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Berliner Polizisten besuchen regelmäßig Moscheen


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Rolf

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In einer anderen Welt: Berliner Polizisten besuchen regelmäßig Moscheen





Jesus.de-


Von Lukas Philippi



21.10.2007


(epd) - Es ist nicht leicht, den Weg in die Moschee von Herrn Salhi im Berliner Wedding zu finden. Es geht über Parkplätze, zwischen alten Fabrikgebäuden hindurch, an einem Billig-Supermarkt, Autowerkstätten und einem Teppich-Großhandel vorbei. An dem schmucklosen Gebäude angekommen führt ein Aufzug in den vierten Stock. Es ist Freitagmittag - junge und alte Männer eilen zum Gebet. Auf dem Gewerbeareal hinter einem DRK-Krankenhaus befinden sich insgesamt drei Moscheen, eine direkt über einer Halle mit einem pakistanisch-indischen Großhandel mit allerlei exotischen Düften.

Polizeihauptmeister Höpfner und sein Kollege Griebel kennen sich hier bestens aus. Sie kommen regelmäßig zu Besuch in das «Interkulturelle Zentrum für Dialog und Bildung», dem Moscheeverein, den Faical Salhi ehrenamtlich leitet. Höpfner und Griebel haben täglich mit Menschen in Berlin zu tun, die über keinen deutschen Pass verfügen. Ihr Einsatzgebiet liegt im Herzen der Hauptstadt, Polizeidirektion 3, Arbeitsgebiet Ausländer, kurz AGA genannt.

Dabei suchen die beiden verstärkt den Kontakt zu muslimischen Organisationen, vorneweg den Moscheevereinen. Vor allem beschäftigt mit der Festnahme von Illegalen, Abschiebungen und Ermittlungen, gehört ein Besuch bei Herrn Salhi zu den angenehmen Seiten ihrer Arbeit. Er begrüßt die beiden Zivilpolizisten mit einem Tee, nachdem sie sich am Eingang die Schuhe von den Füßen gestreift haben.

«Wir haben nichts zu verstecken», meint Salhi später. «Was wäre der Wedding ohne Moscheen, sie gehören zu dieser Gesellschaft.» Er begrüßt die regelmäßigen Gespräche mit der Polizei. «Ich sehe sie als Berater.» Inzwischen bieten manche Polizeidirektionen in Berlin und anderen Städten regelmäßig Veranstaltungen in Moscheevereinen an. Es geht um Verkehrserziehung, Prävention, häusliche Gewalt und natürlich um Vertrauensbildung. Höpfner und Griebel suchen die Hilfe der Imame, wenn es beispielsweise um einen Täter-Opfer-Ausgleich gehen soll.

«Moscheen sind nicht nur zum Beten da, sondern um gesellschaftliche Probleme zu lösen», betont Salhi. Für ihn, der aus einer «armen, traditionellen» tunesischen Familie stammt und an der Technischen Universität Berlin Elektrotechnik studiert hat, ist es selbstverständlich, den Imam etwa über Jugendkriminalität predigen zu lassen: «Alle müssen zuhören, keiner kann schlafen - warum nutzen wir diese Gelegenheit nicht?»

Auch die Polizei hat dies erkannt. Am 5. Juli unterzeichnete Berlins Polizeipräsident Dieter Glietsch die erste «Kooperationsvereinbarung» mit einem türkisch-islamischen Moscheeverein. Eine weitere mit der Ahmadiyya-Muslim- Gemeinde in Heinersdorf soll bald folgen. Ziel ist die «Förderung wechselseitiger Akzeptanz und interkultureller Kompetenz» - also in beide Richtungen. In Berlin gibt es Schätzungen zufolge derzeit rund 80 muslimische Gebetsstätten.

«Wir wollen Verständnis für unsere Arbeit wecken», sagt Höpfner. Und seine Kollegen sollen etwas über Muslime erfahren. Höpfner, Griebel und eine türkischstämmige Polizistin organisieren deshalb auch Fortbildungsveranstaltungen. Da geht es um muslimische Feste, das rituelle Beten, Bekleidungs- und Verhaltensvorschriften. Das ganze läuft unter der polizeiinternen Überschrift «Transfer Interkultureller Kompetenz».

Konflikte und Missverständnisse mit Migranten sind im Polizeialltag keine Seltenheit. Wenn Polizeibeamte etwa an der Tür einer arabischen Familie klingeln, müssten sie damit rechnen, dass die in der Wohnung allein anwesende Hausfrau nicht öffnet, weil es ihr Ehemann verboten hat, erzählt Höpfner.

Grundlage für die Zusammenarbeit sei gegenseitiges Vertrauen, betonen Moscheevorsteher Salhi und seine Gesprächspartner von der Polizei übereinstimmend. Unmissverständlich heißt es aber auch von Salhi: «Wir sind keine Informanten der Polizei.» Und Höpfner stellt klar: «Wir arbeiten nicht für den Staatsschutz.»
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