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Tolerieren oder protestieren?


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#1
Rolf

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Tolerieren oder protestieren?




Über den Autor
Jahrgang 1959, verheiratet , zwei erwachsene Töchter Ausbildung zur Erzieherin, aber seit vielen Jahren mit Leidenschaft Hausfrau, was mir Zeit gibt für ehrenamtliche Aufgaben in der Gemeinde. Die übrige Zeit verbringe ich gerne im Ohrensessel mit einem guten Buch oder im Garten oder auf Reisen mit meinem Mann.


Frage von WS:
"Wie sollte ich mich als Christ im Falle eines Arbeitskampfes verhalten? Sollte ich mich solidarisch gegenüber den Mitarbeitern erklären, die ja auch nicht zuletzt um ihre Existenz als Familienväter oder -mütter kämpfen? Sollte ich mitstreiken oder wäre es angemessener, sich dem Arbeitgeber gegenüber loyal zu verhalten und sich nicht an einem Streik beteiligen?"



Die Spannung

Solidarisch gegenüber den Kollegen oder loyal gegenüber dem Chef? Wie sollten sich Christen im falle eines Arbeitskampfes verhalten? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, möchte ich erst einmal einen Blick in das deutsche Arbeitsrecht wagen.

Die juristische Frage

Ein Streik als Mittel das Arbeitskampfes ist im Grundgesetz gewährleistet (Art. 9 GG). Es ist allerdings die Frage der Verhältnismäßigkeit zu beachten. Ein Streik ist also nur dann zulässig, wenn damit rechtmäßige Kampfziele erreicht werden sollen, wie z.B. der Abschluss eines Tarifvertrages. Auch bei der Durchführung eines Streikes ist in der Intensität die Verhältnismäßigkeit zu wahren. Und nach Beendigung eines Streikes sind alle Parteien dazu aufgerufen, den Arbeitsfrieden wieder herzustellen. Nicht zugelassen sind Arbeitskämpfe zur Zeit der Friedenspflicht. Diese verbietet dem Tarifpartner, im Laufe eines Tarifvertrages für die Änderung desselben zu streiken. Für Punkte, die nicht im Tarifvertrag geregelt sind, kann gestreikt werden. Rechtswidrig sind außerdem Betriebsbesetzungen. Dazu gehören das Bleiben am Arbeitsplatz, Aussperrungen und das Verwehren des Zutrittes zu einem Betrieb für arbeitswillige Arbeitnehmer, Kunden und Lieferanten. Wenn es durch die Teilnahme an einem Streik zu einer Arbeitsniederlegung kommt, stellt dies keine Verletzung des Arbeitsvertrages dar.

Der biblische Standpunkt

Nun klingt das alles sehr theoretisch und juristisch. Wie aber soll ich mich jetzt als Christ im Falle eines Arbeitskampfes verhalten?

Hier möchte ich noch einmal betonen, dass das Mittel des Streikes in der Arbeitswelt rechtmäßig ist und dem Grundgesetz unseres Landes entspricht. Daher befindet sich jeder Christ, der an einem legitimen Arbeitskampf teilnimmt, zumindest schon mal juristisch im grünen Bereich.

Es ist also wichtig, ob der Streik auf den Grundlagen des Grundgesetztes statt findet und ob er juristisch abgesichert ist. Wenn das aufgrund der schon oben genannten Voraussetzungen nicht der Fall ist, sollte ich mich als Christ an solch einem Streik nicht beteiligen. Denn die Bibel macht klar, dass jeder Christ der staatlichen Gewalt Gehorsam zu leisten hat:

Jeder soll sich den bestehenden stattlichen Gewalten unterordnen. Denn es gibt keine Autorität, die nicht von Gott kommt. Jede stattliche Autorität ist von Gott eingesetzt. Wer sich also den Behörden widersetzt, handelt gegen die von Gott eingesetzte Ordnung und wird dafür von ihm bestraft. Wer gut und richtig handelt, braucht die Autorität des Staates ohnehin nicht zu fürchten; dass muss nur, wer gegen das Recht verstößt. Wollt ihr also ohne Angst vor Bestrafung leben, dann haltet euch an die Gesetzte. Euer gutes Verhalten wird Anerkennung finden.
Römer 13,1-3


Als Christ untersteht man somit dem Grundgesetz, das zwar den Arbeitskampf zulässt, jedoch auch Einschränkungen nennt. Diese Unterordnung hat zwei Gründe. Zum einen ist es der drohende Zorn Gottes für den, der sich nicht unterordnet. Zum anderen ist es das Gewissen, das einen vor Gott anklagen würde (V. 5).

Fußt also ein Streik nicht auf den Grundlagen des Gesetzes, sollte ich mich als Christ nicht daran beteiligen. Denn ich bin der Autorität des Staates verpflichtet. Und dazu gehört die Einhaltung der Gesetze.

Konkrete Schritte

Was aber tun, wenn der Streik rechtmäßig, also juristisch abgedeckt ist? Für mich ist die Verhältnismäßigkeit ein wichtiger Aspekt. Gibt es eine begründete Hoffnung auf Erfolg des Streikes oder sind die Ziele so überspannt und hoch, dass sie jeder Art von Verhältnismäßigkeit nicht entsprechen? Diese Frage kann ich nur schwer beantworten. Ich bin ja keine Arbeitsrechtlerin. Dennoch denke ich, dass die Bibel auch hier Hinweise gibt. Z. B. zum Thema Lohn und Arbeit. Da finde ich im Alten Testament die Aussage:

Du wirst dich nähren, von deiner Hände Arbeit!
Psalm 128,2

Die Arbeit, die ich tue, sollte mich also ernähren können und einen gewissen Lebensstandard sichern. Und wenn das bei einen großen Anteil an Berufstätigen in der gleichen Branche nicht der Fall ist und die entsprechende Gewerkschaft die Verhältnismäßigkeit zwischen Arbeit und Entlohnung nicht mehr gewährleistet sieht, dann denke ich, ist ein Streik gerechtfertigt - vorausgesetzt er entspricht dem Grundgesetz. Dann kann ich mich auch als Christ daran beteiligen.

Ich persönlich würde die Entscheidung, an einem Streik teilzunehmen, wie auch in anderen Fragen mit Gott im Gebet besprechen. Denn ein Streik bricht in der Regel nicht von jetzt auf gleich los. Es zeichnet sich meist eine Entwicklung in diese Richtung ab. Also habe ich einen längeren Zeitraum zur Verfügung, meine Entscheidung mit Gott abzusprechen.

Eine wichtige Bemerkung finde ich auch in Offenbarung 2:

Ich weiß wie viel Gutes du tust, weiß von all deiner Arbeit und kenne deine Standhaftigkeit.
Offenbarung 2,2

Diese Aussage bezieht sich erst einmal auf meine Initiative in Bezug auf den Glauben. Dennoch erkenne ich, dass Gott sehr wohl wahrnimmt, wie sehr ich mich bemühe und wie hart ich arbeite. Er weiß somit auch, wenn es am Arbeitsplatz ungerecht zugeht. Er weiß, wenn ich zu wenig Lohn bekomme. Deshalb will ich ihn in die Fragen, die mein Arbeitsleben betreffen, mit einbeziehen. Gott interessiert sich auch für diesen Bereich meines Lebens. Deshalb denke ich, dass er mir persönlich auch zu diesem Bereich etwas zu sagen hat. Auf ihn möchte ich somit auch in dieser Frage hören.

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