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Die unheimliche Einigkeit von Mixa und Müller


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Rolf

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Die unheimliche Einigkeit von Mixa und Müller





Eigentlich liegen Welten zwischen Bischof Walter Mixa und der familienpolitischen Sprecherin der Linkspartei und Lafontaine-Gattin Christa Müller. Doch als Star-Gäste einer Konferenz der Paneuropa-Union Bayern über Familienpolitik schoben sie sich gegenseitig wunderbar die Bälle zu.


„Herr Jesus Christus, steh unserem Bischof bei mit der Kraft deines Segens, dass er uns entflammt durch seinen Eifer.“ Ein schöner, frommer Satz von Johann Michael Sailer. Der katholische Theologe blickte zwar nur von einem kleinen Ölgemälde in den nach ihm benannten Saal in Augsburg, doch die Textstelle aus seinem Gotteslob Nr. 27,3 klingt, wie wenn der Glaubenslehrer aus dem 18. Jahrhundert das vergangene Wochenende in Bayrisch-Schwaben kommentieren wollte. Die Paneuropa-Union Bayern hatte zur „Familien-Konferenz“ geladen, um „das Top-Thema der politischen Debatte in Deutschland“ zu beleuchten, nämlich „die Grundsatzfrage, welches Modell der Kindererziehung und des familiären Zusammenlebens wir in Zukunft bevorzugen“. Es mangelte weder an Entflammung noch an Eifer.

Das lag vor allem an einer fast schon unheimlichen Begegnung der beiden, wenn man das mal so nennen darf, Star-Gäste der Veranstaltung, die sonst keine politische Vorhersehung jemals auf einer gemeinsamen Bühne gesehen hätte: der Augsburger Bischof Walter Mixa und Christa Müller, Familienpolitikerin der „Linke“ und Ehefrau des Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine.

"Hauptsache, die Möpse florieren"

Sie schoben sich, vor allem in der freien Diskussion, gegenseitig die Bälle zu, dass das stark christlich orientierte Paneuropa-Publikum nur so seine Freude hatte (die Parteigenossen von Frau Müller hatten ihr Befremden über die Begegnung schon im Vorfeld lautstark kund getan): „Es scheint momentan eine Rück-Bewegung zu Familie und Treue zu geben“ (Müller), „Frau Müller hat es ganz richtig angesprochen: Es gibt auch eine neue, eigenwillige Koalition aus Feminismus und Ökonomismus. Hauptsache, die Möpse florieren: Money, Money Money“ (Mixa).

„Das Problem heute ist, dass man ja nur noch das sagen darf, was politisch korrekt ist, wie man auch bei Eva Herman gesehen hat“ (Müller), „Ich habe den Eindruck, dass meine bischöflichen Mitbrüder im Grunde genauso denken wie ich, aber weil es nicht politisch korrekt ist, sagen sie dann nichts“ (Mixa). Aber selbst ihre Manuskripte hatten verblüffende Berührungspunkte: Dass der „massive Ausbau der Fremdbetreuungseinrichtungen für Kleinstkinder“ auch auf den Druck der Industrie hin zustande komme, um „junge Frauen als Arbeitskräfte-Reserve zu rekrutieren“, hieß es bei Mixa.
„Mit einem Überangebot an Krippenplätzen“ sollen „Hunderttausende von Müttern kleiner Kinder dem Arbeitsmarkt zugeführt werden“ bei Müller. Der Theologe im Ornat und die blonde Linke im eleganten Kostüm Seite an Seite – gibt es einen besseren Beleg, dass die Neuausrichtung der Kinder- und Familienpolitik die Republik aufwühlt wie kaum ein anderes Thema?

Anfang dieses Jahres hatte Mixa den Stein ins Rollen gebracht, als er die Politik von Familienministerin Ursula von der Leyen scharf angriff: „Wer durch einseitige staatliche Anreize junge Mütter dazu verleitet, ihre kleinen Kinder bereits kurz nach der Geburt in staatliche Obhut zu geben, der degradiert die Frau zu einer Gebärmaschine.“ Als dann die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth bei einem Landesparteitag den Kirchenmann einen „durchgeknallten, spalterischen Oberfundi“ nannte, brachen alle Dämme. Mixas Sprecher Dirk Voß (der auch Vorsitzender der bayerischen Paneuropa-Union ist), sah in Roths Äußerungen Parallelen zur Propagandahetze der Nazis gegen die katholische Kirche, weshalb die Partei der Grünen „für Christen nicht wählbar“ sei. Roth verglich etwas später Mixa mit dem kambodschanischen Diktator Pol Pot, weil er in Bezug auf Kinderkrippen von „Umerziehungslagern“ gesprochen habe – der Bischof wehrte sich, er habe nur den Begriff „staatliche Umerziehungsprogramme“ verwendet.

Nun war es schon einige Wochen recht ruhig gewesen an der Kita-Front. Dass das nicht so bleiben konnte, war spätestens klar, als der Bundesrat vor einigen Tagen die Einrichtung des sogenannte Sondervermögens des Bundes für den künftigen Krippenausbau in Höhe von 2,15 Milliarden Euro billigte. Die Zeit war also wieder reif für Mixa, der erkannt hat, dass „man sehr pointiert formulieren muss, wenn man in der heutigen Zeit etwas bewegen will“ – und schließlich gehe es hier „nicht um irgendeine altrömische Schote“. Sondern um „eine naturrechtliche Grundfrage: Was entspricht dem Menschen vom Innersten her?“ Mit seiner Kritik an der aktuellen Familienpolitik, die immer noch in der Tradition der früheren rot-grünen Bundesregierung stehe, habe er „eine noch nie dagewesene gesellschaftliche Debatte ausgelöst“.

Bischöfliches Plädoyer für das Betreuungsgeld

Dann wiederholte Mixa seine Kernaussage aus einem WELT-ONLINE -Interview: „Dass wir für bestimmte Notsituationen Krippenplätze brauchen, ist gar keine Frage. Aber die Politik darf nicht die Ausnahmeregel zum Normalfall machen.“ Nun präzisierte er weiter: „Die Pläne der Familienministerin sind einseitig auf die aktive Förderung der Erwerbstätigkeit von Müttern mit Kleinstkindern fixiert und sowohl für die Kinder wie für die Familien in hohem Maße schädlich.“

Und: „Es ist geradezu skandalös und verfassungsrechtlich bedenklich, wenn von staatlicher Seite offen oder unterschwellig der elterlichen Erziehung die notwendige Qualität abgesprochen wird und an deren Stelle eine professionelle pädagogische Früherziehung von Kindern propagiert wird.“ Nach Jahrzehnten familienpolitischer Abstinenz und feministischer Experimente brauche Deutschland endlich Investitionen, die den Familien selbst zugute kommen. Ein Betreuungsgeld in Höhe der Kosten für einen Krippenplatz könne hier ein richtiger Weg sein.

Auf eine spätere Publikumsfrage nach den mutmaßlichen Motiven der Familienministerin reagierte er leise im Ton, aber hochemotional: „Es könnte sein, dass Frau von der Leyen gar nicht diese tiefe Mutter-Beziehung zu ihren Kindern hat, weil diese von Ammen erzogen wurden. Es könnte der Verdacht sein, dass sie sich gar nicht wohlfühlt in ihrer Haut.“
Müllers neues Buch erscheint im Augsburger Bistumsverlag

Das Betreuungsgeld heißt bei Christa Müller „sozialversicherungspflichtiges Erziehungsgehalt“ und soll nach Vorstellung der Linken im Saarland bis zum dritten Lebensjahr 1600 Euro, danach 500 Euro betragen. Frau Müller hat gerade ein Buch veröffentlicht („Dein Kind will dich“), das brisanterweise im Augsburger Bistumsverlag St. Ulrich erscheint und ein Plädoyer für die häusliche Betreuung von Kindern ist.

Nun mühte sie sich, die „Ausbeutung der Familien“ anzuprangern, was beim Augsburger Publikum gemischt ankam – Kopfschütteln über ihre Steuerfinanzierungsmodelle, Begeisterung über frei Schlagworte schwebende Sätze wie: „Bei den heutigen Strukturen kann man jungen Frauen doch nur raten, nicht zu heiraten und keine Kinder zu bekommen.“ Nach ihrem Augsburger Auftritt ist jedenfalls noch nicht klar, ob Christa Müller nun eine Jeanne d’Arc oder doch eher die Yoko Ono der Linken werden wird.

Ihr Auftritt lebte von der Exotik ihrer Erscheinung im Paneuropa-Umfeld, die bei einer Pontifikalvesper im Mariendom zum Höhepunkt kam. Dort lauschte sie gebannt der rhetorisch perfekten Mixa-Predigt und bewegte beim vielstimmigen Gotteslob „Siehe, kommen wird der Herr“ sogar die Lippen. Und es war sicher nur ein Zufall, dass die linke Politikerin exakt an der Stelle die Vesper verlassen musste, als der Chor anstimmte: „Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben / und lässt die Reichen leer ausgehen.“ Der Zug heim nach Saarbrücken zu Mann und Kind war schließlich wichtiger.



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