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[Mossul und] Der nächste Irak-Krieg


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[Mossul und] Der nächste Irak-Krieg




von Daniel Pipes
Jerusalem Post
31. Oktober 2007

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Englischer Originaltext: [Mosul and] Iraq's Next War



Etwa 100.000 türkische Soldaten, unterstützt von Flugzeugen und Panzern, stehen kurz davor zur Terrorbekämpfung in den Irak einzudringen. Sind sie erst einmal dort, könnten sie auf Dauer da bleiben und die Region Mossul besetzen, was gefährliche regionale Folgen haben wird.

Um diese Gefahr zu verstehen, braucht man eine Auffrischung zu den irredentistischen Ambitionen der Türkei, die auf die 1920-er Jahre zurückgehen. Das ottomanische Reich beendete den Ersten Weltkrieg auf der Seite der Verlierer – eine missliche Lage, die 1920 im Vertrag von Sèvres kodifziert wurde, aufgezwungen durch die siegreichen Alliierten. Der Vertrag stellte einen Teil des ottomanischen Reiches unter internationale und einen großen Teil des Restes unter separate armenische, französische, griechische, italienische und kurdische Kontrolle, womit nur ein nordwestanatolischer Kleinstaat unter türkischer Kontrolle verblieb.

Mit Kemal Atatürks militärischen Siegen 1919-1922 und der Wiederbehauptung türkischer Macht wurde der Vertrag von Sèvres jedoch nicht umsetzt. Statt dessen wurde 1923 der Vertrag von Lausanne unterzeichnet, der alle heutigen türkischen Grenzen festlegte, bis auf die mit dem britisch besetzen Irak. Für den Irak vereinbarte Lausanne eine provisorische Grenze (die „Brüssel-Linie"), die innerhalb von neun Monaten durch ein „freundschaftliches Arrangement" ersetzt werden sollte, das „zwischen der Türkei und Großbritannien geschlossen werden" sollte. Sollten eine Vereinbarung nicht erzielt werden, sollte der Völkerbund die Grenze festlegen.

Ankara und London erzielten tatsächlich kein „freundschaftliches Arrangement" und der Völkerbund schrieb die Provinz Mossul mit ihren 600.000 Einwohnern schließlich dem Irak zu. Atatürks Regierung unterschrieb 1926 widerstrebend einen Vertrag auf Basis der Brüssel-Linie.

Fast sechs Jahrzehnte lang schien der Verbleib von Mossul geregelt zu sein. Aber er kam während des Kriegs zwischen Irak und Iran von 1980 – 1988 als Thema wieder auf, als Saddam Hussein die vollständige Kontrolle über den Nordirak verlor. Vier Male erlaubte er nach 1983 türkischen Truppen das Recht einer „heißen Verfolgung" auf irakisches Territorium, um einen gemeinsamen Feind zur Strecke zu bringen: die Kurdische Arbeiterpartei (Partiya Karkerana Kurdistan oder PKK). Diese Vorstöße regte einige Elemente in der Türkei an die alten Ansprüche auf Mossul wieder aufleben zu lassen.

Der Kuwait-Krieg von 1991 führte zu einem weiteren Zusammenbruch der irakischen Autorität nördlich des 36. Breitengrades, was türkische Kräfte veranlasste 29-mal „heiße Verfolgung" über die Grenze zu betreiben, was Ankaras Ambitionen bezüglich Mossul nährte. Diese erreichten 1995 ihren Höhepunkt, als ungefähr 35.000 türkische Soldaten bei der „Operation Stahl" in den Nordirak eindrangen, was den türkischen Präsidenten Süleyman Demireal dazu brachte ausdrücklich die Akte von 1926 wieder zu öffnen: „Die Grenze ist falsch", sagte er. „Die Provinz Mossul lag innerhalb des Territoriums des ottomanischen Reiches. Wäre sie Teil der Türkei, hätte keines der Probleme, denen wir uns in dieser Zeit gegenüber sehen, auch nur existiert." Demirel beschuldigte die westlichen Mächte den lange nicht mehr existenten Vertrag von Sèvres wiederzubeleben.

Demirels Kommentare erregten sofortige, starke und negative Reaktionen; er ruderte zurück und sagte, dass die Türkei „nicht plant Gewalt einzusetzen, um das [Grenz-]Problem zu lösen oder Territorium zu gewinnen". Aber, wie ich damals schrieb: „Nichts wurde wirklich gelöst und die Frage Mossul könnte in einer Krise wieder aufflammen, besonders, wenn die irakische Regierung weiter schwächer wird."

Das bringt uns zur derzeitigen Lage. Seit 1995 hat sich viel geändert; Saddam Hussein ist gestürzt worden, der PKK-Führer befindet sich in einem türkischen Gefängnis in Ankara und der Nordirak ist ein brüchiger Hafen der Ruhe. Aber die PKK wühlt die türkisch-irakischen Beziehungen wieder auf, türkische Streitkräfte überqueren regelmäßig die Grenze in den Irak und die Frage um Mossul taucht drohend wieder auf.


Baschar al-Assad (r.) unterstützt Recep Tayyip Erdoğans Drohungen gegen den Nordirak.


Im März 2003 entschied sich Ankaras damals neue islamistische Regierung dagegen, zu dem von den USA angeführten Kriegseinsatz zum Sturz von Saddam Hussein etwas beizutragen – eine Entscheidung, die den türkischen Einfluss auf den Nordirak verwirkte. Trotz der Anwesenheit mehrerer türkischer Bataillone, die quasi dauerhaft im Irak stationiert sind, begann eine revitalisierte PKK 2004 grenzüberschreitende Angriffe gegen die Türkei, die schließlich Tausende das Leben kostete. Im Juli 2006 kündigte der türkische Premierminister Tecep Tayyip Erdoğan an, dass seine Regierung „die Geduld verliert" und türkische Streitkräfte schlugen wiederholt gegen PKK-Ziele zu.

Die Frage erreichte in den letzten Wochen neue Spannungshöhepunkte, trotz einer Vereinbarung zwischen Ankara und Bagdad, die von den irakischen Streitkräften verlangt gegen die PKK vorzugehen; daneben gibt es unbestätigte Berichte über eine verdeckte Operation von US-Spezialeinheiten gegen die PKK. Mit Unterstützung des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad hat Erdoğan Amerikanische Bedenken gegen eine türkische Invasion zur Seite gewischt, das türkische Parlament stimmte mit 507 gegen 19 Stimmen dafür Luftangriffe und Vorstöße am Boden in den Irak zu genehmigen und der Generalstabschef Yaşar Büyükanıt äußerte kriegerische Drohungen.

Die Türken haben absolut gültige Terrorbekämpfungs-Gründe, um Schläge gegen die PKK im Irak zu führen, aber Ankaras fragwürdiger Irredentismus seit den 1990-ern deutet darauf hin, dass es Bestrebungen hegt einiges der ottomanischen Ländedreien zurückzugewinnen. Mit anderen Worten: Eine weitere unruhige Grenze im Nahen Osten droht für Instabilität zu sorgen.
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