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»Die 10 Gebote heute«: Artikelserie in der Berliner Morgenpo


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»Die 10 Gebote heute«: Artikelserie in der Berliner Morgenpost





Jesus.de-




04.12.2007


(PRO) - Am Dienstag startet die Tageszeitung "Berliner Morgenpost" eine neue Serie, die sich mit den biblischen Zehn Geboten beschäftigt. "Die 10 Gebote heute" lautet der Titel.

Nach Angaben des Axel Springer-Verlages, in dem die "Berliner Morgenpost" erscheint, schreiben auf je einer Doppelseite zehn unterschiedliche Autoren an zehn Tagen zum Thema "Wie aktuell sind die zehn Gebote heute noch und wie prägen Sie unser Leben?".

Geschichten von Menschen und die Zehn Gebote

In jeder Folge werden Geschichten von Menschen erzählt, die sich auf unterschiedliche Weise mit den Grundwerten der Zehn Gebote auseinandersetzen: "Vom Mörder, der versucht, seine eigene Tat zu verarbeiten, über den West-Berliner Pfarrer, der vertrauliche Informationen seiner Kirche an die Stasi weitergab, bis hin zum Ehepaar, das seit 65 Jahren glücklich verheiratet ist, kommen unterschiedliche Personen zu Wort", so der Verlag.

Daneben sollen kirchliche und weltliche Experten ihre Sicht auf die Dinge schildern. Am 15. Dezember endet die Serie mit einer Seite zur Leserresonanz. Die Artikelserie wird zudem mit einer Plakat-Kampagne mit drei verschiedenen Motiven sowie von Funkspots und Zeitungsanzeigen begleitet.

EKD-Ratsvorsitzender Huber war 2006 Chefredakteur der Weihnachtsausgabe

Im vergangenen Jahr hatte der Chefredakteur der "Berliner Morgenpost", Carsten Erdmann, für die Ausgabe zum 24. Dezember 2006 den Stuhl des Chefredakteurs dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, überlassen. Huber tauschte die Kanzel mit dem Chefredakteursbalken im Newsroom der Berliner Zeitungsgruppe, leitete alle Konferenzen und legte die Themen in den Ressorts und auf der Seite Eins fest. "Berliner Morgenpost"-Chefredakteur Erdmann wurde dafür im Mai dieses Jahres mit dem "Goldenen Kompass", dem Medienpreis des Christlichen Medienverbundes KEP (Wetzlar), ausgezeichnet.

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Auf den Spuren der Zehn Gebote im Alltag





Für 60 Prozent der Deutschen spielen die Zehn Gebote nach wie vor eine große Rolle. Trotzdem gehören weiterhin Scheidungen, Diebstähle und Morde zum Alltag. Das Entstehen der Zehn Gebote, was sie in den Jahrhunderten bewirkt haben, wie sie uns bis heute beeinflussen – die neue Serie bei WELT ONLINE.


Wir waren nervös. Natürlich wussten wir Konfirmanden, dass nichts passieren würde, wenn wir bei der Prüfung vor der Gemeinde die Zehn Gebote nicht fehlerfrei aufsagen könnten. Wir würden auch so konfirmiert. Doch nun in der Kirche, den Pfarrer vor Augen und die Gemeinde im Rücken, hatte man alle jugendliche Unbekümmertheit verloren. Man zitterte dem Augenblick entgegen, da man selbst an der Reihe war, um ein Gebot samt Martin Luthers Erklärung aus dem Kleinen Katechismus auswendig vorzutragen.

Den Anfang bewältigte ein fleißiges Mädchen ohne Mühe: „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst nicht andere Götter haben neben mir. – Was ist das? – Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen.“ Jetzt noch zwei andere. Der als streberhaft verschriene Junge meisterte den schwersten Brocken problemlos: „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht unnütz gebrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht. – Was ist das? – Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir bei seinem Namen nicht fluchen, schwören, zaubern, lügen oder trügen, sondern ihn in allen Nöten anrufen, beten, loben und danken.“ Jetzt nur noch eine. „Du sollst den Feiertag heiligen. Was ist das? Wir sollen Gott fürchten ..., fürchten und lieben, dass wir die Predigt nicht verachten ..., die Predigt und sein Wort nicht verachten, sondern es heilig halten, gerne hören und lernen.“

So, jetzt: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass dir’s wohlgehe und du lange lebest auf Erden. – Was ist das? – Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unsere Eltern und Herren nicht verachten noch erzürnen, sondern sie in Ehren halten, ihnen dienen, gehorchen, sie lieb und wert haben.“ Glatt durchgekommen! „Du sollst nicht töten“ hat man schon nicht mehr richtig gehört.

Auswendiglernen ist nicht alles

Natürlich wurden dann alle konfirmiert – obwohl es sich die Kirche vor 30 Jahren noch hätte leisten können, bei mangelnder Lernleistung den Segen zu verweigern. Schließlich gab es damals genug Kinder und Gläubige.
Aber Auswendiglernen ist ja nicht alles. Denn was man als Konfirmand da heruntergespult hatte, verstand man im Grunde erst viel später, etwa beim Betrachten der TV-Reihe „Dekalog“ des polnischen Regisseurs Krzysztof Kieslowski, der in den Achtzigerjahren jeweils einstündige Filme zu jedem der Zehn Gebote drehte. Der Film zum vierten Gebot, dem zur Elternliebe, das in der Kirche herzusagen war, handelt von der Liebe zwischen einem älteren Mann und einer jungen Frau.
Diese Liebe ist verboten, weil das Mädchen von Kind auf glaubt, jener Mann sei ihr Vater.

Dann aber, fast erwachsen, glaubt sie herausgefunden zu haben, der Mann sei nicht ihr leiblicher Vater, sondern habe sie als Kleinkind angenommen. Als er einmal verreist ist, schreibt ihm die junge Frau einen fingierten Brief ihrer Mutter, in dem diese die angeblichen Familienzusammenhänge aufklärt. So will die junge Frau den Mann dazu bringen, endlich die Wahrheit zu sagen und dadurch die auch von ihm verspürte Liebe zu der jungen Frau lebbar zu machen. Doch als er zurückkehrt und den Brief liest, verstricken sich die beiden in ein heilloses Knäuel von Vorwürfen, Schuldgefühlen und Enttäuschungen.

Plötzlich merkt man da, dass die Zehn Gebote nicht einfach Regeln sind, die man zur Lebensbewältigung bloß auswendig lernen und schematisch einhalten muss. Vielmehr ist etwa das Gebot, Vater und Mutter zu ehren, eine Herausforderung, mit der man auch in Konflikt geraten kann, weil das Leben oft so kompliziert ist, dass man gar nicht mehr weiß, was Gott und den Menschen gerecht wird. Für gläubige Christen folgt daraus die grundsätzliche Sündhaftigkeit des Menschen: Unser Leben ist so, dass wir vor Gottes Gesetz notwendig scheitern und daher seiner Gnade in Jesu Tod und Auferstehung bedürfen.

Spurensuche im Alltag

Zugleich aber sind die Zehn Gebote für Christen wie Nichtchristen eine Einladung, klüger zu werden. Denn sie ermöglichen es uns, bewusster zu leben, indem wir unser Tun und Lassen an dem messen, was seit gut zweieinhalbtausend Jahren ein Grundpfeiler der abendländischen Kultur und ihrer Ideale ist. Man kann und muss bei diesem Sichmessen an den Zehn Geboten manchen ihrer Aspekte relativieren und neu formulieren. Zugleich aber hat man die große Chance, auch das eigene Leben zu relativieren und neu zu bestimmen. Denn man stellt bei der Beschäftigung mit den Zehn Geboten fest, dass sie uns einerseits manche Last der dauernden Selbstständigkeit abnehmen und uns andererseits ermuntern, Verantwortung für unser Leben zu übernehmen, indem wir es mit Vorgegebenem vergleichen und dadurch weiterentwickeln. In diesem Sinne wird in den kommenden Wochen die Bedeutung der Zehn Gebote für den Alltag dieser Stadt in Reportagen und Schilderungen ergründet.

Für 60 Prozent der Deutschen spielen die Zehn Gebote in ihrem Leben eine sehr große beziehungsweise große Rolle. Das ergab eine Umfrage von Infratest dimap im Auftrag der Berliner Morgenpost. Nur für 13 Prozent haben die Zehn Gebote dagegen überhaupt keine Bedeutung. Zwischen West- und Ostdeutschen bestehen dabei deutlich Unterschiede: Während nur neun Prozent der Menschen in den alten Bundesländern angeben, dass die christlichen Grundsätze für sie „gar keine Rolle spielen“ sind es in den neuen Ländern 28 Prozent, also fast jeder Dritte. Nur für zehn Prozent der Ostdeutschen sind die Zehn Gebote dagegen sehr wichtig. Befragt wurden 1000 Deutsche ab 18 Jahren.

Doch woher kommen die Zehn Gebote?

Ein Problem aber gibt es: Wir wissen nicht genau, woher die Zehn Gebote kommen. Gewiss, die Bibel sagt, dass Gott sie dem Volk Israel nach dessen Flucht aus Ägypten am Berg Sinai mitgeteilt habe. Aber auf welche Weise? Darüber macht die Bibel widersprüchliche Angaben. So ist keineswegs klar, dass die Zehn Gebote auf jenen ersten Steintafeln standen, die Moses nach der Rückkehr vom Berg Sinai wegen der Anbetung des Goldenen Kalbes zürnend zerbrach.

Laut dem 2. Buch Mose gelangt das Volk Israel bei seiner Wüstenwanderung zum Sinai, wo Moses nach drei Tagen von Gott auf den Berg gerufen wird. Dort verhandeln die beiden zunächst darüber, ob das Volk ebenfalls hochsteigen solle. Sie einigen sich darauf, dass Moses erst einmal wieder hinuntergehen, mit dem Volk reden und dann bloß seinen Bruder Aaron mit hinaufnehmen soll. „Und Moses stieg hinunter zum Volk und sagte es ihm.“

Sofort aber mit dem nächsten Satz – Moses muss jetzt unten am Berg beim Volk stehen – beginnt die Aufzählung der Zehn Gebote mit einem urplötzlichen „Und Gott redete alle diese Worte“. Erst nachdem dann diese Zehn Gebote – zu wem? – gesagt worden sind, steigt Moses wieder auf den Berg.

Dort hört er in zwei Durchgängen 248 Gebote und 365 Verbote mit detaillierten Anweisungen für das Alltags- und Glaubensleben. Etwa: „Wenn jemandes Rind eines andern Rind stößt, dass es stirbt, so sollen sie das lebendige Rind verkaufen und das Geld teilen und das tote Tier auch teilen.“ Oder: „Du sollst einen Altar machen aus Akazienholz, fünf Ellen lang und ebenso breit, dass er viereckig sei, und drei Ellen hoch.“

Nachdem all dies oben auf dem Sinai zu Moses gesagt worden ist, nimmt er zwei Steintafeln mit hinunter, „die waren beschrieben auf beiden Seiten“. Da kommt schon die nächste Ungewissheit. In der christlichen Tradition hat man sich angewöhnt zu glauben, dass die Steintafeln einseitig beschrieben waren, auf der einen die ersten fünf, auf der anderen die zweiten fünf der Zehn Gebote. Was aber stand dann auf den Rückseiten? Und ist es nicht viel plausibler, dass auf den Tafeln vor allem jene vielen Einzelvorschriften standen, die Moses gerade erst dort am Berg gehört hatte? Sonst hätte er die ja alle auswendig lernen müssen. Standen die Zehn Gebote überhaupt dabei, wo sie doch längst bekannt waren? Standen sie als Präambel am Anfang? Jedenfalls werden sie nicht besonders hervorgehoben.

Anders beim zweiten Mal, als Moses sich nach der Anbetung des Goldenen Kalbes neue Tafeln macht und damit wieder zu Gott geht. Da heißt es von Moses: „Und er schrieb auf die Tafeln die Worte des Bundes, die Zehn Worte.“ Darunter kann man die Zehn Gebote verstehen. Die Bibel aber sagt nichts darüber, ob die ganzen übrigen Gesetze jetzt weniger wichtig wären.

Unterschiede bei den Religionen

Es hat nichts Spitzfindiges, auf diese Undeutlichkeiten des Bibeltextes hinzuweisen. Denn sie zeigen, dass der Status der Zehn Gebote im Rahmen des am Sinai verkündeten jüdischen Gesetzeswerks unklar ist. Das wiederum ist für die Differenzen zwischen Juden und Christen von großer Bedeutung.

Im Judentum gelten die Zehn Gebote als bloßer Teil des ganzen Gesetzespakets, das Israel am Sinai erhielt. Es reicht im Judentum nicht, jene zehn allgemeinen Religions- und Sittengebote zu halten. Vielmehr sind auch die Gesetze zu alltäglichen Rechtsstreitigkeiten und die Vorschriften zur Verehrung Gottes zu beachten. Erst die Summe aus alldem macht den Bund aus, den Gott mit seinem Volk schließt.

Die frühen Christen hingegen, die sich ins Römische Reich hinein verbreiteten, sahen sich durch Jesus dazu aufgefordert, den Kreis des jüdischen Volkes und seiner Gesetze zu überschreiten („gehet hin in alle Welt ...“). Daher gaben sie sämtliche Alltags- und Ritualvorschriften, die etwa bei Griechen oder Römern auf Unverständnis stießen, auf und ließen vom jüdischen Gesetzeswerk nur die Zehn Gebote übrig, die nun als universale Grundlage des rechten Glaubens und des richtigen Lebens verstanden wurden. Während also für die Juden die Zehn Gebote nur einige von vielen gleichrangigen Gesetzen waren, lösten die Christen sie aus dem jüdischen Gesetzeskomplex heraus, dessen ganzer Rest nun als unbeachtliche Spezialität eines einzelnen Volkes galt. Wie gesehen, lassen sich beide Deutungen aus dem 2. Buch Mose ableiten.
Wer recht hat, ist natürlich nicht zu klären. Schließlich ist die Geschichte vom Auszug aus Ägypten eine Legende. Die Gestalt des Moses ist historisch nicht verbürgt.

Vielmehr gehen Theologen und Religionswissenschaftler davon aus, dass die ganze Geschichte in der heutigen Form erst im 6. Jahrhundert vor Christus kodifiziert wurde, als die religiöse Oberschicht Israels nach der Auflösung des Königreichs Juda durch König Nebukadnezar nach Babylonien deportiert worden war. Diese jüdische Oberschicht, getrennt von der sehr vielfältigen Frömmigkeitspraxis des daheimgebliebenen Volkes, „erfand“ im Exil eine Art Gründungsmythos für ihren monotheistischen Glauben an den einen Gott, der sich in Juda bis dahin noch keineswegs durchgesetzt hatte.

Das oberste der Zehn Gebote

Jener Gründungsmythos ist die Geschichte vom Auszug aus Ägypten und den Zehn Geboten, deren oberstes lautet: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Man verordnete sich also den Monotheismus – und datierte das zurück auf die Zeit der sogenannten Landnahme, um 1200 vor Christus, als während der Seevölkerwanderungen am Ostrand des Mittelmeers verschiedene Sippen ins heutige Israel eindrangen, wobei einige tatsächlich aus Nordägypten gekommen sein könnten, was dann als Auszug aus Ägypten erzählt wurde.

Es lässt sich nicht ganz ausschließen, dass dabei auch der Monotheismus aus Ägypten mitgebracht wurde. Denn die von dort kommenden Stämme könnten noch etwas gewusst haben vom rätselhaften Pharao Amenophis IV., der sich selbst Echnaton nannte und im Ägypten des 14. vorchristlichen Jahrhunderts eine monotheistische Religion begründet hatte. Er stiftete einen einzigen, alles beherrschenden Lichtgott namens Aton und brach so mit dem vielfältigen System jener Naturkräfte-Götter, mit denen die Ägypter in ihrer zyklischen Überschwemmungslandwirtschaft bis dahin glänzend hatten leben können.

Echnatons Monotheismus muss Ägypten in größte Verwirrung gestürzt haben – die nach seinem Tod 1338 v. Chr. schleunigst beendet wurde. Echnatons Name, so schreibt der Ägyptologe Jan Assmann, „wurde aus den Königslisten gelöscht, seine Bauten abgerissen, seine Darstellungen und Inschriften zerstört und fast jede Spur seiner irdischen Existenz verwischt“.
Ein Grund für diesen posthumen Hass auf Echnaton könnte sein, dass sein Monotheismus Ägypten isoliert hatte. In einer Zeit, in der die orientalischen Reiche trotz all ihrer Kriege intensiv Handel miteinander trieben und dabei auch ihre Götter untereinander austauschten, muss die Etablierung eines einzigen Gottes wie eine totale Abschottung gewirkt haben.

Die war für eine Weltmacht wie Ägypten tödlich. Ganz anders für die kleinen Stämme Israels. Sie, die in ihrer Durchgangsregion stets von den Großmächten hin und her geschubst wurden, dürften im durchaus intoleranten Glauben an den einen Gott, der allen anderen Bildkulten überlegen ist, ein trostreiches Unterscheidungsmerkmal gegenüber den vielen Feinden gefunden haben. Ob sie nun diesen einen Gott aus Ägypten mitgebracht und verändert oder aber unabhängig von Echnaton erfunden haben, ist dabei zweitrangig und lässt sich ohnehin nicht mehr klären.

atsache aber ist, dass Israel damit einen entscheidenden Fortschritt auf dem Weg zum Rechtsstaat und zur Demokratie gemacht hat. Wie Autor Hannes Stein in seinem Buch „Moses und die Offenbarung der Demokratie“ gezeigt hat, führt der Monotheismus nach jüdischem Muster zur Beschränkung der Königsmacht. Der König ist nicht mehr gottgleich, sondern auch er muss sich dem einen Gott unterordnen, dessen Gesetz das des Königs übersteigt. Jetzt muss man nur noch das göttliche Recht durch die Menschenrechte ersetzen – die in den Zehn Geboten teilweise angelegt sind –, und man hat den modernen Verfassungsstaat. Und da Gott zudem immer neue Propheten schickt, die sich in der Bibel ständig mit den Königen streiten, ist im jüdischen Monotheismus ebenfalls ein demokratischer Kern erkennbar, weil unablässig gezankt und diskutiert wird, wo in anderen Völkern diktatorische Verordnungen erlassen wurden.

Insofern ist auch das erste Gebot – „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ –, das für eine pluralistische Gesellschaft an sich inakzeptabel ist, gründlichster Betrachtung wert. Zumal deshalb, weil es zumindest in unserer jüdisch-christlichen Tradition der Ausgangspunkt und Anker der anderen neun Gebote ist, durch die ein rücksichtsvoller, die Rechte des Mitmenschen achtender Umgang erst möglich wird. Daher sollten wir uns schleunigst auf das Abenteuer einlassen, alle Zehn Gebote neu kennenzulernen.

Lesen Sie morgen im zweiten Teil: Das Erste Gebot "Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir."
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