Mit der Äußerung des mächtigen Präsidenten des Europaparlaments hat die Endlosdebatte eine neue Ebene erreicht. Karas teilte krone.at am Montag mit, das Kreuz sei ein "Glaubenssymbol der Mehrheit der europäischen Bürger". Es stehe für Toleranz, Versöhnung und europäische Werte. "Davon brauchen wir mehr, nicht weniger", so der Fraktions- Vize der Europäischen Volkspartei. Im Übrigen sei der Konflikt ums Kruzifix nicht auf europäischer Ebene zu führen, sondern eine Angelegenheit der Mitgliedstaaten, erklärte Karas.
Der wohl einzige realistische Gegner für Schulz im Rennen um den nächsten Kommissionsvorsitz, der Luxemburger Jean- Claude Juncker, hatte sich bereits in der Fernsehdiskussion klar von den Vorschlägen abgesetzt: "Die EU soll sich nicht einmischen in der Frage, wie Religion vor Ort gelebt wird", zitierte der deutsche "Südkurier" den Spitzenkandidaten der EVP.
Auch die Grünen gingen auf Distanz: Schulz' deutsche Landsfrau Ska Keller, die Spitzenkandidatin auf EU- Ebene, sagte, man brauche nicht für alles eine EU- weite Regelung, vieles könne auch national gesteuert werden. Juncker pflichtete bei: Lokale und regionale Sitten und Gebräuche dürften nicht angetastet werden, solange die Grundprinzipien und Werte der Union eingehalten werden.
CSU fürchtet "Monopol" für UngläubigeIn Deutschland fiel die Kritik an Schulz noch wesentlich heftiger aus als auf europäische Ebene: "Ich will nicht, dass solche Leute Verantwortung als Kommissionspräsident tragen", sagte etwa der CSU- Europaabgeordnete Manfred Weber der "Welt". "Würden wir die religiösen Symbole aus dem öffentlichen Raum verbannen, würden wir denjenigen ein Monopol einräumen, die keinen Glauben haben", so Weber weiter.
Laut CSU- Generalsekretär Andreas Scheuer habe Schulz gar "das Christentum und christliche Symbole zu einer Gefahr für die religiöse Toleranz" erklärt. Vielmehr gefährde der SPD- Politiker selbst mit solchen Wortmeldungen eben diese Toleranz.