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Neuer Gender-Talk bei "Hart aber fair"


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Neuer Gender-Talk bei "Hart aber fair"
Thomalla kontert Kritik: "Den Stöckelschuh zieh' ich mir an"







08.09.2015,

Tobias Möllers, t-online.de


"Hart aber fair" wiederholt Diskussion zur Genderpolitik. Deutliche Kritik an Sophia Thomallas Haltung zur Frauenbewegung bei Frank Plasbergs "Hart aber fair". (Quelle: WDR, Oliver Ziebe)

Es war ein Novum in der deutschen TV-Geschichte: Bei "Hart aber fair" wurde eine Diskussion zur Genderpolitik bereits zum zweiten Mal geführt - mit denselben Gästen. Streitbar wurde es, als sich Sophia Thomalla erneut dem Vorwurf ausgesetzt sah, die Frauenbewegung mit ihrer Haltung zu behindern. Die Schauspielerin konterte mit einem provokanten Spruch.

Die erste Sendung vom März war im Anschluss heftig kritisiert und zeitweise sogar aus der ARD-Mediathek gelöscht worden. Die Plasberg-Redaktion setzte das Thema daraufhin kurzerhand erneut auf die Agenda. "Ein Fernsehexperiment" nannte Frank Plasberg das.

Bereits am 2. März waren Anton Hofreiter (Grüne), Wolfgang Kubicki (FDP), die Schauspielerin Sophia Thomalla, die Bloggerin und Netzfeministin Anne Wizorek und die Publizistin Birgit Kelle zu Gast bei Plasberg. Das Thema lautete damals "Nieder mit den Ampelmännchen - Deutschland im Gleichheitswahn?".

Unsouverän hin- und herlaviert

Gestern Abend wurde nun unter dem deutlich zurückhaltenderen Titel "Der Gender-Streit - was darf zu Mann und Frau gesagt werden?" erneut diskutiert. Zu dem bekannten Quintett gesellten sich die Frauenrechtlerin Sybille Mattfeldt-Klodt und WDR-Direktor Jörg Schönenborn.

Mattfeldt-Klodt sollte die Position der Frauenverbände stärker einbringen - aus dieser Ecke war die erste Sendung besonders häufig als tendenziös, frauenfeindlich und unseriös kritisiert worden. Und Schönenborn wollte die Reaktion des bei "Hart aber fair" federführenden WDR erklären. Reichlich unsouverän hatten WDR und ARD nach der ersten Sendung hin- und herlaviert.

Löschung "rückblickend nicht richtig"

Schönenborn bezeichnete die zwischenzeitliche Löschung der März-Sendung aus der ARD-Mediathek im Nachhinein nun als "rückblickend nicht richtig". Das Video nach (Selbst-)Zensur-Vorwürfen dann wenig später doch wieder zu veröffentlichen, rechtfertigte der WDR-Chef auch. Dies sei geschehen, "um deutlich zu machen: Ja, wir sind unabhängig".

Das sah Wolfgang Kubicki etwas anders. Das Video sei ja sowieso im Netz abrufbar gewesen. Den Kurswechsel des Senders bezeichnete der FDP-Vize als "Flucht nach vorn". Darin war sich Kubicki mit der Autorin Birgit Kelle einig: "Der WDR hat erst auf Druck der Frauenverbände reagiert und dann auf Druck der Öffentlichkeit."

"Das steht Ihnen nicht zu"

Selbst Sybille Mattfeldt-Klodt, prominente Kritikerin der ersten Sendung, fand die Entscheidung zur Löschung "erstaunlich". Dies habe aber "nichts mit Zensur zu tun".

Heftig angegangen wurde die stellvertretende Vorsitzende des niedersächsischen Landesfrauenrats immer wieder von Kubicki: "Sie haben eine Vorstellung davon, wer hier sitzen darf und wer nicht und das steht Ihnen nicht zu."

Streit um Kompetenz von Sophia Thomalla

Während es für Mattfeldt-Klodt in der ersten Sendung "an sachlicher Kompetenz" fehlte, empfand Autorin Kelle die Kritik als "weinerlich". Der Vorwurf der fehlenden Kompetenz richtete sich besonders auch an Schauspielerin Sophia Thomalla.

Diese konterte souverän: "Auch ich als - wenn das mal so vermutet wird - doofe Frau habe das Recht, meine Meinung kundzutun, denn ich bin persönlich betroffen."

Für Frauenrechtlerin Mattfeldt-Klodt hatte Thomallas Anwesenheit dennoch "keinen Mehrwert für den Informationsgehalt der Sendung". Das empörte die Publizistin Kelle: "Hätte das jetzt ein Mann gesagt, hätten wir die nächste Sexismus-Debatte in Deutschland."

"Den Stöckelschuh zieh ich mir an"

Überhaupt konnte die Autorin mit der Meinung der Frauenrechtlerin wenig anfangen: "Frauen wie Sie sind schuld daran, dass es mit der Frauenbewegung nie was wird."

Thomalla selbst konterte die Anwürfe mit einem charmanten Lächeln und dem Kommentar: "Wenn Frauenverbände mich nicht leiden können, ok. Den Stöckelschuh zieh' ich mir an."

Entscheidende Frage bleibt offen

Wenn auch unterhaltsam, wirklich tiefgründiger geriet Plasbergs zweite Sendung zum Thema nicht. Am Ende der Sendezeit wurden noch schnell die wichtigsten Themenbereiche durchgehechelt: Frauenquote, unterschiedliche Bezahlung, Betreuungsgeld, Männer bei der Hausarbeit.

Die eingangs gestellte Frage: "Was darf zu Mann und Frau gesagt werden?" blieb offen. Aber vielleicht macht Plasberg dafür dann ja noch eine dritte Sendung.




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Kniegelenke statt Ampelmännchen






Die Sendung "Hart aber Fair" vom 7. September beschäftigte sich erneut mit dem Thema "Gender".

Selten sorgte eine Gesprächsrunde im Fernsehen in diesem Jahr für so viel Aufregung wie „Hart aber fair“ zum Thema „Gender“ vom 2. März 2015. Nach Beschwerden feministischer Lobbygruppen entschied WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn, die Sendung aus der Mediathek zu nehmen. Nach vehementen Protesten – vor allem in sozialen Netzwerken – bei denen auch immer wieder das Wort Zensur fiel, dann die Rolle rückwärts: Die Sendung „Nieder mit den Ampelmännchen“ ist auf der ARD-Seite mittlerweile wieder abrufbar. Man kann nur erahnen, dass sich der 51 Jahre alte Schönenborn bei dieser Entscheidung jugendlichen Rat geholt hat: Welcher Medienexperte unter 40 wäre wohl auf die Idee gekommen, man könne im Zeitalter von YouTube eine Sendung dadurch aus dem Verkehr ziehen, indem man sie aus der Mediathek entfernt? Zu groß war zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits der Sturm der Entrüstung, um die Sache einfach auszusitzen. Eine Neuauflage musste her.

Ist das Zensur?

Am 7. September diskutierten so in der fast gleichen Besetzung wie vor sechs Monaten die Publizistin Birgit Kelle, die Schauspielerin Simone Thomalla, der schleswig-holsteinische FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki, der Grünen-Fraktionschef im Bundestag, Anton Hofreiter, und die Feministin Anne Wizorek. Zusätzlich lud Moderator Frank Plasberg auch die beiden Personen ein, die verantwortlich für die Kontroverse waren: Die stellvertretende Vorsitzende des Landesfrauenrats Niedersachsen, Sybille Mattfeldt-Kloth, deren Beschwerde beim Rundfunkrat, die Sendung habe das Thema Gender auf unseriöse Weise dargestellt, den ebenfalls geladenen Schönenborn erst in die Bredouille brachte. Der rechtfertigte sich zu Beginn wortreich gegen die Zensurvorwürfe: Als Direktor treffe er Programmentscheidungen. Mit Zensur habe das aber nichts zu tun. Außerdem habe er auf die Empfehlung des WDR-Rundfunkrates hin gehandelt, der schließlich die Interessenvertretung der Zuschauer sei. Gleichwohl räumte er selbstkritisch ein: „Ich kann erklären, warum wir die Entscheidung getroffen haben. Am Ende zählt aber: Sie war rückblickend nicht richtig.“ Etwas befremdlich wirkte hingegen Schönenborns Einlassung, man könne nicht von Zensur sprechen, weil die als staatlicher Eingriff in die Pressefreiheit definiert sei: Als ob der GEZ-finanzierte öffentlich-rechtliche Rundfunk so völlig unabhängig von staatlicher Einflussnahme wäre! Der schleswig-holsteinische FDP-Mann Kubicki nannte das Handeln des WDR so auch folgerichtig in einem Atemzug mit Zensuranstrengungen in Russland und China. Kelle fühlte sich gar an George Orwell erinnert, der in seinem Roman „1984“ von einem Staat schreibt, der das kollektive Gedächtnis des Volkes auszulöschen versucht.

Wer ist kompetent über Gender zu sprechen?

Spätestens als Plasberg etwa zur Hälfte der Sendung Schönenborn verabschiedete und den Versuch einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Gender wieder aufnahm, wird klar: Die Protagonisten ziehen es vor, sich aneinander abzuarbeiten, als zum Erkenntnisgewinn beizutragen und sprechen sich gegenseitig die Kompetenz ab, zu dem Thema überhaupt zu reden. Thomallas Einwurf, auch als doofe Frau habe sie das Recht ihre Meinung zu äußern, wirkte da fast schon salomonisch. Den Vorwurf, die erste Debatte durch den Fokus auf feministische Kopfschüttelprojekte wie gendergerechte Ampelmännchen unseriös gestaltet zu haben, wollte Plasberg gegen Ende dann aber nicht auf sich sitzen lassen. Ein Einspielfilm pries die Vorzüge von künstlichen Kniegelenken speziell für Frauen sowie von Schutzhelmen für Frauen auf Baustellen – weil die kleinere Köpfe hätten als Männer. Als ob das Fehlen geeigneter Helme der Grund gewesen wäre, warum das weibliche Geschlecht bisher nicht in Scharen den Beruf der Bauarbeiterin ergriffen hat! Hofreiter nahm die Steilvorlage gerne an, und lobte beide Erfindungen als Errungenschaften des Gender-Mainstreaming. Nicht nur Kelle fragte sich da, ob gerade die Kniegelenke wirklich an Gender-Lehrstühlen erfunden worden waren. Und bei den Helmen wunderten sich manche Zuschauer auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, ob nicht auch männliche Köpfe unterschiedlich groß sein können.

75 Minuten gähnende Langeweile

Um solche Widersprüche zu erörtern, blieb aber keine Zeit mehr. Lieber holte sich Plasberg bei der Abmoderation noch das Lob der Tagesthemen-Moderatorin Caren Misoga ab, dass sie an der Sendung nichts zu kritisieren hätte. Ein merkwürdiger Schlusspunkt unter 75 Minuten gähnende Langeweile.

Ein Kommentar von idea-Redakteur Thorsten Brückner.

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