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Gemeinsamkeiten zwischen Luther und Helmut Bauer


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Eine Antwort in diesem Thema

#1
Pinehas

Pinehas

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Liebe Teilnehmer und Teilnehmerinnen dieses Forums!

Die Wurzeln von Helmut Bauers Lehre reichen viel tiefer, als man zunächst denkt. Und aus dem Baum, der auf der einen Seite Helmut Bauer spriessen lässt, wächst auf der anderen Seite ein grosses Stück Luthertum. Aber zunächst ein wenig zu mir.

Ich bin einer der beiden Verfasser der Warnung vor der „Frühjahrsbibelschule 2005“. Ich heisse Tino, komme aus Ulm, bin 29 und studiere dort Medizin. Die Erlebnisse in der Auseinandersetzung mit „Wort und Geist“ haben mich dazu bewogen, unsere evangelikalen Grundlehren einmal kritisch zu hinterfragen. Die Ergebnisse sind unschön und nur etwas für Leute, die „feste Speise“ vertragen. Doch vorerst ein kleiner Exkurs.

Vor 3 Jahren kam ein Mitglied der Ulmer SMD von einem USA-Aufenthalt zurück. Er besuchte dort eine orthodox-lutherische Gemeinde. Wieder in Deutschland, vertrat er absonderliche Thesen zur Taufwiedergeburt, Sündenvergebung durch das Abendmahl, die These, dass Säuglinge christlicher Eltern ebenfalls glauben –und begründete dies alles mit Zitaten von Luther und den lutherischen Bekenntnisschriften. Genau zu der Zeit räumte die SMD Ulm ihre alten Spinde an der Uni aus. Und so fiel uns –Joachim und mir- ein Buch in die Hände, dass den Titel trägt „Martin Luther-ein Mythos zerbricht“, von einem Hans-Jürgen Böhm im Selbstverlag herausgebracht (Hans-Jürgen Böhm, Postfach 53, 91284 Neuhaus).

Das heisst: Ein Erzlutheraner hat uns zu einer Beschäftigung mit Luther genötigt. Und der „Zufall“ gibt uns ein Anti-Luther-Buch in die Hände. Für Christen gibt es keinen Zufall.

Seit der Lektüre dieses Buches sehe ich in Luther keinen Christen mehr. Keinen Menschen, dessen Lehren man übernehmen sollte. Sondern nur einen Wolf im Schafspelz, vor dem man warnen müsste. Ich will dies kurz begründen.

1. Luther war der Meinung, man müsste alle Christen, die die Bekehrtentaufe lehren, töten und verfolgen. Er äussert dies in seiner Schrift „Von den Schleichern und Winckelpredigern“.
Dies auch dann, wenn sie friedliebend sind-und ihr einziges Verbrechen in der Opposition zu seiner Staatskirche besteht. Damit war Luther zeit seines Lebens „in der Finsternis“.
1.Johannes 3,15 und 2,9. Es tat auch keine Busse für das Blut an seinen Händen-denn gemäss seiner Rechtfertigungslehre ist dies in seinem Fall überflüssig. Aber dazu mehr.

2. Luther hielt den Jakobusbrief, den Hebräerbrief, den Judasbrief und die Offenbarung für nicht von Gott inspiriertes Menschenwort. Jakobus –so notierte er in seiner Privatbibel-sei eine Fehlbesetzung des Predigtamtes. Wenn das nicht ein Hinwegnehmen von Gottes Wort ist-was ist es dann ? Offenbarung 22, 19.

Luther ist doch derjenige, der uns „das Evangelium“ gebracht hat. Ist er das wirklich bzw. ist seine Lehre „das Evangelium“ oder „biblisch“ ? Ich sage nein, nein und nochmals: NEIN!

Unser „Evangelium“ basiert dogmatisch auf der lutherisch-melanchthonischen Lehre einer „Stellungsgerechtigkeit“ und unerfüllbaren göttlichen Ansprüchen (Lehre vom Gesetz).
1. Gott hat Adam verheissen, dass Adam –wenn er sündlos lebt und perfekt gehorcht- ewiges Leben bekommt.
2. Alle Menschen sind Sünder und sind deswegen ewig verdammt.
3. Aber dann kommt Christus und erfüllt stellvertretend für sie das Gesetz perfekt.
4. Wer nun an diesen Christus „glaubt“, dem wird die unendliche Gerechtigkeit des Sohnes auf sein „Gerechtigkeits-Konto“ übertragen.
5. Jetzt kann Gott den Menschen rechtfertigen, das heisst, gemäss „seiner Stellung in Christus“ hält Gott den Menschen für einen sündlos-perfekten Erfüller des Gesetzes.
6. Damit ist dem Gläubigen der Himmel sicher.

Diese Lehre nennt man auch die forensische Rechtfertigungslehre durch eine „zugerechnete Gerechtigkeit“ (iustitia imputativa).
Aus ihr folgen die nächsten Aussagen, die das bestimmen, was man gemeinhin„evangelikale Identität“ nennen kann.

7. Gute Werke oder Gehorsam haben mit der Rechtfertigung nichts zu tun. Sie sind nur Folge der Dankbarkeit oder Früchte des Glaubens etc., aber:
8. Letztlich ist Gehorsam NICHT heilsnotwendig, denn: „In Christus“ betrachtet mich Gott-unabhängig von allem, was ich tue- für sündlos-perfekt.

Im Klartext:
1. Unsere Paulus-Exegese beruht völlig auf einem Menschen, der in der Hölle sitzt.
2. Unser Evangelium basiert darauf, dass Gott einen kleinen Teil der Menschen betrachtet, als wären sie –Gott. Spätestens jetzt sollten die Alarmglocken schrillen. 1. Mose 3, 5.

Es gibt zwei Wege, die lutherische Lüge als falsch zu erweisen, einen biblisch-einfältigen und einen akademischen. Der akademische Weg wertet die zeitgenössische jüdische Literatur aus, um zu bestimmen, was diese ganzen seltsamen Begriffe (Gerechtigkeit/rechtfertigen) in der jüdischen Theologie des ersten Jahrhunderts meinten. Der biblisch einfältige Weg prüft diese Ergebnisse an der Schrift bzw. schaut nach, was diese Begriffe in der Schrift bedeuten. Ich kenne die akademische Literatur des ersten Weges, deswegen stelle ich die einzelnen Ergebnisse vor und vergleiche sie mit Gottes Wort.

Ausgangspunkt ist folgende Einsicht:
Gerechtigkeit-keine Sündlosigkeit der Stellung nach, sondern gelebte Bundestreue zu Gott,
die gehorcht und im Falle des Ungehorsams das vorgesehene Opfer in Anspruch nimmt.

Beweis: Lukas 1, 6. Beide Eltern des Johannes waren gerecht vor Gott-ohne sündlos zu sein. Und dies zu einer Zeit, in der das Gesetz noch galt! Es könnten hier noch etliche Stellen aus dem AT angefügt werden, etwa David (2.Samuel 22,21-25). Aber auch Paulus selbst versteht dies so: Phil 3,6.

Daraus folgt: Gerechte sind die, die Gerechtigkeit = Bundestreue zu Gott leben.
(Nebenbei: Nichts anderes meint auch Johannes: 1.Johannes 3,7).
Und daraus folgt: rechtfertigen = gerecht erklären meint die Feststellung, wer ein treues Mitglied des Bundesvolks ist.

Dies kann wiederum einfach mit der Schrift erwiesen werden. Betrachten wir Rahab. Was geschah bei ihrer „Rechtfertigung“- eine grosstheologische Zurechnung oder eine konkrete Aufnahme ins Bundesvolk ? Jakobus 2, 25/Josua 6, 25. Der Vergleich macht es klar: Sie galt nun als Frau, die der Gemeinschaft des Bundesvolks zugehörig ist.

Wer aber ein treues Mitglied des Bundesvolks ist, das seinen Bundespflichten treu erfüllt, kann nur bestimmt werden, wenn man die Bundespflichten kennt. Dies erklärt, warum man alle paulinischen Aussagen zur Rechtfertigung immer im Kontext der Frage findet, ob sich Christen beschneiden müssen.

Konkret geht es um folgende Frage: Müssen Christen durch die Beschneidung (Sabbate etc.) Juden werden, um von Gott ins Bundesvolk des Messias aufgenommen zu werden, oder durch
„Glauben“an den Messias?


Hierzu müssen wir uns klar machen, dass unser griechisches Verständnis nicht dem hebräischen Verständnis von Glauben entspricht. Glauben meint im AT dasselbe wie Treue
Auch die Beispiele in Hebräer 11 machen klar, dass Glauben hier Glaubenstreue meint-und Werke beinhaltet. Exemplarisch: Vers 7: „Durch Glaubenstreue ….baute Noah die Arche“.
Die Arche war kein „sola fide“ –Projekt!

Nebenbei: Luther hat das „allein“ in Römer 3, 28 eingefügt. Es existiert nicht im Grundtext.
Das Motto „sola fide“ der Reformation ist nichts anderes als das Zitat einer Bibelverfälschung eines christenverfolgenden Inspirationsleugners. Und das ist nicht gut.

Damit sind wir nun in der Lage, Römer 3, 28 wieder so zu verstehen, wie er von Paulus gemeint war.

„So sind wir also der Ansicht, dass man durch Glaubenstreue gegenüber dem Messias Mitglied im Bundesvolk wird, und nicht durch Konversion ins Judentum durch Rituale, die das Gesetz vorschreibt“.

Hoppla: Das Werke der Nachfolgetreue nichts mit unserer endgültigen Errettung zu tun haben - war niemals Aussageabsicht des Paulus.

Denn schliesslich ist es eine Sache, ins Bundesvolk aufgenommen zu sein, ohne Werke des Eintritts ins Judentum, und eine andere Sache, noch als Mitglied des Bundesvolks in gutem Stand zu gelten, wenn der Herr das Erbe verteilt. Die vorläufige Aufnahme garantiert nicht die endgültige Aufnahme.

Genau das will uns auch 1.Korinther 10, 1-11 sagen: Taufe und Abendmahl bringen ohne dauerhaften Gehorsam niemanden ins Land. Die ungehorsamen Juden kamen auch trotz Taufe auf Mose und Trinken von „Christus“ nicht ins Land der Verheissung.

Im Klartext heisst dies: Alle Standardstellen für die klassische Lehre von der „Himmelsgarantie ohne Werke“ oder der „Errettung durch Glaube allein“ sprechen von einer Rettung, die nur in der Aufnahme in die Gemeinschaft derer besteht, denen das endgültige Heil verheissen ist---und nicht von einer garantierten Erlangung dieses verheissenen Heils.

Obwohl das Volk aus Ägypten „gerettet“ war- wurden die Ungehorsamen in der Wüste umgebracht. Judas 1, 5. (das Wort soozoo=ich errette stammt von demselben Wort ab wie soter=Erlöser!). Errettung meint Auszug aus Ägypten-nicht Ankommen in Kanaan!

Damit erklärt sich auch die umstrittene „Rettung durch die Taufe“ aus 1.Petrus 3,21.
Durch die Taufe bei der Bekehrung wurde man Mitglied der Gemeinde. Die Gemeinde ist die Versammlung derer, die auf Durchreise sind. Nicht alle kommen ans Ziel und erlangen die himmlische Verheissung. Zum Beispiel die Abfallenden nicht (Hebräer 6,4-6).

Damit ist auch der Streit gelöst, ob man das Heil „wieder verlieren kann“.
Man kann es nicht im eigentlichen Sinn verlieren---weil man es noch gar nicht vollständig empfangen hat. Nun macht es auch Sinn, warum das seltsame Wort „Unterpfand“ eigentlich nur eine ganz alltägliche „Anzahlung“ im griechischen meint (2.Kor.5,5). Der Geist und die vorläufige Gemeinschaft sind nur Anzahlung der Verheissung des endgültigen Heils. Das endgültige Heil wird dadurch nicht garantiert- im Gegensatz zur Auslegungstradition.


Wir können jetzt auch den „Widerspruch“ zwischen Jakobus und Paulus definitiv auflösen:

Jakobus wendet sich dagegen, dass derjenige, der im griechischen Sinne glaubt, ohne Werke der Nachfolgetreue am Ende als Bundesmitglied in gutem Stand gilt. Zustimmungsglaube muss durch Gehorsam vollendet werden (Jakobus 2,22).

Paulus wendet sich dagegen, dass man, um als Heide Mitglied des Bundesvolks zu werden, Werke des Judentums vollbringen muss. Hierzu genügt die Glaubenstreue zu Jesus.

Die Unterschiede betreffen also die Werke, um die es geht (Gesetzes Werke aus dem Judentum oder Werke aus der Nachfolge), die Art des Glaubens (hebräische Glaubenstreue oder griechischer Zustimmungsglaube) und die zeitliche Dimension (vorläufige Mitgliedschaft im Bundesvolk – endgültige Mitgliedschaft).

Der Widerspruch ist weg. Aber dafür müssen 500 Jahre lutherisch-reformatorische Theologie der "Stellungsgerechtigkeit" auf den Sondermüll der Menscheitsgeschichte !

Wenn der Römerbrief also von einem Glauben spricht, der zur Gerechtigkeit gerechnet wird, meint dies die Feststellung einer Glaubenstreue durch Gott, die als Erfüllung von Bundespflichten und Bundestreue bewertet wird. Dies liegt im Rahmen der Wortbedeutung von „zurechnen“ im Griechischen. Und Glauben meint für Paulus ebenfalls Glaubenstreue, wie man klar sehen kann: Römer 4, 12. Plötzlich kann man den klaren Sinn verstehen, den Römer 4, 9 hat---ohne das lutherisch-grosstheologische Konstrukt der „zugerechneten Gerechtigkeit!

Dass „Gerechtigkeit Gottes“ tatsächlich die „Bundestreue gegenüber Gott“ meint, und unsere Werke verlangt, lässt sich auch viel einfacher ermitteln. Beachte die schreienden Parallelen:

Schlachter 2000
2.Korinther 5, 15
und er ist deshalb für alle gestorben,
damit
die, welche leben, nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferstanden ist.

2.Korinther 5, 21
Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht,
damit
wir in ihm die Gerechtigkeit Gottes würden.

Wir sollen die Bundestreue zu Gott darstellen-durch ein Leben des Nachfolgegehorsams.
Und nicht: Gott betrachtet uns als sündlose Gerechte –aufgrund einer fiktiven Zurechnung.
Gerechtigkeit meint hier unseren eigenen Gehorsam – und keinen von aussen uns zugerechneten Gehorsam! Alle Kommentare-Edition C, Wuppertaler Studienbibel,
JohnMcArthur, Scofield, Elberfelder mit Erklärungen, Genfer Studienbibel, MacDonald-
sind auf Luther hereingefallen, statt Schrift mit Schrift auszulegen.

Ich selbst war auch jahrelang baptistischer Lutheraner, bis ich es seltsam fand, dass „Bruder Luther“ mich vor 500 Jahren umbringen lassen würde. Ich selbst habe jahrelang geglaubt, dass das Nachsprechen eines Übergabegebets den Menschen zu einem Gläubigen macht,und dass die Gehorsamen eben etwas mehr Lohn bekommen, aber alle, die dank Luther Heilsgewissheit haben, schon irgendwie auch meine Brüder sind-auch wenn sie in konstantem Ungehorsam leben.

Die lutherische Stellungsgerechtigkeit ist die einzige Lehre, die es ermöglicht, sich einerseits für gläubig zu halten, und gleichzeitig habsüchtigen Mördern, die man Fürsten nennt, den Hofprediger zu machen, ohne ihnen zu sagen, dass sie verloren sind.Denn weil sie „glauben“, betrachtet Gott sie „als sündlos-perfekt in Christus“. Und wer etwas anderes sagt, ist---gesetzlich, werksgerecht, etc….

Ich war sehr geschockt, als ich erfuhr, dass die ersten Täufer die lutherische Stellungsgerechtigkeit als Lüge ablehnten. Und sich deswegen auch für die Glaubenstaufe umbringen liessen. Es ging ihnen in ihrer Treue nicht um mehr Lohn-sondern um das ganze Heil.

Was geschah mit ihnen? Zunächst wurden sie verfolgt. Dann, nach dem 30jährigen Krieg, machten die protestantischen Fürsten ein Angebot: Keine Verfolgung mehr, stattdessen fruchtbares Ackerland, unter der Bedingung: Keine Mission bei Mitgliedern der Landeskirchen! Die Täufer gingen darauf ein. Mit dem wachsenden Wohlstand zog die Anpassung ein. Heutige Mennoniten sind meist „Lutheraner“ im obigen Sinne.

Die lutherische Stellungsgerechtigkeit macht es letztlich unmöglich, Menschen aufgrund ihrer Taten als Verlorene zu bezeichnen. Denn auch ein fruchtloser Baum ist ein Baum-und wenn er noch keine Früchte hervorbringt, dann wird er das schon noch tun, weil er ja der rechten lutherischen Lehre zustimmt, ganz sicher, irgendwann. Infolgedessen kann Helmut Bauer auch noch so viele Gemeinden zerstören und seinen "zusammengepredigten" Reichtum zur Schau stellen, ohne dass er deswegen schon allein entlarvt ist. Denn er beruft sich ja auch irgendwie auf das Sühneopfer...

Hier liegt die eigentliche Wurzel des Problems: Man darf niemandem „den Glauben absprechen“. Tatsächlich kann ich nicht wissen, was irgendjemand in seinem Inneren für wahr hält. Und es ist auch völlig belanglos. Denn – im Gegensatz zum subjektiven Verständnis des Glaubens – meint die Glaubenstreue etwas Sichtbares, dessen Existenz oder Nicht-Existenz an den Werken eindeutig abgelesen werden kann, Matthäus 7, 15-21.

Denn die Werke sind und bleiben das, was entscheidet, ob der Knecht nun sein Teil bei den Ungläubigen bekommt, Lukas 12, 45-46. Taten der Gesetzlosigkeit entscheiden, ob die persönliche Beziehung zu Jesus nun von Jesus anerkannt werden wird- Matthäus 7, 23. Die Werke bestimmen, ob der Mensch nun geistlich lebt oder tot ist- Offenbarung 3,1.
Kurz: Die evangelikale Bewegung verdankt ihre Heilsgewissheit nicht ihrer Glaubenstreue-sondern Luthers grosser Theologie, und hat darin nichts als eine trügerische Heilssicherheit, wie auch die Gemeinde von Laodizea.

Doch woher kommt der Schlamassel der „Wort und Geist- Lehre“ wirklich? Kenyon und Hagin sind nicht die Urahnen, die Lehre der Identität von Mensch und Gottesgeist geht auf-die alten GNOSTIKER zurück. Diese waren auch der Auffassung, dass die Teilhabe an ihrer Erkenntnis den eingeweihten Menschen den Himmel garantiert-unabhängig von ihren Werken. Der Mensch bekommt eine neue göttliche Natur –das war’s, Gehorsam ist nicht nötig, das Gesetz stammt sowieso von einem anderen Gott ab, als dem Vater Jesu.


Der Perser Mani hat später mit gnostischen Gedanken eine weitere Religion gegründet, den Manichäismus, mit dem Augustinus etliche Jahre verbunden war.
Von dieser Quelle hat Augustinus seine Anthropologie der Abwertung des menschlichen Körpers und der menschlichen Taten übernommen. Später schrieb Luther das meiste von Augustinus ab. So haben wir also zwei gnostische Systeme:

Die evangelikal-lutherisch-augustinische Gnosis der Vergottung durch Zurechnung einer fremden Gerechtigkeit, und die „reinere Variante“ von Helmut Bauer.

Eben weil auch unsere evangelikale Zurechnungslehre eine Fälschung Satans ist, durch die das Laodizea des Evangelikalismus geblendet wird, kann ein Theologiestudent von der FTA auch schreiben, dass die „vollbrachte Erlösung“ bei „Wort und Geist“ im Zentrum steht. Zentrum der Verkündigung: das in Christus vollbrachte Heil-eine absolute, aber verständliche Fehleinschätzung (gefunden auf Deiner Seite!, FTA-Vortrag von Madarasz).

Wir selber tun uns mit der Bauerschen Gnosis also viel zu schwer- weil wir als gute Evangelikale selber „halbe Gnostiker“ sind. Deswegen kann man die Bewegung nicht als die Fälschung aus dem Abgrund der Hölle erkennen, wenn man im evangelikalen Apparat zu tief drinsteckt. Denn wir haben über Luthers „sola fide“ alle einen Schluck aus dem gnostischen Taumelbecher getan !

Dies als Fazit.

Noch ein paar Anmerkungen zum Schluss

1. Der Schüler des Apostels Johannes, Polykarp, hatte ebenfalls einen Schüler, Irenäeus, der über die alten Gnostiker folgendes schrieb:
„Seelisch aber werden erzogen die seelischen Menschen, die auf ihre Werke und den schlichten Glauben bauen und keine vollkommene Erkenntnis besitzen. Das sind wir von der Kirche, denen allerdings zur Seligkeit gute Werke notwendig sind. Sie aber werden nicht durch die Werke, sondern durch ihre geistige Natur auf jeden Fall selig. Wie nämlich das Materielle unmöglich selig werden kann, weil es der Seligkeit nicht fähig ist, so kann das Geistige — was sie selber sind — nicht verdammt werden, wie auch immer seine Taten waren. Wie nämlich das Gold im Kote seine Schönheit nicht verliert und seine Natur bewahrt, unbeeinträchtigt von dem Kote, so werden auch sie nicht beschädigt, noch verlieren sie ihre geistige Wesenheit, da ihnen die materiellen Handlungen nichts anhaben können“
Irenäeus, Wider die Häresien, 1. Buch, 6.Kapitel, 2. Absatz
(Bibliothek der Kirchenväter)

Es gibt eine ganze Menge an Parallelen:
1. Es gibt eine Erkenntnis, die eine geistige Natur hervorbringt, die auf jeden Fall selig wird.
2. Das Materielle ist zur Seligkeit nicht fähig.
3. Die Werke können das Heil nicht gefährden.
Auf lutherisch-evangelikal-once-saved-always-saved:
1. Es gibt einen Glauben, der dem Menschen eine neue Natur gibt, die darin besteht, dass Gott diesen Menschen in seiner neuen Natur für sündlos hält.
2. Der Körper ist so böse und die Werke so weit weg von Gott, dass sie weder positiv noch negativ in die Erlösung miteinbezogen sind.
3. Gott garantiert ohne Gehorsam das Heil, das heisst, der Täter der Gesetzlosigkeit ist immer noch Gott wohlangenehm - sofern er die Glaubenserkenntnis hat.


2. Die klassische solafide-Auslegung von 1.Korinther 3, 9-15 (Errettung trotz dauerhaftem Ungehorsam) ist falsch. Das Bauwerk ist die Gemeinde, die verwendeten Materialien konstituieren den Bau, sie stellen also menschliche Baumaterialien dar. Damit geht es um echte Christen mit viel oder weniger Frucht (Gold, edle Steine, Silber..) und unechte Christen, die Holz und Stroh sind und im Tempel nichts verloren haben. Du selbst hast erleben können, was mit Stroh passiert, wenn der „Mähdrescher“ in Gestalt eines gnostischen Predigers herangerollt kommt. Er sammelt ein, was ihm gehört. Im Gegensatz dazu wird Jesus das, was im Tempel nichts zu suchen hat, verbrennen-vgl. Matth 3, 12. Es geht darum, dass ein PREDIGER trotz des Einbaus von Stroh in seine Gemeinde von Jesus anerkannt werden kann. Nicht richtend schreibe ich, sondern tröstend.

3. Die Widerlegung der lutherischen Paulus-Auslegung nennt man auch New Perspective on Paul. Bei allen Unterschieden stimmen sie mit meiner Auslegung von Römer 3, 28 überein, auch wenn sie andere Dinge mehr betonen. Auf
www.thepaulpage.com findest Du weitreichende Informationen zu ihr.

4. Die lutherische Auslegung von Paulus führt zu unüberwindbaren Widersprüchen-sogar zu den Paulusbriefen selbst. Wenn „Werke“ und „Glauben“ tatsächlich zwei diametral verschiedene Prinzipien sind- wie kann dann Paulus vom „Werk des Glauben“ sprechen, 2.Thess. 1, 11? Die deutschen Liberaltheologen brauchen einen lutherischen solafide-Paulus. Dann können sie nachweisen, dass etliche Stellen in anderen Briefen nicht damit übereinstimmen –und können den Widerspruch dann mit irgendwelchen Hypothesen über die Fortentwicklung paulinischer Gedanken durch irgendwelche fiktiven Paulusschulen lösen.

5. Der „Fluch des Gesetzes“ konnte im AT nicht wirksam werden, weil die Opfer die Schuld bedeckten, sodass unvollkommene Menschen dennoch gerecht waren, im Sinne der Bundestreue. Er wird aber da wirksam, wo ein Mensch durch Konversion zum Judentum die Nachfolge Jesu im Sinne von Paulus ablehnt und damit auch keinen Anteil mehr am Sühneopfer hat. Und da die Opfer des AT auch von Gott nicht mehr akzeptiert werden-würde in einem solchen Fall der „Fluch des Gesetzes“ wirksam. Das heisst: Ein Mensch, der sich zur Zeit des Paulus in Galatien beschneiden liess, müsste nun NACH Golgatha und der Abschaffung der AT-Opfer- tatsächlich sündlos das Gesetz erfüllen, um errettet zu werden. Man kann diese Verse ( Gal 5, 3 und 3,10) also nicht als Begründung für die Notwendigkeit einer Zurechnung nehmen. Denn Gott betrachtet unseren imperfekten Nachfolgegehorsam als Erfüllung des Gesetzes –weil wir das Opfer Jesu haben, das die Sünden fortwäscht-Römer 8, 4. IN UNS wird die Gerechtigkeit erfüllt- nicht EXTRA NOS wie in der reformatorischen Lehre. Für alle klassischen Begründungsstellen des Lutherismus gibt es weit bessere und elegantere Auslegungen.

6. Rein praktisch sollten wir uns klar machen, dass man eine Staatskirche aus Nachfolgern niemals aufbauen kann, weil Fürsten als Habsüchtige-die Eliten des Landes-gemäss 1.Kor 6, 9-10 keinen Anteil am Reich Gottes haben. Da die Reformatoren eben Staatskirchengründer waren, sieht ihre Idee von Nachfolge viel weniger Gehorsam vor, als bei Jesus, oder Paulus, wenn man ihn richtig versteht.

Liebe Grüsse als Bruder im Herrn!
Martino Spitaletta
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#2
Rolf

Rolf

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Guten Morgen Tino,

herzlichen Glückwunsch zu Deiner theologischen Sicht. Du findest in mir einen sogenannten "Bundesgenossen."
Ich teile absolut die Erkenntnis, dass die "Bundesbeziehung" ein zentrales Thema im Heilsgeschehen des Menschen ist und dass Treue und Gehorsam unverbrüchliche Bestandteile des Heils in Christus sind. Man könnte Deine Ausarbeitungen in vielerlei Hinsicht ausbauen und stützen.So wird uns beispielsweise in der Offenbarung gesagt: "Nicht der Anfang, sondern das Ende wird gekrönt." Oder: "Wer getreu ist bis in den Tod, dem will ich die Krone des Lebens geben."

Es ist schon erstaunlich, was alles so aus der alten Theologie im freikirchlichen Denken durchgeschleift wird.

Ich war Anfang der 90èr Jahre in Horb am Neckar. Dort gibt es einen Gedenkstein, der daran erinnert, dass dort 2.000 Menschen wegen der sog. "Wiedertaufe" hingerichtet wurden. Dieses Urteil wurde von Luther mit abgezeichnet. Insofern ist der alte Luther, wie du richtig schreibst, durchaus mit Vorsicht zu genießen.

Allerdings sind die Atribute Treue und Gehorsam sowie Wahrhaftigkeit als göttliche Forderung im Heilsgeschehen durchaus nicht unbekannt. Als ich 1974 in einer kleinen klassischen Pfingstgemeinde in Kiel zum Glauben kam, wurde das dort lupenrein gepredigt.

Während meines Studiums in Tübingen haben wir das mit nahmhaften Theologen (Peter Beyerhaus, Ernst Jüngel etc.) durchaus thematisiert und zumindest bei diesen beiden genannten durchaus auch Akzeptanz gefunden. Man hat allerdings den Eindruck, dass die nachwachsende Pastorengeneration im evangelikalen Raum in zunehmendem Maß zu den unbiblischen Wuzeln der Stellungstheologie zurückgerudert ist und sich in unglaublicher Weise an ein Staatskirchentum klammert, das immer antichristlicher wird.

Ein verhängnisvoller Rückschritt, wie ich meine. Ich selbst und auch viele in meinem Umfeld predigen nachhaltig Treue, Gehorsam und Wahrhaftigkeit als heilsnotwendigen Bestandteil der Bundesbeziehung. Und, erstaunlicherweise gibt es viele ältere Geschwister, die dass dankend anerkennen.

Es wäre sehr schön, diese theologische Auseinandersetzung im forum weiterzuführen. Mich würde auch sehr Deine Warnschrift interessieren. Vielleicht kannst du sie auch im Forum einstellen.

Herzliche Grüße

Rolf
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