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Durch Leiden zur Herrlichkeit


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Rolf

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Durch Leiden zur Herrlichkeit



Was ist das Leid?
Leiden macht im Glauben gründlich,
macht gebeugt, barmherzig, kindlich;
Leiden, wer ist deiner wert?
Hier heißt man dich eine Bürde,
droben bist du eine Würde,
die nicht jedem widerfährt.



Gott hat uns zu hohen Ehren berufen. Wir sollen Königskinder werden. Aber wie leicht vergessen wir im täglichen Leben, das mit irdischen Pflichten so ausgefüllt ist, unsere ewige Berufung und stellen die himmlischen Ehren und Freuden hintenan. Deshalb muss der Herr in unser Leben hineingreifen und uns durch Leiden an das ewige, unvergängliche Erbe erinnern, das unser harrt. Es gibt so viele Menschen, die glauben, dass ihnen die Leiden durch einen Zufall geschickt würden. Im Leben der Kinder Gottes, ja aller Menschen, gibt es keinen Zufall, sondern nur Führungen und Fügungen Gottes. So ist auch das Leid der Wille unseres Gottes. Es soll dazu dienen, dass der Herr uns einst mit der großen Schar aller Heiligen, die durch des Lammes Blut überwunden haben, mit Ehren annehmen kann.

Der Herr sendet das Leid, weil er uns liebt. Es ist so, wie die Schrift sagt (Hebr. 12,6): "Welchen der Herr liebhat, den züchtigt er", das heißt: den zieht er durch das Leid näher zu sich.

Mein lieber Leser, auch dich liebt der Heiland, sonst wäre er nicht so um dich bemüht. Weil er dich liebt, kann er deiner nicht vergessen; denn es ist unmöglich, dass die Liebe den Geliebten vergisst. Sagt doch der Herr selbst in seinem Wort: "Kann auch ein Weib ihres Kindleins vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie desselbigen vergäße, so will ich doch dein nicht vergessen" (Jesaja 49,15). An diese herrliche Verheißung klammere dich in dunklen Stunden deines Lebens, wo dir der Gedanke kommen will, dass der Herr dich vergessen habe. Was du auch zu erdulden hast, halte stets im Glauben an der Liebe fest. Dann wirst du rühmen: "Gott ist die Liebe, er liebt auch mich!"

Wie das Licht leuchtet und das Feuer brennt, weil es ihrem Wesen nach nicht anders kann, so ist es mit der Liebe Gottes. In seiner Heilandsliebe umfasst er alle Menschen. Die Liebe Gottes lässt nun im besonderen ihre Strahlen in die Leiden fallen, um Kranke zu trösten. Wie viele Kranke habe ich kennengelernt, die täglich von der ewigen Sonne der Liebe Jesu Trost empfingen, denen die Liebe des Gekreuzigten die Sonne des Herzens und Lebens war. Auch dir schenke der Herr in deinem Leid den hellen Schein seiner Gnadensonne, damit du dann auch deine Leidensgenossen trösten kannst.
Das Leid mit all seinen Schmerzen wird ohne diese Erkenntnis zu einer unerträglichen Last, besonders dann, wenn der Versucher mit seinen Zweifelsfragen kommt: Wo ist nun dein Gott? - Du hast ja Gott vertraut, und nun verlässt er dich? - Hilft es dir, dass du geglaubt hast? In solchen Stunden ist uns das Kreuz auf Golgatha der ewig gültige Beweis der Liebe Gottes.

Durch das Leiden kommen freilich nicht alle zu diesem Ruhm. Wie viele gibt es, die durch das Leid verbittert sind. Sie murren wider Gott und Menschen. Sie sind ungeduldig. Nichts kann ihnen recht gemacht werden. Alle Liebe, die man ihnen erzeigt, weisen sie mit Unzufriedenheit ab. Es ist dies ein unerträgliches Los, wenn sich zu den Schmerzen Unzufriedenheit gesellt.

Wenn dies dein Zustand ist, dann bitte ich dich: Sei nicht bitter, weil du eine kleine Zeit leiden musst! Sei nicht trotzig, nicht hart und selbstgerecht! Hadere nicht mit deinem Gott! Sieh doch nicht das Leid als ein Werkzeug Gottes an, mit dem er dir wehe tun will! Viele müssen leiden, weil Gott sie auf keinem anderen Wege zubereiten kann für ihre hohe, ewige Bestimmung, die darin besteht, dass wir umgewandelt werden in das Bild Christi, denn: "Vor ihm nichts gilt als sein eigen Bild."

Wohin kämen wir Menschen ohne das Leid? Wenn immer alles nach unserem Wunsch ginge, würden wir bald in eine schrankenlose Selbstsucht verfallen. Wir würden hier so fest bauen, dass niemand mehr an die Ewigkeit dächte. Deshalb sendet der Herr das Leid. Im Leiden sollen wir stillstehen und rückwärtsschauen; aber nicht nur rückwärts, sondern nun heißt es auch: Schaue in dich, schaue um dich, und schaue über dich! Wenn wir das tun, erkennen wir, dass das Leid ein Mittel unseres Gottes ist, durch das die Seele genesen soll mit der Gewissheit: Der Herr hat keinen anderen Weg für uns, sonst hätte er uns einen anderen Weg geführt.

Oh, hüte dich deshalb vor Verbitterung durch das Leiden! Wenn sie in einem Herzen Raum gewinnt, muss der Geist Jesu weichen. Dann ist der Mensch den finsteren Mächten preisgegeben, die einem das Leidenslager unerträglich, ja zur Hölle machen wollen. Wo aber der Herr bei dem Leid zu seinem Recht kommt, wird das Leid zu einem bleibenden Segen! Der heimgegangene Oberstleutnant von Knobelsdorff schrieb einem Kranken: "In der Krankheit steckt ein ganzer Zentner Segen; gib acht, dass dir kein Gramm davon verlorengeht."

Mein lieber Leser, gib auch du stets acht, dass dir nicht etwas von dem großen Segen, den du empfangen sollst, verlorengehe! Denke stets daran, dass der Herr dich in allen Leidenstagen trösten will, wie einen seine Mutter tröstet.

Das Leiden, ein Schmelztiegel

Der Leidensweg ist der königliche Weg der Kinder Gottes zur Herrlichkeit, wobei wir es besonders erfahren, dass unsere Zeit in seinen Händen steht, mit dem herrlichen Trost aus Gottes Wort: "Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind. Denn welche er zuvor ersehen hat, die hat er auch verordnet, dass sie gleich sein sollten dem Ebenbilde seines Sohnes, auf dass derselbe der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern" (Römer 8,28). Ehe Adamskinder fähig werden, das Bild des Himmlischen zu tragen, müssen sie gereinigt und geläutert werden. "Wie wir getragen haben das Bild des Irdischen, also werden wir auch tragen das Bild des Himmlischen" (l. Korinther 15,49). Alle Erziehungsarbeit unseres Gottes hat das Ziel, das Bild Christi aus seinen Kindern herauszumeißeln.
Diese Arbeit gleicht der Arbeit eines Bildhauers, der das Bild, das er im Geiste sieht, aus dem Marmor herausmeißelt. Wer dem zusieht, befürchtet wohl, der Meister zerschlüge den Marmor. Aber der Meister weiß genau, wie fest er schlagen darf. Auch der Heiland weiß genau, wie fest er schlagen darf, wieviel du tragen kannst.

Im Leiden sollen alle wilden Triebe absterben, die uns am geistlichen Wachstum hindern. Hierbei kommt nun zum Vorschein, was in uns ist. Wieviel Schlacken tragen wir noch an uns, die uns unfähig machen, das Bild Jesu der Welt zu zeigen! Wie wenig wahre Geduld besitzen wir als Kinder Gottes! Aber der Herr trägt unsere Schwachheit mit Geduld. Er gebraucht unsere Leiden zu unserem eigenen Heile. Willst du darum aus dem Leiden Segen ererben, dann halte still und schaue zu dem empor, von dem alles Leid kommt!

Wie nun edle Erze, welche mit unreinen Bestandteilen durchsetzt sind, im Feuer geläutert werden, so wird auch das Herz der Kinder Gottes durch die Leiden gereinigt. In den Sprüchen heißt es einmal: "Man tue den Schaum vom Silber, so wird ein reines Gefäß daraus." (Spr. 25,4).

Wir möchten so gern etwas werden zum Lobe und Preise Gottes. Da wir aber alle Schlacken an uns haben, spricht Gott, der Herr: "Siehe, ich will dich läutern, aber nicht wie Silber, sondern ich habe dich geprüft im Glutofen des Elendes" (Jes. 48,10).
Wir sehen also, dass das Leid in der Hand unseres Gottes ein unentbehrliches Erziehungsmittel ist für seine Kinder. Wie die Rebe mit dem Winzermesser gereinigt wird, damit sie edle Trauben bringt, wie das Gold in dem Tiegel gereinigt wird, damit daraus eine Krone gemacht werde, so wird das Gotteskind durch Leiden für die ewige Gemeinschaft mit Gott zubereitet.
Mein lieber Leser, wenn dir dein Leid noch schwer wird, dein Herr versteht dich. Er kennt jeden Pulsschlag. Er will dich von Stunde zu Stunde trösten, wie eine Mutter ihr krankes Kind tröstet.

Im Leid und Schmerz schlägt er die feinen Saiten unseres Wesens an. Auf diesem Wege erkennen wir, dass das Leid eine Schale voll goldener Äpfel ist. Wir rufen mit dem Apostel aus: "Ich halte es dafür, dass dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert sei, die an uns soll offenbart werden" (Röm. 8,18).

Das Gebet im Leiden

Ein Sprichwort sagt: Not lehrt beten! Nicht nur die Not, sondern auch die Leiden treiben uns ins Gebet. Wer von uns schon Leidenstage erlebt hat, weiß, wie wichtig gerade in dieser Zeit das Gebet ist. Jakobus schreibt: "Leidet jemand, der bete!" (Jakobus 5,13). Wie wird das Gebet in guten Tagen bei manchem so lau und so vernachlässigt! Das Gebetsleben macht einen Menschen reich und gänzlich abhängig von Gott. Er kann nicht anders, alles, was er auf dem Herzen hat, muss er ihm sagen. In Leidenstagen gilt es besonders:

Hast du eine Sorgenlast, die dir raubet Fried' und Rast,
Jesu Herz dir offensteht, mach aus Sorgen ein Gebet!
Was dein Herze auch bewegt, ob sich Schmerz, ob Wonne regt,
flieh zu Jesu früh und spät, mach aus allem ein Gebet!


Auch du darfst deinem Heiland allen Schmerz sagen. In seine allmächtigen Arme darf das müde Kind sich legen. Wie mancher Leidende würde die Not seiner Leiden viel fröhlicher tragen, wenn er in der Gemeinschaft mit Gott stünde; denn das Gebet ist die Pflege der Gemeinschaft mit Gott. Zum Gebetsleben bedarf es keiner besonderen Gelehrsamkeit, auch nicht einer bevorzugten Stellung bei den Menschen, nur eins ist nötig, ein kindliches Vertrauen dem Herrn gegenüber.
Beten heißt: Ich sage meinem Heiland das, was ich auf dem Herzen habe. Welch eine Freudigkeit zum Gebet gibt uns die Gewissheit, dass vor Gott kein Ansehen der Person gilt. Ob einer hoch oder niedrig, jung oder alt ist, ihm, der uns durch und durch kennt, können wir alles sagen, was unser Herz bewegt.

Von Menschen, die über uns stehen, werden wir oft missverstanden und finden kein Gehör bei ihnen, jedoch der Herr des Himmels achtet auf unser Gebet. Je mehr einer betet, desto mehr wird er dem Herrn ähnlich werden.
Wir müssen auf Erden beten, sonst werden wir im Himmel niemals lobsingen. Hier müssen wir durch die Schule des Gebetes gehen, sonst sind wir unfähig, in der Ewigkeit in das Halleluja einzustimmen.

Wieviel Grund zum Beten hat jeder Mensch, besonders aber auch der Kranke! Ist es nicht Ursache genug zum Gebet, wenn die Schmerzen nachgelassen haben, wenn man die Nähe Gottes vernehmen darf, wenn wir daran denken, dass es solche gibt, die noch mehr leiden müssen als wir? Muss nicht dieses alles uns ins Gebet treiben?
Eine Kranke dankte täglich für die Stille, die sie im Krankenzimmer haben durfte. Sie war aber auch dankbar dafür, dass der Herr ihr so manches zeigte, was ihm nicht an ihr gefiel. Musst nicht auch du, mein lieber Leser, dafür danken?
Wieviel Ursache zum Gebet gibt die liebevolle Pflege deiner Angehörigen oder derer, die sich sonst in Liebe um dich bemühen!

Wenn der Herr einen Menschen auf ein langes Krankenlager legt, dann kommt diesem leicht der Gedanke, er sei nun zu nichts mehr nütze auf der Welt. Körperliche Arbeiten kannst du wohl nicht mehr verrichten. Aber einen Dienst kannst du doch noch tun, deine Hände falten und für die vielen Mitmenschen beten, die in die Irre gehen. Im Gebet hat uns Gott ein Mittel geschenkt, durch das wir Menschen von dem breiten auf dem schmalen Weg ziehen können. Was unser Herr in seinem Weinberg braucht, sind Beter und Beterinnen. Willst nicht auch du durch diese wichtige Arbeit am Bau des Reiches Gottes mithelfen?

Ein junges Mädchen, das der Herr aufs Krankenlager gelegt hatte, sagte zu mir: "Nur eine Arbeit kann ich noch für den Herrn tun, für meine Mitmenschen beten." Die Ewigkeit wird es einmal offenbaren, was der Herr auf das Gebet der Leidenden hin getan hat, deshalb werde auch du ein Beter!

Heinrich Müller
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