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Kardinal Lehmann hält ökumenische Fortschritte für möglich


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Rolf

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Kardinal Lehmann hält ökumenische Fortschritte für möglich





Jesus.de-

Von Rainer Clos und Thomas Schiller



So schwierig sich Ökumene zur Zeit auch gestaltet - Kardinal Lehmann glaubt an die Überwindung der Verständigungsprobleme.

15.09.2007


(epd) - Trotz der angespannten Stimmung zwischen Katholiken und Protestanten hält Kardinal Karl Lehmann ökumenische Fortschritte in den nächsten Jahren für möglich. Im Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen sowie im Gespräch von Lutheranern und Katholiken auf Weltebene werde über wichtige Dokumente etwa zur Nachfolge im Bischofsamt beraten, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in einem epd-Interview. «Wenn beide Texte gelingen, dann gibt dies einen mächtigen Anstoß. Dahin müssen wir uns alle bewegen», sagte der Mainzer Bischof. Mit Lehmann, der seit 20 Jahren Vorsitzender der Bischofskonferenz ist, sprachen Rainer Clos und Thomas Schiller.

Kardinal Lehmann, seit 20 Jahren stehen Sie an der Spitze der Bischofskonferenz. Wie haben sich die Bischöfe verändert?

Lehmann: Unter den Bischöfen ist ein Generationswechsel im Gange. Es gibt jetzt keinen mehr, der das Zweite Vatikanische Konzil als unmittelbarer Teilnehmer mitgemacht hat. Ich selbst gehöre bald unter den Diözesanbischöfen zu den Dienstältesten. Wenn der Münchner Kardinal Friedrich Wetter in den nächsten Monaten einen Nachfolger bekommen wird und Bischof Reinhard Lettmann von Münster im nächsten Frühjahr 75 Jahre alt wird, sind nur noch Kardinal Joachim Meisner und der Bischof von Erfurt, Joachim Wanke, länger im Bischofsamt als ich. Sie kommen auch beide aus der Ex-DDR. Sonst sehe ich eigentlich nicht so viele Veränderungen.

Ihre Wahl galt als große Überraschung. Bis dahin hatten sich München und Köln im Vorsitz der Bischofskonferenz abgewechselt. Was empfanden Sie damals?

Lehmann: Ich wusste schon ein paar Tage vorher, dass der eine oder andere das Hin und Her zwischen München und Köln nicht einsehen wollte. Aber ich habe von meiner eigenen Wahl abgeraten, denn ich war erst vier Jahre Bischof. Von daher war ich natürlich nach der Wahl sehr überrascht. Angst hatte ich aber nicht, weil ich schon viele Jahre vorher als Theologe und Mitwirkender in vielen Gremien mit dem deutschen Katholizismus einigermaßen vertraut war. Ich war z.B. 15 Jahre lang Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Seit 1985 war ich im Vorsitz der Bischofskonferenz Stellvertreter von Kardinal Höffner.

Wie hat sich seit 1987 das Verhältnis zum Vatikan entwickelt?

Lehmann: Ein generelles Urteil gibt es nicht. Man muss auch die Selbstständigkeit der einzelnen Kongregationen sehen. Manchmal kommt es einfach zu Änderungen und Verschiebungen, etwa aufgrund eines neuen Chefs, der uns besser oder schlechter kennt, oder der unterschiedliche Schwerpunkte setzt.

Wie war das Verhältnis zu Joseph Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt XVI.?

Lehmann: Aufgrund der starken theologischen Persönlichkeit von Joseph Ratzinger und der beherrschenden Stellung der Glaubenskongregation hat sich das Interesse verstärkt auf uns Deutsche gerichtet. Wir hatten mit der Schwangerschaftskonfliktberatung und der Frage nach der Wiederzulassung von Wiederverheirateten zur Eucharistie Themen großer Konfliktträchtigkeit und innerer Spannung. Aber trotz dieser Schwierigkeiten bin ich selbst gestärkt daraus hervorgegangen, auch wenn wir nicht 'siegten'. Man konnte mit den besten Argumenten, die man hatte, für seine Meinung fechten. In diesem Sinne wurden wir sehr fair behandelt. Dies gilt auch und gerade für die Erteilung der Lehrbefugnisse.

Wie hat sich denn das Verhältnis zur evangelischen Kirche in den vergangenen zwei Jahrzehnten entwickelt?

Lehmann: Da würde ich verschiedene Ebenen unterscheiden wollen. Im Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen, dem ich bald 40 Jahre angehöre, geht die Arbeit kontinuierlich weiter. Die Aufarbeitung der Lehrverurteilungen (1980-1986) hat über einen längeren Zeitraum sehr viel Kraft erfordert. Darüber wurde fast vergessen, was man in den 70-iger Jahren auf einigen Gebieten schon an Ergebnissen erzielt hatte, wie z.B. die Interpretation des Augsburger Bekenntnisses oder des Bischofsamtes. Zur apostolischen Sukzession, zur Nachfolge im Bischofsamt, haben wir jetzt nach fünf Jahren ein Abschlusspapier in Arbeit, an dessen Beratung sich im nächsten Frühjahr zeigen wird, wie weit wir gemeinsam kommen. Es könnte helfen die gegenwärtig angespannte ökumenische Stimmung zu überwinden.

epd: An der Basis wird mehr Tempo erwartet. Hängen Wissenschaft und Klerus hinterher?

Lehmann: Von unten kommt selbstverständlich der Druck bei der Abendmahlsgemeinschaft. Das ist konsequent, wenn das Abendmahl den Stellenwert hat, den wir ihm zumessen. Auch bei der konfessionsverbindenden Ehe kommt der Druck stärker von unten. Das ist ebenfalls ein ständiger Motor. Manche Anstöße kommen auch von der Theologie. Dass das verantwortliche Amt in Rom vielleicht eher etwas zu bremsen scheint oder auch bremst, ist nur natürlich. Wir gehören ja in ein Ganzes hinein.

Ist es Teil dieser römischen Normalität, dass mit gewisser Regelmäßigkeit den protestantischen Kirchen ihr Status als Kirche abgesprochen wird?

Lehmann: Es war nicht gerade genial, bei der Veröffentlichung des Vatikandokuments «Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche» im Juli dieses Jahres mehr oder weniger unverändert die Sätze von 1964 einfach zu wiederholen, zumal dies schon öfter geschah. Es ist in der Zeit schließlich auch vieles gewachsen. Es hätte vielleicht mehr herausgestellt werden können, dass da und dort Fortschritte zu verzeichnen sind, aber diese große Frage im Verständnis des Kircheseins eben in der Tat noch ungelöst ist. Dann könnte man die Texte anders lesen. Wir haben ein Verständigungsproblem, aber auch ein noch nicht aufgearbeitetes Sachproblem. Es ist ein Thema, das wir alle auch zu lange vor uns her geschoben haben.

Ist für Sie das öffentliche Unverständnis nachvollziehbar?


Lehmann: Der normale Christ kann nicht verstehen, warum Bischof Wolfgang Huber oder Bischöfin Margot Käßmann und ich überall zusammen auftreten als Kirche, und dann soll man sich gegenseitig als Kirche nicht anerkennen. Das geht nicht in die Köpfe. An diesen verschiedenen Schichten von Kirchenverständnis hat man theologisch wenig gearbeitet. Das muss nun vernünftig aufgearbeitet werden. Es gab leider auch von evangelischer Seite maßlose Polemik.

Wo steht die katholisch-evangelische Ökumene bei uns heute?

Lehmann: Es gibt in vielen Bereichen eine intensive Zusammenarbeit, die man nicht übersehen darf. Wir haben nicht nur in der Theologie eine immer größere Zusammenarbeit. Eine große zweite Säule sind unsere Äußerungen zu gesellschaftspolitischen und sozialethischen Fragen. Dazu gibt es mindestens 25 größere Texte im Lauf der letzten Jahrzehnte. Die «Woche für das Leben» machen wir bald 20 Jahre gemeinsam. Natürlich ist es auch klug, um in der Öffentlichkeit mehr Resonanz zu finden, wenn wir vieles gemeinsam machen. Aber es gibt eben auch viele Übereinstimmungen in diesem Bereich.

epd: Wichtige Positionen der Bioethik driften derzeit auseinander.

Lehmann: Dies ist eine tickende Bombe. Ich habe Sorge um den Konsens in der Bioethik. Da gibt es schon länger Abweichungen von einzelnen Fachtheologen, die eine ziemliche Opposition gegen unsere Gemeinsamkeit entwickelt haben, während die Kirchenleitungen deutlich hinter dem Konsens stehen. Bei den nächsten Zusammenkünften müssen wir offen bereden, ob die Differenz z.B. bei den Themen Wachkomapatienten, Patientenverfügung oder neuer Stichtag für Stammzellforschung soviel wert ist, dass man dazu große Unterschiede in der Öffentlichkeit aufbaut. Ich habe erhebliche Zweifel, ob das gut ist. In den Grundsätzen über den Lebensschutz haben wir beide keine großen Spielräume.

Welche Meilensteine der Ökumene liegen vor uns?

Lehmann: Kritisch und schwierig wird die Amtsfrage das ist das Thema der nächsten Jahre. Da gibt es auch Rückschritte, nicht nur durch das Ordinationspapier der VELKD. Wenn in manchen evangelischen Landeskirchen Agenden erschienen sind mit neuen Ordinationsformularen, in denen steht, Handauflegung kann auch entfallen, dann ist das auch im Horizont der Welt-Ökumene - nicht ökumenisch. Oder wenn die Handauflegung zu allem Möglichen benutzt wird, z.B. bei der Verabschiedung eines Bischofs aus seinem Amt. Da gibt es manche rückschrittliche Tendenzen, über die man ernsthaft reden muss.

Erwarten Sie noch konkrete ökumenische Fortschritte bis zum gemeinsamen Kirchentag 2010 in München?

Lehmann: Wenn wir den Text über die Apostolische Sukzession im Ökumenischen Arbeitskreis gemeinsam verabschieden können, dann glaube ich das. Parallel gibt es im Katholisch-Lutherischen Gespräch auf Weltebene ein Dokument zur Apostolizität der Kirche. Wenn beide Texte gelingen, dann gibt dies einen mächtigen Anstoß. Dahin müssen wir uns alle bewegen. Dies gilt an diesem Punkt auch für die Evangelische Kirche.

Hat Sie Bischof Hubers Formel von der «Ökumene der Profile» geärgert?

Lehmann: Nein, über diskutable Ideen ärgere ich mich nicht, aber ich war von Anfang an etwas skeptisch. Nicht weil ich gegen eine stärkere Profilierung war, denn ich habe immer die Auffassung vertreten, das jeweils Eigene ist ganz wichtig für die Partner. Aber ich hatte Sorge, dass die nötige Profilierung zu einer negativen Abgrenzung führen kann. Eigene Identitätsstärkung ohne abwertende Konkurrenzbildung ist nicht so einfach. Man sieht es auch in der jetzigen Situation. Es hat z.B. keinen Sinn zu sagen: Wir sind von euch völlig unabhängig. Das ist auch historisch und theologisch nicht richtig. Wir kommen aus derselben Quelle und haben dieselbe Herkunft.
Es ist ein weites Thema, auf das ich wieder zurückkomme.

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