Jüdisch-messianischer Theologe
Lutherstadt Wittenberg/London (idea) – Seit etwa 700 Jahren befindet sich das Relief an der Wittenberger Stadtkirche. Jetzt regt sich Widerstand. Die sogenannte „Judensau“ soll von der Außenwand der Kirche entfernt werden. Dazu hat der jüdische-messianische Theologe Richard Harvey (London) eine Online-Petition gestartet. „Diese Skulptur ist bis heute ein Angriff auf Juden und verspottet sie und ihren Glauben“, heißt es darin. Deshalb müsse sie entfernt werden. Harvey plädiert dafür, sie an einem anderen Ort auszustellen und eine historische Einordnung hinzuzufügen. An der Außenwand der Kirche dürfe sie jedenfalls nicht sichtbar bleiben: „Andernfalls werden Juden weiterhin diesem antisemitischen und schändlichen Abbild begegnen und darin ihre schlimmsten Erwartungen gegenüber dem christlichen Glauben bestätigt sehen.“
Die Kirche sollte um Vergebung bitten
Die Kirche sollte ehrlich um Vergebung für eine solche Skulptur bitten und von ihrer Haltung umkehren. Eine Kirche sollte ein Ort sein, „der mit Würde und Schönheit und nicht mit Obszönität und schockierenden antisemitischen Bildnissen geschmückt ist“. Harvey schlägt vor, die Darstellung durch etwas zu ersetzen, „das den Gott Israels ehrt, respektvoll den Juden gegenüber ist, und somit der Stadtkirche als christlichen Ort des Lobpreises wieder Ehre bringt“. Bislang zählt die Petition auf der Plattform www.change.org 1.800 Unterstützer. Auch die Geistliche Gemeinde-Erneuerung in der Evangelischen Kirche (GGE) steht hinter dem Begehren. „Ausgerechnet an der zentralen Kirche der Reformation ist eine Skulptur vorhanden, die seit 700 Jahren die religiösen Gefühle von Juden auf das Übelste verletzt und den heiligsten Gottesnamen schmäht“, schreibt der GGE-Vorsitzende, Pastor Henning Dobers (Hann. Münden), im aktuellen Rundbrief. Alle Gespräche und Eingaben bei den Verantwortlichen hätten bisher nichts bewirkt. Man bitte deshalb um Unterstützung der aktuellen Petition.