Kirchen beurteilen den „Marsch für das Leben“ unterschiedlich
Berlin/München/Hannover (idea) – In den beiden großen Kirchen wird der „Marsch für das Leben“ am 17. September unterschiedlich beurteilt: Während sich der führende deutsche Vertreter der Katholiken hinter die Demonstration stellt, vermeidet die EKD eine klare Stellungnahme. Der Vorsitzende der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (München), bedankte sich am 15. September in einem Grußwort bei dem Veranstalter – dem Bundesverband Lebensrecht – für seinen Einsatz für den Lebensschutz. Der Verband setze mit dem Marsch ein „augenfälliges Zeichen des Respekts vor der Würde eines jeden menschlichen Lebens“. Er wünsche dem Marsch eine „rege Teilnahme“, so Marx. Ein Sprecher des EKD-Kirchenamtes in Hannover teilte auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea mit, dass die EKD das Engagement für den Lebensschutz schätze und würdige: „Die EKD nimmt Frauen und Eltern in einer Konfliktsituation ernst und ist der Meinung, niemandem eine Entscheidung aufzwingen zu dürfen.“ Ein wichtiger Leitsatz dabei laute „Mit den Frauen, nicht gegen die Frauen“. Zum Schutz des ungeborenen Lebens setzten die Gliedkirchen der EKD auf Hilfe, Ermutigung, Beistand und Liebe statt auf Strafrecht und Druck: „Bei dem sensiblen und komplexen Themenfeld menschlicher Existenz gibt es in einzelnen Punkten unterschiedliche Nuancen in der Wertung zwischen der EKD und den Veranstaltern des ,Marsches für das Leben’.“
Landesbischöfe Rentzing und July pro – Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz kontra
Das wird auch an den konträren Stellungnahmen der EKD-Mitgliedskirchen deutlich: Während der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Carsten Rentzing (Dresden), der Antiabtreibungsdemonstration wünscht, dass sie einen Beitrag für eine „Kultur des Lebens“ leiste, rät die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) ihren Gemeinden von einer Teilnahme ab. Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July (Stuttgart) rief am 15. September in einem Grußwort die Teilnehmer und die Gegendemonstranten zu einem offenen und friedlichen Dialog auf. Der Einsatz für das Lebensrecht sei eine „ganzheitliche Berufung“. Diese Überzeugung sollten die Teilnehmer lebensfreundlich und geduldig mitteilen und nicht in Ausgrenzung sowie Herabsetzung. Eine solche Gesprächsbereitschaft erwarte er auch von den Gegendemonstranten, die sich erneut angekündigt haben: „Gewalttätige Übergriffe – wie teilweise in den letzten Jahren – sind keine Argumente und deshalb alles andere als überzeugend.“ Zuvor hatten sich führende Vertreter der katholischen Kirche, der evangelikalen Bewegung und der Freikirchen hatten sich zuvor hinter den Marsch gestellt. Eine Mitwirkung zugesagt haben bisher von katholischer Seite unter anderen der Berliner Erzbischof Heiner Koch und der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, der auch den Abschlussgottesdienst leitet. Für den evangelikalen Dachverband, die Deutsche Evangelische Allianz, nehmen der Generalsekretär, Hartmut Steeb (Stuttgart), und der Zweite Vorsitzende, Ekkehart Vetter (Mülheim/Ruhr), teil. Im vergangenen Jahr zählte der Schweigemarsch rund 7.000 Teilnehmer, die vor zahlreichen linksradikalen Störern durch einen massiven Polizeieinsatz geschützt werden mussten.