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Prämiert vom Pontifex


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Prämiert vom Pontifex





Von Alexander Schwabe

Was haben Vatikan und Wirtschaft gemeinsam? Die Boni. Papst Benedikt XVI. will seine Bediensteten zu mehr Einsatz anspornen. Wer sich richtig reinhängt für Gott und das Gute, kann künftig mit Leistungsprämien rechnen.

Hamburg - Es war eine Begegnung der selteneren Art in der Sala Bologna. Die Spitzen des päpstlichen Rates cor unum, der sich vornehmlich um die humanitären Hilfsaktionen des Heiligen Stuhls kümmert, trafen sich mit anderen Granden des Vatikans und Vertretern der APSA - einer Art Gewerkschaft der Angestellten.

Das Treffen am Mittwochmorgen war kein Unbedeutendes. Kein geringerer als Tarcisio Bertone, Kardinalstaatssekretär und -kämmerer, saß der Zusammenkunft vor. Zweck der Veranstaltung: Die rund 3000 Vatikan-Angestellten, darunter rund 1000 Nonnen und Kirchenmänner, sollen bald mehr auf ihre Konten überwiesen bekommen - wenn sie es wert sind.

Denn der Vatikan will nicht alle mit höheren Gehältern segnen. Nur diejenigen sollen Bonuszahlungen erhalten, "die gute Arbeit leisten" - vom Kardinal bis zur Klofrau. Das geplante Gratifikationssystem soll dreistufig sein. Die höchste Prämie: zehn Prozent des regulären Lohns.

Kardinal Bertone gab auch gleich die Kriterien bekannt, nach denen die Zulagen bezahlt werden sollen: Hingabe an die Arbeit, korrekte Ausführung, Professionalität und Produktivität. Wie genau die Produktivität einer Nonne oder eines Priesters zu messen sind, sagte der Kardinal nicht. Wie hingebungsvoll muss man beten, damit es auch weltlich entlohnt wird? Schon leichter dürfte die Produktivitätsmessung bei den Verwaltungsangestellten, den 63 Gärtnern und den Angestellten im Vatikanmuseum, beim Vatikanradio oder der Vatikanbank sein.

Die Neuerungen sind Teil verschiedener Reformen, die Benedikt XVI. angehen will. Kaum war er im Amt, da kündigte er einen großen Umbau der Kurie an - von Spöttern mit Gorbatschows Perestroika verglichen. Der "Diener im Weinberg des Herrn", wie er sich nennt, will den Apparat abspecken: Päpstliche Kommissionen und Räte sollten zusammengestrichen, Personal verringert werden. Hieß das Ziel zunächst Verschlankung, so kommt nun hinzu, Leistungsanreize zu schaffen.

Wie viele Menschen arbeiten im Vatikan? - "Etwa die Hälfte"

"Die Leistungsgesellschaft ist hinter den Mauern des Vatikans eingezogen", titelt die römische Tageszeitung "Il Messaggero". Dabei ist der Werksgedanke eine urkatholische Idee, die theologisch seit je eine entscheidende Rolle gespielt hat - und zum Reichtum der Weltkirche nicht unwesentlich beigetragen hat. Wer Gutes tut, wird seine Sünden los. So ließ sich mit dem Ablasshandel etwa der Bau der Peterskirche finanzieren ("Wenn die Münze im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt"). Benedikt gewinnt diesem Gedanken einiges ab: Leistung muss sich lohnen.

Laut Bertone kam der Vatikan einem schon zehn Jahre alten Wunsch der Mitarbeiter nach. Die Gehälter im Vatikan sind nicht gerade üppig. Laut Londoner "Times" bekommen die Geringverdiener zwischen 1100 und 1200 Euro pro Monat. Die Vatikan-Bediensteten, die häufig in Rom leben, haben allerdings das Privileg, am Heiligen Stuhl zollfrei einzukaufen und steuerfrei zu tanken. Die Bestverdiener unter den Angestellten sollen auf bis zu 2500 Euro kommen, Kardinäle und Erzbischöfe verdienen rund 3500 Euro - wobei sie meist auch umsonst wohnen und einen Dienstwagen haben.

Der Vatikan scheint sich die Mehrausgaben leisten zu können. Kurienkardinal Sergio Sebastiani, Präsident der vatikanischen Wirtschaftspräfektur, verkündete vor gut einem Jahr eine positive Bilanz. 2005 habe man bei den laufenden Rechnungen einen Gewinn in Höhe von 9,7 Millionen Euro erwirtschaftet, nach 3,1 Millionen im Vorjahr. Die Finanzanlagen brachten gar 43,3 Millionen Euro ein, die Erträge aus Immobilien beliefen sich auf 22,2 Millionen Euro. Dank der höheren Einnahmen wurden die gestiegenen Ausgaben - Radio Vatikan verschlang allein 23,5 Millionen Euro - mehr als gedeckt.

Gelten soll das neue Gratifikationssystem ab Januar. Auch Überstunden sollen dann angemessener entschädigt werden. Sollte das konzernähnliche Prämiensystem greifen, dürfte ein Witz, der Johannes XXIII. (1958-63) zugeschrieben wird, bald nicht mehr ziehen. Als der populäre Papst gefragt wurde, wie viele Menschen im Vatikan arbeiteten, antwortete er: "Ich schätze, etwa die Hälfte."



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