb stellt sich bei der Vorhersage das Problem, daß alles, was in der Welt geschieht - einmal abgesehen von astrophysikalischen Ereignissen und ähnlichem - , vom freien Willen der Menschen abhängt. Wie kann man Prognosen machen, obwohl der freie Wille existiert? Man sagt nicht einzelne Ereignisse voraus, sondern die Lage, die sich aus den bisher getroffenen Entscheidungen ergibt und die eintreten wird, wenn die Entscheidungen nicht geändert werden. Dann kann man zusätzlich darauf hinweisen, wie man auf diese Lage reagieren sollte. Man kann auch einen bestimmten Zeitrahmen vorhersagen, aber kein genaues Datum. Man kann sagen, was uns zustoßen wird, wenn wir auf die Situation nicht reagieren.

Das ist wie der Buchhalter, der zum Chef des Unternehmens geht und sagt: "Joe, wenn Sie so weitermachen, sind Sie bald bankrott." Der Buchhalter sagt nicht, wann der Bankrott kommt. Manchmal läßt sich das vorhersagen - z.B. wenn man weiß, daß am nächsten Morgen schon der Konkursrichter vor der Tür steht. Aber im allgemeinen sagt man eine Situation voraus, und man erklärt, wie man darauf reagieren sollte. Das ist die Arbeit des Prognostikers, wenn er kompetent ist. Wer Ihnen etwas anderes erzählt, ist kein Prognostiker, sondern ein Schwindler. Denn schließlich haben wir es mit dem freien Willen zu tun.

Die Menschen können ihr Schicksal bewußt ändern. Sie können es nicht nach Lust und Laune ändern, weil es sich um einen gesetzmäßigen Prozeß handelt. Sie müssen sich ändern, indem sie den Prozeß, dem sie unterworfen sind, verstehen. So verstehen sie, welche Entscheidungsmöglichkeiten sie haben. Man kann auch neue Entscheidungsmöglichkeiten erfinden, aber diese müssen der Lage entsprechen. Nichts anderes habe ich getan.

Ich veröffentliche meine Vorhersagen seit 35 Jahren - eigentlich 40 Jahre, aber erst ab 1966- 68 habe ich sie über einen sehr engen Kreis hinaus publiziert. Als 1971 die Veränderung eintrat, wußten viele Menschen, daß ich das vorhergesagt hatte, und das als einziger. Alle anderen Ökonomen in den USA oder Europa hatten in ihren Prognosen erklärt, daß so etwas wie der August 1971 niemals geschehen könnte. Die Lehrbücher wie "Economics 101", mit dem an den meisten Universitäten gelehrt wird, behaupteten, die "eingebauten Stabilisatoren" würden eine solche Krise für alle Zeiten verhindern. In diesen 35 Jahren lag ich nie falsch. Alle meine Vorhersagen, ohne Ausnahme, wurden durch die Ereignisse bestätigt.

Ich erwähne das, weil ich jetzt meine Autorität spielen lasse. Da Sie alle leicht Zugang zu meinen entsprechenden Schriften haben, können Sie selbst prüfen und feststellen, daß ich als Wirtschaftsprognostiker niemals etwas falsch gemacht habe.

Wie können wir nun aus der Sicht meiner Expertise in der Prognose verstehen, wie wir mit dem gegenwärtigen Problem der Welt umgehen? Man analysiert die Lage nicht mit den Methoden eines Wahrsagers, sondern indem man den Prozeß definiert, in dem sich die einzelnen Dinge abspielen. Anders gesagt: Wenn Sie versuchen wollen, bei einem Stein eine Psychoanalyse zu machen, sind Sie in Schwierigkeiten. Sie müssen das Wesen dessen verstehen, was Sie untersuchen, nur dann können Sie eine sinnvolle Prognose aufstellen und vernünftige Entscheidungen treffen. Und darum geht es jetzt.

Roosevelts Erbe und wie es verraten wurde

Am Ende des Zweiten Weltkriegs waren die USA mächtig, beinahe allmächtig, aber wir haben einiges falsch gemacht. Als Roosevelt starb und seine Leiche noch nicht ganz kalt war, beschlossen Truman und Churchill bereits, viele politische Pläne Roosevelts fallenzulassen.

Ein Beispiel: Roosevelt wollte, daß mit dem Ende des Krieges auch der Kolonialismus ein für allemal beendet würde. Das hieß nicht nur, die Überreste des portugiesischen, spanischen, holländischen, britischen und französischen Kolonialismus abzuschaffen, sondern bedeutete auch, daß die USA mit der enormen Stärke, die sie im Krieg erreicht hatten, für den Wiederaufbau der zerstörten Volkswirtschaften Kontinentaleuropas sorgen und auch in Afrika und anderswo große Infrastrukturprogramme in Gang bringen würden. Die ehemaligen Kolonialvölker sollten das Recht auf eine Volkswirtschaft auf dem Niveau der unsrigen erhalten: das Recht auf gleichberechtigten Zugang zu der Technik, die sie brauchten. Aber dazu kam es nicht.

Truman stellte sich hinter die Briten, und sie begannen, den Kolonialismus sofort wieder einzuführen. Portugiesische, französische, belgische, britische Kolonien wurden mit Waffengewalt wieder hergestellt. In Indochina ließ man die japanischen Soldaten aus den Gefangenenlagern heraus, gab ihnen die Waffen zurück und befahl ihnen, Indochina wieder zu besetzen, bis die Briten es übernahmen und anschließend den Franzosen übergaben. In Indonesien, das im Kampf gegen die Japaner seine Freiheit gewonnen hatte, marschierten mit Unterstützung der USA und Englands die Holländer ein und machten das Land mit einem blutigen Krieg wieder zu ihrer Kolonie. Und so weiter. Das war die Politik.

Es wurde auch Gutes getan. Das Positive war das Währungssystem der Nachkriegszeit, soweit es Japan, Nord- und Südamerika und Westeuropa betraf. Roosevelt hatte dieses Währungssystem entworfen - nicht Keynes, wie behauptet wird. Keynes war gegen Nationalbanken, Roosevelt dafür, und die Politik, die wir betrieben und die Roosevelt vorschwebte, war eine Nationalbankpolitik, auch wenn es nominell keine Nationalbank gab.

Das System der Nachkriegszeit von 1945 bis 1963 und teilweise noch etwas länger - das Bretton-Woods-System der festen Wechselkurse und einer Goldreserve-Politik - brachte der Bevölkerung in den USA und in allen anderen Nationen, die daran voll teilhaben konnten, eine allgemeine Verbesserung der Lebensbedingungen. Von der Mitte der 60er Jahre und verstärkt von 1971 an kehrte sich dies um, die Lebensbedingungen der Menschen, die zuvor vom Nachkriegsaufbau profitiert hatten, begannen sich zu verschlechtern. In der amerikanischen Wirtschaft gab es seit 1971-72 kein realwirtschaftliches Nettowachstum mehr. Wir haben die Infrastruktur und anderes abgenutzt und aufgebraucht, also von der Substanz gelebt.

Die schlimmste Katastrophe für Amerika war Jimmy Carter. Carter war ein Geschöpf Brzezinskis, und Brzezinski, müssen Sie wissen, ist verrückt. Carter fügte der Wirtschaft Amerikas in vier Jahren mehr Schaden zu als alle anderen Präsidenten mit noch so schlechten Absichten in der ganzen Nachkriegszeit. Die "Deregulierung", die Politik der "kontrollierten Desintegration der Weltwirtschaft" von (Notenbankchef) Volcker, usw. - diese gesamte Politik wurde unter Leitung Brzezinskis entworfen. Und sie ruinierte die Vereinigten Staaten. Seither geht es immer weiter bergab.

Dann kam 1989-91 die Auflösung des sowjetischen Systems. Da beschlossen die anglo- amerikanischen Interessen hinter dieser ganzen, gegen Roosevelt gerichteten Politik, ein neues Weltreich - eine "neue Weltordnung" - aufzubauen. Sie wollten die Institution des Nationalstaats abschaffen und mit Freihandel, Globalisierung, Deregulierung, "New Economy" und ähnlichen Betrügereien ein weltweites Imperium aufbauen, das von einer anglo- amerikanischen, im wesentlichen militärisch organisierten Macht, ähnlich den römischen Legionen oder der Idee der Waffen-SS bei den Nazis, beherrscht werden sollte.

Unter diesen Bedingungen brach zwischen 1977 bis heute der Lebensstandard besonders der einkommensschwächeren 80% der Bevölkerung katastrophal ein. In Europa kam es insbesondere seit 1989 zu einer ähnlich zerstörerischen Entwicklung. Einige Länder wurden als "aufstrebende neue Märkte" bezeichnet, aber das waren sie nicht. Sie befinden sich im wesentlichen unter der Knute eines neuartigen Kolonialismus, wobei Menschen in Billiglohn-Fabriken beschäftigt werden, die aus Europa und den USA ausgelagert wurden. Die Güter kommen dann zurück nach Amerika, aber wir Amerikaner bezahlen dafür nicht, sondern leihen uns Geld überall auf der Welt, um die Waren, die wir nicht mehr selbst herstellen, zu bezahlen. Dadurch hat man eine gewaltige Blase geschaffen, die jetzt explodiert.

Der entscheidende Punkt dabei ist: Wir hatten mit dem Nachkriegssystem von 1945-1963/64 ein System, das funktionierte. Es war nicht wirklich gerecht, es war nicht perfekt, aber es war wirtschaftlich erfolgreich. Der Lebensstandard der Bevölkerung pro Kopf stieg. Die Menschen hatten Hoffnung - die Hoffnung auf weitere Verbesserung und darauf, daß auch die anderen, die bisher noch ausgeschlossen waren, davon profitieren würden.

Nixons Wahlkampf 1966 prägte die längerfristige Politik der USA maßgeblich. 1966 traf Nixon in Mississippi die Spitzen des Ku-Klux-Klans und führte dann einen Wahlkampf für die Neo- Konföderierten. Damit begann der Abstieg in die Hölle. Nixons Entscheidung vom August 1971 bildete dabei einen entscheidenden Wendepunkt. Die Einrichtungen, die ich vorhin genannt habe - wie die Mont-Pèlerin-Gesellschaft und die Heritage Foundation, das American Enterprise Institute, die Smith Richardson-Stiftung, die Olin-Stiftung usw. - , haben dabei die amerikanische Politik maßgeblich beeinflußt und die amerikanische Wirtschaft zerstört.

Unser Problem ist heute also: "Wie kehren wir diese Entwicklung wieder um?" Wie können wir zu der Politik, die funktioniert hat, zurückkehren, ohne notwendigerweise auch deren Mängel zu übernehmen? Und wie weiten wir diese positive Politik auf die ganze Welt aus?


Fortsetzung folgt

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Die letzte Schlacht eines sterbenden Systems




Teil 2




Zwei Arten der Vorhersage





Ich möchte Ihnen dazu einige Hinweise geben. Wie erstelle ich Prognosen? Es gibt zwei Arten kompetenter Wirtschaftsprognose. Das eine sind "langfristige Vorhersagen". Damit meint man Vorhersagen über mindestens 10-15 Jahre, gewöhnlich über 25-50 Jahre. Man betrachtet die Bedingungen, unter denen eine Volkswirtschaft arbeitet, und durch Hochrechnen dieser Bedingungen kann man die Trends dieser Volkswirtschaft ermitteln: ihre Stärken und ihre drohenden Schwächen. Der Zeitraum von 25 Jahren entspricht etwa einer Generation. Es ist die Periode von der Geburt eines Kindes bis zur biologischen Reife, was in einer entwickelten Gesellschaft mit einem guten Bildungswesen mit dem Ende der beruflichen Ausbildung zusammenfällt. Man muß etwa 25 Jahre lang in einen jungen Menschen investieren, um ihn zu dem Grad der Reife zu bringen, den wir uns für alle Menschen wünschen.

Auch wenn dieser junge Mensch vielleicht zwischendurch auch einen Beitrag leistet, im Grunde muß man 25 Jahre lang permanent in ihn investieren. Die Familie tut es, und die Nation tut es in Form von Schulen, Bildungseinrichtungen, Gesundheitswesen, Verkehrswesen. Das alles braucht man, damit die nächste Generation heranwächst und nach etwa 25 Jahren anfangen kann, zurückzuzahlen. Und dann braucht es noch einmal 30-40 Jahre Arbeit des Erwachsenen, um das, was die Gesellschaft in ihn investierte, zu reproduzieren und, darüber hinaus, die Gesellschaft auf ein höheres Niveau zu bringen.

Deshalb ist das wichtigste Element in der politischen Planung - angefangen mit Bildung, Gesundheit etc. - der langfristige Zyklus. Tatsächlich dauert es bei der Entwicklung von Nationen nicht eine, sondern zwei Generationen, um eine langfristige, grundlegende Verbesserung zu verwirklichen. Eine Generation ist entwickelt; ihre Entwicklung ermöglicht es ihr, zur Entwicklung der nächsten Generation beizutragen - wenn man wirtschaftlich in die Zukunft denken will, hat man also im wesentlichen einen 50-Jahre-Zyklus. Das kürzeste ist eine Generation, 25 Jahre, aber das eigentlich langfristige Denken zielt auf 50 Jahre.

Wir können ziemlich verläßlich vorhersagen, was in einer wohlorganisierten Gesellschaft die Bedingungen oder die Veränderung der Bedingungen in 25 Jahren sein werden, die aus einer heute beschlossenen Politik resultieren. Wenn wir also beurteilen wollen, was wir heute tun, dürfen wir nicht betrachten, was von einem Moment zum nächsten geschieht, sondern wir müssen betrachten, welche Bedingungen das Ergebnis dieser heutigen Entscheidungen in bis zu 25 Jahren sein werden. Neben den langfristigen gibt es mittelfristige Auswirkungen, z.B. Investitionen in eine Werkzeugmaschine oder in ein Haus oder anderes. Das sind etwa fünf bis zehn Jahre. Dazu kommt dann noch die kurzfristige Periode von zwei bis drei Jahren. So denkt ein kompetenter Ökonom.

Der Ökonom denkt aber nicht in Begriffen von Geld. Er denkt in physischen Begriffen. Mich interessiert nicht, wieviel die Bahnfahrkarte kostet, mich interessiert, ob der Zug funktioniert, ob er ankommt, ob er pünktlich fährt. Und was es in Begriffen der verfügbaren Ressourcen der Gesellschaft kostet, die Eisenbahn zu betreiben. Zu den Preisen kommt man dann später. Das Wichtigste ist, daß sie funktioniert. Wenn sie funktioniert, dann werden wir den Preis bezahlen und Löhne usw. so festsetzen, daß wir diesen Preis auch bezahlen können.

Was ist mit der kurzfristigen Entwicklung? Da die Bedingungen, die wir in Kürze erreichen werden, im wesentlichen aus langfristigen Zyklen resultieren, müssen wir die Chancen und Aufgaben, die kurzfristig erscheinen, aus der langfristigen Sicht betrachten.

Nehmen wir als Beispiel die Tennessee Valley Authority (TVA), eine der größten Errungenschaften in der Geschichte der USA. Sie hat diese ganze Region der USA mit allen Nebenflüssen (des Tennessee) völlig verwandelt. Viele Fortschritte der Industriekapazität im Zweiten Weltkrieg gehen darauf zurück. Noch heute nützt sie uns. Al Gore wäre bis heute ein armer Schlucker, wenn sein Vater nicht von der TVA profitiert hätte.

Solche Projekte sind die entscheidenden langfristigen Investitionen, von denen die zukünftigen Entwicklungschancen und Lebensbedingungen der Bevölkerung abhängen.

Deshalb muß man versuchen, in diesem Rahmen zu denken: Wie wirkt unser kurzfristiges Verhalten auf diesen langfristigen Zyklus? In dem Fall des Unternehmers Joe kann man nicht genau vorhersagen, was geschehen wird, weil das Geschehen innerhalb des Zyklus davon abhängt, welche Entscheidungen Joe trifft. Ob z.B. eine Unternehmensleitung durchdreht und alle Angestellten entläßt, das kann man nicht vorher wissen. Aber wenn das Ereignis eintritt, kann man es verstehen, und man kann wissen, wie man darauf reagieren muß. Wichtig ist bei der Vorhersage also die Unterscheidung zwischen langfristigen Prognosen, bei denen man hinsichtlich der wirtschaftspolitischen Entscheidungen sehr genau sein kann, und kurzfristigen Prognosen, bei denen man die konkreten zu erwartenden Ereignisse nicht präzise vorhersagen kann, aber genau bestimmen kann, welche Bedingungen eintreten können, auf die man vorbereitet sein muß.

Fallstudie der amerikanischen Volkswirtschaft

Betrachten wir zur Veranschaulichung Abbildung 1. Im Herbst 1995 wurde ich in den Vatikan zu einer Konferenz über das Gesundheitswesen eingeladen. Ich legte dort ein Papier vor, an dem ich gerade arbeitete und das geeignet war, aufzuzeigen, was mit der Weltwirtschaft los war. Die Abbildung zeigt den Zustand in den USA in dem betreffenden Zeitraum. Man sieht einen deutlichen realwirtschaftlichen Niedergang. Die unteren 80 Prozent der Einkommensbezieher in Amerika kennen das: Der Lebensstandard der Familien war in physischer Hinsicht - z.B. der Gesundheitsversorgung - rückläufig. Und diese (untere) Kurve zeigt nicht nur nach unten, der Rückgang beschleunigt sich auch, die Kurve ist hyperbolisch.

Gleichzeitig haben die sog. "Marktwerte" der Wall Street noch bis vor kurzem eine rasante Entwicklung nach oben genommen. Die Finanzaggregate wachsen, aber wie? Indem sie die Menschen bestehlen. Wenn ein Unternehmen "Kosten einspart", indem es den Angestellten weniger zahlt, dann stiehlt es. Wenn es aus Billiglohnländern importiert, stiehlt es. Die Realwirtschaft der USA ist pro Kopf gemessen vor allem für die Familien mit niedrigeren Einkommen eingebrochen. Aber die Aktienmärkte schossen in die Höhe. "Die Aktien steigen! Wundervoll! Die Wirtschaft floriert!" Der Patient liegt im Sterben und das Fieber steigt!

Die Aktien-Hausse wurde u.a. durch Gelddrucken bewirkt: Immer mehr Geld wurde direkt oder indirekt in die Wirtschaft gepumpt, über das Federal-Reserve-System oder indem man sich Yen zu null Prozent Zinsen lieh. Die Finanztitel wuchsen, indem die physische Wirtschaft ausgeplündert wurde und auf die vorhandenen Titel immer neue Schulden gemacht wurden (leverage). Kommen wir nun zur Abbildung 2. Hier sieht man den Zustand der amerikanischen Volkswirtschaft im Frühjahr 2000. An diesem Punkt überstieg die Summe der Finanztitel, die über das "Absturz-Verhinderungsprojekt" der Regierung Clinton in die Wirtschaft gepumpt werden mußten, um die Aktienmärkte und verwandte Märkte vor dem Kollaps zu bewahren, die Summe der problematischen Finanztitel, die damit umgeschuldet werden mußten. Dieser Punkt war während der Weimarer Republik im Juni/Juli 1923 erreicht. Die deutsche Zentralbank mußte mehr Geld drucken, als sie eigentlich umschulden wollte. Das führte in die Hyperinflation.

Im Frühjahr und Sommer 2000 trat das amerikanische Finanzsystem also in eine hyperinflationäre Entwicklung ein. Der Zusammenbruch der Realwirtschaft beschleunigte sich immer mehr - wir alle sehen die Massenentlassungen und Firmenschließungen. Aber das System der Finanztitel hielt noch etwas länger, es bricht erst jetzt zusammen. Die Finanzwerte an den Aktienmärkten und anderen Börsen wachsen nicht mehr so schnell wie zuvor. Da der Wert dieser sog. "Wertpapiere" entscheidend von der Wachstumsrate abhängt, brechen ihre Gewinne dann unvermeidlich ein. Gleichzeitig muß man dem Finanzsystem über die Zinssenkungen der Federal Reserve usw. mehr neues Geld zuführen, als dadurch an altem Geld gestützt werden soll.

Das Gelddrucken geschieht in den USA, aber auch über Japan. Der Dollar ist vom Yen abhängig. Die japanische Regierung und die japanischen Banken haben die USA mit Liquidität gestützt. Sie haben Gelder zu Zinsen um null Prozent herum verliehen. Bekommt vielleicht irgendjemand von Ihnen einen Kredit zu null Prozent Zinsen? Das Geld wird in Yen ausgegeben und dazu benutzt, Dollar, Euro usw. zu kaufen. Anschließend fließt es auf die amerikanischen Finanzmärkte. Was geschieht nun, wenn der Yen einbricht?

Argentinien ist bankrott. Die Türkei ist praktisch schon so bankrott wie Argentinien und wird nur aus militärischen Erwägungen heraus wegen der Irak-Operation und Einsätzen in Zentralasien gestützt. Was geschieht, wenn die Türkei zusammenbricht? Das gesamte System erlebte einen kettenreaktionsartigen Kollaps.

Aber das ist noch nicht das Ende.

Die "Cluster-Knacker"

Das ganze System, für das Enron steht, ist ein gigantischer Schwindel. Es ist nichts Gutes daran, es ist reiner Diebstahl. Ein Aspekt war, daß Enron und ähnliche Unternehmen den Politikern und den Parteien sehr viel Geld spendeten. Sie haben Kongreßabgeordnete regelrecht aufgekauft. Und die Abgeordneten wurden immer schlechter, forderten aber gleichzeitig immer mehr Geld! Das System wurde nur mit Betrug und Kriminalität aufrecht erhalten. Würden Sie einer der großen Buchprüfungsfirmen trauen? Würden Sie den Bankiers trauen? Würden Sie einem Abgeordneten trauen?

Die Firmen investierten in Finanzderivate, sogenannte "Hedges" (im ursprünglichen Sinn: gegenseitige finanzielle Absicherung). Diese seltsamen Geschäfte wurden immer komplizierter, und immer größere Teile der Welt - vor allem in dem Bereich, der "Funny Money" genannt wird - waren darin verwickelt.

Aber es gibt für diese fiktiven Werte der Finanzderivate keine realen Sicherheiten. Sie basieren immer nur auf der Annahme, daß Fritz Müller Hans Meier bezahlen kann. Aber wenn Müller Selbstmord begeht, ist Meier bankrott. Bei diesen Derivatgeschäften sind alle Beteiligten irgendwo als Gegenpartei verwickelt, sie sind gefangen in dem größten und schmutzigsten Spinnennetz, das man sich vorstellen kann. Und wenn dieses Netz reißt, geht alles in einer gigantischen Kettenreaktion unter. Wir haben es mit einer Derivatblase von nominell mehr als 100 Billionen Dollar zu tun. Viele dieser Firmen sitzen auf den Bermudas, den Kanal-Inseln o.ä. und sind reine Scheinfirmen.

Viele amerikanischen Unternehmen waren an den Energiegeschäften und Derivatvereinbarungen beteiligt. Kürzlich ist ein Unternehmen in Pennsylvania untergegangen, das selbst gar nicht mit Derivaten spekulierte, aber Verträge mit Enron geschlossen hatte. Wir stehen also am Rande einer Kettenreaktion.

Ich möchte das mit einem Bild veranschaulichen. Es gibt da in der Natur ein sehr interessantes Lebewesen, das sich mal wie ein Tier verhält und mal wie eine Pflanze. Das ist der Schleimpilz. Es gibt viele unterschiedliche Arten von Schleimpilzen. Dieses Lebewesen, das im Morast gedeiht, ist in einer Phase seiner Existenz ein individuelles Wesen und verhält sich wie ein Tier, aber in einer anderen Phase schließen sie sich zu einem Bündel zusammen und bilden einen häßlichen Schleim. Und zwischen diesen beiden Entwicklungsphasen wechselt der Schleimpilz immer hin und her.

Sie sagen: "Wir sind hier alle einzelne ,Partner' bei Enron." (,Partner' waren scheinselbständige Tochterunternehmen.) Dann schaut man sich die Partnergesellschaften an und erkennt: "Moment mal, das ist ein Schleimpilz!" Dann betrachtet man Enrons Verpflichtungen als Gegenpartei bei Derivatgeschäften in ihrer Gesamtheit, zieht seine Schlüsse für den Gesamtkomplex der Finanzderivate und erkennt: "Das ist ein gewaltiger Schleimpilz von nominell 100 Billionen Dollar, der die ganze Welt zu ersticken droht!" Haben Sie jemals einen Schleimpilz sterben sehen?

Das meine ich mit "Cluster-Buster". Es gibt nichts mehr, was dieses System noch stützen könnte. Die Produktion ist eingebrochen, das System kollabiert; es ist am Ende. Das ist genau das, war ich 1995/96 und in der zweiten Phase 2000 im Zusammenhang mit der "Kollapsfunktion" vorhergesagt habe.

So ist die Lage: das Ende des Systems.

Die Lehren der klassischen Tragödie

Wir erleben eine klassische Tragödie. Früher, als die Menschen noch etwas wußten, wurde an den höheren Schulen und Universitäten noch Shakespeare gelehrt. Aber auch damals war die Interpretation der Tragödie falsch und romantisch. Es hieß z.B., Hamlet sei gescheitert, Hamlets Fehler hätten zum Untergang Dänemarks geführt. Das ist nicht richtig. Hamlet machte keinen "Fehler". Tatsächlich hätte er Dänemark nur retten können, wenn er einen "Fehler" gemacht hätte!

Hamlets Handeln wird an zwei zentralen Stellen des Stücks zusammengefaßt: in dem berühmten Monolog "Sein oder Nichtsein..." im Dritten Akt und in der Schlußszene des Stückes, dem außergewöhnlichen, verdrehten Dialog zwischen dem norwegischen Prinzen und Horatio. Hamlet und die anderen Toten werden von der Bühne getragen, aber Fortinbras hat nichts daraus gelernt und sagt sinngemäß: "Machen wir weiter so!" Horatio dagegen sagt: "Nein, genug! Laßt uns darüber nachdenken, was geschehen ist, damit es sich nicht wiederholt."

Fortinbras: Wo ist dies Schauspiel?
Horatio: Was ists, das Ihr zu sehn begehrt? Wenn irgend
Weh oder Wunder!, laßt vom Suchen ab. Fortinbras: Die Niederlage hier schreit Mord. - O stolzer Tod,
Welch Fest geht vor in deiner ew'gen Zelle,
Daß du auf einen Schlag so viele Fürsten
So blutig trafst...
Horatio: Und laßt der Welt, die noch nicht weiß, mich sagen.

Wie alles dies geschah, so sollt ihr hören
Von Taten, fleischlich, blutig, unnatürlich,
Zufälligen Gerichten, wildem Mord;
Von Toden, durch Gewalt und List bewirkt,
Und Planen, die verfehlt zurückgefallen
Auf der Erfinder Haupt: Dies alles kann ich
Mit Wahrheit melden.

..aber laßt uns dies

Sogleich verrichten, weil noch die Gemüter
Der Menschen wild sind, daß kein Unheil mehr
Aus Ränken und Verwirrung mög geschehen.

(5.Aufzug, 2.Szene)

Und Hamlet drückt in seinem berühmten Dialog aus, daß er zwar weiß, was er tun müßte, daß er aber zuviel Angst davor hat, dabei zu sterben, und deshalb lieber am Althergebrachten festhält:

Nur daß die Furcht vor etwas nach dem Tod -
Das unentdeckte Land, von des Bezirk
Kein Wandrer wiederkehrt - den Willen irrt,
Daß wir die Übel, die wir haben, lieber
Ertragen, als zu unbekannten fliehn.
So macht Gewissen Feige aus uns allen;
Der angebornen Farbe der Entschließung
Wird des Gedankens Blässe angekränkelt;
Und Unternehmen voller Mark und Nachdruck,
Durch diese Rücksicht aus der Bahn gelenkt,
Verlieren so der Handlung Namen...

(3.Aufzug, 1.Szene)

In jeder wahren Tragödie liegt die Ursache für den Untergang einer Nation nicht im Scheitern ihrer Führer als solcher. Schuld ist das Volk. Das Versagen des Staatsführers besteht nur darin, daß er es nicht wagt, gegen den Willen des Volkes zu handeln. So scheitern in der wirklichen Geschichte die Pragmatiker. Jeder Pragmatiker ist sozusagen eine potentielle reale Tragödie. Denn es gab immer nur einen Grund dafür, daß sich eine Kultur oder Zivilisation selbst zerstört: daß sie unbeirrbar an ihrer "öffentlichen Meinung" festhielt. Der tragische Held scheitert, weil er so handelt, wie es die öffentliche Meinung von ihm fordert. Und das Volk versagt, weil es Leute, die Sklaven der öffentlichen Meinung sind, zu ihren Staatsführern erwählt.

Das ist die Tragödie der Vereinigten Staaten heute. Deshalb versagen unsere beiden großen Parteien. Solange das Volk sich der öffentlichen Meinung unterwirft, sind die USA zum Untergang verurteilt. Nur eine abrupte, revolutionäre Veränderung der öffentlichen Meinung kann die USA jetzt noch vor der Hölle auf Erden bewahren. Diese Hölle ist der drohende "Krieg der Kulturen". Europa ist kurz davor, sich von den USA zu entfernen. Vielleicht kommt es nicht dazu, aber Europa droht mit etwas, womit es seit über 50 Jahren nicht gedroht hat: sich von der Macht der Vereinigten Staaten loszusagen. Denn Europa weiß, daß die USA zum Untergang verurteilt sind, und überlegt nun, ob es den Mut hat, sich diesem Untergang zu entziehen.

Das ist die Realität.

Lösungen gibt es nur gegen die öffentliche Meinung. Das bedeutet, daß wir unserem Freund, der an die "New Economy" oder an Freihandel oder an Globalisierung glaubt, erklären müssen, daß er ein selbstmörderischer Verrückter ist. Er ist ein tragischer Narr. Wer glaubt, er müsse den Meinungsumfragen folgen, ist ein tragischer Narr.

Wenn man erkennt, daß die ganze Nation sich wie die sprichwörtliche Herde Lemminge verhält, die bereit ist, über die Klippe zu springen, dann gibt man nichts mehr auf die Meinung der Lemminge. Wer sich ernsthaft Sorgen um die Lemminge macht, der muß versuchen, ihre Meinung zu ändern, und darf dabei nicht zimperlich sein, wenn ihre derzeitige Meinung zur Sprache kommt. Das ist jetzt unsere Aufgabe.

Ich habe Amerika genau beobachtet. Schließlich lebe ich schon eine ganze Weile. Ich bin immer noch voller Tatkraft, so wie (der Sänger) William Warfield und einige andere auch. Aber viele andere sind bereits gestorben. Leute wie ich, in meiner Position, gehören zu den Überlebenden. Wir wissen noch, was diesem Land in den 20er und 30er Jahren widerfahren ist, während des Krieges, in der unmittelbaren Nachkriegszeit, in den 50er und 60er Jahren, und wir wissen, was seitdem geschah.

Das Versagen der "Baby-Boomer"-Generation

Viele Menschen in einflußreichen Positionen, die nach dem Krieg geboren wurden - die "Babyboomer" oder "68er" - , haben keinen blassen Schimmer, was heute in der Welt vorgeht. Sie wuchsen unter dem Einfluß des sog. "McCarthyismus" auf, der eigentlich ein "Trumanismus" war. (Irgendjemand entschied sich für die Bezeichnung "McCarthyismus", wohl weil er "Truman" nicht aussprechen konnte.) Zu dieser Zeit sagten die Eltern zu ihren Kindern: "Bleibt nicht in der Stadt, zieht in die Vorstadt. Nehmt euch einen Bürojob, macht euch nicht die Hände schmutzig, das hat keine Zukunft. Das ist nur was für arme Leute, nicht für euch. Besucht die richtigen Schulen, und seid vorsichtig mit dem, was ihr sagt. Sagt niemals etwas, was euch schaden könnte und eure Familie in Schwierigkeiten bringt. Paßt euch an, damit ihr weiterkommt."

Es war also in gewisser Hinsicht nicht der Fehler der Babyboomer: Sie wurden eben so erzogen. Sie wissen es nicht besser. Wenn sie mit einem Problem konfrontiert sind, mit dem sie sich nicht auseinandersetzen wollen, sagen sie einfach: "Ich gehe nicht hin", "ich will davon nichts hören", "das glaube ich nicht". Oder sie sagen: "Ich will nichts wissen von ,toten weißen europäischen Männern' (Dead White European Males), das ist an unserer Universität verboten."

Deshalb haben wir heute eine unterprivilegierte Bevölkerung. Das hätte man mit meiner Generation nicht machen können, solange wir am Ruder waren. Unsere Generation war nicht so dumm. Meine Generation hat schlimme, moralische Verbrechen begangen. Sie fügte sich Entwicklungen, die sie nicht hätten hinnehmen dürfen. Sie unterwarfen sich der öffentlichen Meinung - die in Wirklichkeit von milliardenschwere Massenmedien manipuliert war - statt ihrem Gewissen. Aber man hätte uns nicht so an der Nase herumführen können wie die Babyboomer.

Deshalb muß ich jetzt reden wie ein alter Prophet, weil ich aus einer Generation stamme, die der Vernunft zumindest näher war als alle späteren. Meine Aufgabe ist es, Ihnen, die fast alle jüngeren Generationen angehören, deutlich zu machen, daß es einmal eine Zeit gab, in der wir mehr wußten, als Sie heute zu wissen meinen. Wir hätten die Globalisierung niemals akzeptiert. Wir hätten nicht zugelassen, daß jemand unsere Arbeitsplätze nach Übersee verlagert, daß die Infrastruktur zerstört wird usw. Wir hätten es einfach nicht toleriert. Aber Sie, die Jüngeren, haben es. Sie glauben, gewisse Dinge (Globalisierung usw.) seien unausweichlich, es sei nicht mehr umkehrbar, und Sie müßten sich damit abfinden.

Anders einige von uns, die älter und weiser sind und auf mehr Erfahrungen zurückgreifen können. Wir blicken auch eher auf unsere Vorfahren zurück und setzen unsere Lage in Beziehung zu den Menschen, die vor uns da waren. Meine eigene Familienerfahrung, bei Tischgesprächen und kulturellen Kontakten, reicht 200 Jahre zurück. Einer meiner Vorfahren, auf den bei uns zuhause immer wieder die Sprache kam, war ein Zeitgenosse Abraham Lincolns. Viele Menschen meiner Generation können bei ihrem familiären Hintergrund sogar bis ins 18. Jahrhundert und frühe 19. Jahrhundert zurückblicken. Sie denken an die Gegenwart vor dem Hintergrund der Geschehnisse über diese ganze Zeit seit damals hinweg. Sie vergleichen die Entwicklungen langfristig. Sie denken daran, woher wir gekommen sind, und fragen "wohin gehen wir"?


Fortsetzung folgt

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Rolf

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Lyndon LaRouche Bueso




Die letzte Schlacht eines sterbenden Systems




Teil 3




Eine Chance zur Veränderung





Aber vor uns liegt auch eine Chance, wenn Teile der jüngeren Generation wieder zu Verstand kommen und erkennen, daß die derzeitigen politischen Parteien nichts taugen. Es gibt ehrenwerte Leute in diesen Parteien, auch auf der Führungsebene, aber als organisierte Institutionen sind sie heute zu angepaßt. Republikaner und Demokraten sind gleich dumm und inkompetent. Wenn diese Parteien in ihrem gegenwärtigen Zustand die Zukunft gestalten müßten - auch die nahe Zukunft - , dann würde man zu dem Schluß kommen, dieses Land und diese Zivilisation seien nicht zu retten.

Aber wir können einiges bewegen, wenn die Menschen wieder zur Vernunft kommen, wenn sie eine "Erleuchtung" haben. Vielleicht werden viele eine größere Erleuchtung haben als George Bush am 11. September - wenn sie nämlich erkennen, daß alles, wofür sie jemals gekämpft haben, kurz vor der Zerstörung steht. Vielleicht werden sie bereit sein, ihr Verhalten zu ändern, weil sie feststellen, daß es Werte gibt, die ihnen wichtiger sind als ihre alten Gewohnheiten.

Ihr erstes Ziel wird vielleicht sein, zu dem zurückzugehen, was die Vereinigten Staaten unter Franklin Roosevelt einmal waren, was in gewissem Maße auch die ersten 20 Jahre nach dessen Tod weiterging. "Damals lief es besser. Warum nehmen wir uns das nicht wieder zum Vorbild?" Die Alten erklären den Jüngeren: "Damals ging es uns besser. Nur deshalb konntet ihr das College besuchen." Die Kinder heute haben kaum eine Chance. Sie können zwar ein College besuchen, aber sie lernen dort nichts mehr. Doch wir können uns ändern.

Wir müssen überhaupt die Welt auf eine andere Art betrachten. Leider sind wir kulturell stark von Hobbes beeinflußt. Wir glauben, das Geheimnis aller Dinge ist, wie man auf Kosten der anderen vorankommt. Viele Leute sagen: "Stehen unsere Interessen nicht im Widerspruch zu denen anderer Nationen? Wie können wir die anderen besiegen?" Irgendwelche Idioten reden von einem wirtschaftlichen Konflikt zwischen Europa und den USA. Es gibt keinen solchen Konflikt, außer in den Köpfen dieser Idioten. Es gibt keinen "Konflikt" zwischen dem Dollar und dem Euro! Der Euro ist bankrott und der Dollar ist bankrott - wo ist da der Konflikt?

Wir müssen in Dimensionen und Begriffen der Menschheit denken. Und wir müssen erkennen, daß der Nationalstaat eine notwendige Einrichtung ist. Denn nur durch den Bezug auf eine nationale Kultur können sich Menschen über sensitive Probleme überlegt und wirksam verständigen. Gleichzeitig müssen die Nationen aber auch als eine Familie von Nationen beratschlagen und sich auf eine Politik verständigen, so wie wir uns innerhalb einer Nation auf eine Politik verständigen, die sich auf unsere gemeinsame Sprachkultur und unsere Traditionen gründet - das, was wir mit unseren Nachbarn, Freunden und der Familie gemeinsam haben, so daß wir Bezüge schaffen können, die die Menschen verstehen. Das ist für Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen schwieriger.

Aber wir sind alle Menschen und haben als solche im wesentlichen dieselben Interessen. Wir unterscheiden uns alle auf gleiche Weise von den Tieren. Als Menschen haben wir Zugang zur Unsterblichkeit, zu Ideen, was kein Tier jemals hat, es sei denn, es würde von einem Menschen aufgenommen. Wenn ein Tier stirbt, geht es nirgendwo hin, es sei denn, ein Mensch hätte es geliebt. Was geschieht mit einem Menschen, wenn er stirbt? Wenn es ein Mensch voller Ideen war, der durch Ideen zur Entwicklung anderer Menschen beitrug, dann erreicht er mit der Weitergabe dieser kognitiven Entdeckungen und Ideen Unsterblichkeit. Was er in seinem Leben getan hat, wird zum immerwährenden Bestandteil der Menschheit, einem ewigen Erbe. In diesem Erbe lebt er ewig und erlangt Unsterblichkeit.

Wenn wir auf unsere Vorfahren und ihre Kulturen zurückblicken, und an die Kämpfe denken, die frühere Generationen gekämpft haben, dann versuchen wir, den Verstorbenen Gerechtigkeit zu erweisen. Wir denken an das Unrecht, das damals geschah, und versuchen, denjenigen, die unter Ungerechtigkeit leiden mußten, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. So muß der Lebende den Toten Gerechtigkeit zukommen lassen, und so muß er kommenden Generationen eine Zukunft ermöglichen.

Diese Unsterblichkeit existiert. Deshalb müssen wir in diesen Begriffen an die Menschheitsfamilie denken: als Familie souveräner Nationalstaaten und als Völker, die sich auf dieses Selbstverständnis gründen.

Wir können diese Krise meistern

Betrachten wir nun die Welt. Können wir die Finanzkrise überwinden? Ja! Es wird allerdings eine hartes Stück Arbeit sein. Hart, aber befriedigend.

Wir haben heute eine Massenarbeitslosigkeit in zwei Formen. Einmal die offizielle und inoffizielle Arbeitslosigkeit im engeren Sinne: Menschen, die keine Arbeit haben oder unterbeschäftigt sind. Viele Menschen werden gar nicht mehr erfaßt. Das andere aber sind die Menschen, die zwar einen Arbeitsplatz haben, bei dem sie aber nur sinnloses Zeug zu tun haben. Es gibt zu viele Bürohengste, die völlig unqualifiziert sind. Sie sollten die Chance bekommen, etwas Produktives zu leisten, statt etwas zu tun, das wenig Qualifikation benötigt und sie nicht ausfüllt.

Es gibt also einen riesigen Pool an Arbeitslosen. Und es gibt etwa im Bereich der Infrastruktur große Erfordernisse. Denken Sie an die Städte, an die Energie- oder Wasserversorgung. Oder an das Bildungswesen und die Umwelt im allgemeinen. Denken Sie an den Zustand der Gebäude, an die Lebensbedingungen, an die lebensnotwendige Infrastruktur. Das Gesundheitswesen ist praktisch zusammengebrochen. Das alles müssen wir wieder in Ordnung bringen. Das ist eine sinnvolle Arbeit, die ihr Geld wert ist.

Wir können den Amerikanern wieder Arbeit verschaffen, wie Franklin Delano Roosevelt das gezeigt hat. Die Ergebnisse werden für die Nation förderlich sein. Haben wir mit Roosevelts New Deal Geld verloren? Nein, der New Deal hat die Lebensbedingungen der Amerikaner und die Wirtschaft verbessert. Die Nation wurde gerettet. Es war keine sinnlose Arbeitsbeschaffung. Wir haben Menschen, die müßig waren oder deren Arbeitskraft ungenutzt war, Arbeit gegeben, um eine Zukunft aufzubauen. Und sie haben die Zukunft aufgebaut! Vielleicht nicht perfekt, aber sie taten es.

Heute haben wir, was den technischen Fortschritt angeht, große Möglichkeiten vor uns. Wir können technologische Revolutionen machen. Wir können nicht alles auf einmal tun, weil es an entsprechend ausgebildeten Menschen fehlt. Aber wir können etwa das Raumfahrtprogramm wieder ankurbeln. Wir können andere Dinge wieder ankurbeln, die die Wirtschaft wieder in Schwung bringen.

Der Aufbau der Weltwirtschaft

Dabei stehen verschiedene große Herausforderungen vor uns. Auf dem amerikanischen Kontinent sind die Dinge relativ einfach. Wir müssen nur die Ungerechtigkeiten abschaffen, und schon wird sich alles gut entwickeln. In Mittel- und Südamerika liegt zwar viel im Argen, aber der früher einmal eingeschlagene Weg wird funktionieren, wenn wir unseren Verstand anstrengen.

Zwei andere Regionen der Welt sind besonders wichtig für uns. (Damit will ich Australien keineswegs ignorieren, aber die Australier sind dafür bekannt, daß sie durchaus für sich selbst reden können.)

Da ist zum einen der riesige Kontinent Eurasien, mit den größten mineralischen Ressourcen auf der Erde - viele davon noch ganz oder weitgehend unerschlossen. Dazu gehört Westeuropa, wo sich bis vor einiger Zeit viel technischer Fortschritt konzentrierte. Auch Japan gehört dazu. Bevor es von Brzezinski als Sicherheitsberater Carters in den Ruin getrieben wurde, war auch Japan ein Zentrum des technischen Fortschritts.

China gehört sicher zu den aufstrebenden Nationen, ist aber auf sich allein gestellt in einer schwierigen Lage. In China leben mehr als eine Milliarde Menschen, und damit wird das Land mit den Mitteln, die es derzeit einsetzt, nicht fertig werden. China braucht Hilfe. Auch in Indien werden bald eine Milliarde Menschen leben. Es ist in mancher Hinsicht eine starke Nation, aber es braucht ebenfalls Hilfe.

Hinzu kommen noch Südostasien allgemein, Zentral- und Nordasien sowie der Nahe Osten. Dies sind Gebiete potentieller Entwicklung; sie brauchen einen immensen Technologietransfer, kapitalintensive Investitionen wie etwa umfassende Wasser- und Verkehrsprojekte über einen Zeitraum von 15-25 Jahren.

Deshalb können wir Eurasien aufbauen, indem wir die Zentren - u.a. in China und Indien - , die das technische Potential haben, die Investitionsgüter und Technologie herzustellen, die in den großen unterentwickelten Landmassen Asiens dringendst benötigt werden, miteinander verbinden. Dies umfaßt auch die Regionen Asiens wie Zentralasien und Nordasien, die bisher niemals angemessen entwickelt wurden, aber mit solchen Programmen entwickelt werden könnten. Mit einem wirtschaftlichen Aufbauprogramm für Eurasien, wie es Roosevelt in den 30er Jahren für die USA vorgesehen hatte, können wir das brachliegende Potential Japans, Westeuropas und anderer Regionen wie Teilen Chinas und Indiens kombinieren und dieses Potential mobilisieren, um mit langfristigen, niedrigverzinsten Krediten die Technologien liefern, die in den sehr großen Gebieten Asiens gebraucht werden, wo große Menschenmassen und große Mengen an Rohstoffen auf Entwicklung und Erschließung warten.

Afrika ist in gewisser Hinsicht ein besonderer Fall: Afrika ist ein ausgeplünderter und zerstörter Kontinent, dies gilt vor allem für die Region südlich der Sahara. Roosevelt wollte dies ändern, aber unter seinem Nachfolger Truman, der die Probleme der afrikanischen Völker nicht verstand, wurde das fallengelassen. Afrika wird seiner Rohstoffe beraubt. Der South African Shield etwa ist eine der rohstoffreichsten Regionen der Welt. Die Anglo-Amerikaner und ihre israelischen Partner haben diese Region systematisch geplündert und das, was von den Nationalstaaten dort noch übrig war, zerstört, um die Menschen über Bruderkriege und anderes leichter ausplündern zu können. Die Menschen dort sind am Ende.

Wir müssen Afrika Gerechtigkeit bringen. Afrika verfügt über außerordentliche Potentiale. Es sollte nicht nur Rohstoffe exportieren, sondern Halbfertig- und Fertigwaren. Damit könnte Afrika seine Städte und seine Industrie entwickeln. Jetzt muß umgehend massiv in den Aufbau eines Infrastrukturnetzes investiert werden. Das ist eine alte Geschichte! In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts planten die Briten den Bau einer Eisenbahn von Kapstadt nach Kairo, doch leider wurde sie nie gebaut. Bis 1898 planten die Franzosen eine Bahn durch die Sahelzone, von Dakar in Senegal bis Dschibouti am Indischen Ozean, auch dieses Vorhaben wurde niemals verwirklicht. Der Aufbau der Wasser- und Energieversorgung, des Verkehrswesens und neuer städtischer Zentren ist eine Vorbedingung für die Entwicklung Afrikas.

Unter den Bedingungen einer solchen Infrastrukturentwicklung besitzt Afrika ein enormes Potential zur Nahrungsmittelproduktion. Derzeit sind die afrikanischen Farmen nicht produktiv, weil zuviel Ernte wegen Krankheiten ausfällt und weil es an Technik fehlt. In Süd- und Ostasien herrscht eine starke Nachfrage nach Nahrungsmitteln. Dort liegt eine Zukunft für Afrika. Deshalb müssen wir Afrika helfen, seine lebensnotwendige wirtschaftliche Infrastruktur aufzubauen, so wie Roosevelt es beabsichtigte.

Eine Frage von Führungsqualitäten und Vision

Was ist dann die Perspektive für die kommenden 25 Jahre, wenn wir als Amerikaner wieder Vernunft annehmen? Wir sind immer noch ein politischer Machtfaktor in der Welt. Wenn wir die Sache richtig anpacken, wird die Welt auf uns hören. Afrika würde auf uns hören, und ich glaube, Afrika würde mir vertrauen. Auch Mittel- und Südamerika würden mir wahrscheinlich mehr vertrauen als jedem anderen amerikanischen Politiker - und das aus gutem Grund! Das gleiche gilt für Europa und Asien.

Wenn die Vereinigten Staaten, so wie ich sie verstehe, Amerika, Afrika und Eurasien eine solche Vision vorschlagen, könnten wir eine solche auf 25 Jahre angelegte Mission in Angriff nehmen, ohne imperialistische Motive zu haben oder ein Hegemonialsystem anzustreben. Wir könnten eine Partnerschaft zwischen völlig souveränen Nationalstaaten aufbauen. Man könnte es als eine "multipolare Welt" der Zusammenarbeit zwischen Nationalstaaten bezeichnen.

Unter den Bedingungen der schweren Krise brauchen wir jetzt eine Führung mit einer Vision, so wie Roosevelt 1932-33 auf die Depression in den USA reagierte. Eine visionäre, weise Führungspersönlichkeit, die bereit ist, die Käseglocke der "öffentlichen Meinung" zu zerschlagen. Jemand, der an die Bevölkerung die einfache Frage richtet: "Wir sind dabei unterzugehen. Wollen Sie überleben? Wollen Sie sich uns anschließen und dabei mithelfen, damit wir überleben?"

Von Ihnen und vielen andere Menschen brauche ich ein einfaches "Ja, wir sind dabei". Vor uns liegt eine großartige Perspektive: ein 25jähriges Bemühen, der Hölle zu entkommen und eine wirkliche Zukunft zu bauen. Und wir, die wir das nicht mehr erleben werden, können zwei Generationen in die Zukunft schauen und sagen: "Zumindest liegt die Chance in unserer Reichweite, eine Ordnung auf diesem Planeten zu erreichten, die menschenwürdig ist und alle Menschen einschließt."

Ich danke Ihnen.

Quelle:

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Ende



Wenn Sie sich wegen irgendeiner Information ärgern, deswegen wütend oder frustriert werden bzw. Hass oder Wut auf entsprechende Personen bekommen, sind SIE selbst der einzige der diese Emotion in Form von Krankheiten zurückbekommt. Ihre Wut trifft niemals den anderen.
Einen Herrn Bush zum Beispiel interessiert es herzlich wenig, ob Sie sich über ihn ärgern.
Sie sind Schöpfer der Ereignisse die in Ihrem Leben eintreten, also seien Sie sich bewußt
wie Sie denken oder sprechen
.


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