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Das Geheimnis der Tonkrüge


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#1
Rolf

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Das Geheimnis der Tonkrüge





Es wird immer im Dunkeln bleiben, warum im Frühling 1947 Muhammed ahd-Dhib vom Stamme der Ta'Amira Beduinen
am Steilhang an der Westküste des Toten Meeres herabkletterte.


Der Fundort : Die Felsenhöhle bei Qumran

Er habe in der Nacht vor Aufregung nicht schlafen können, fährt er fort: „Mit dieser Schriftrolle hatten wir die älteste komplette Abschrift eines Bibelbuches auf Hebräisch vorliegen. Der Traum aller Textforscher ging damit in Erfüllung.” Die Datierung der Jesajahandschrift auf das 2.-1. Jahrhundert v. Chr. ist 1991 und 1994 durch radioaktive Tests eindeutig bestätigt worden. Bis heute stellt die sog. große Jesajarolle vom Toten Meer eine Sensation dar.

Bis zu den Qumranfunden stammten die ältesten vollständigen hebräischen Bibelhandschriften erst aus dem 10. Jahrhundert nach Christus. Man war sich nie ganz sicher, wie zuverlässig der üblicherweise abgedruckte Text des Alten Testaments tatsächlich war, der auf den mittelalterlichen sog. masoretischen Texten beruhte. Ein tausendjähriger Überlieferungsprozeß ist verständlicherweise mit vielen Problemen behaftet. Wieviele Schreiber hatten in den Jahrhunderten den Text immer wieder abgeschrieben? Konnte man sich darauf verlassen, daß die Abschreiber nicht trotz großer Sorgfalt Fehler begangen hatten?

Mit der Jesajarolle aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. hatte man nun ein komplettes Bibelbuch aus dem Alten Testament vorliegen, das um über 1000 Jahre älter ist, als die mittelalterlichen Handschriften. Eine absolute Sensation! Über 1000 Jahre
Textgeschichte konnte man nun auf einen Schlag untersuchen. Kaum war die Entdeckung der Jesajarolle bekannt geworden, da schrieben die Zeitungen: „Jetzt wird sich zeigen, daß die Bibel schlecht überliefert ist” - „Jetzt wird die Grundlage des
Christentums erschüttert”. Die Jesajarolle wurde gleichsam zum Gradmesser für die Bibelüberlieferung.

Eine gigantische Bibliothek

Aber es blieb nicht bei diesem Fund allein. Bis 1956 entdeckten - fast immer die Beduinen 10 weitere Höhlen mit den
Überresten von nahezu 900 Schriftrollen. Doch leider waren die Rollen, im Gegensatz zu denjenigen aus der ersten Fundhöhle, in zig-tausende von Bruchstücken zerfallen. Insgesamt über 80.000 Rollenschnipsel mußten mühsam von Fachleuten gesichtet, rekonstruiert und zusammengefügt werden. In den 50er Jahren wurde dafür extra ein siebenköpfiges internationales Schriftrollenteam im Auftrag der jordanischen Antikenverwaltung zusammengestellt. Die Experten konnten Abschriften fast aller alttestamentlichen Bücher nachweisen.

Die Qumrantexte belegen, daß die Übersetzer sehr sorgfältig und gewissenhaft gearbeitet haben. Die geringfügigen
Textschwankungen sind nicht auf die Übersetzer, sondern auf die etwas andere hebräische Textvorlage zurückzuführen. Fragen des Glaubens berühren sie hingegen nicht.

Geheiminformationen über Jesus?


Neben solchen Bibelrollen und Abschriften apokrypher Texte kamen aber auch bisher völlig unbekannte jüdische Schriften zum Vorschein. Die Mehrheit der Forscher sieht in diesen Schriften die Hinterlassenschaft der Essener, einer der großen jüdischen Religionsparteien aus der zwischentestamentlichen Zeit. In ihrer Einhaltung der Thora und besonders des Sabbats waren sie noch rigoroser als die Pharisäer.

Rekonstruktion der Siedlung von Qumran um 50 v. Chr.

Doch es stellte sich heraus, daß der Text hervorragend überliefert worden ist.
In den letzten Jahren gab es geradezu eine wahre „Bücherschwemme” zu dem Thema „Jesus und Qumran”, bis hin zu der These, daß der Vatikan die Herausgabe der Qumranrollen verhindere und sie zu einer „Verschlußsache” erklärt habe. Trotz der Professorentitel einiger Autoren gehört solche Literatur in den Bereich der Schundmärchen. Der Vatikan hat zu keinem Zeitpunkt etwas mit der Herausgabe der Qumrantexte zu tun gehabt dies ist seit 1967 die alleinige Angelegenheit der Israelischen Antikenverwaltung. Alle Texte sind heute auf CD-ROM oder Microfiche jedem zugänglich. Auch mehrere komplette deutsche Übersetzungen liegen inzwischen vor. Geheiminformationen über Jesus, Paulus oder die Urchristen finden sich in keinem einzigen der Qumrantexte.

Dennoch sind diese Funde die wohl größte archäologische Sensation unseres Jahrhunderts. Sie stellen die älteste uns erhaltene jüdische Literatur dar und erhellen die Zeit, in der Jesus lebte. Vor dem Hintergrund der Qumrantexte sieht man, wie radikal und brisant Jesu Botschaft schon zur damaligen Zeit war. Ein Vergleich der Qumranrollen mit dem Neuen Testament zeigt, wie neu und befreiend die Botschaft Jesu von der rettenden Liebe Gottes für seine Zeit war und auch heute noch ist.

Alexander Schick
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